10. KAPITEL

Als Blossom endlich die Augen öffnete, wusste sie, dass sie eine lange, sehr lange Zeit geschlafen hatte. Vage erinnerte sie sich daran, hin und wieder ins angrenzende Bad gestolpert und von Geraldine mit dicker Suppe und warmen Brötchen versorgt worden zu sein. Doch all das lag mehr oder minder im Nebel und wirkte wie ein Traum. Sie war gar nicht richtig wach gewesen. Jetzt aber schon.

Kurz griff sie zu ihrer Armbanduhr, die auf dem Nachttisch lag, und warf einen Blick darauf. Elf Uhr. Zak hatte sie um vier Uhr nachmittags abgeholt, das hieß, dass sie beinahe zwanzig Stunden geschlafen hatte, wenn man ihr Nickerchen während der Autofahrt mitrechnete. Erstaunlicherweise war sie immer noch müde.

Nach einem kurzen Anklopfen trat Geraldine ein. „Oh, Sie sind wach, das ist sehr gut.“ Im Gesicht der Haushälterin leuchtete es auf. Sie trug ein Tablett zum Bett hinüber. „Sie haben uns allen einen Riesenschrecken eingejagt, obwohl ich zu Zak gesagt habe, dass Sie sich einfach nur an den Rand einer Erschöpfung gearbeitet haben in den letzten Monaten. Ist es gut gelaufen? War es die Sache wert?“

„Was? Oh, ja, ja. Ich denke schon.“ Als Geraldine das Tablett auf ihrem Schoß abstellte und sie fest umarmte, versuchte Blossom, ihre Gedanken zu ordnen. „Es tut mir leid, dass ich so lange geschlafen habe“, sagte sie höflich. „Wenn Sie mich geweckt hätten, wäre ich zum Frühstück hinuntergekommen.“

Geraldine warf ihr einen äußerst merkwürdigen Blick zu. „Ist schon in Ordnung, Liebes“, erwiderte sie. „Der Arzt hat gesagt, dass wir Sie so lange schlafen lassen sollen wie nötig, als Zak ihn am ersten Morgen gerufen hat.“

„Am ersten Morgen?“ Blossom schaute auf das Tablett. Eine Schale Suppe, zwei Brötchen und eine Kanne Tee standen darauf. Irgendetwas stimmte hier nicht. „Geraldine, welcher Tag ist heute?“, fragte sie alarmiert.

„Heiligabend, Liebes. Und ein perfekter, wenn ich sagen darf. Der Schnee draußen ist einen Fuß hoch, wunderbar weiß und fest.“

Blossom hörte nur die ersten beiden Worte. Entsetzt starrte sie die Haushälterin an. „Heiligabend? Aber das kann nicht sein. Ich kann doch nicht zwei ganze Tage verschlafen haben.“

„Und drei Nächte.“ Geraldine strahlte. „Es hat Ihnen wirklich gutgetan, Sie sehen viel besser aus. Als Sie ankamen, haben Sie Will und mich zu Tode erschreckt. Wie stark Sie abgenommen haben! Sie haben doch keine dieser törichten Diäten gemacht, oder?“

Fassungslos schüttelte Blossom den Kopf. „Nein, ich habe gearbeitet …“

„Erinnern Sie sich daran, dass Ihre Schwester hier war?“

„Melissa? Hier?“ Es wurde immer schlimmer.

„Sie ist nicht lange geblieben, wollte sich wahrscheinlich nur davon überzeugen, dass Sie noch unter den Lebenden weilen. Sie waren gar nicht richtig wach, aber sie hat an Ihrem Bett gesessen und Ihre Hand gehalten.“

„Ich glaube das einfach nicht“, murmelte Blossom benommen. „Wie kann ich nur so lange geschlafen haben?“

„Weil du dich an den Rand eines völligen Zusammenbruchs getrieben hast, deshalb.“

Beim Klang der tiefen Stimme drehten beide Frauen die Köpfe um. Zak stand im Türrahmen, die Hände in den Hosentaschen vergraben, ein Stirnrunzeln im Gesicht.

Blossom blinzelte. Er wirkte wütend. „Das habe ich nicht.“ Abrupt hielt sie inne. Schließlich konnte sie schlecht zugeben, dass es die Verzweiflung über ihre Trennung war, die für die Gewichtsabnahme und die schlaflosen Nächte gesorgt hatte. „Ich habe nur das getan, was notwendig war“, schloss sie schwach.

Geraldine zog sich taktvoll zurück und schloss die Tür hinter sich, nachdem Zak eingetreten war. „Sie haben dich dort ganz eindeutig wie eine Sklavin schuften lassen, und was auch immer man dir bezahlt hat, es war nicht genug. Mensch, siehst du nicht selbst, dass du kurz vor einem Zusammenbruch gestanden hast? Der Jetlag hat dich vermutlich gerettet, indem du in einen solch tiefen Schlaf versunken bist.“

Nein, du hast mich gerettet. Er wirkte so groß und stark und attraktiv. Pure Männlichkeit mit himmelblauen Augen. Ihr Herz schmerzte, so sehr liebte sie ihn. Und er hatte sie nicht aufgegeben. Sie hatte das Allerschlimmste getan, hatte ihn verlassen und ihm gesagt, dass es keine Zukunft für sie gab, und dennoch hatte er auf sie gewartet. Welcher andere Mann in der Welt hätte das getan?

„Wie fühlst du dich jetzt?“ Offensichtlich war ihm aufgegangen, dass sein Zorn nicht ganz das Richtige war. „Wieder mehr wie du selbst?“

Blossom schluckte. „Angesichts der Tatsache, wie lange ich geschlafen habe, fühle ich mich erstaunlicherweise immer noch müde“, gab sie zu. „Aber ich befinde mich wieder unter den Lebenden, falls du das meinst.“

„Ja, das meine ich.“ Seine Stimme war sanft und von einer Intimität, die ihr die Röte auf die Wangen trieb. „In den vergangenen Tagen habe ich mir unheimliche Vorwürfe gemacht, weil ich es zugelassen habe, dass du dich so völlig verausgabst.“

Erstaunt blickte sie ihn an. „Das ist nicht deine Schuld.“

Er schüttelte den Kopf und nahm ihr das Tablett vom Schoß. Nachdem er es abgestellt hatte, setzte er sich zu ihr aufs Bett und nahm ihr Gesicht in die Hände. „Es hat sich aber so angefühlt. Es gab Momente, in denen ich beinahe in ein Flugzeug gestiegen wäre, um dich zu sehen.“

Sie verdiente ihn nicht. Es schien immer noch unmöglich, dass ein Mann wie er jemanden wie sie lieben sollte. Aber das tat er. Es war verrückt, unglaublich, doch er tat es. Sie spürte, wie etwas von ihrem Herzen abfiel – eine Mauer, die bröckelte, und es war zum Teil Freude und zum Teil Schmerz. Die alte Panik war immer noch da, doch sie wurde schwächer.

Zak küsste sie auf die Nasenspitze und stand auf. Am liebsten hätte sie die Arme nach ihm ausgestreckt und ihn gebeten, zu bleiben. Doch das tat sie nicht. An diesem Punkt war sie noch nicht angelangt. Stattdessen sah sie zu, wie er den Raum verließ und die Tür leise hinter sich schloss.

Die Suppe ließ sie, wo sie war. Rasch schlug sie die Decke zurück, ging ins angrenzende Bad hinüber und betrachtete sich im Spiegel. Sie stöhnte auf. Wenn er sie derart anschauen konnte, wenn sie so hohlwangig und blutleer aussah, dann musste er sie lieben, oder?

Nach einer heißen Dusche fühlte sie sich schon wesentlich besser, zumal sie sich eingecremt und ihr seidiges Haar geföhnt hatte, sodass es bis auf ihre Schultern fiel. In New York hatte sie sich einen schicken Schnitt machen lassen, und so deutlich hatte man ihre Wangenknochen noch nie sehen können.

Sobald sie angezogen war, zog sie die Vorhänge zurück und seufzte unwillkürlich auf. Der Garten war die reinste weiße Pracht. Die Sonne schien, und der Himmel war strahlend blau. Plötzlich wollte sie draußen in der frischen, kalten Luft sein.

Schnell griff sie nach dem Tablett – von Suppe hatte sie definitiv erst mal genug, sie konnte ein richtiges Schinkensandwich vertragen – und verließ den Raum. Doch als sie an der ersten Treppenstufe ankam, blieb sie wie angewurzelt stehen. In der Eingangshalle stand der größte Tannenbaum, den sie je gesehen hatte, ganz in Gold und Purpurrot geschmückt. Das Treppengeländer zierte frisches Grün, und aus irgendeinem Raum erklang Bing Crosby mit seinem „White Christmas“.

Als sie unten angekommen war, stand sie einen Moment staunend vor dem großen Baum. In diesem Moment kam Geraldine aus der Küche.

„Was machen Sie denn außerhalb des Betts?“, rügte die Haushälterin sie und nahm ihr das Tablett ab. „Wir dachten, Sie stehen erst später auf.“

„Ich fühle mich schon viel besser.“ Das stimmte. „Geraldine, könnte ich vielleicht eher ein Sandwich haben als Suppe?“

Die alte Dame lächelte. „Sie können alles haben, was Sie wollen. Gott sei Dank sind Sie auf dem Wege der Besserung. Warum gesellen Sie sich nicht zu Zak in den Teesalon? Lunch ist in zehn Minuten fertig, dann rufe ich Sie.“

Blossom nickte. „Die Halle ist wunderschön. Dekorieren Sie das Haus immer an Weihnachten?“

Geraldine trat ein wenig näher an sie heran und wisperte: „Zak gefällt es. Ich denke, es hat damit zu tun, dass er als Kind nie ein richtiges Weihnachten erlebt hat. Er ist wie ein kleiner Junge, wenn wir den Baum aufstellen. Im Teesalon steht noch einer, unter dem sich die Geschenke befinden.“

Blossom erwiderte das Lächeln der Haushälterin, doch am liebsten hätte sie geweint. Den Gedanken, dass er ein ungeliebtes Kind gewesen war, konnte sie nicht ertragen. Sie selbst hatte eine ganz wundervolle Kindheit gehabt.

Als Geraldine mit dem Tablett in die Küche verschwand, starrte Blossom noch eine Weile auf den Baum. Alles, was Zak in seiner Kindheit angetan worden war, hätte ihn zu einem kalten verbitterten Mann machen können, einem Mann wie seinem Vater. Doch er hatte ihr vor ihrer Reise nach Amerika gesagt, dass er sich entschieden hatte, seine Vergangenheit loszulassen. Und wenn sie das, was sie haben konnten, nicht ruinieren wollte, dann musste sie dasselbe tun.

Als sie den Teesalon betrat, schaute Zak auf und erhob sich rasch. „Du siehst viel besser aus“, erklärte er sanft und kam auf sie zu. „Du hast wieder Farbe auf den Wangen.“

„Ich fühle mich auch besser.“ Blossom schaute auf den Tannenbaum in der Ecke, der kaum kleiner war als der in der Eingangshalle. Dieser war in Grün und Weiß geschmückt. Liebevoll eingepackte Geschenke lagen unter ihm, und der Kaminsims über dem knisternden Feuer war mit Stechpalmenzweigen dekoriert. „Du magst Weihnachten“, sagte sie ruhig und schaute zu ihm auf. „Das sehe ich.“

„Ich mag dieses Weihnachten.“ Er streckte den Arm aus und zog sie an sich, um ihr ganzes Gesicht mit Küssen zu bedecken, ehe er seinen Mund schließlich auf ihre willigen Lippen senkte. Sie schlang die Arme um seinen Nacken und presste sich an ihn, weil sie einfach seine körperliche Nähe spüren musste.

Der Kuss war unendlich tief und leidenschaftlich. Alles an ihm war richtig. Sie passten zusammen wie zwei Teile eines Ganzen. Wie hatte sie nur annehmen können, ohne seine Küsse leben zu können?

„Dein Geschmack ist wie eine Droge …“ Selbst während er sprach, küsste er sie weiter. Jedes einzelne Wort betonte er, indem er seine Hüften bewegte und sich an ihr rieb. Die Hände legte er um ihre schmale Taille. Von dort strich er ihre Seiten entlang, umfasste ihre Brüste und liebkoste die Spitzen durch die weiche Wolle ihres Pullovers.

Blossom grub ihre Fingernägel in seine Schultern, sie stöhnte sanft, alle Empfindungen einzig darauf gerichtet, was er mit ihr anstellte. Er atmete abgehackt, ein Zittern durchlief seinen starken Körper. Dass er mühsam um Kontrolle kämpfte, wusste sie schon, ehe er seinen Mund von ihrem losriss und keuchte: „Noch eine Sekunde, und ich kann nicht mehr aufhören. Hörst du, Blossom?“

Ja, sie hörte ihn, aber sie konnte nichts dagegen tun. Zak war derjenige, der einen Schritt zurücktrat und sie losließ, um den sinnlichen Bann zu brechen.

Sie schaute zu ihm auf und betrachtete sein Gesicht als hätte sie es noch nie zuvor gesehen. Verlangen brannte in seinen Augen. Er wirkte hart und stark und rücksichtslos, und vielleicht war er das auch, wenn die Situation es erforderte, doch bei ihr hatte er seine Stärke immer mit Sanftheit und Verständnis gemischt. Genau wie ihr Vater es bei ihrer Mutter getan hatte.

Zwei außergewöhnlich gut aussehende, charismatische Männer, die durch ein paar Jahrzehnte getrennt und dazu bestimmt waren, sich nie kennenzulernen, doch sie waren Brüder im Geiste, und das war das Einzige, was zählte. Wieso hatte sie es nicht schon zuvor erkannt? Warum hatte sie Monate voller Einsamkeit und Verzweiflung gebraucht, damit sich ihre Augen öffneten? Und was wäre gewesen, wenn er sie nicht genug geliebt hätte, um für sie beide an ihre Liebe zu glauben?

„Ich liebe dich.“ Plötzlich waren es die einfachsten Worte der Welt. „Ich liebe dich mehr als ich jemals für möglich gehalten hätte, und es jagt mir eine Höllenangst ein.“

Im ersten Moment glaubte sie, dass er sie nicht gehört hatte, denn er rührte sich nicht, er sprach auch kein Wort, alles an ihm war erstarrt. Und dann lächelte er, ein wunderbares, strahlendes Lächeln, das ihr das Herz brach.

„Mein mutiges Mädchen“, sagte er sanft, streckte den Arm aus und zog sie wieder an sich, nur diesmal zärtlich. Er hielt sie, als wäre sie furchtbar zerbrechlich, und genauso fühlte sie sich in diesem Moment.

Schweigend standen sie da. Die helle Wintersonne warf durch das Fenster ein strahlendes Licht über sie, während das warme Feuer vor sich hinknisterte. Blossom genoss den Frieden. Schließlich war Weihnachten.

Irgendwann, Lichtjahre später, löste er sich ein klein wenig von ihr und schaute auf sie herab. „Ich will dich zu meiner Frau, Blossom. Alles andere wäre zu wenig. Das weißt du doch, oder?“

Sie nickte. Endlich verstand sie, was für eine Art Mann er war. Alles oder nichts. So wie er sie liebte, wünschte er sich die absolute Bindung.

„Also, Blossom White, wirst du mich heiraten?“, fragte er zärtlich. „Wirst du mein Leben teilen und zulassen, dass ich deines teile? Wirst du die Mutter meiner Kinder sein, so wir gesegnet sind, welche zu haben, und wirst du mich alle Tage meines Lebens lieben, so wie ich ganz sicher dich lieben werde?“

Es war genauso beängstigend, wie sie es sich vorgestellt hatte. Aber er wusste genau, was sie fühlte, das sah sie an seinem Blick, der sie darum bat, ihm zu vertrauen und den letzten Schritt zu gehen.

„Ja“, sagte sie zitternd. „Oh, ja.“ Er war ihr Schicksal. Endlich hatte sie es verstanden.

„Und kann es wirklich bald sein?“ Seine Augen hatten sich verdunkelt. „Ich habe lange genug gewartet und kann nicht viel länger warten.“

Sie lächelte leicht. „Du musst nicht warten“, hauchte sie. „Ich würde dich morgen heiraten, wenn ich könnte.“

„Der erste Weihnachtstag wird ein kleines Problem, aber spätestens am Ende der Woche steckt ein Ring an deinem Finger“, versprach er fest. „Bis dahin lasse ich dich nicht aus den Augen. Nur zur Sicherheit.“ Sein Griff verstärkte sich, wie um es zu beweisen.

Sie streckte sich und küsste ihn auf den Mund. „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.“ Durch einen Schleier von Tränen sah sie ihn an und legte die Arme um ihn. „Ich liebe dich. Ich werde dich immer lieben, und ich werde nirgendwohin gehen, es sei denn, du bist bei mir.“

Er atmete tief ein. „Jetzt weiß ich, dass es einen Weihnachtsmann gibt“, raunte er und küsste sie.

Die Hochzeit fand am Tag vor Silvester statt, in einem kleinen Landhotel, dessen Besitzer sein Glück nicht fassen konnte, in den ruhigen Tagen nach Weihnachten und vor dem Jahreswechsel eine solche Feier ausrichten zu dürfen. Es war eine sehr kleine Feier, aber deshalb nicht weniger zauberhaft.

Harry war Blossoms leicht widerwilliger Pagenjunge, und Simone, Ella und Rebecca ihre begeisterten Brautjungfern. Die drei kleinen Mädchen trugen rosafarbene Kleidchen, in denen sie sich wie Prinzessinnen vorkamen. Harry wirkte in seinem kleinen Anzug mit Krawatte richtig erwachsen.

Neben Braut und Bräutigam waren nur noch vier Erwachsene anwesend, doch genau so hatte Blossom es gewollt. Und Melissa, Greg, Geraldine und Will versicherten, dass es die beste Hochzeit sei, die sie je besucht hätten.

Als Blossom Hand in Hand mit Melissa den kleinen Gang hinabschritt, dachte sie nicht eine Sekunde an die steife standesamtliche Trauung, die sie vor drei Jahren gehabt hatte. Ihre Gedanken waren ausschließlich auf den großen, schwarzhaarigen Mann gerichtet, der am Ende des Raums auf sie wartete.

Das cremefarbene Seidenkleid mit dem engen Mieder und der kleinen Schleppe hatte sie am Tag zuvor gekauft, doch selbst, wenn sie monatelang gesucht hätte, hätte sie kein Kleid finden können, das besser zu ihrer Figur und ihrem Typ passte. Das Haar trug sie offen. Es glänzte seidig.

Als sie Zak erreichten, weinte Melissa wie ein Schlosshund, doch Blossoms Augen strahlten vor Liebe. Mit den Fingern streichelte sie die kleine Diamantbrosche an ihrem Mieder, die Zak ihr bei ihrem ersten Rendezvous geschenkt hatte.

Als der Standesbeamte mit seiner Rede begann, konnte sie immer noch nicht fassen, mit welchem Tempo alles geschehen war und was für ein wichtiges Gelübde sie gleich ablegen würde. Als Zak ihre Hand drückte und sie mit seinen herrlich blauen Augen ansah, rückte alles an seinen rechten Platz. So wie es immer mit ihm sein würde.

Der Lunch nach der Trauung war eine fröhliche Angelegenheit. Die Erwachsenen lachten und unterhielten sich, und die Kinder spielten mit einem ganzen Karton voller neuer Spielsachen, die Zak gekauft hatte, um sie bei Laune zu halten. Die Nacht würden sie im Hotel verbringen, ehe sie am nächsten Tag auf die Bahamas flogen, wo ein Freund von Zak ihnen für einen unbegrenzten Zeitraum seine luxuriöse Villa überließ.

„Glücklich, Mrs. Hamilton?“, fragte Zak auf der Türschwelle des Hotels, nachdem sie ihre Gäste verabschiedet hatten.

Blossom lag in seinen Armen und wisperte: „Komm ins Bett.“

„Schämst du dich gar nicht?“, fragte er, lächelte und küsste sie auf die Nasenspitze. „Wir haben nicht mal fünf Uhr.“

„Also gut.“ Sie erwiderte sein Lächeln, legte die Arme um seine Taille und kuschelte sich an ihn. Sie wusste, dass er genauso ungeduldig darauf gewartet hatte, dass ihre Gäste gingen, wie sie. „Dann kommt das Dinner eben zuerst.“

„Zur Hölle mit dem Dinner“, murmelte er.

Die Hochzeitssuite war nicht groß, aber wunderbar romantisch. Das cremefarbene Bett mit der elfenbeinfarbenen Decke dominierte den Raum. Zak hatte sie auf die Arme gehoben und über die Schwelle getragen. Als er sie jetzt an sich herabgleiten ließ, konnte sie spüren, dass er das Warten nicht mehr lange ertragen würde.

Sanft küsste er ihre Lider, eines nach dem anderen, ehe er sich ihren willigen Lippen widmete. Sofort öffnete sie den Mund und hieß seine verführerische Zunge willkommen. Blossom hatte das Gefühl, ihm nicht nah genug kommen zu können. Als er den Reißverschluss ihres Kleides öffnete, prickelte ihre Haut von Kopf bis Fuß.

Der Stoff fiel zu Boden, sodass sie nur in ihrer sexy Unterwäsche vor ihm stand – angesichts der Tatsache, dass es sich dabei um einen Hauch von Nichts handelte, hatten die Dessous ein Vermögen gekostet. Doch als sie jetzt Zaks Gesichtsausdruck sah, wusste sie, dass sich jeder Penny gelohnt hatte.

„Meine wunderschöne Ehefrau“, murmelte er ehrfürchtig, sodass sie errötete. Er legte die Hände um ihre Brüste und streichelte über die empfindsamen Knospen, die sich ihm durch die zarte Spitze entgegenreckten. Blossom stöhnte auf.

Hastig zerrte sie an seinem Hemd und zog ihn aus, während er ihr die Dessous abstreifte, sodass sie beide endlich nackt waren. Sein Anblick war atemberaubend. Voller Bewunderung glitt ihr Blick über die breiten Schultern, den muskulösen Oberkörper und die schmalen Hüften. Er war bereits stark erregt.

Mit sanftem Druck drängte er sie zum Bett, wobei er sie unablässig küsste und streichelte. Kaum dass sie auf den seidenen Laken lag, versank Blossom in einem herrlichen Sinnestaumel, den sie niemals für möglich gehalten hätte.

Nichts, was sie mit Dean erlebt hatte, hatte sie darauf vorbereiten können, von Zak geliebt zu werden. Und genau das war der Unterschied – sie wurde von ihm geliebt. Mit Augen, Händen und Lippen und einer solch erotischen Finesse, dass sie glaubte, vor Lust zu vergehen.

„Ich liebe dich, mein Darling. Ich liebe dich mehr als das Leben selbst.“ In dem Moment, bevor er sie endgültig zu der Seinen machte, hauchte er die Worte an ihren Lippen. „Und das ist erst der Anfang eines Lebens voller Liebe, das besser und besser werden wird mit jedem Tag, der vergeht.“

„Ich weiß.“ Fieberhaft zog sie ihn an sich, denn sie sehnte sich mit aller Inbrunst nach ihrer Vereinigung. „Und ich liebe dich auch, so sehr.“

Als er in sie eindrang, bewegte er sich zunächst ganz vorsichtig und langsam. Er beobachtete ihr Gesicht und las darin das wachsende Verlangen. Als er sich dann schneller und härter in ihr bewegte, spürte sie, wie sie von unglaublichen Empfindungen durchströmt wurde, die mit jeder Minute intensiver wurden. Unaufhörlich trieb sie auf einen unsichtbaren Abgrund zu, und als sie mit einem Mal darüber hinausschoss, da explodierte ein gleißend helles Licht vor ihrem Auge, und es gab nur noch Zak und ihre Liebe. Zak stöhnte tief und brach ermattet über ihr zusammen.

Es dauerte lange, ehe einer von ihnen sprechen oder sich rühren konnte. Als sie die Hände um sein Gesicht legte, klang ihre Stimme zittrig. „Danke.“ Sie küsste ihn, während sie immer noch miteinander vereint dalagen. „Danke, dass du das gesehen hast, was ich nicht konnte, und dass du an uns geglaubt hast.“

„Es war mir ein Vergnügen.“ Träge lächelte er sie an. Aus seinem Blick sprach Liebe.

„Ich hätte nie geglaubt, dass es so sein könnte“, murmelte sie sanft. „Es war so …“ Sie hatte keine Worte, um ihre Gefühle zu beschreiben.

Zak küsste sie, machte es sich neben ihr bequem und zog sie an sich. Er breitete die Decke über ihnen aus. „Perfekt“, beendete er den Satz für sie. „Weil wir zusammen perfekt sind. Ich habe andere Frauen gekannt, Blossom, aber keine hat je in mir das ausgelöst, was du schon am allerersten Tag nur mit einem Blick getan hast. Die Liebe hat mich wie ein Blitz durchzuckt, und je näher ich dich kennenlernte, desto intensiver wurde sie. Manchmal war es unangenehm, schmerzhaft und frustrierend …“

„Oh, Zak.“ Sie küsste ihn.

„Ehe ich dich traf, war ich halb tot, und das wusste ich. Ich liebe alles an dir, deine Wärme, deinen Sinn für Humor, deinen Starrsinn, einfach alles, denn all diese Facetten machen dich aus. Du gehörst mir, und du wirst immer mir gehören, weil ich dich niemals gehen lassen werde. Ich werde dich mit unseren Kindern teilen, aber das ist auch schon alles.“

Babys. Zaks Babys. Wärme erfüllte sie bei dem Gedanken. Sie kuschelte sich noch enger an ihn. Er würde ein wundervoller Vater sein. Dazu brauchte man nur zu beobachten, wie er mit Harry und den Mädchen umging.

„Als ich in Amerika war, dachte ich, dass meine Zukunft klar umrissen wäre“, flüsterte sie. „Ich habe in die nächsten Jahre geblickt, und sie sahen öde und leer aus. Ich wusste, dass ich einen Fehler gemacht hatte, aber ich hätte niemals den Mut aufgebracht, etwas dagegen zu unternehmen, wenn du nicht zu mir gekommen wärst.“

Er lächelte leicht. „Dich zu entführen, während du zu erschöpft warst, um dich zu wehren. Es war der einzige Weg.“

Sie nickte, berührte seine Lippen und zeichnete mit den Fingern liebevoll die Linien seines Gesichts nach. „Ich hätte niemals geglaubt, dass ich zu Weihnachten einen Ehemann bekommen würde“, sagte sie voller Emotionen.

Zak küsste ihre Fingerspitzen, ehe er sie auf sich zog und ihr bewies, dass sein Verlangen noch lange nicht gestillt war. „Ich habe es dir doch gesagt“, raunte er heiser, „es gibt doch den Weihnachtsmann.“

– ENDE –