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Der US Highway 59 führt direkt durch das Herz von Osttexas, ein Faden auf der Landkarte, an den Kleinstädte geknüpft sind, von Laredo bis Texarkana an der nördlichen Grenze. Für Schwarze, die in den ländlichen Gemeinden entlang der Nordsüd-Route aufgewachsen waren, versprach der Highway eine Fülle von Möglichkeiten, war er die asphaltierte Hoffnung, die nach Norden führte.

Allerdings nicht für Darrens Familie.

Er war Texaner durch und durch, und sein Stammbaum reichte zurück bis zur Zeit der Sklaverei. Bis zur Wiedereingliederung der Südstaaten in die Union hatte bis auf ein paar Onkel und Cousins mütterlicherseits, die vor dem Gesetz geflohen waren, keiner die Kiefernwälder des östlichen Grenzgebiets verlassen. Die Familie seiner Mutter war geblieben, weil sie arm war; die Mathews’, weil sie es nicht waren. Von Anfang an gehörte ihnen fruchtbares Ackerland, das ihnen der Mann hinterlassen hatte, der seinen Lieblingssklaven den Nachnamen Mathews gab, so ging jedenfalls die Legende, und Schwarze ließen einen solchen Reichtum nicht einfach zurück, um an irgendeinem fremden und kalten Ort von vorn zu beginnen. Nein, die Mathews’ gruben tiefer in der Erde, pflanzten Baumwolle und Mais und gründeten eine richtige Familie – und keine Vermögensgemeinschaft, die beliebig gegen Bares eingetauscht werden konnte. Sie arbeiteten hart auf dem Feld und verdienten genug, um Generationen von Männern und Frauen zu ernähren und Dutzende von ihnen aufs College und zur Graduiertenfakultät zu schicken; sie führten ein Leben, das es mit dem, was in Chicago oder Detroit oder Gary, Indiana möglich war, aufnehmen konnte. Sie waren nicht bereit, einen gesamten Staat dem Hass von einem Haufen sich am Sack kratzender, Tabak spuckender Weißer zu überlassen. Geld machte es möglich. Doch Geld verpflichtete auch zu einem gesellschaftlichen Beitrag, und die Mathews’ waren bereit, ihn zu zahlen. Sie bauten in Camilla eine Schule für Farbige, vergaben Kredite an Kleinbetriebe, wenn sie konnten, und stellten ihr Leben in den Dienst der Öffentlichkeit, wurden Lehrer und Landärzte und Anwälte und, wenn nötig, Kämpfer für eine Sache.

Doch niemals wären sie davongelaufen.

Der Glaube, dass sie etwas Besonderes waren, dass sie die Kraft hatten, Dinge auszuhalten, die andere nicht ertragen konnten, war das eigentlich Texanische an ihnen. Es war eine Überheblichkeit, geboren aus echter Seelenstärke und einer gewissen Dickköpfigkeit, die sechs Generationen zurückreichte, ein Schutzschild gegen die engherzigen Eifersüchteleien und tödlichen Ungerechtigkeiten, mit denen sich die Weißen ihre freie Zeit vertrieben und ihre angsteinflößenden und aufdringlichen Blicke auf sämtliche Bereiche schwarzen Lebens richteten – angefangen beim Essen über die Partnerwahl bis zur Kleidung, die man trug, der Musik, die man spielte, und der Art, wie man seine Haare trug oder sich auf der Straße grüßte. Die Mathews-Familie erkannte es als das, was es war: eine fiebrige Obsession, die eigentlich nichts mit ihnen zu tun hatte, eine Beschäftigung, die Menschen schwächte, weil sie ihren Blick stets auf andere und nie auf sich selbst richteten.

Nein, wir sind nirgendwohin gegangen .

Wie oft hatte Darren das gehört.

Man konnte abhauen, keiner würde einen dafür verurteilen. Aber man konnte auch bleiben und kämpfen. Bei Sonnenuntergang auf der hinteren Veranda ihres alten Zuhauses in Camilla hatte William, den Hut mit der Krempe nach unten auf dem Geländer abgelegt, immer gesessen, den Blick über den Familienbesitz schweifen lassen und zu Darren gesagt: »Das Noble ist der Kampf, mein Sohn, in all seinen Facetten.«

Wegen dieses Kampfes war Darren vor vielen Jahren zurückgekehrt und fuhr jetzt auf dem Highway 59 in Richtung Norden nach Shelby County.

Er teilte Gregs Vermutung, dass die Morde miteinander zu tun hatten, dass die Hautfarbe irgendwie eine Rolle spielte, dass es sich lohnte, zumindest nachzufragen. Er gestand sich ein, ein besonderes Interesse an Tötungen mit einem rassistischen Hintergrund zu haben – Morde mit einem speziellen Makel, etwas an der Tötungsweise oder dem Motiv, das unser besseres Selbst beschämte, das geahndet werden musste, damit eine Nation weiterhin den Kopf hochhalten konnte. Darren war allerdings so umsichtig, sie nicht Hassverbrechen zu nennen, nachdem er recht schnell festgestellt hatte, dass Cops in Texas bemüht waren, kein Verbrechen abscheulicher zu finden als ein anderes. Er hatte im ersten Jahr in seinem Job Ärger bekommen, als er vorgeschlagen hatte, eine Einheit für Hassverbrechen zu gründen, das dem Public Corruption Department der Ranger und ihrem Ermittlungsteam für ungelöste Fälle gleichgestellt wäre. Er stellte sich eine Einheit vor, die nicht an eine Region gebunden war, sondern sich an der Ähnlichkeit der Fälle selbst orientierte. Er schrieb einen Bericht über das Wesen von Hassverbrechen – wobei er die Rechtsprechung und erfolgreiche Verurteilungen in anderen Staaten anführte – und legte ihn seinem Lieutenant und Captain der Company A in Houston und dem Hauptquartier der Ranger in Austin vor. Der Bericht sorgte lediglich dafür, dass man ihn für jemanden hielt, der ein übertriebenes persönliches Interesse daran hatte, was ihm wenig Respekt von seinen Vorgesetzen einbrachte und bei mehreren weißen Rangern eine gewisse Feindseligkeit hervorrief. Der Vorschlag war rundweg abgelehnt worden. Das und jetzt die Sache mit Mack, der vielleicht angeklagt wurde, stellten seine Loyalität gegenüber den Rangern auf eine harte Probe.

Es war eine zweistündige Fahrt nach Shelby County, beschattet von zahlreichen Kiefern entlang des Highways und Zypressen hier und da, die in den Bächen und Bayous standen, die vom San Jacinto River abgingen. Er überquerte eine verrostete Stahlbrücke außerhalb Leggetts und fuhr dann mehrere Meilen bergauf, als er einen an eine Sichelblättrige Eiche genagelten, von Hand beschriebenen Streifen Pappe entdeckte. Das Schild warb für gekochte Erdnüsse, doch das Mädchen, das auf der Ladefläche seines Pick-ups einen Verkaufsstand eingerichtet hatte, verkaufte auch Birnen und hausgemachtes Paprikagelee, und als sie den fünfzackigen Stern auf seinem Hemd bemerkte, bot sie ihm umsonst einen Kürbis an. Sie hatte eine Kiste mit dicken Flaschenkürbissen neben sich stehen. Er lehnte höflich ab und zahlte stattdessen einen bescheidenen Betrag für die Erdnüsse und zwei Birnen. Er aß sein provisorisches Mittagessen in der Kabine seines Trucks, wobei er sich die Ärmel aufrollte und den Birnensaft über seine Unterarme laufen ließ. Sein Telefon piepte; es war eine Textnachricht von Mack. Wie ist es gelaufen?

Darren war eigentlich nicht autorisiert, über die geheimen Beratungen der Grand Jury zu sprechen, und er wollte sich auch nicht noch mehr Ärger im Job einhandeln, indem er eine digitale Kontaktspur mit dem Angeklagten hinterließ. Stattdessen rief er seinen Onkel an in der Hoffnung, ihm eine harmlose Nachricht zu hinterlassen – die der dann an Mack übermitteln konnte –, doch er erwischte Clayton in einer Unterrichtspause. Er hörte das Plappern von Studenten im Hintergrund und das leise Schnaufen und Keuchen eines Mannes Ende sechzig, der den weitläufigen Campus überquerte. Naomi, die Witwe seines Bruders, hatte Clayton letztes Jahr zu Weihnachten einen Fitbit geschenkt. Jetzt ging er während seiner Vorlesungen zum Verfassungsrecht auf und ab, anstatt vom Podium aus Hof zu halten, und machte an jedem Tag, an dem es nicht regnete, einen Spaziergang. Naomi hat mir eine zweite Chance gegeben, sagte er mindestens einmal im Monat, ohne Rücksicht auf das Unbehagen, dass er bei Darren oder Naomis Kindern aus ihrer Ehe mit William, Claytons Nichte und Neffe, auslöste. »Ich wünschte, ich hätte früher von dir gehört«, sagte Clayton.

Seine Stimme ähnelte der seines Bruders so sehr – wohlklingend und ein bisschen rau –, dass sich Darren jedes Mal, wenn er mit Clayton sprach, einen kurzen, traurigen Moment in die Zeit zurückversetzt fühlte, als William noch am Leben war. Ihre verblüffende Ähnlichkeit machte den Verlust desjenigen, den er am liebsten um sich gehabt hätte, noch deutlicher, weckte einen Wunsch nach etwas, das für immer verloren war. Vermutlich erklärte das zum Teil Claytons Beziehung zu Naomi, die an einer ganz ähnlichen DNA festhielt.

»Ich habe Mama besucht«, sagte Darren.

Clayton ging nicht darauf ein. »Dann mal raus damit: Wie hat sich Vaughn geschlagen? Ich weiß, eine texanische Grand Jury ist ein Kinderspiel, aber sag mir bitte, dass sich der Mistkerl irgendeinen Patzer geleistet hat, irgendwas, das Mack den Allerwertesten rettet.«

Darren erzählte ihm die Wahrheit, dass es nicht gut aussah – die gestohlene 38er und all das – und er nicht wisse, ob er genug getan habe, nicht, nachdem ihn der Staatsanwalt dazu gebracht hatte, den Wortwechsel zwischen Ronnie Malvo und Mack an jenem Abend wiederzugeben. »Das hat vielleicht auf zwei von denen Eindruck gemacht«, sagte er und dachte an die beiden schwarzen Geschworenen.

»Du hast getan, was du konntest, mein Sohn, und ich bin stolz darauf. Jetzt ist es an der Zeit, die Marke abzugeben und zu gehen. Hast du mit dem Dekan in Chicago gesprochen? Ist es noch immer derselbe Kerl?«

»Den Job hat jetzt eine Frau.«, sagte Darren. Immerhin hatte er sich die Website angeschaut, die damals, als er sich bei der juristischen Fakultät beworben hatte, eine armselige kleine Seite mit einem Haufen Telefonnummern gewesen war, die man anrufen musste, um weitere Informationen zu erhalten. Heutzutage wurde erwartet, dass man die gesamte Bewerbung online machte, doch Darren hatte außer der Homepage keine weiteren Links angeklickt – jedenfalls nicht, solange er nüchtern war.

»Ganz egal, mein Sohn, du weißt, ich kann dir einen Platz als Student im dritten Jahr hier in Austin beschaffen. Du musst nur die Bewerbung ausfüllen. Du könntest bereits im neuen Jahr anfangen. Texas ist sowieso besser für dich und Lisa«, fügte er leise hinzu.

Sie haben also miteinander gesprochen, dachte Darren.

»Sie rufen ein neues Innocence Project an der juristischen Fakultät ins Leben, bei dem es vor allem um den Verdacht auf Polizeigewalt während Befragungen geht, und mit deinem Wissen über die Kultur der Strafverfolgung könntest du das in ein paar Jahren leiten. Du hast das Talent dazu, mein Sohn, und das Herz. Alles, was du vergeblich angestoßen hast, alles, was man dich nicht hat machen lassen, kannst du dort tun, mein Sohn, und die Leute beschützen. Das mit Mack sollte dir zeigen …«

»Ich habe schon ein paar Leute geschnappt, Pop. Ich habe gute Arbeit geleistet.«

»Zu wessen Wohl, Darren?«

Es war eine Diskussion, die sie schon Dutzende Male geführt hatten, öfter noch, wenn man die Jahre hinzuzählte, als William noch beteiligt war. Clayton vermied es aus strategischen Gründen, sie im Augenblick fortzusetzen. »Komm vorbei, wenn du in Houston mit allem fertig bist«, sagte er. »Naomi und ich machen was Schönes zum Abendessen. Ich führe dich in der Fakultät herum und stelle dich Kollegen vor, die für Leute wie uns etwas bewirken«, sagte er und ignorierte, wie so oft, das Kräftespiel der Klassen, das sein uns so kompliziert machte. »Lisa hat von einer möglichen Versetzung in die Niederlassung ihrer Firma in Austin gesprochen. Sie würde das für dich tun, Darren. Du kannst noch einmal von vorn anfangen, mein Sohn.«

Seine Mutter rief dreimal an, bevor er fünfzig Meilen zurückgelegt hatte, und irgendwann legte er das Telefon umgedreht auf den Sitz neben sich, weshalb er Gregs erste Textnachricht verpasste. Die zweite ploppte auf seinem Telefon hoch, als er ein paar Meilen vor Nacogdoches tankte. Drei Worte: Check deine E-Mails . Greg hatte Darren von seinem privaten Yahoo-Konto eine E-Mail geschickt, in der er das Wenige erläuterte, was er über Wright, Michael und Dale, Melissa , »Missy« genannt, hatte in Erfahrung bringen können. Nach mehreren Google-Recherchen und der uneingeschränkten Nutzung der vielen Datenbanken des FBI hatte Greg Folgendes herausgefunden: Michael Wright war fünfunddreißig Jahre alt und gebürtiger Texaner. Darren saß in seinem tuckernden Truck und las. Michael Wright war in Tyler geboren und hatte dort die Grundschule besucht, bevor er mit seiner Mutter und seinem Vater, beide verstorben, nach Chicago gezogen war. Er war verheiratet, jedoch laut der wenigen Zeugenaussagen, zu denen Greg Zugang hatte, allein gereist. Er hatte keine Vorstrafen, dafür Abschlüsse sowohl von der Purdue als auch der juristischen Fakultät der University of Chicago und war in seiner Wahlheimat im Norden geblieben. Hier hatte Greg etwas in Klammern angefügt: Kennst du ihn von der UC? Doch Greg hatte sich verrechnet, weil Michael Wright noch in der Highschool gewesen sein musste, als Darren sein Studium an der juristischen Fakultät aufgenommen hatte. Aber die Ähnlichkeit ihres Werdegangs blieb ihm nicht verborgen. Es war wie ein plötzliches Wiedererkennen, eine Verbindung, die sofort da war. Auf dem beigefügten Foto – einem Porträt von Wrights Anwaltskanzlei – sah Michael hellhäutiger aus als Darren, dessen Hautfarbe nach ein paar Stunden in der Sonne die satte Farbe von Hickoryholz annahm, und er war eleganter gekleidet. Dennoch hatte er das Gefühl, Michael Wright zu kennen. Trotz des Altersunterschieds von mehreren Jahren hatten sie sich vielleicht an der UC kennengelernt und Geschichten darüber ausgetauscht, wie es war, als schwarze Jungs in Osttexas aufzuwachsen – hatten zusammen Bier getrunken und über Mädchen, Basketball und Verfassungsrecht geredet.

Man hat die Ehefrau verständigt .

Das war Gregs abschließende Bemerkung über Michael Wright, gemeinsam mit dem Namen seiner Frau, Randie Winston, und dem Hinweis, dass ihr Aufenthaltsort zum Zeitpunkt des Mordes noch ungeklärt war. Es gab kein Foto von ihr. Darren musste an Lisa denken – die karamellfarbene Haut, die mit Sommersprossen gesprenkelten Wangen, die weichen Locken, die in Form zu bringen hundert Dollar die Woche kostete. Jahrelang hatte sie in Sorge darüber gelebt, einen solchen Anruf zu bekommen, wie ihn Michael Wrights Frau gerade erhalten hatte.

Der Rest von Gregs E-Mail war ein weit weniger umfangreiches Dossier über Missy Dale. Eine Absolventin der Timpson Highschool; eineinhalb Semester eingeschrieben in Kosmetologie am Panola College; Kellnerin in Jeff’s Juice House, einem Eishaus direkt an der 59 in Lark. Die Angaben zu ihrem Leben passten auf eine Postkarte. Die eine Sache, die von Interesse war, hätte Darren beinahe übersehen: Es war die Erwähnung ihrer Ehe mit Keith Avery Dale aus Lark, bei Timpson Timber Holdings angestellt und nach zweijährigem Aufenthalt wegen Drogenbesitzes mit Handelsabsicht im Walls Unit, dem Staatsgefängnis von Huntsville, frisch entlassen.

Greg hatte hinzugefügt: ABT?

Die Arische Bruderschaft von Texas war in einem texanischen Gefängnis gegründet worden, und über die Hälfte ihrer Mitglieder hielt sich beständig dort auf – was sie nicht daran hinderte, ihre kriminellen Machenschaften am Laufen zu halten. Das Gefängnis war sogar ihre Brutstätte: Neulinge wurden drinnen zu Fanatikern und kamen mit dem dringenden Wunsch wieder heraus, sich durch Mord einen Platz in der Bande zu erobern. Die Initiation der ABT verlangte eine schwarze Leiche, egal wen, Hauptsache, man häutete sie selbst. Gregs Hinweis, dass Keith Dale wenige Monate nach seinem Aufenthalt in einem texanischen Gefängnis in eine Stadt zurückkehrte, wo innerhalb eines Monats ein Schwarzer und Dales Frau starben, war Darren nicht entgangen. Es wurmte ihn, dass Greg bei seinem Anruf vorhin von einer möglichen Verbindung zur Bruderschaft bereits gewusst, jedoch gewartet hatte, bis Darren auf halbem Weg nach Shelby County war, bevor er damit herausrückte. Darren konnte, nur um ihn zu ärgern, noch immer umdrehen. Doch die Erwähnung der Bruderschaft stachelte ihn an. Bevor es ihm bewusst wurde, war er wieder auf dem Highway und mit fünfundachtzig Sachen unterwegs. Es wäre vernünftig gewesen, sich zuerst einmal zu fragen, ob ihn nicht sein Missfallen gegenüber den Rangern dazu brachte, sich blindlings in eine Sache zu stürzen, über die er kaum etwas wusste. Doch er tat es nicht – jedenfalls noch nicht.

Als er die Grenze von Shelby County passierte, nahm er seine Marke ab und warf den fünfzackigen Stern ins Handschuhfach. Er stieß gegen einen halb leeren Flachmann Wild Turkey, den er ganz vergessen hatte, und der leise klirrte, ein Sirenenruf, den er für den Augenblick ignorierte. Ohne seine geliebte Marke fühlte er sich nackt, doch durch die Anonymität auch seltsam geschützt. Ohne den Stern würde er keine große Aufmerksamkeit auf sich ziehen und seine Anwesenheit dem Fußvolk der Bruderschaft im County, tollwütigen Hunden, die stets auf der Lauer lagen, nicht kundtun. Auch nach Houston, wo er stationiert war, würde nicht durchdringen, dass er ohne Erlaubnis seine Nase in Dinge steckte, an denen er wohl tatsächlich ein übermäßiges Interesse hatte, als Cop, als Texaner und als Mensch. Solange er den Rangerstern nicht trug, konnte man ihn an gar nichts hindern. Ohne die Marke war er lediglich ein Schwarzer, der allein über einen Highway fuhr.