So könnte es tatsächlich funktionieren!« Mortensen war die Erregung aus seiner Stimme herauszuhören. »Gut gemacht!« Er tätschelte der jungen Kollegin, die vor ihm über das Okular des Mikroskops gebeugt stand, von hinten die Schulter.
»Von wegen der Gene Drive ist bei Pflanzen nicht möglich! Wir werden es allen Kollegen zeigen!«
»Und es ist allein dein Verdienst! Du bist ein Genie!« Die junge Frau kam hoch und drehte sich zu ihm um. Er zog sie zu sich heran und gab ihr einen intensiven Kuss. »Ich liebe es, wenn du so aufgeregt bist«, sagte er.
»Was ist mit Greta?«, fragte sie. »Hast du endlich mit ihr gesprochen?«
»Noch nicht. Sie ist noch in China, zusammen mit diesem Holland.«
»Du schiebst es immer wieder raus!«
»Ich verspreche dir, sobald sie zurück ist, rede ich mit ihr!« Wieder zog er sie an sich heran und gab ihr einen weiteren Kuss. »Wer weiß von den erfolgreichen Testergebnissen?«, fragte er.
»Bislang nur du und ich.«
»Gut. Dann behalte es bitte erst einmal für dich. Ich möchte mit einem großen Knall an die Öffentlichkeit gehen. Vielleicht warten wir noch ein paar Wochen, bis sich die Situation weiter verschärft hat. Es darf uns nur niemand zuvorkommen.«
»Warten?« Sie drückte sich von ihm weg. »Die Pflanze tötet Menschen! Wir müssen es sofort bekannt geben!«
»Ich muss erst noch mit jemandem sprechen!«
»Geht es um den Nobelpreis?«
Mortensen machte eine wegwerfende Handbewegung. »Den habe ich bereits. Es geht um die Frage, ob unsere Lösung patentierbar ist. Nur dann können wir sie kommerziell verwerten. Das wird ein Milliardengeschäft. Wie der Impfstoff gegen Covid.«
»Es geht um Menschenleben, Edgar!«
»Es genügt, wenn wir es in ein paar Tagen öffentlich machen. Unsere genetischen Veränderungen werden das Problem ohnehin nicht sofort lösen. Es ist eine mittelfristige, wenn nicht sogar langfristige Lösung des Problems. Ohne Herbizide werden wir so oder so nicht auskommen.«
»Edgar!« Sie schob ihn sanft weg.
»Sieh es mal so: Was werden wir mit dem Geld, das wir damit verdienen, noch alles erforschen können? Und somit so viel mehr Gutes tun!«
»Du bist widerlich! Es ist spät, ich gehe nach Hause.«
Sie zog den Kittel aus, knüllte ihn wütend zusammen und ging zu einem schmalen Spind neben dem Eingang.
»Ich dachte, wir gehen noch auf ein Glas Wein zu mir?«, rief er ihr hinterher.
»Nicht heute, Edgar. Ich bin müde.« Sie öffnete die Tür des Labors und schrie auf. Im nächsten Moment fiel sie nach hinten und blieb leblos auf dem Boden liegen. Mortensen sah die blutende Wunde auf ihrer Stirn und wich erschrocken zurück.
»Sie?«, brachte er mühsam hervor, als Dechambeau durch die Tür trat, in der Hand eine Pistole mit Schalldämpfer.
»Schöne Grüße von Silva«, sagte er und schoss Mortensen mitten ins Gesicht.