Nachwort des Autors

Im Jahre 2015 war die Aufregung groß, als der in einem Moskauer Archiv aufgefundene Band X der sogenannten Schwedenkiste enthüllte: Johann Wolfgang von Goethe war ein Illuminat. Viele wollten es zunächst nicht glauben, doch seitdem stand fest, dass die deutsche Dichterikone diesem in Verruf geratenen Geheimorden nahestand. Die Schwedenkiste, bestehend aus zwanzig Foliobänden mit zum Teil verschlüsselten Dokumenten über die Illuminaten, wurde in den Jahren davor bereits wiederentdeckt und unter anderem von Wissenschaftlern der Universität ausgiebig erforscht. Dass künstliche Intelligenz mittlerweile auch in die Erforschung archäologischer Objekte Eingang gefunden hat, überrascht nicht. Sehr viel überraschender mag sein, dass es tatsächlich das Konzept des sich selbst verwaltenden Waldes gibt: Ausgehend von der als Kunstprojekt initiierten Idee einer Berliner Forschungsgruppe, wurde das Ziel, den Wald mithilfe technologischer Entwicklungen sich selbst zu überlassen, und zwar samt erforderlicher Abholzung und Aufforstung, in nachfolgenden Forschungsprojekten weiterentwickelt. Wer mag, findet dazu im Internet einige interessante Artikel. Solche entdeckt man auch zu einem der spannendsten Themen in der Botanik: dem Mykorrhiza-Netzwerk. Die unterirdischen, Millionen von Kilometern langen Pilzfäden, die Pflanzen und Bäume miteinander verbinden, geraten immer stärker in den Fokus der Forschung. Studien ergaben zuletzt, dass diese Fäden nicht nur Strom leiten, sondern auch Impulse, die der Kommunikation zwischen den Pflanzen dienen. Computergestützte linguistische Analysen ergaben, dass die Signale den komplexen Mustern von Sätzen der menschlichen Sprache ähnlich sind, sodass schon die Rede ist von der Sprache der Pflanzen. Und Strom aus Pflanzen? Auch dies ist möglich. Blumentöpfe, mit denen man allein aus der Kraft der Fotosynthese sein Handy laden kann, werden im Internet bereits seit einigen Jahren zum Kauf angeboten. Insgesamt steht die Wissenschaft bei der Erforschung der Geheimnisse der Pflanzenwelt noch am Anfang. Ebenso im jungen Zweig der Pflanzenneurobiologie. Dieses nicht unumstrittene Forschungsgebiet untersucht das Verhalten von Pflanzen in ihrer Umwelt und billigt ihnen erstaunliche Sinnesleistungen bis hin zu einer »plant intelligence« zu. Auch wird die Bedeutung von Hormonen, sogenannten Phytohormonen, für den Lebenszyklus einer Pflanze gerade erst erkannt. Tatsächlich führt die Beschäftigung mit diesen Theorien zu der bereits von griechischen Philosophen gestellten Frage, welchen Platz und Stellenwert wir Menschen den Pflanzen auf unserem Planeten einräumen möchten. Während das Wohl der Tiere in den vergangenen Jahren nicht nur durch die große Vegetarismus-Bewegung immer mehr in das Bewusstsein gedrungen ist, werden Bäume zwar als CO 2 -Speicher und Nahrungsquelle geschätzt und gepflanzt, darüber hinaus aber kaum geachtet oder gar geschützt. Dies zeigt sich nicht zuletzt an den Teersandminen in Alberta, Kanada, die es tatsächlich gibt und wo für die Gewinnung von Öl mittlerweile jahrhundertealte Natur in der Größe von England zerstört worden ist. Die Erforschung der Natur und insbesondere der Pflanzen faszinierte bereits Johann Wolfgang von Goethe, der vor allem als Dichter und Literat bekannt ist, aber auch ein großer Naturforscher war. Tatsächlich hat er sich einen großen Teil seines Lebens mit der Suche nach der Urpflanze beschäftigt und reiste unter anderem zu diesem Zweck unter dem falschen Namen Johann Philipp Möller nach Italien. Seine Gedanken zur Urpflanze sind in seinem berühmten Bericht über die »italienische Reise« nachzulesen. Und auch wenn es eine solche Urpflanze vermutlich eher nicht gab, so steht doch fest, dass die Pflanzen ihren Ursprung vor Hunderten von Millionen Jahren haben und somit lange vor dem Menschen auf diesem Planeten waren. Ob ein Geschöpf seine Schöpfer vernichten darf, fragt SILVA Marcus Holland in diesem Buch. Dahinter steckt die große Angst der Menschen, dass künstliche Intelligenz irgendwann die sogenannte Singularität erreicht, also intelligenter wird als der Mensch und sich selbstständig macht. Die Sorge, dass die KI , die wir Menschen geschaffen haben, sich gegen uns wendet. Was die Menschheit an dieser Stelle fürchtet, ist bei der Natur bereits lange der Fall: Obwohl der Mensch Teil von ihr ist, letztlich auch von der Natur geschaffen wurde, wendet er sich gegen sie und zerstört sie, wo er kann. So mag es zwar eine Utopie sein, dass künstliche Intelligenz, wenn sie denn irgendwann dazu in der Lage sein sollte, sich mit der Natur verbündet und diese, wie in diesem Buch beschrieben, vor weiterer Zerstörung durch den Menschen rettet. Vielleicht braucht es aber tatsächlich eine KI , die intelligenter ist als der Mensch, um zu erkennen, dass die Natur, unser Planet, geschützt werden muss.