KAPITEL 17
N ur acht Menschen wussten von der geheimen Rückkehr der Oberste nach New Haven: die drei Mitglieder der Familie Davenport; die beiden Diener der Davenports; Nicholas Street, der stellvertretende Pfarrer; William Jones, der Sohn des Königsmörders; Gouverneur Leete.
Aber sie hatten ihren inneren Frieden verloren, und die ersten paar Tage waren sogar schlimmer als der Winter in Cambridge, wo es wenigstens ruhig gewesen war. Wenn sie jetzt entfernte Schüsse hörten, die zweifellos von Jägern in den Wäldern stammten, dachten sie sofort an eine Haussuchung; und bei Hufgeräuschen von mehr als einem Pferd griffen sie zu ihren Pistolen. Die meiste Zeit blieben sie in ihren Zimmern, und wenn sie sich die Füße vertreten wollten, gingen sie im Flur auf und ab – in Strümpfen, damit sie keinen Lärm machten. Auf dem gleichen Stockwerk befand sich auch Davenports Arbeitszimmer, und der Hausherr hatte ihnen angeboten, sich der zahlreichen erbaulichen Religionstraktate zu bedienen, aber die waren eher nach Wills als nach Neds Geschmack.
Wegen Davenports überragender Stellung in der Kolonie statteten ihm zu viele Menschen einen unangekündigten Besuch ab, als dass sie es tagsüber riskieren wollten, nach unten zu gehen. Die einzige Tageszeit, auf die sie sich freuten, kam mit Anbruch der Dunkelheit, vor allem die Stunden um Mitternacht, wenn die Stadt schlief und sie gefahrlos das Haus verlassen und sich auf Davenports Grundstück bewegen konnten. Sie genossen die frische Luft im Gesicht, sogen den Frühlingsduft der Heckenkirschen ein und lauschten dem Trällern der Nachtvögel und dem unablässigen Meeresrauschen. Zusehends empfanden sie die Ödnis ihrer Zwangslage jedoch als belastender als die Gefahr, und so wurden sie nach der ersten Woche mutiger. Manchmal wagten sie es in den frühen Morgenstunden über die Straße und die große Aue bis zum Ufer zu laufen, um sich die Lichter der Hummerfallen anzuschauen – warum die Straße exakt sechzig Fuß breit war, ob aus irgendwelchen biblischen Gründen, wollte Ned lieber nicht fragen, weil er keinen von Davenports Vorträgen provozieren wollte.
Es war ihnen kaum bewusst, aber sie begannen ihr Leben zunehmend in der Nacht zu führen. Sie gingen kurz vor Sonnenaufgang zu Bett und schliefen bis Mittag, wenn man ihnen das Essen nach oben brachte.
Um den wahren Charakter eines Menschen zu enthüllen, war nichts geeigneter als erzwungene Nähe, und je besser Ned ihren Gastgeber Davenport kennenlernte, desto weniger konnte er sich für ihn erwärmen. Die Launen des Pfarrers konnten dreimal am Tag – manchmal binnen einer Stunde – wechseln, zwischen grüblerischem Schweigen, manischem Hochgefühl und tyrannischem Zorn, bei dem sein Brüllen im ganzen Haus widerhallte. Zu seinen notwendigen Pflichten gehörte es, Strafen anzuordnen – das verstand Ned, er selbst hatte in der Armee ziemlich oft die Prügelstrafe verfügt. Aber Davenport schien die Aburteilung von Missetätern – wenn er Geld- und Gefängnisstrafen aussprach, wenn er jemand in den Zwangsblock stecken oder auspeitschen ließ – ein eigentümliches Vergnügen zu bereiten. Nach dem mosaischen Gesetz, das überall in der Kolonie galt, begann der Sabbat am Samstagabend bei Sonnenuntergang und dauerte bis Sonnenaufgang am Montagmorgen. In dieser Zeit war jede Art von Arbeit und Fortbewegung verboten (ausgenommen der Weg zum Versammlungshaus). Das Gesetz versehentlich zu brechen war leicht, und es mangelte nicht an denen, die ihre Nachbarn denunzierten. Und für den Fall, dass das nicht ausreichte, war Davenport, wie es hieß, selbst immer auf der Suche nach Hexerei als Grund für Krankheit oder Missernte. Zweimal waren Frauen zum Verhör ins Haus gebracht worden.
Mindestens einmal in der Woche bekamen die Oberste nachmittags Besuch von Street und Jones, die oft zusammen kamen. Dann beteten die vier Männer mit Davenport in dessen Arbeitszimmer und studierten Bibeltexte. Bei einer dieser Zusammenkünfte fiel Ned auf, dass der unangenehme Geruch, der sich oft im Haus ausbreitete, anscheinend von Davenport selbst ausging. Die anderen störte das offenbar nicht, also achtete Ned nur darauf, möglichst weit entfernt von ihm zu sitzen, beugte sich scheinbar konzentriert über die Heilige Schrift und hielt sich die Hand vor Mund und Nase.
Immer öfter suchten seine Gedanken Zuflucht in der Vergangenheit. Er lag auf dem Bett, ein theologisches Buch oder das Predigtbuch aufgeschlagen auf der Brust, und durchlebte noch einmal die turbulenten Episoden seines Lebens, die sich von seiner gegenwärtigen Nichtexistenz so radikal unterschieden. Was er alles erlebt hatte! Die Schlachten und Belagerungen, die Festessen mit dem König auf Schloss Hampton Court und schließlich der Prozess und die Hinrichtung Seiner Majestät, die Vertreibung aus dem Parlament mit vorgehaltener Waffe, der Glanz des Lordprotektors im Whitehall-Palast und ebenfalls auf Hampton Court, Cromwells Tod …
Während er einem dieser Wachträume nachhing, kam ihm der Gedanke, dass er die sich endlos dahinschleppende Zeit vielleicht besser dazu nutzen sollte, all das aufzuschreiben. Aber wäre das nicht sündhafte Eitelkeit? Wen kümmerte das Leben des Edward Whalley außer Edward Whalley? Lebenserinnerungen sollten schließlich zu etwas nütze sein.
Dann hatte er eine weitaus bessere Idee.
Nachdem er eine Zeit lang hin und her überlegt hatte, ging er durch den Flur zu Davenports Arbeitszimmer und klopfte an die Tür. Der Raum war leer. Der Schreibtisch stand vor dem Fenster. Er war von der Sorte, wie sie Lehrer benutzten. Er klappte die Platte hoch und nahm eines der Blätter Papier heraus, auf denen der Pfarrer seine donnernden Predigten verfasste. Dann nahm er eine Feder aus der Ablage, tauchte die Spitze in das Tintenfass und schrieb:
Einige Lebenserinnerungen
an Seine Hoheit, den Lordprotektor selig,
Oliver Cromwell.
Von seinem Vetter
Col. Edw. Whalley
Weiter kam er nicht. Kaum hatte er nämlich die Feder vom Papier gehoben, um seine Gedanken zu ordnen, da spürte er in seinem Rücken Oliver, der sich ihm über die Schulter beugte und wissen wollte, was für eine Unverschämtheit er im Sinn habe.
»Die Leute fragen mich dauernd nach dir«, brummte Ned.
Sollen sie doch fragen, die verdammten Idioten, aber lass mich da raus!
Die Stimme klang so real, dass es ihm die Kopfhaare aufstellte.
Er faltete das Blatt zusammen und verließ das Arbeitszimmer. Er fragte sich, ob er langsam verrückt wurde.
Am nächsten Nachmittag saß er jedoch wieder da, und diesmal zögerte er nicht, sondern stürzte sich, als führte er eine Kavallerieeinheit gegen den Feind, voller Elan auf sein Thema.
Ich wurde geboren im Jahr des Herrn 1598 als zweiter Sohn von Sir Richard Whalley aus Kirkton Hall in der Grafschaft Nottinghamshire, für die mein Vater als Abgeordneter im Parlament saß, und wurde im puritanischen Glauben erzogen. Meine Mutter Frances Cromwell, die jüngere Tochter von Sir Henry Cromwell aus Hinchingbrooke in Huntingdonshire, war eine Schwester von Robert Cromwell, dem Vater von Oliver, der gleichen Jahres geboren wurde wie meine Wenigkeit.
Er hielt inne. So weit, so gut. Das waren schlichte Tatsachen. Er mochte Tatsachen. Solange er es mit Tatsachen zu tun hatte, fühlte er sich wohl. Er tauchte die Feder ins Fass. Die Spitze kratzte über das Papier.
Die Verbundenheit unserer Familien, die gemeinsame religiöse Überzeugung und das gleiche Alter begründeten eine Vertrautheit der Beziehung, die in unserer Kindheit begann und über fünfzig Jahre lang andauerte.
Wieder Tatsachen. Aber jetzt wurde es schwieriger. Von den langen Sommertagen in Hinchingbrooke zu schreiben, wo sie geangelt, auf Bäume geklettert und mit den Vettern Ball und Versteck gespielt hatten, erschien ihm belanglos. Also ließ er das bleiben. Es dauerte eine Zeit, bis er glaubte, fortfahren zu können.
Man fragt oft, wie er war. Was den Leib angeht, war er groß – auf sechs Fuß fehlten nur zwei Zoll – und von breiter, kräftiger Statur. Ich sah, wie er einen Amboss zwanzig Schritt weit trug und eine festsitzende Kutsche aus der Wagenspur hob. Als junger Mann tat er sich gern mit solchen Beweisen seiner Kraft hervor. Er hatte einen großen Kopf und eine rötliche Gesichtsfarbe, strahlende Augen und dichtes, langes Haar. In jenen frühen Tagen konnte er mit Büchern und Traktaten nicht viel anfangen. Was sein Herz näher anging, fand er in freier Natur – das Reiten und Jagen, die Falknerei, Ringkämpfe. Er wusste mehr über Pferde als jedweder andre Mann, den ich traf. Er war von hitzigem Temperament, das sich jedoch mit einer ungewöhnlichen Zärtlichkeit für jede notleidende Kreatur verband, einerlei ob Mensch oder Tier. Er weinte oft und neigte zur Schwermut.
Das genügte erst einmal. Zeit für mehr Tatsachen.
Als ich sechzehn Jahre alt wurde, das war Anno Domini 1614, schickte mich mein Vater zum Studium an das für seine puritanische Bildung berühmte Emmanuel College in Cambridge, und im Jahr darauf kam Oliver seinerseits dorthin, nämlich aufs Sidney Sussex College, keine halbe Meile von meinem gelegen. Ich sah ihn oft.
Verschiedene Bilder erschienen vor Neds geistigem Auge: Oliver auf dem Marktplatz bei einer Prügelei mit Dorfburschen; Oliver beim Glücksspiel in einem Raum im oberen Stock der Taverne Rose; Oliver mit einem Mädchen aus dem Ort am Ufer des Cams, während er Wache stand … Nichts davon durfte jemals bekannt werden, sonst würde er nur das Geschäft der niederträchtigen Flugblattschreiber unter den Royalisten betreiben.
Nicht immer verfolgte er sein Studium mit der nötigen Gewissenhaftigkeit. Nach einem Jahr verließ er Cambridge ohne Abschluss, was allerdings nicht an mangelndem Fleiß lag. Sein Vater war gestorben, und er musste zur Familie zurückkehren, um seine Mutter und seine Schwestern zu unterstützen. Ich blieb am Emmanuel und machte meinen Abschluss. Erst etliche Jahre später erfuhr ich, dass sich mein Vater – der mit seiner Verschwendungssucht und seinem Mangel an Urteilskraft das Familienvermögen durchgebracht hatte – von Robert Cromwell 600 Pfund geliehen und diese nicht hatte zurückzahlen können. Diese Schulden und das Loch, das sie in Roberts Besitz rissen, zwangen Oliver letztlich, das Studium gänzlich aufzugeben und die Leitung des Hofs zu übernehmen. Nicht ein einziges Mal verlor Oliver ein Wort darüber. Als ich die Wahrheit erfuhr und ihm schwor, die Summe zurückzuzahlen, lehnte er das Angebot rundweg ab und sagte, die Schulden seien nicht meine, sondern die meines Vaters.
Diese Geschichte hatte er noch nie jemand erzählt. Selbst jetzt beim Niederschreiben, vierzig Jahre später, stieg ihm noch die Schamesröte ins Gesicht. Aber wenn der Leser Olivers Charakter verstehen sollte – warum Männer ihm folgten, komme, was da wolle –, war diese Episode zu aufschlussreich, nicht erzählt zu werden.
Als Nächstes wollte er die Zeit nach Cambridge schildern, wo er und Oliver in ihren Zwanzigern in benachbarten Straßen der gleichen Pfarrgemeinde in der City von London gewohnt hatten. Aber als er die Feder wieder in das Fass tauchte, stellte er fest, dass es leer war. Wo bekam er Nachschub her?
In den kleinen Fächern an der Rückseite des Schreibtischs fand er nichts. Die beiden Schubladen über seinen Knien waren abgeschlossen. Allerdings hatte er eines Nachmittags, als er an der offenen Tür vorbeigegangen war, Davenport dabei beobachtet, wie er den Schlüssel zwischen zwei Bücher im Regal neben dem Schreibtisch geschoben hatte. Warum sollte er ihn jetzt wegen ein bisschen Tinte behelligen? Er zog den Schlüssel hervor. Die erste Schublade enthielt nur Papier und Siegelwachs. Das gläserne Klirren beim Öffnen der zweiten war schon vielversprechender. Sie war vollgestopft mit dunkelgrünen und dunkelblauen Fläschchen, die fein säuberlich beschriftet waren. Außerdem fand er ein Holzkästchen, das eine etwa sechs Zoll lange dünne Messingröhre enthielt, an deren einem Ende sich ein kleiner Trichter befand. Ein Katheter? Neugierig hielt er die Fläschchen am Fenster gegen das Licht. Das war keine Tinte. Die meisten Namen waren ihm unbekannt, zwei aber sagten ihm etwas: Quecksilber und Guaiacum. Es gab wohl kaum einen Offizier in irgendeiner europäischen Armee, der sich während eines Feldzugs nicht mit zügellosen Soldaten herumschlagen musste und nicht die Standardbehandlung gegen Tripper oder Schanker kannte.
Er sah die Fläschchen an. Der kranke Sohn, die Abwesenheit anderer Kinder, die getrennten Schlafkammern – plötzlich gab es für alles eine Erklärung. Davenport musste sich schon vor vielen Jahren angesteckt haben, noch bevor er nach Amerika gekommen war, entweder in London oder Den Haag.
Schnell stellte er die Fläschchen zurück, verschloss die Schubladen und versteckte den Schlüssel an seinem Platz. Dann nahm er das Manuskript, warf einen Blick in den Gang und eilte zurück in sein Zimmer.
Der Mensch wurde sündig geboren. Er kämpfte. Er irrte. Er fiel. All das verstand Ned.
Und oft – auch das verstand er – erwiesen sich jene, die am lautesten gegen die Versuchungen des Teufels eiferten, als solche, die ihnen am gründlichsten erlagen. Tatsächlich predigten sie gerade deshalb so lautstark, weil sie um die menschliche Schwäche wussten. Solche Abschweifungen waren womöglich verschlungener als bloße Scheinheiligkeit. Jedenfalls hatte Ned schon zu viel erlebt, als dass seine Empörung lange anhielt.
Und dennoch konnte er Davenport kaum in die Augen sehen, als sie sich am nächsten Nachmittag zum Bibelstudium trafen. Ein entsprechendes Unbehagen bemerkte er auch bei dem Geistlichen. Ned überlegte, ob er in der Eile den Schlüssel nicht an dieselbe Stelle zurückgelegt oder vielleicht die Medizinfläschchen etwas anders in die Schublade sortiert hatte. Wie auch immer, es war offensichtlich, dass Davenport vermutete, sein Geheimnis sei entdeckt, weil er kurze Zeit später andeutete, es sei an der Zeit, dass die Oberste das Haus verließen.
»Ihr seid jetzt seit fast acht Wochen bei uns«, sagte er bestimmt, aber gleichzeitig auch etwas verlegen. »Gern hätten wir Euch so lange beherbergt, wie Ihr es wünscht, aber im Krämerladen wundert man sich immer mehr über unsere bestellten Lebensmittel – fast die doppelte Menge gegenüber vorher. Ich habe mit William Jones gesprochen, er würde Euch gern für eine Weile bei sich aufnehmen. Hannah trägt ihr erstes Kind unter dem Herzen, aber sie haben viele Zimmer, die sie nicht nutzen. Danach könnt Ihr hierher zurückkehren oder bei Mr Street unterschlüpfen.«
So viel zu dem Angebot, bis zur Wiederkunft Jesu Christi bleiben zu dürfen.
»Das verstehen wir«, sagte Will, auch wenn er seine Überraschung nicht verbergen konnte. »Und wir danken Euch für Eure Gastfreundschaft. Wir stehen auf ewig in Eurer Schuld. Wann wünscht Ihr, dass wir das Haus verlassen?«
»Wir dachten … heute Abend.«
Will schaute jetzt noch verblüffter. »So bald schon?«
»So wie’s getan ist, dann wär’s gut, man täte es eilig. Außerdem haben wir heute Nacht nur wenig Mondschein, die Gefahr, dass man Euch beim Überqueren der Straße sieht, ist also geringer.« Davenport sah Ned nicht an.
Nachdem der Geistliche gegangen war, sagte Will: »Das kommt ja mächtig überstürzt. Haben wir ihn mit irgendetwas beleidigt?«
»Was er sagt, klingt vernünftig«, erwiderte Ned nur. Der Umzug störte ihn nicht. Er hatte es nicht über sich gebracht, Will von seiner Entdeckung zu erzählen. Sein Schwiegersohn betrachtete menschliche Schwäche mit weniger Nachsicht als er. »Auch mit dem Mond hat er recht. Der wird in den nächsten zwei Wochen nur heller werden, und wenn jetzt schon Gerüchte umlaufen, dann wird es mit jedem Tag, den wir bleiben, gefährlicher.«
Die Sonne ging um acht unter, aber die Helligkeit hielt sich noch fast bis zehn Uhr. Dann erschien William Jones. Bis auf Davenport war niemand im Haushalt zur Verabschiedung aufgeblieben. Er schüttelte ihnen die Hand und sagte, er werde sie in den nächsten Tagen besuchen kommen. Sie nahmen ihre Taschen und gingen nach draußen. Die Tür schloss sich hinter ihnen. Wie anders ihr Empfang doch gewesen war, dachte Ned.
»Das ist sehr anständig von Euch, William«, flüsterte Will.
»Es ist doch nichts dabei. Seid Ihr fertig? Wir haben es nicht weit, nur ein paar Hundert Schritte.«
Sie stolperten in der Dunkelheit auf die Straße und wandten sich nach rechts. Das mächtige Eaton-Haus mit seinen vielen Kaminen hob sich matt gegen den Schein der Mondsichel ab. Plötzlich blieb Jones stehen. Auf dem Weg kam ihnen eine hin und her schaukelnde Laterne entgegen. Jones flüsterte eine Warnung, überquerte die Straße und öffnete beim nächsten Haus die Gartentür. Er schob die Oberste hindurch. »Auf den Boden.«
Sie kauerten sich hinter dem Zaun ins Gras und hörten, wie Jones den Laternenträger begrüßte.
»Dennis Crampton, wenn ich nicht irre.«
»Mr Jones. So spät noch auf den Beinen?«
»Ich komme von Davenport.«
»Ach, tatsächlich?« Crampton räusperte sich und spuckte aus. »Na, bei so einem ist man doch gern zu Gast.« Er hörte sich betrunken an.
»Ihr seid ziemlich weit weg von zu Hause, Mr Crampton. Seid Ihr noch gut zu Fuß?«
»Ich bleibe über Nacht bei John Thorp. Soll ich Euch den Weg leuchten? Ich kann Euch nach Hause bringen.«
»Danke, nein. Ich schnappe noch ein bisschen frische Luft.«
»Wie Ihr wollt.«
Crampton ging weiter. Kurz darauf beugte sich Jones über den Zaun. »Welch ein Pech.«
»Der Gute hat wohl nichts übrig für Mr Davenport«, sagte Will.
»Der hat Crampton für seine Trunksucht auspeitschen lassen. Ich dachte, er wäre nach Guilford gezogen.«
Sie traten wieder hinaus auf die Straße. Ned drehte sich um und sah wieder die hüpfende Laterne. »Er kommt zurück.«
Jones stöhnte. Er nahm eine von Neds Taschen. »Wir sollten uns lieber beeilen.«
Halb laufend, halb rennend, immer wieder strauchelnd, erreichten sie schließlich das Tor des herrschaftlichen Hauses. Jones stieß sie in den Hof. Ned hielt sich keuchend die stechende Seite. Er stützte sich auf die Knie, um wieder zu Atem zu kommen. »Hat er uns gesehen?«
»Ich glaube nicht«, sagte Jones. »Das spielt aber keine Rolle. Er ist ein Idiot und ein Säufer, kein Mensch achtet auf sein Geschwätz. « Er öffnete die Tür zu seinem Haus. »Hier seid Ihr sicher.«