21. Kapitel

»Natürlich habe ich was gehört. Ich bin doch nicht verrückt.« Lilou saß auf dem abgewetzten Ledersessel und kuschelte sich tiefer in die Decke ein, die sie sich über die Schultern gelegt hatte. Es war merklich kühler geworden an diesem Abend, und Oscar hatte den Kamin angezündet.

»Da war nichts, bestimmt nicht.« Oscar war aufgestanden und öffnete die Tür, die in die von wildem Wein eingewachsene Pergola führte.

»Mach lieber wieder zu«, sagte Lilou, »es fängt gleich an zu regnen«.

Oscar drehte sich um, grinste und hielt seine Hände wie Monsterklauen neben sein Gesicht. »Hu, hu, hu«, sagte er, »du und ich ganz allein im einsamen Bauernhof in der Provence.«

»Spinner«, sagte Lilou, »komm her zu mir!« Sie klopfte mit der flachen Hand einladend auf den Sessel, aber in ihrer Stimme schwang leise Angst mit.

Wieder donnerte es bedrohlich.

Oscar ging zu ihr und nahm sie in den Arm. »Sorry, ich wollte dir keine Angst machen.«

»Tust du gar nicht, aber mir wird kalt, wenn die Tür offen steht«, sagte Lilou, und Oscar wusste, dass das nur eine Ausrede war.

Er beugte sich zu Lilou, und sie küsste ihn auf den Mund. In diesem Moment blitzte es erneut, und fast gleichzeitig knallte der Donner durch das Tal – und da sah Lilou die Gestalt. Ein Schatten, der draußen im Licht der Blitze vorbeihuschte.

»Oscar, da, am Fenster!«, rief sie, und Oscar sah zur Verandatür. Aber da war nichts zu sehen.

Nur der Regen, der jetzt in dicken Tropfen auf die staubige Erde fiel.