Kapitel 26
Kein Wort darüber!

 

Archäologischer Ausgrabungsort

Alpha Centauri

 

Nach der eher gruseligen Entdeckung dreier gut erhaltener Mumien im Bunker, hatte Dr. Audrey Lancaster das Hologramm eines persönlichen Humtar-Assistenten gefunden und aktiviert. Obwohl ihr Übersetzungsprogramm – angesichts des Umfangs der gesammelten Daten – immer noch nicht voll einsetzbar war, half es ihnen dennoch, ihr Wissen in Bezug auf einige Dinge sehr schnell zu erweitern.

Wie die Amoor hatten auch die Humtar eine Methode entwickelt, ihren Geist von ihrer körperlichen Existenz zu trennen – ein Vorgang, den Dr. Lancaster immer noch nicht verstand. Während ein kleiner Teil ihrer Bevölkerung Technologen waren, die diese Weiterentwicklung ihrer Existenz begeistert aufnahmen, entschied die Gesamtheit der Humtar letztendlich, dass die Absonderung der Seele vom Körper zu viele ethische Bedenken mit sich brachte. Da sich die Mehrheit gegen diesen Weg ausgesprochen hatte, modifizierten sie ihre Implantate dahingehend, dass die ,Spaltungʻ, wie sie genannt wurde, nach ihrem Verbot nicht länger möglich war.   

»Trotzdem erreichten die Humtar Transzendenz – sie nannten es nur anders«, kommentierte Sakura leise.

»Vielleicht kannst du mir später davon erzählen«, flüsterte Jack zurück.

Unglücklicherweise brachte die Umgestaltung der Implantate unerwartete Nebeneffekte mit sich. Sie machte das Immunsystem der Humtar anfällig für bestimmte Virustypen, die ihnen andernfalls nichts hätten antun können. Angesichts der interstellaren und intergalaktischen Welt, in der sie lebten und reisten, war es nur eine Frage der Zeit, bis ihr geschwächtes Immunsystem mit etwas in Kontakt kam, das es nicht bekämpfen konnte. Ein tödlicher Virus befiel das Volk der Humtar und breitete sich wie ein Flächenbrand unter dieser weltraumreisenden Gesellschaft mit ihrem lebhaften intergalaktischen Handel aus. Er war unglaublich bösartig und hatte sich – dank einer langen Inkubationszeit – bereits im ganzen Sternensystem verbreitet, bevor seine Existenz deutlich wurde … Zu spät, um das Reich zu isolieren.  

Sobald der tödliche Virus auf Alpha entdeckt worden war, hatten sie alles unwesentliche Personal nach Hause geschickt und das Labor versiegelt. Die Mumien, die sie gefunden hatten,  stellten die sterblichen Überreste von drei Wissenschaftlern dar, die ihre letzten Tage mit der Suche nach einer Lösung zur Rettung der verbliebenen Humtar verbracht hatten.

Nach einer gewissen Zeit gingen die Vorräte der Wissenschaftler dem Ende entgegen und es wurde deutlich, dass auch eine strenge Rationierung sie nicht am Leben erhalten würde. Anstatt einem jämmerlichen Hungerstod zu erliegen, hatten sie sich dafür entschieden, nach dem Einschlafen allen Sauerstoff aus dem Raum zu entfernen. Der Computer folgte seinem nach dem Tod der Wissenschaftler weiterhin aktiven Programm, der Luft alle Feuchtigkeit zu entziehen – solange, bis schließlich die gesamte Einrichtung in den Ruhemodus fiel. Dieser Zeitraum reichte aus, die sterblichen Überreste zu mumifizieren und für die zukünftige Forschung zu erhalten.

»Eine Menge Information«, stellte Sakura fest. »Die gebe ich am besten an Katherine weiter.«

Sie fragte sich, wie die Menschen bis zum heutigen Tag überlebt hatten. Woran hatten diese Wissenschaftler gearbeitet, bevor der Virus die Humtar vernichtete? Tatsächlich hatte sie jetzt mehr Fragen als Antworten. 

*******

 

»Sakura, ich wusste immer, dass Sie dort unten etwas Außergewöhnliches finden würden«, erklärte Dr. Katherine Johnson in diesem gesicherten Videoanruf. »Ich wusste nur nicht, wie spektakulär der Fund sein würde.«

»Um ehrlich zu sein, haben wir hier gerade an der Oberfläche gekratzt«, wehrte Sakura ab. »Es wird noch eine ganze Weile dauern, alle verfügbaren Daten zu sammeln.«

»Ihrem Bericht entnehme ich auch, dass einige Hinweise dafür sprechen, ihre Untersuchung auf einen anderen Ort auszuweiten. Trifft das zu?«

»Das ist richtig, Katherine. Ich denke, es ist an der Zeit, dass Sie mit Statthalter Hunt Kontakt aufnehmen«, drängte Sakura. »Es gelang uns, die letzte Nachricht, die aus dem Labor verschickt wurde, zu entschlüsseln. Es war eine Art Datenpaket an ein anderes Labor, das mit diesem hier vernetzt war. Wir wissen nicht genau, welche Forschung sie dort betrieben, wissen aber, dass es da draußen eine Einrichtung gibt, die mit unserer hier in Verbindung stand. Ich denke, die sollten wir finden.«

»Ich werde sehen, was ich tun kann«, versprach Dr. Johnson.