Schaffa isch hald a G’schäfd

Oh Gott, war das ruhig hier.

Während Tom mit seinem Team auf der Suche nach der verschwundenen Person gewesen war, hatte ich das Wochenende dafür genutzt, meine neue Heimat etwas näher kennenzulernen. Wenn das Wochenende noch länger gewesen wäre, wäre ich sicherlich vor Langeweile gestorben. Ich hatte die Ruhe im Ort unterschätzt. Es würde noch einige Zeit dauern, bis ich hier ankommen würde.

Goldthal war eine schöne Gemeinde, das konnte ich wirklich nicht abstreiten. Das Dorf lag im Tal unterhalb des Hohenstaufens, hatte alte Fachwerkhäuser, Pflastersteine, ein Schloss, Wälder, Felder, Bäche und einen großen Stausee. Ein ländliches Paradies für alle. Für mich hingegen fühlte es sich eher wie das Ende der Welt an. Ich meine, was nutzte die malerische Schönheit Goldthals, wenn um achtzehn Uhr der Bordstein hochging und das ganze Dorf in einen Dornröschenschlaf bis zum nächsten Tag verfiel? Zum Glück lagen Göppingen und Ulm nicht zu weit entfernt, um wenigstens einen Hauch von Lebendigkeit zu verspüren.

Die Langeweile lag nun hinter mir, ab heute wehte ein neuer Wind. Denn heute war mein erster Arbeitstag als Leitung der Bücherei von Goldthal.

Von außen war es ein prächtiges Gebäude. Ein großes altes Fachwerkhaus mit zahlreichen Fenstern und einer großen Eingangstür, vor der Rhododendren munter vor sich hin blühten.

Mein Wagen parkte um die nächste Straßenecke von der Bücherei, und ich traute mich nicht, auszusteigen. Hoffentlich konnte mich keiner sehen, wie ich schon seit einer Ewigkeit in meinem Auto saß und Selbstgespräche führte. Ich hatte mir den Tag wirklich herbeigesehnt, aber im Moment wäre ich am liebsten an jedem anderen Ort gewesen, bloß nicht hier.

Ohne groß darüber nachzudenken, griff ich nach meinem Handy und wählte die Nummer von Tom.

»Dora, ist was passiert?«

»Nein, nein, alles gut. Ich musste einfach kurz deine Stimme hören. Mir geht gerade etwas die Pumpe. Tut mir leid, wenn ich störe.«

»Du störst nicht. Wir brechen gleich auf und wollen die umliegenden Wälder durchforsten, vielleicht finden wir eine Spur.« Seine Worte mochten zugegebenermaßen hoffnungsvoll klingen, aber ich konnte an seiner Stimme erkennen, dass er nicht mehr daran glaubte, diesen Mann lebend zu finden. Ich wollte nicht mit ihm tauschen.

»Ich wünsche euch viel Erfolg für eure Suche. Melde dich, wenn es etwas Neues gibt.«

»Werde ich. Dir ebenfalls viel Erfolg. Du schaffst das, du bist Dora Fuchs, du hast bisher noch alles geschafft, was du dir in den Kopf gesetzt hast.«

»Und wenn ich den Karren gegen die Wand fahre?«

»Wirst du nicht, das weiß ich genau. Ich muss jetzt los, wir sprechen heute Abend. Hab einen tollen Start, ich liebe dich.«

»Ich dich auch.« Aber da hatte er schon aufgelegt.

Keine Ahnung, warum ich auf einmal so nervös war.

In Stuttgart war ich die letzten sechs Jahre Lektorin für Krimis gewesen und hatte es geliebt. Aber das hier war so ganz anders. Zukünftig würde ich die Vorgesetzte für andere sein und – ich musste schlucken – neben Erwachsenenveranstaltungen auch welche für Kinder anbieten müssen. Ein Aufgabengebiet, von dem ich bisher nicht die leiseste Ahnung hatte.

Ich straffte die Schultern. Das würde ich schon hinbekommen … irgendwie.

Ein energisches Klopfen gegen meine Fensterfront sorgte dafür, dass mein Herz zu rasen begann. Himmel noch mal! Ich führte hier gerade ein Gespräch mit meiner inneren Schwester, und meine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Wer störte?

»Sind Sie die Neue?«

Ein Mann geierte ungeniert durch meine Windschutzscheibe herein. Ich griff nach meiner Handtasche und stieg aus dem Auto aus. Der Mann war groß und dürr. Das graue Haar hatte er sich ordentlich zurechtgekämmt, und seine Augen, die sich hinter einer Hornbrille verbargen, hatten die Farbe von verblasstem Blau. Augen, die mich genau musterten. Ich erinnerte mich daran, sein Gesicht schon einmal im Internet gefunden zu haben. Das musste Bernhard Winter sein, mein Vorgänger. Kurz nachdem ich die Zusage für die Stelle erhalten hatte, war ich hier gewesen, um mich vorzustellen. Winter und ich hatten uns damals nur knapp verpasst.

»Die bin ich, Theodora Fuchs. Aber bitte nennen Sie mich doch Dora, das reicht vollkommen.« Ich reichte ihm meine Hand und hätte meine Eltern wieder einmal mit einem Voodoo-Fluch für diesen Namen belegen können. Theodora, Geschenk Gottes. Wie konnte man seinem Kind nur so etwas antun?

Statt meine Hand zu ergreifen, sich vorzustellen oder sonst etwas zu sagen, wühlte Winter in seiner Hosentasche herum.

»Woher wussten Sie, dass ich die Neue bin?«

Mein Gegenüber hielt in der Suche kurz inne und schenkte mir einen Blick, den man nur für begriffsstutzige Kinder übrig hat. »Ein fremdes Nummernschild, eine Frau, die aussieht wie ein verschrecktes Kaninchen und Selbstgespräche führt. Das war nicht sonderlich schwer.« Winter widmete sich wieder seiner Hosentasche. »Das sind dann wohl jetzt Ihre.« Er legte mir etwas kleines Metallisches in die Hand. Einen Schlüsselbund. Ich entdeckte schwarze Ränder unter seinen Fingernägeln, bevor er seine Hand zurückziehen konnte. Innerlich schüttelte es mich bei dem Anblick, ich versuchte jedoch, Contenance zu bewahren.

»Wirklich sehr nett von Ihnen, mir den vorbeizubringen.« Die Schlüssel wogen einen Zentner.

»Die Frau Bürgermeisterin hat mal wieder keine Zeit und hat mich deshalb aus meinem wohlverdienten Ruhestand gezerrt, um Sie zu begrüßen.«

»Ich verstehe. Guten Tag.«

»Guten Tag. Dann ist das nun Ihre Baustelle, viel Spaß damit.« Bernhard Winter steckte die Hände in die Hosentasche und ging pfeifend davon.

Na, wenn das mal keine reizende Persönlichkeit war.

Garten- und Pflanzenbücher, wo ich auch hinsah.

Es hatte zwei ganze Arbeitstage gedauert, bis meine Frustration ihren Höhenpunkt erreicht hatte. Wohl doch kein Kinderspiel.

Neunzig Prozent der potenziellen Kunden blieben aus. Angeblich besaßen fünftausend Einwohner von vierzehntausend einen Büchereiausweis. Viertausendneunhundertvierundneunzig davon hatte ich noch nie gesehen. Nur Familie Nikolaus, also Frau Nikolaus und ihre fünf Kinder, kam täglich vorbei. Warum auch immer. Es war mir wirklich ein Rätsel.

Das Medienangebot bestand hauptsächlich aus Gartenbüchern, Pflanzenidentifizierungsbüchern, Garten- und Zimmerpflanzenvideos. Es gab sogar Musik-CDs, mit denen man seinen Ficus benjamini berieseln lassen konnte, damit er schneller wuchs. Es war mir unbegreiflich, wie Herr Winter so etwas getan haben konnte. Eine Bücherei mit fast nur einem Thema … Also das ging doch nicht! Wenn ich gewusst hätte, was für ein Berg an Arbeit hier auf mich wartete, hätte ich mir dringend eine Alternative überlegt.

Kopfschüttelnd legte ich Lisbeth Schäufeles Ratgeber »Mit Gras, Gänseblümchen & Co. zum perfekten Dinner« auf den Stuhl. Gespannt betrachtete ich den Tisch und meine beiden Kolleginnen Annika Röder und Ulrike Deckert, die sich zu mir setzten.

Die Bücherei würde erst heute Nachmittag öffnen, weshalb ich die Zeit nutzen wollte, um mit beiden ein Arbeitsfrühstück zu veranstalten. Es sollte uns die Zeit geben, uns neben dem laufenden Betrieb besser kennenzulernen und ein paar organisatorische Dinge zu besprechen.

Ich hatte Kaffee aufgebrüht, Sekt und Orangensaft sowie süße Stückle gekauft. Das Arbeitsmeeting konnte beginnen.

»Möchte jemand ein Gläschen?« Ich hielt die Sektflasche hoch.

»Alkohol am Arbeitsplatz?« Ulrike verzog ihre Lippen zu einer missbilligenden Schnute. Sie war um einige Köpfe größer als ich, hatte langes Haar, eine Brille und passte mit ihrer graubeigefarbenen Kleidung in die verstaubte Bücherei.

Vielleicht war das keine ganz so prickelnde Idee gewesen. »Wir müssen ja nicht.« Entschuldigend zuckte ich mit den Schultern und stellte den Sekt wieder zur Seite. »Kaffee?« Ulrike hob mir ihre Tasse entgegen, auf der eine Grumpy Cat abgebildet war. Wie passend. »Oh, Sie mögen Katzen? Ich habe auch zwei, wie schön …«

»Ich kann die Viecher nicht ausstehen. Die kacken mir ständig in den Garten. Mein Sohn hielt die Tasse für witzig. Und da ich sie nicht zu Hause haben will, habe ich sie hierhergebracht.«

»Verstehe.« Ein harter Brocken, diese Ulrike. Hoffentlich würde ich mit ihr zurechtkommen.

»Ich hätte Tee im Angebot.« Annika stellte eine Thermoskanne vor uns ab. »Glücksbringertee. Ingwer, Zitrone, Alpenminze und Passionsblume. Möchte jemand?« Mit einem strahlenden Lächeln schwenkte sie die Kanne.

Annika war ungefähr in meinem Alter und erinnerte mich mit ihrer Walla-Walla-Hose, dem farbenfrohen Top, den länglichen Ohren und dem roten Tuch, das sie über ihrem kurzen blonden Haar als Stirnreifen trug, an eine Elfe, die Woodstock höchstpersönlich miterlebt hatte.

Ulrike verzog angewidert das Gesicht und schlürfte demonstrativ aus ihrer Tasse. »Du und dein Wald-und-Wiesen-Getränk.«

Annikas Strahlen erlosch. »Tut mir leid, Ulrike.« Sie verkroch sich auf ihrem Stuhl mit einer Miene, als würde sie jeden Moment anfangen zu weinen.

Meine Begeisterung für dieses Gebräu hielt sich ebenfalls in Grenzen, aber ich wollte mich nicht gleich unbeliebt machen. »Das klingt ja … sehr gesund. Ich nehme später vielleicht eine Tasse, vielen Dank fürs Angebot.«

Ein zaghaftes Lächeln war alles, was ich als Antwort erhielt. Später würde ich mal schauen, wie ich Annika wieder aufgemuntert bekam, jetzt musste ich dringend mit meinem Meeting beginnen, bevor Ulrike die Chance dazu erhielt, scharf zu schießen.

»Sodele …«, ich klappte mein kleines Notizbüchlein auf, wo ich mir Stichpunkte aufgeschrieben hatte, um nicht den Faden zu verlieren, »… dann wollen wir mal starten. Ihr bedient euch bitte am Essen und den Getränken. Ich dachte, wir nutzen die Gelegenheit, lernen uns außerhalb des Betriebs etwas kennen und quatschen ein bisschen. Zum Beispiel, ob es von eurer Seite Änderungswünsche gibt. Das Sortiment hat ja noch Spiel nach oben. Oder allgemeines Feedback zur Bücherei.«

»Aha, wusste ich es doch!« Ulrike hatte ein triumphierendes Grinsen aufgesetzt. »Kaum im Dienst und schon will man hier alles verändern. Typisch. Ich will gleich etwas klarstellen: Ich hasse Veränderungen.«

»Ich nicht. Mir ist klar, dass ich erst kurz hier bin und es komisch wirken muss, dass ich gleich mit der Veränderungskeule komme. Ich sehe hier viel Potenzial, leider wurde es bisher nicht ausgeschöpft.«

»Ach ja, zum Beispiel?«

»Wir könnten einige Regale verschieben und neu anordnen. Dadurch gewinnen wir Platz für Sitzecken und könnten eine gemütliche Leseecke mit einem Kaffeeautomaten einrichten. Die Bücherei würde dadurch an Behaglichkeit gewinnen. Am Angebot für die Kinder und Jugendlichen müssen wir dringend etwas tun.«

Dass ich am liebsten den Teppich entsorgen, die Wände streichen und die flackernden alten Neonröhren gegen dekorative Lampen austauschen würde, behielt ich erst mal für mich. Meine To-do-Liste war voll mit Ideen. Schritt für Schritt.

»Ehrlich?« Ein plötzliches Strahlen war in Annikas Gesicht zurückgekehrt. »Die eine oder andere Idee hätte ich tatsächlich. Wir könnten doch einen Tisch mit Neuerwerbungen aufbauen. Einen Blog führen und die anderen sozialen Netzwerke in Anspruch nehmen.«

Ich deutete mit dem Stift auf Annika. »Klasse, nehme ich gleich mal auf.«

»Humbug. Du und dieses Internet, furchtbar.«

Annika zog den Kopf ein, als hätte man ihr mit einer Zeitung eins drübergezogen. »Tut mir leid, Ulrike.«

Ulrike kniff ein Auge zu und sah wie ein grummeliger Sheriff aus. Ihre Tasse passte wirklich zu ihr, ihr Sohn hatte ins Schwarze getroffen. »Solche Veränderungen gab es hier noch nie.«

»Das sind nur neue Ideen, die ich gerne mit euch beiden entwickeln und umsetzen möchte.«

»Neue Besen und so, ich verstehe vollkommen. Annika, lass dir das eine Lehre sein. Sobald die Großstadtdamen auf dem Land einmarschieren, ist hier nichts mehr sicher. Wer braucht schon Traditionen. Pah.« Mit einer Handbewegung erhob sich Ulrike und ließ uns sitzen.

Mein Blick wanderte durch die Bibliothek. Außer meinen Kolleginnen und Frau Nikolaus mit ihren fünf Kindern war die Bücherei leer. Das Fachwerkhaus war zweistöckig. Der obere Teil war eine Galerie, die mit der Kinder- und Jugendecke, Spielen sowie den DVDs und Musik-CDs bestückt war. Im Erdgeschoss befanden sich die Sachbücher, Romane, die Zeitungsecke, die Verbuchungstheke mit meinem Auskunftsplatz und im hinteren Teil unser Büro.

Nach Ulrikes Abgang hatten Annika und ich eine Weile zusammengesessen und mit Ideen rumgesponnen. Wir verstanden uns gut, und ich war mir sicher, in ihr eine Verbündete gefunden zu haben. Mein Magen begann wieder zu knurren, denn durch das Brainstorming mit Annika war ich gar nicht zum Frühstücken gekommen. Und das lag bereits einige Stunden zurück.

»Ich bin mal kurz nebenan.« Ich deutete auf den Haupteingang und war schon halb aus dem Gebäude. Ulrike saß an der Verbuchungstheke, blätterte in einer Zeitschrift und schien mich nicht wahrzunehmen.

»Bis später«, flötete Annika. Sie hatte sich in sicherem Abstand zu ihrer Kollegin darangemacht, einige Regale abzustauben.

Ich bewunderte ihren Einsatz.

»Döhrings Allerlei« war mir in den letzten beiden Tagen bereits aufgefallen, weshalb ich heute meiner Neugierde nachgab. »Döhrings« war eine Mischung aus Tante-Emma-Laden, Café und allgemeinem Treffpunkt für die Klatschtanten von Goldthal.

Das Geschäft, ebenfalls in einem Fachwerkhaus untergebracht, lag direkt gegenüber der Bücherei und war ziemlich schnuckelig. Alte Holzböden, eine große Theke aus Holz und eine riesige Kasse, die noch aus einem vergangenen Jahrhundert stammen musste. Kleine Bistrotische mit weißen Retrostühlen, Regale voller konservierter Lebensmittel, aber auch Obst und Gemüse waren überall verteilt. In der Vitrine neben der Eingangstür fanden sich belegte Brötchen, frisch gebackene Kuchen und Kekse, die einem beim Betreten des Ladens das Wasser im Mund zusammenlaufen ließen.

Ich hatte am Tresen meine Bestellung aufgegeben und mir eine Sitzgelegenheit direkt am Schaufenster geschnappt. Dadurch hatte ich die Bücherei und die fehlende Kundschaft bestens im Blick.

»Nur nicht den Kopf hängen lassen, das wird schon noch.« Mit einem aufmunternden Lächeln stellte der Kellner meine mit Frischkäse bestrichene Brezel und den Cappuccino mit Kokossirup, meinen Lieblingskaffee, vor mir ab. Plus einen Trostkeks.

»Sie haben gut reden«, sagte ich und knabberte an dem Keks.

Er zog sich einen Stuhl zu mir heran. »Ich kenne die Bande schon etwas länger und weiß, wovon ich spreche. Apropos sprechen, mir gehört zwar der Laden, aber wir sind doch Nachbarn. Ich bin Jonas und du die Neue. Dora, richtig?« Jonas musste ein wenig jünger sein als ich. Blondes Haar, blaue Augen, gerade Zähne und ein hinreißendes Lächeln. Ein wirklicher Frauenschwarm, wenn die verstohlenen Blicke nicht gewesen wären, die er dem jungen Mann hinter mir zuwarf …

Ich grinste. »Da ist jemand ja gut informiert.«

Er zuckte mit den Schultern und deutete mit dem Kopf auf die beiden Damen, die in der hinteren Ecke saßen und sich unterhielten. »Die Buschtrommeln versorgen mich täglich mit dem Neuesten aus Goldthal. Also, was ist los?«

Seufzend legte ich meinen Kopf auf den Bistrotisch.

»So schlimm?«, fragte er mitfühlend nach.

Ich drehte meinen Kopf zur Seite, um Jonas besser ansehen zu können. »Die Kunden fehlen. Außer Familie Nikolaus kommt keiner in die Bibliothek. Wenigstens konnte ich Frau Nikolaus ein neues Buch empfehlen.«

Jonas versuchte sich an einem Lächeln. »Immerhin hast du eine Stammkundin glücklich gemacht, besser wie nichts.«

»Das stimmt schon, jetzt weiß ich leider immer noch nicht, was ich anstellen soll, damit mehr Kundschaft kommt.«

»Die Goldthaler brauchen immer eine Ewigkeit, bis sie sich an jemand Neues gewöhnt haben.« Er wies mit einem Kopfnicken in Richtung Dosenmais, Kondensmilch und Staubwedel, wo die kichernden Klatschtanten saßen. »Ich war nur für vier Jahre in Köln zum Studieren und Arbeiten, aber einige haben mir das bis heute nicht verziehen. Wenn du willst, dass sie zu dir kommen, musst du ihnen was bieten. Ich weiß natürlich nicht, was man in so einer Bücherei alles machen kann. Vielleicht gibt es auch Angebote, die kostenlos sind, die Herrschaften hier lieben Dinge für lau.« Jonas grinste und drehte sich um, als die Türklingel bimmelte.

»Kundschaft, ich muss. Lass dir deinen Kaffee noch schmecken.« Und weg war er.

Also gut, wenn diese verbohrten Dörfler nicht freiwillig zu mir kommen wollten, dann musste ich sie eben mit etwas locken. Und ich hatte auch schon die perfekte Idee.