Dia Geiß, wo am maischda mäggerd, gibd am wenigschda Milch

»Du bist wirklich verrückt.«

Unbeeindruckt zuckte ich mit den Schultern. »Es war riskant, aber jetzt sind wir zumindest dieses blöde Beweismittel los. Und du weißt ja, ich bin immer für solche Sachen zu haben.«

»Mhm«, grummelte Jonas und stellte ein Stück Kuchen vor meiner Nase ab. »Omi war heute Morgen in Backlaune und hat wieder wie ein Weltmeister gebacken. Du solltest ihn mal kosten.«

Eigentlich war ich nur kurz rübergekommen, um Jonas von meinem Besuch auf dem Kommissariat und meinen Begegnungen mit dem Höllenhund Pischl und der schönen Saskia zu berichten, bevor ich mich nach meiner Schicht in der Bücherei zu Hause an den großen Hausputz machen wollte. Aber es wäre sehr unhöflich gewesen, den Kuchen jetzt nicht zu probieren und gleich eine Rückmeldung dazulassen. Was, wenn Oma Döhring der Kuchen misslungen war? Was natürlich niemals passieren würde, aber man wusste ja schließlich nie. Als gute Freundin und Nachbarin war es also meine heilige Pflicht, die Bücherei und meinen dreckigen Haushalt Haushalt sein zu lassen und mich ganz dem Kuchen zu widmen. Morgen war immerhin auch noch ein Tag zum Putzen.

»Lass uns doch noch mal alle Fakten zusammenfassen. Bei Kaffee und Kuchen lässt es sich einfach am besten quatschen«, gab ich meine Weisheit preis, schob mir ein großes Stück des leckeren Kuchens in den Mund und summte freudig vor mich hin. Dann erinnerte ich mich wieder an Jonas’ selbst auferlegte Diät und versuchte, mir den Kuchen dezenter schmecken zu lassen.

»Wilfried Nikolaus verlässt sein Haus nicht mehr, weil man ihn für den Täter hält. Sein Motiv wäre für einen Mord ausreichend gewesen«, zählte Jonas die Fakten auf.

Ich fuchtelte mit der Kuchengabel vor seiner Nase herum. »Wenn man es so erzählt, klingt alles sehr einfach und logisch, aber du kennst Nikolaus besser als ich. Traust du ihm einen Mord zu?«

Jonas kaute auf seiner Unterlippe herum. »Und was, wenn wir uns irren und Nikolaus tatsächlich der Mörder ist?«

»Wir dürfen uns nicht irren, ganz einfach.«

Aber war es wirklich so einfach? Ich hatte mich das im Stillen schon einige Male gefragt, aber nie offen zugegeben. Was, wenn ich mich irrte und mich in eine Sackgasse hineinphantasierte? War dieser Mord wirklich so simpel, wie die Fakten ihn aussehen ließen?

Ich gehörte zu der Sorte Mensch, die sich in den meisten Fällen auf ihr Bauchgefühl verlassen konnte. Ich wollte nur ungern in diesem Fall danebenliegen. Oder war das die Malin Seidel in mir, die das Offensichtliche nicht wahrhaben wollte, sondern nur das sah, was sie sehen wollte?

Ich musste jetzt auf Kurs bleiben. »Wir glauben beide, dass er das niemals getan hätte. Du hast die Leiche gesehen, das war jemand mit Köpfchen, und damit scheidet Nikolaus zum Glück aus.«

»Soll heißen?«

»Dass wir einen Mörder suchen, der Köpfchen hat und geschickt mit seinen Fingern ist. Nikolaus würde vermutlich einfach zuschlagen. Was ist mit Katharina Förstner? Sie muss von dem Ruf ihres Mannes gehört haben. Und als gelernte Apothekenhelferin wäre es für sie ein Leichtes gewesen, an das Gift heranzukommen.«

Jonas rieb sich über sein Kinn. »Möglich. Sie war ja schon komisch bei unserem Besuch, und besonders traurig war sie nun auch nicht über ihr zukünftiges Witwendasein.«

»Ja, das ist wirklich nicht koscher, wir sollten sie definitiv im Auge behalten.« Ich nahm einen Schluck Kaffee, um die restlichen Kuchenkrümel hinunterzuspülen. »Wen haben wir noch? Ach ja, Lars Schumacher. Wir denken mal an seine Drohbriefe, die ich bei Förstner im Büro gefunden habe.«

»Ich erinnere mich an ihn. Auf mich hat er immer eher wie ein verängstigtes Häschen gewirkt als wie ein kaltblütiger Mörder.«

»In den Krimis sind es ganz oft genau die Unscheinbaren, von denen man denkt, sie könnten nicht mal einer Fliege etwas zuleide tun. Und ist es nicht seltsam? Kaum ist sein Chef aus dem Weg geräumt, bekommt er plötzlich selbst den Chefposten angeboten und wird als Held der Bank gefeiert, weil er sie retten wird? Aber du hast recht, ich weiß wirklich nicht, ob er in der Lage wäre, jemanden umzubringen. Drohbriefe schreiben ja, aber wirklich einen Mord begehen? Ich sollte ihn mir noch einmal vornehmen.«

»Tu das. Dann bleibt neben Lars nur noch die Witwe übrig. Sie hatte ein Motiv und die beste Möglichkeit, an das Gift zu kommen.«

»Fast, mein Lieber«, wandte ich ein. »Da wäre immer noch dieser Frank Novak. Seine Mails an Förstner waren wirklich nicht gerade freundschaftlich.«

»Es wird Zeit, dass wir ihn uns genauer anschauen.«

»Wir?«, fragte ich begriffsstutzig nach.

»Ja, natürlich. Am besten packst du nachher deine Sporttasche, damit wir einsatzbereit sind.«

»Ach, weißt du, heute passt es mir … Oh, mein Handy! – Fuchs!«

»Finden Sie das etwa lustig?« Ich brauchte ein paar Sekunden, bis ich das Gebell meines Telefonpartners als die Stimme von Winter ausmachen konnte.

Was wollte der denn von mir? »Ähm, nein, nicht dass ich wüsste?«

»Ich sitze hier seit geschlagenen zehn Minuten und warte auf Sie.«

»Sie warten auf mich …?«

Ach, verflixte Kuckucksuhr! Ich hatte ihn völlig vergessen. Als ich neulich über der Etatübersicht für die Bücherei gesessen hatte, hatte ich mir ernsthaft Gedanken darüber gemacht, wie der gute Herr die Finanzen der Bücherei geführt hatte. Bei verschiedenen Posten war mir einiges spanisch vorgekommen. Zahlendreher, Umbuchungen, Posten, die nicht ganz ausgeschöpft worden waren. Ob ein Fehler des Programms oder die Logik von Herrn Winter, ich wusste es nicht. Ich hatte ihn aus purer Verzweiflung angerufen und gefragt, ob er mit mir darüber sprechen würde.

»Wollen Sie mir ernsthaft sagen, Sie hätten mich vergessen?« Winters Bellen wurde bedrohlicher.

»Nein, natürlich nicht! Ich musste vorhin noch einmal aufs Polizeirevier wegen Andreas Förstner und wollte mich jetzt auf den Weg zu Ihnen machen. Ich bin in ein paar Minuten bei Ihnen.«

»Beeilen Sie sich, ich habe schließlich nicht den ganzen Tag für Sie reserviert.«

Winter legte auf, und mir ging kräftig die Pumpe. So ein Mist! Hektisch griff ich nach meiner Handtasche und eilte zur Ladentür.

»Na, den solltest du wirklich nicht länger warten lassen«, flötete Jonas und schnappte sich mein dreckiges Geschirr.

»Der Sport muss leider ausfallen«, rief ich noch zurück und rauschte davon.

»Nun, Frau Fuchs, Sie wissen ja, Pünktlichkeit ist eine Tugend. Eine Tugend, die nicht von allen beherrscht wird.«

»Bernhard!«, kam der tadelnde Einwurf von Frau Winter neben mir. »Sie hat sich doch schon entschuldigt. Außerdem hatte sie einen wichtigen Termin bei der Polizei, jetzt lass die gute Frau in Ruhe.«

Frau Winter lächelte mir aufmunternd zu und schenkte mir bereits zum zweiten Mal Kaffee nach. Heute Nacht würde ich bestimmt kein Auge zubekommen.

Während ich an meinem Kaffee nippte, warf ich dem Ehepaar Winter verstohlene Blicke zu. Die beiden mussten die personifizierte Ausgabe von Yin und Yang sein. Bernhard Winter war groß, schlank, bissig und nicht unbedingt die angenehmste Person. Frau Winter dagegen war klein, rundlich, lächelte die ganze Zeit und war sehr herzlich. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, wie die beiden sich gefunden hatten.

»Frau Winter, Sie haben einen wundervollen Garten. Er erinnert mich an eine Oase in der Wüste.«

Als ich hier angekommen war, war ich durch das große Haus bugsiert und auf die Terrasse geführt worden, die direkt an einen riesigen Garten voller exotischer Blumen und Pflanzen angrenzte.

Frau Winter begann belustigt zu kichern. »Ich wünschte, es wäre so, aber ich verfüge nur über einen schwarzen Daumen. Das ist alles das Werk von Bernhard. Es ist wirklich ein Jammer, dass er damals kein Gärtner werden durfte, sondern seine Zeit als Bibliothekar verbringen musste. Ständig steckt er mit seinen Händen in der Erde. Er hätte die Gartenarbeit sicherlich revolutioniert.«

»Angela, jetzt ist aber gut! Frau Fuchs geht unser Privatleben wirklich nichts an«, meckerte Winter, wurde jedoch nur von seiner stolzen Ehefrau belächelt.

»Oh«, gab ich geistreich von mir.

Ich war mehr als überrascht. Ich hätte ihm jedes andere Hobby zugetraut, aber die Arbeit mit Blumen war nicht darunter gewesen. Aber das erklärte natürlich die dunklen Ränder unter seinen Fingernägeln und warum die Bücherei bis obenhin mit diesen schrecklichen Blumen- und Gartenbüchern gefüllt war.

»Haben Sie damit ein Problem?«

Beschwichtigend hob ich die Hände. »Überhaupt nicht. Ich bin nur ehrlich überrascht. Ich hätte Sie niemals als einen Hobbygärtner eingeschätzt.«

Ein Grummeln war alles, was ich als Antwort bekam.

»Huch, schon wieder so spät. Bernhard, es wäre Zeit für meine Spritze.«

Frau Winter musste meinen fragenden Blick auf sich gespürt haben und drehte sich beim Aufstehen noch einmal zu mir um. »Ich bin leider ein Weichei, wenn es darum geht, mir selbst eine Spritze zu setzen. Früher hätte man so einiges für etwas Zucker gegeben. Und heute, wo ich ihn mir finanziell leisten und nicht gebrauchen kann, habe ich ihn selbst«, scherzte sie und musste über ihren eigenen Witz lachen. »Bis nachher, meine Liebe, ich schicke ihn gleich zurück, hoffentlich mit einer besseren Laune.«

Sie zwinkerte mir zu und verschwand durch die Terrassentür.

»Bleiben Sie einfach sitzen und versuchen Sie keinen Schaden anzurichten«, mahnte Winter und folgte seiner Frau.

Ich konnte es kaum erwarten, mit ihm über Geldangelegenheiten zu sprechen. Das versprach witzig zu werden. Meine Motivation war verschwunden, zum Glück war mir noch meine Ironie geblieben.

Mein Gott, so viele Blumen und Obstbäume, und ich hatte nicht die geringste Ahnung von ihnen. Das hier könnten Freesien sein, sicher war ich mir aber nicht. Oder Unkraut. Ich konnte nur hoffen, dass mich niemand eines Tages als Botanik-Joker in einer Quizshow benutzte. Das würde sehr peinlich werden.

Ob es Winter auffallen würde, wenn ich mir die eine oder andere Blume für meinen Esstisch mitnähme? Er hatte ja nun wirklich genug davon.

»Hände weg von den Blumen!« Als hätte ich es mit einem Stinktier zu tun, sprang ich ein paar Zentimeter weg. Winter war plötzlich neben mir aufgetaucht und schaute mit einem hochroten Kopf zu mir herab.

»Tut mir leid, ich wusste nicht, dass man Ihre Blumen nicht anfassen darf.«

»Was machen Sie hier?«

»Ich wollte mir Ihren Garten näher anschauen und bin dabei an dieser Schönheit hängen geblieben. Was ist das für eine?« Ich deutete auf eine buschige weiße Blume.

»Ranunkel«, gab Winter missmutig Auskunft.

»Verstehe«, gab ich zurück. Mein Blick fiel auf eine hübsche rosafarbene Blüte. »Und die hier?«

»Christrose«, knurrte er. Ich hatte wirklich nicht den leisesten Schimmer, warum er immer solche schlechte Laune hatte. Keine Ahnung, wie seine arme Frau das aushielt!

»Und das hier?«, fragte ich gut gelaunt weiter und zeigte auf ein gelbes Gewächs. Ich musste zugeben, dass es mir ein bisschen Spaß bereitete, ihn zu ärgern.

»Eine Narzisse. In Gottes Namen, Frau Fuchs, Sie sind ja völlig ahnungslos!«, stöhnte Winter auf.

Da hatte er vielleicht sogar recht. Die Narzisse hätte ich erkennen können. Ich zuckte also nur mit den Schultern.

Winter rieb sich seinen Nasenrücken. »Ich sagte doch, Sie sollen sitzen bleiben und keinen Schaden anrichten. Sie machen das mit Absicht, stimmt’s?«

»Keineswegs«, gab ich ihm Antwort und musste mir auf die Zunge beißen.

»Wenn Sie dann genug geschnüffelt haben, können wir uns ja nun dem widmen, weswegen Sie mich an meinem heiligen Freitag belästigen.« Er hatte eine Hand in die Hüfte gestemmt und wies mir mit der anderen den Weg zurück zur Terrasse.

»Natürlich, Herr Winter, ich komme.«

Nach dem Gespräch mit Winter war ich kein bisschen schlauer. Er war mit fadenscheinigen Ausreden um die Ecke gekommen und hatte mir, nachdem ich mehrmals nachgefragt hatte, erklärt, dass ich einfach unfähig sei, mit einer Etatübersicht klarzukommen. Ich hatte die Gelegenheit genutzt und ihn auf die gefundenen Geldscheine angesprochen. Aber alles, was ich erhielt, war eine gebellte Antwort, dass ihm das noch nie aufgefallen sei. Ich hatte mich im Anschluss bei ihm und seiner Frau verabschiedet. Um mich runterputzen zu lassen, fehlte mir definitiv die Zeit. Diese investierte ich lieber in etwas Sinnvolles wie Katalogisieren.

»Seht ihr, wenn ihr in dieses Feld hier oben die ISBN-Nummer eingebt und die Tab-Taste drückt, werden euch Fremddaten angezeigt, die ihr übernehmen könnt.« Mein Vorgänger schien keinen Wert auf einen ordentlich geführten Katalog gelegt zu haben oder darauf, dass seine Kolleginnen ihre Katalogisierungskenntnisse praktisch anwendeten. Ich hingegen liebte es, neue Medien zu katalogisieren, und war fast schon krankhaft pingelig dabei.

Wir hatten eine Handvoll neuer Bücher von unserem örtlichen Buchhändler erhalten, und ich hatte die Chance genutzt, meinen Kolleginnen eine Auffrischung auf dem Gebiet zu geben.

Selbst Ulrike, die aus ihrem Urlaub zurückgekehrt war, war ganz angetan und pflichtete mir bei, wie wichtig ein gepflegter Katalog sei. Vielleicht war sie doch nicht so verkehrt, wie ich dachte.

»Entschuldigung, haben Sie geöffnet?«

Überrascht blickten wir drei von unserem PC auf. Vor uns stand eine freundlich lächelnde Frau, die mit einer Hand sanft einen Kinderwagen hin- und herwippte.

»Natürlich, wie können wir Ihnen weiterhelfen?«

»Ich habe Bärbel neulich beim Kindergarten getroffen, und sie hat mir von einem Buch vorgeschwärmt, das ihr hier empfohlen wurde. Ich habe schon länger nicht mehr gelesen, aber Bärbels Begeisterung hat meine Leselust geweckt.«

Wir hatten eine echte Kundin! Niemand, der unsere Toilette benutzen wollte oder eine Orientierungsfrage hatte. Das war der Wahnsinn. Wie auf Kommando strahlten wir sie an.

»Dann erzählen Sie uns doch mal, was Sie früher so gelesen haben. Welche Themen beschäftigen Sie aktuell? Hätten Sie Lust, etwas Neues auszuprobieren?« Ich ratterte meinen Fragenkatalog herunter und konnte mich vor Aufregung kaum bremsen.

Die Arme konnte gar nicht so schnell schauen, wie wir drei sie mit Vorschlägen überhäuften. Am Ende verließ sie die Bücherei mit Silke Kümmerles »49 Haushaltshacks für Mamis«, Caro Steiningers »Tun Sie sich etwas Gutes und leben Sie den Zero Waste Lifestyle« und noch C. C. Knights »Der Schlächter von Greenfall«. Es war für uns alle ein schönes Gefühl gewesen, endlich wieder einmal solch bibliothekarischen Aufgaben nachgehen zu können.

Apropos bibliothekarische Aufgaben. Da Ulrike nun wieder zurück war, konnte ich mit den beiden über die Gruselnacht sprechen. Ich räusperte mich und erzählte von meinem Gespräch mit Catrin und der geplanten Veranstaltung.

»Wie reizend von Ihnen, uns das so zeitnah mitzuteilen«, knurrte Ulrike.

»Ich weiß, es ist sehr kurzfristig, und ich kann gut verstehen, dass ihr nicht begeistert seid. Die Idee entstand erst Mittwochabend. Es ist alles sehr spontan, soll uns aber neue Kundschaft bescheren. Und nur das zählt.«

Annika war vor Freude kaum noch auf ihrem Stuhl zu halten. »Auf jeden Fall! Das ist so cool, ich freu mich riesig drauf. Oh, ich werde kleine Skelettkekse backen. Die Kinder werden die lieben.«

Ulrike pochte mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf die Tischplatte. »Ich bin seit dreißig Jahren hier in der Bücherei, und so etwas hat es hier noch nie gegeben!« Sie schnappte kurz nach Luft. »Eine Kinderveranstaltung und dann noch an einem Sonntag? Ist das so ein neumodisches Konzept aus Ihrem geliebten Stuttgart?«

»Viele Bibliotheken bieten so etwas an«, versuchte ich ihre Verärgerung zu dämpfen. »Übernachtungen in der Bibliothek, Lesungen oder Ähnliches. Das Aufgabenfeld von Bibliotheken hat sich gewandelt und ist dabei, sich immer neu zu entwickeln.«

Ihre Antwort kam in Form eines spöttischen Schnaubens. »Als Nächstes schlagen Sie uns noch vor, dass wir uns wie Gruselfiguren verkleiden sollen.«

»Ulrike, das ist eine phantastische Idee!« Annika klatschte in die Hände. »Ich wusste gar nicht, dass du solche Einfälle hast. Als was soll ich mich nur verkleiden?«

Ulrike funkelte ihre Kollegin böse an. »War ja klar, dass dir das gefällt.« Mit ihrem langen Zeigefinger deutete sie auf mich. »Und wie sollen wir das überhaupt alles hinbekommen? Heute ist schon Freitag.«

»Wenn wir alle zusammenarbeiten, klappt das. Catrin wird sich darum kümmern, dass die Kinder vor Ort sein werden. Wir kümmern uns um Stockbrot, die Deko und die Geschichten. Den Kindern wird es auf den Inhalt ankommen und nicht darauf, wie viele Spinnennetze wir aufgehängt haben.«

Ulrike hob erneut an, um etwas zu erwidern, ich war schneller. »Die Umsetzung neuer Ideen ist nie einfach, dessen bin ich mir bewusst. Ich kann niemanden dazu zwingen, mir zu helfen. Aber gemeinsam schaffen wir es, Sonntag zu einem unvergesslichen Ereignis zu gestalten. Und helfen der Bücherei damit, auf Kurs zu kommen.«

Während Annika wie ein kleiner Welpe nickte, murrte Ulrike irgendwelche Verwünschungen gegen mich vor sich hin.