Die allgemeinen Umstände geben dazu wenig Anlass, und er merkt es ja selbst kaum, aber er lächelt tatsächlich. In seinem dreiundfünfzigsten Lebensjahr sitzt mein Urgroßvater auf dem Flur der Entbindungsstation der Frauenklinik in der Maistraße und wartet auf die Geburt von Franz. Es ist das Jahr, in dem auch sein Sohn Salvatore zum zweiten Mal Vater wird und in dem auch meine Tante Pancrazia, genannt Maria, in Catania auf die Welt kommt. Ein bleierner Maiabend aus Gewitterluft, Bohnerwachs und Desinfektionsmitteln. Irgendwo hinter der Flügeltür am Ende des Flurs liegt der Kreißsaal, wo Helene wahrscheinlich gerade unter Wehen schreit. Zweiundzwanzigmal hat Barnaba Pina zu Hause so schreien gehört, aber diesmal herrscht Stille, es ist sein erstes Mal auf einer Entbindungsstation. Die Station ist hell und sauber, aber sie will ihn nicht. Er kommt sich vor wie Staub im Getriebe eines sterilen Organismus.
Trotz des milden Frühlingswetters trägt Barnaba immer noch seinen Wollmantel mit dem Pelzkragen, der nach Zigarillorauch und Aftershave riecht. Er hat einen Bauch bekommen, einen kompakten prallen Wohlstandsbauch, wie seine Mutter es sich immer gewünscht hat. Er könnte stolz auf das Erreichte sein, aber wie verloren sitzt er auf einer Bank und dreht seinen Hut in den Händen zwischen den Beinen, als warte er ungeduldig auf einen Zug oder müsse gleich los. Dabei muss er das gar nicht, er hat Zeit. Ihm ist nur kalt, er weiß auch nicht, warum, und der feste Wollstoff und der Pelz fühlen sich an wie ein schützender Panzer. Eine Bank weiter sitzt Musumeci und zinkt traurig sizilianische Spielkarten. Barnaba fragt sich kurz, wo er die herhat, aber ansonsten ignoriert er den vertrauten patruneddu. Immerhin ein bisschen Gesellschaft. Helene ist seit zwei Stunden im Kreißsaal, aber niemand kommt und spricht mit ihm.
Es ist still auf der Station, draußen marschiert schon wieder die SA. Der Widerschein ihrer Fackeln malt rauchige Flecken an die Decke, Barnaba spürt die Vibrationen der Schaftstiefel im Gleichschritt unter seinen Fußsohlen. Sie grölen schon wieder das Horst-Wessel-Lied, und Barnaba, Sohn eines cantastorie, versteht genug von Liedern, um zu wissen, dass dieses hier nichts anderes als rohe Mordlust ausdrückt. Dass seine dumpfen Takte aus einer Hölle aufsteigen, wo empfindungslose Teufel sich an Schmerzen und Leid mästen, ohne jemals satt zu werden.
Um die verhasste Melodie aus seinem Kopf zu verdrängen, summt er leise »Vitti ’na crozza«. Am liebsten würde er sich von der Bank erheben und den Stationsflur mit seiner Stimme füllen, aber er knetet nur weiter seine Hutkrempe.
Barnaba hat sich nie um Politik geschert, aber seit der kleine Mann aus der Osteria Bavaria Reichskanzler geworden ist, macht er sich Sorgen um die Zukunft. Manchmal kommt der kleine Mann mit dem Flugzeug aus Berlin nach München geflogen, hält Reden vom Balkon in dem braunen Eckhaus am Königsplatz. Und die Münchner jubeln ihm zu, die jungen vor allem. In der ganzen Stadt wehen Hakenkreuzfahnen. Zwei Tage zuvor wurden auf dem Königsplatz Bücher verbrannt, und Barnaba, der nicht lesen und schreiben kann, aber Bücher sammelt, fand den Anblick unerträglich. Überall machen braun uniformierte Schläger Jagd auf Sozialdemokraten, Liberale und Kommunisten, überhaupt auf jeden, der sich kritisch äußert. Schupos patrouillieren zusammen mit Hilfspolizisten von der SA durch die Straßen, von denen jeder immer einen Schäferhund mitführt. Barnaba wird jedes Mal übel bei dem Anblick, denn es erinnert ihn an die Rüden des Dottore Passalacqua. Jeden Tag denkt er inzwischen an Bianchinis Traum vor vierunddreißig Jahren, den er damals absurd fand. Aber so wird es kommen, Barnaba hat nur noch wenig Zweifel, denn die Braunen kleben bereits Zettel mit Warnungen an die Geschäfte der jüdischen Einzelhändler, oft schmieren sie einfach nur mit Farbe KAUFT NICHT BEI JUDEN! an die Schaufenster. Wer sich wehrt, wird zusammengeschlagen und abtransportiert wie Abfall.
Meistens werden die Leute nachts aus ihren Wohnungen gezerrt, man kann sie schreien hören, aber niemand wagt einen Blick aus dem Fenster. Manchmal werden sie aber auch auf offener Straße überfallen und mit Lastwagen verschleppt. In Dachau, so hört man, haben die Braunen ein provisorisches Lager errichtet, wo sie Leute foltern und umbringen. Niemand spricht offen darüber, aber hinter vorgehaltener Hand werden Gräuelgeschichten aus Dachau erzählt.
Lieber Gott, mach mich stumm, dass ich nicht nach Dachau kumm, beten die Kinder vor dem Schlafengehen und kassieren Ohrfeigen von ihren Eltern, wenn sie es zu laut tun.
Barnaba kennt das alles noch aus seiner eigenen Kindheit. Das Gesetz des Schweigens, als die Brunnen sich mit Leichen füllten. Als die Brüder Crisafulli mit durchgeschnittenen Kehlen auf den Gleisen lagen, als sie den Schmied Tumino am helllichten Tag mit einem Kopfschuss erledigten, als sie Gianni Capra und Pino Occhipinti erschossen, als man Placido Cassia mit einem Strick um den Hals in einer Grube fand, die so voll war mit Knochen, dass man einen Karren brauchte, um sie fortzuschaffen. Als sie Vito Scuzzulato die Hände abhackten, als sie Cicci Gulotta erwürgten und Peppe Fiorello mit einem Gewehrkolben den Schädel zertrümmerten.
Barnaba stöhnt leise, als er merkt, dass er sich nach über vierzig Jahren immer noch an die Namen erinnert, als sei er eine lebende Gedenktafel. Er weiß also, was gerade mit Deutschland geschieht. Alle wissen Bescheid, niemand redet, wer aufmuckt, verschwindet. Barnaba ist überzeugt, dass es Krieg geben wird, denn wozu sonst die Uniformen? Natürlich wird es Krieg geben.
Aber, beruhigt er sich selbst, all das betrifft ihn am Ende nicht. Er ist ein respektierter Münchner Geschäftsmann, der sich aus der Politik heraushält.
Was allerdings nicht ganz stimmt, denn ein Jahr nach der Inflation bricht mit Lenins Tod und zahlreichen Säuberungen durch seinen Nachfolger Barnabas Russlandgeschäft ein. Und obwohl ihn das Russlandgeschäft während der Inflation gerettet hat, bemüht Barnaba sich nicht, das Geschäft wiederzubeleben. Trotz einer gewissen sentimentalen Zuneigung zu den Ideen seiner revolutionären Untermieter in Catania will er nicht in den Verdacht geraten, ein kommunistischer Agent zu sein.
Er zahlt seine Steuern und Abgaben, er sorgt für seine Familie in Catania, die sich hartnäckig weigert, ihm nach Deutschland zu folgen, er spendet an die Kirchengemeinde, an den Volksbund, den Turnverein, die Kunstsammlung. Er versorgt seine Münchner Nachbarn mit Orangen und Mandarinen, er kann inzwischen Oans, zwoa, gsuffa sagen und Mei, da schau her und Sakramentifix und Scheißdreck. Man schätzt seine Großzügigkeit, man grüßt ihn freundlich auf der Straße. Er gehört jetzt dazu. Zum Oktoberfest lädt er ins Bierzelt ein, und im Januar gibt er jedes Jahr einen großen Empfang in der neuen, repräsentativen Wohnung in der Westermühlstraße, zu dem auch Persönlichkeiten der Münchner Gesellschaft erscheinen. Zu seinen Bekannten und Freunden gehören Beamte der Landesregierung, Professoren, Brauereibesitzer und ein paar Künstler. Sogar der Signore Mann war einmal da. Aber am Ende, das weiß Barnaba selbst, bleibt er ein Ausländer. Ein Makkaroni. Denn einen deutschen Pass hat er noch immer nicht.
Dreimal wurde sein Antrag in den vergangenen zehn Jahren abgewiesen, nie gab es eine Begründung. Mit zyklopischer Sturheit hat Barnaba es nach zwei, drei Jahren wieder versucht, aber allmählich vergällen ihm die Hakenkreuzfahnen die Zuversicht. Trotzdem will Barnaba es weiter versuchen, schon wegen Helene und dem Kind, das sie irgendwo hinter der Flügeltür gerade zur Welt bringt.
Bei den Stationsschwestern ist gerade Schichtwechsel, Barnaba hört sie tuscheln, hin und wieder werfen sie ihm Blicke zu. Er weiß schon, warum. Er ist Italiener, er ist der Vater des Kindes, er ist vierundzwanzig Jahre älter als die Mutter, aber nicht ihr Ehemann. Barnaba weiß, dass er suspekt ist. Dennoch lächelt er. Er merkt es selbst kaum, aber er lächelt, wenn er an Helene denkt, denn es ist ihr Lächeln, in das er sich verliebt hat. Dieses Lächeln, in dem alle Weisheit und Nachsicht der Welt liegt und alles, was er an Deutschland liebt.
Aber nun malt dieses Deutschland rauchigen Schrecken an die Decke. Barnaba erhebt sich und wandert nun nervös den Flur auf und ab. Er will sich ein Zigarillo anzünden, aber sofort schießt eine der Stationsschwestern aus ihrem Kabuff.
»Rauchen verboten!«
Der Klang ihrer Stimme durchschneidet die Stille. Barnaba deutet gelassen auf den Aschenbecher am Ende des Gangs.
»Hier ist Rauchen verboten. Verstehn’s koa Deutsch ned?«
Also lässt er das eben mit dem Zigarillo.
»Als Eber hast du mir besser gefallen«, murmelt Musumeci von der Bank.
»Kschsch. Was weißt du schon.«
»Vergiss nicht, wem du dein Glück verdankst.«
»Einen Scheiß schulde ich dir.«
»Ohne mich wärst du nie dort, wo du jetzt bist.« Musumeci mischt das Kartenspiel. »Karte?«
»Settebello«, sagt Barnaba. Die schöne Sieben, die Sieben der Münzen, die Glückssieben der sizilianischen Karten. In vielen Spielen bringt sie einen Extrapunkt, wenn man sie am Schluss noch auf der Hand hat. Denn im Leben wie im Spiel belohnt das Glück diejenigen, die es bis zum Schluss zu halten verstehen.
»Wie gewöhnlich«, mault Musumeci. »Alle nehmen immer die Settebello.«
Er hält ihm die aufgefächerten Karten hin, Barnaba zieht eine. Die Settebello.
»Du hast sie gezinkt.«
»Aber du hast sie gezogen«, zischt Musumeci. »Gezinkt und gezogen, ohne mich wärst du nichts.«
Der Stationsflur verwandelt sich in einen Bahnsteig, füllt sich mit Menschen, die achtlos durch ihn hindurchgehen. Barnaba erkennt den Bahnhof von Giardini sofort wieder. Am Ende des Bahnsteigs steht Pina, zwölfjährig, mit einer Tüte warmer cornetti in der Hand, und sieht ihn durchdringend an, als ob sie sich in diesem Moment an ihre Zukunft erinnere.
»Lass das!«, fährt Barnaba Musumeci an. Als er bemerkt, dass die Stationsschwestern ihn beobachten, senkt er die Stimme. »Du hättest Pina umgebracht, wenn ich dich nicht getötet hätte.«
»Aber jetzt bin ich nun mal euer Settebello. Hab’s mir nicht ausgesucht.«
Die Illusion verschwindet. Barnaba setzt sich neben seinen traurigen patruneddu auf die Bank.
»Was willst du?«
»Nach Hause. Ich bin so müde. Aber ich muss dir folgen bis zum Ende. Willst du dich etwa scheiden lassen und für immer in dieser Stadt der Dumpfheit bleiben?«
»Ich werde Pina niemals verlassen.«
»Dann kehr zurück zu deiner Frau und deiner Familie.«
»Ich kann nicht. Noch nicht.«
»Du bist Sizilianer, du wirst nie ein Deutscher sein, wann kapierst du das endlich? Früher oder später werden sie dich aus diesem Land hinausprügeln, das ist doch selbst dir inzwischen klar. Also verschwinde von hier. Sofort. Jetzt. Es ist ganz einfach. Ein Schritt nach dem anderen. Ein Tänzchen. Du fährst in deine Wohnung, räumst deinen Tresor aus, und morgen in aller Frühe nimmst du den ersten Zug. Gleis 11. Und kommst nie wieder zurück. Ja, jetzt denkst du an dein Geschäft und was mit Helene wird und alles. Aber glaub mir, es ist leichter, als du ahnst.«
»Und dann?«
»Setzt du dich zur Ruhe und siehst deine Enkel groß werden, nachdem du es bei deinen Kindern schon versäumt hast. Du hast genug Geld, du wirst es genießen. Und wenn dich der Hafer sticht, kannst du noch Mätressen haben. Ich zinke deine Karten, und du ziehst die Settebello. So war es immer.«
Ein junger Oberarzt mit einem Schmiss im Gesicht erscheint und erklärt Barnaba zackig, dass sich die Geburt hinziehe, dass es keinen Sinn habe, hier zu warten, dass er morgen wiederkommen solle. Am liebsten würde Barnaba dem Oberarzt noch einen weiteren Schmiss verpassen, aber er bleibt gelassen sitzen und erklärt ihm auf Italienisch, dass er mit dem Professor Millbauer zu sprechen wünsche, das Fräulein Aschenbrenner sei Privatpatientin. Der Oberarzt wiederholt sich, zunehmend gereizt, bis Barnaba so oft Professore Millbauer gesagt hat, dass er den Chefarzt holt. Professor Dr. Millbauer ist eine stattliche bajuwarische Erscheinung im besten Alter, hat in jungen Jahren die Grand Tour bis nach Taormina gemacht und spricht sogar ein gebrochenes Italienisch. Außerdem ist er schon mehrfach bei Barnaba zu Gast gewesen, denn er ist seit Kurzem wieder verheiratet, und zwar mit der Arztwitwe, der Barnaba zehn Jahre zuvor durch die schwere Inflationszeit geholfen hatte. Man ist befreundet. Der Professor erklärt Barnaba alles noch einmal und dass es wirklich sinnlos sei, die ganze Nacht hier auf dieser ungemütlichen Station zu warten, morgen sei das Kind dann da, und Barnaba könne jederzeit, auch außerhalb der regulären Besuchszeiten kommen.
Barnaba schwitzt jetzt in seinem Wollmantel. Musumeci ist verschwunden, hat auch die flackernden Schatten an der Decke mitgenommen, alles ist ganz still, nur das Leben rinnt leise von den Wänden. Es ist Frühling in München, irgendwo, nicht fern, kommen Babys auf die Welt, zwei Straßen weiter werden Menschen umgebracht. Kindliche Götter haben einen Brand entfacht und erfreuen sich juchzend am Flug der Funken. Das Jahrhundert wälzt sich in einem Fiebertraum von Größe und Untergang. Blut fließt, Geld fließt, Stahl fließt, Maschinen werden auf die Bühne gezerrt, speien Zahlen und Tod, wer kann, verlässt leise das Theater. Barnaba stellt sich vor, wie er seinen Tresor leer räumt und am nächsten Tag in den Zug steigt. Dann bedankt er sich freundlich bei dem Chefarzt und geht.
Seit dreizehn Jahren lebt er jetzt in München und fragt sich immer noch, wer oder was er ist. Vielleicht ist er ein Mandarinenbaum, denkt er manchmal, ansonsten kümmert er sich ums Geschäft, und die Arbeit hält zumindest das Unglück von ihm fern. Er hackt und wässert den Mandarinenbaum seines Lebens. Sein Stamm verkrallt seine Wurzeln in steiniger Erde, hat Dürren und Insektenplagen überstanden, den Krieg, die Hyperinflation und die große Wirtschaftskrise und wächst dennoch stur und unerschütterlich. Trägt Früchte.
Denn das ist Barnaba: ein Mandarinenhändler. Mit der Währungsreform hat er seine Inflationsgeschäfte wieder aufgegeben, jeden Morgen um vier erwartet er die Züge in der Großmarkthalle, wählt die Tagelöhner aus und überwacht das Entladen. Bis zum frühen Mittag läuft das Geschäft, dann begibt er sich in die Gaststätte nebenan. Zwar hat er inzwischen ein Büro mit Telefonanschluss im Kontor gegenüber, aber hier empfängt er die corrispondenti, feilscht um Mengen und Preise, hört die Gerüchte und hat seine Konkurrenz im Blick, Buscemi vor allem. Buscemi ist nicht unterzukriegen, gleich nach der Inflation war er wieder da. Sie essen regelmäßig zusammen zu Mittag und trinken ein Helles zusammen, eine Sache des Respekts.
Danach legt er sich im Kontor kurz hin, am Nachmittag erledigt er Telefonate, bespricht das Nötigste mit Pina, unterschreibt, was Versani ihm vorlegt, und schlendert am frühen Abend über den Südfriedhof wieder zurück nach Hause. Er mag den Südfriedhof. Manchmal setzt er sich auf eine Bank und füttert die Eichhörnchen, die um die verwitterten Gräber flitzen, und erinnert sich daran, was Madame Romanov und der weiße Alligator gesagt haben. Die Eichhörnchen vom Münchner Südfriedhof sind gut genährt und besonders zutraulich. Geradezu bekannt für ihre Zudringlichkeit. Ohne Furcht klettern sie auf Barnaba herum. Er stellt sich vor, wie sie in ihrer kleinen Welt des Südfriedhofs leben. Ihr Leben ist hart. Es gibt Krähen, Füchse, Frost und Pech, überall lauert der Tod, aber irgendwie kommen sie klar. Sie sind vollauf damit beschäftigt, nicht zu verhungern, den Nachwuchs zu versorgen und wieder neuen zu zeugen. Und immer so weiter. Aber was wissen sie schon von der Welt jenseits des Friedhofs? Was wissen sie von Automobilen, Flugzeugen und Krieg, von Mandarinengärten, Vulkanen und Zahlen? Wissen sie überhaupt, wer sie sind?
Müssen sie alles nicht, denkt Barnaba, falsche Frage. Und dann denkt er, dass auch er womöglich nicht anders ist als sie. Das Leben ist hart, überall lauern Schmerz und Tod, und zwischendurch geschehen Wunder. Er hat keine Ahnung, warum die Toten ihm folgen, warum es Obstpapierchen schneit und warum ein gestohlenes Automobil in einer Scheune auf ihn wartet. Aber er kann nicht leugnen, dass jenseits des Südfriedhofs seines Lebens eine Welt existiert, die einfach zu groß ist für seinen Verstand. Und wenn das so ist, denkt Barnaba, dann ist die Zeit vielleicht wirklich kein Fluss, sondern ein Gebilde, und ich bin nur unglücklich, weil ich mich nicht an meine Zukunft erinnern kann.
Das findet er kurz tröstlich, wenn er so auf der Bank sitzt und die Eichhörnchen füttert, bis er sich dann erhebt und zurückkehrt in seine eigene kleine Welt. Er arbeitet, und das muss er auch, denn seine laufenden Kosten sind enorm. Die Sonntage verbringt er meistens in der Wohnung oder lädt eine seiner Geliebten zu einem Ausflug ein, aber in den vergangenen Jahren sind es weniger geworden. Er hat gern seine Ruhe. Außer einem Schnupfen im Winter war er bislang nie krank, darauf ist er stolz. Er trinkt wenig, raucht aber viel. Gelegentlich besucht er die Oper oder eine Kinovorstellung, aber am liebsten beschäftigt er sich mit Zahlen.
Er ist dreiundfünfzig im Jahr der Machtergreifung. Das Geschäft ist sein Leben, es erfüllt ihn mit Befriedigung und Stolz, er hackt und düngt und wässert. Zwischendurch erntet er. Die Ernte ernährt seine Familie in dem großen Haus am Corso Sicilia, die er nur noch zweimal im Jahr besucht. Zu Weihnachten bringt er Geschenke mit und lässt das alljährliche Familienfoto machen. Im Sommer, um Ferragosto herum, gönnt er sich vier Wochen Urlaub und geht seiner Familie auf die Nerven, die sich weiterhin weigert, den Palazzo mit all seinen Annehmlichkeiten zu verlassen und zu ihm nach Deutschland zu ziehen. Die Kinder fürchten sich vor Deutschland. Nicht so sehr vor den Nazis, sondern vor dem Wetter und dem Essen und davor, dort möglicherweise arbeiten zu müssen. Umgekehrt fragt ihn Pina jedes Jahr, wann er gedenke, endlich zurückzukehren. Sie vertritt ihn längst als Patriarchin, sie ist die Autorität, der alle aufs Wort gehorchen, sogar die padruni und sanzali respektieren sie. Sie kümmert sich um Verträge und Abrechnungen, sie überwacht die Ernten und die Ausbildung der Kinder, sie bahnt die ersten Ehen an. Wenn Barnaba zu Besuch ist, schlafen sie zwar noch manchmal miteinander, aber ihre Gespräche drehen sich fast ausschließlich ums Geschäft.
Pancrazia ist immer noch rüstig und näht, Pinas Mutter sieht ihr dabei zu. Ständig liegen ihm die beiden in den Ohren, dass er nach Sizilien zurückkehren solle, sie klingen wie ein Echo der anderen. Barnabas Großeltern, die als Hausmeister jahrelang sämtliche Untermieter terrorisiert haben, sind zur großen Erleichterung aller kurz nacheinander verstorben. Nicht einmal Pancrazia hat lange um sie getrauert. Und immer noch sitzt der patruneddu des Dottore Passalacqua missmutig mit am Tisch, aber an den haben sich alle gewöhnt.
Seinen Freund Mariano hat Barnaba zuletzt vor zwei Jahren auf der Beerdigung des Barons von Gloeden gesehen. Ganz Taormina war auf den Beinen, eine Kapelle hat gespielt, Reden wurden gehalten, viele haben geweint. Barnaba nicht. Außer einer gewissen sentimentalen Rührung konnte er keine starke Trauer empfinden, nur Dankbarkeit. Taormina hat sich kaum verändert, allerdings ist Barnaba der wachsende Wohlstand aufgefallen. Von dem Häuschen zwischen den Kakteen ist nichts mehr zu sehen, aber am Tag nach der Beerdigung hat er das Fleckchen gekauft, der einzige Landerwerb seines Lebens. Der Familie erzählt er nichts davon. Eines Tages, denkt er, werde ich ihr hier das Hotel bauen.
Ohne dass mein Urgroßvater viel davon mitbekommen hätte, sind seine Kinder erwachsen geworden. Salvatore ist doch nicht aufs Konservatorium gegangen, manchmal singt er noch auf Volksfesten, aber Barnaba hat keine Ahnung, womit er sonst seine Zeit verbringt. Jedenfalls nicht mit regelmäßiger Arbeit, so viel steht fest. Er hat geheiratet, so viel weiß Barnaba, und ist im vergangenen Jahr zum ersten Mal Vater geworden. Die Familie lebt im ersten Stock, dort, wo die freundlichen Revolutionäre einst ihre Redaktion hatten. Barnaba hat keinen Schimmer, was aus ihnen geworden ist, ebenso wenig, wohin es Madame Romanov oder den Fotografen oder die Sopranistin verschlagen hat. Sie alle mussten Platz machen für Rosaria, Nino, Ignazio und Giuseppe. Nino hat eine Schneiderlehre abgeschlossen und geht Pancrazia zur Hand. Er hat ebenfalls geheiratet, aber Barnaba fällt der Name seiner Frau gerade nicht ein. Anna oder Maria. Wie es sich gehört, hat er für alle Kinder die Hochzeiten ausgerichtet, würdige Bankette für zweihundert Personen, die meisten davon Geschäftsfreunde von ihm. Einzuladen und die Familie zu unterhalten ist sein Privileg und seine Pflicht als Patriarch.
Außer Nino übt keines seiner Kinder einen Beruf aus. Sie alle leben in seinem Haus von den Früchten eines Mandarinenbaums, der in München gedeiht. Was soll’s, denkt Barnaba, denn er exportiert inzwischen bis nach Hamburg und Berlin, hat acht feste Angestellte und zwei Lieferwagen, die seine Ware in ganz Bayern ausfahren. Buscemi hat vier, Barnaba hat keinen Schimmer, wie er das geschafft hat.
Barnaba Carbonaro ist, wie Bianchini vorausgesagt hatte, ein Kleinreicher geworden. Damit könnte mein Urgroßvater mit dreiundfünfzig Jahren zufrieden sein, denn schließlich ist auch das Imperium der Florio untergegangen. Wenn er es bedenkt, hat Musumeci recht. Er könnte sich durchaus zur Ruhe setzen. Geld wäre genug da, und wenn er Pina freie Hand ließe, einen Teil davon geschickt anzulegen, würde es für Wohlstand bis ans Lebensende reichen. Nicht schlecht für einen ehemaligen caruso, denkt Barnaba.
Aber zur Ruhe setzen möchte er eben sich nicht. Denn die Wahrheit ist nun mal, dass er seine Familie nicht erträgt.
Es ist ihm erst nach und nach klar geworden. Nach seiner Rückkehr aus Amerika hat er sich noch eingeredet, dass es ihm nur darum ginge, den Zwischenhandel auszuschalten und selbst ins Großmarktgeschäft einzusteigen. Aber mit jedem Mal, wenn er nach Catania zurückkommt, verstärkt sich die Abneigung. Er weiß gar nicht, warum, schließlich hat er sich immer eine große Familie gewünscht. Aber wenn er im August durch seinen Palazzo stromert und bemerkt, wie sein Haus altert und knarzt, wie der Staub sich wieder auf alles herabsenkt, dann erdrücken ihn die Stimmen, Ausdünstungen und die schiere Anwesenheit seiner Familie, dann kriegt sein Unglück einen Namen.
Er schämt sich dafür, ein schöner Patriarch ist er, aber tun kann er nichts dagegen.
Helene ist der einzige Mensch, dem er je von seiner Zerrissenheit erzählt. Es ist Liebe auf den ersten Blick. Also für Barnaba, nicht so sehr für Helene, denn als sie sich begegnen, ist sie noch verlobt. Die Bedienungen in der Großmarktgaststätte sind immer fesch, tragen Dirndl und können ein bisschen Italienisch, seit sich wieder mehr Italiener in München ansiedeln und Großmarktstände eröffnen. Barnaba mag, wie sie scusi sagen oder grazie. Oder auch vaffanculo, wenn einer sie antatscht. Die meisten sind verlobt oder verbandelt, aber Barnaba hat auch einige seiner Geliebten in der Gaststätte kennengelernt. Als Helene sich zum ersten Mal über seinen Tisch beugt, eine Terrine mit Weißwürsten vor ihm abstellt, ihn anstrahlt und prego sagt, denkt er: So sieht also das Glück aus.
»Hast du etwa gerade gelächelt?«, fragt Buscemi, mit dem er wie jeden Mittag zusammensitzt.
»Kümmere dich um deinen eigenen Scheiß.«
»Doch, hast du.« Buscemi sieht Helene nach. »Es geht bergab mit dir, mein Freund.«
Sie ist mehr als einen Kopf größer als Barnaba, bewegt sich schwerelos mit Tabletts und Bierkrügen. Der Dunst der Händler und Tagelöhner in der Gaststätte teilt sich vor ihr wie ein biblisches Meer. Alles an ihr wirkt mühelos, ihre Bewegungen fließend und sparsam. Sie macht keinen Wind, sondern einfach ihre Arbeit, das gefällt Barnaba. Manchmal sieht er, wie sie sich am Tresen eine Haarsträhne richtet, während sie auf frisch gezapfte Maß wartet. Wie sie in den Hüften einknickt, sich mit einem Fuß an der Wade kratzt, wie sich ein Anflug von Erschöpfung in ihr Lächeln schleicht, wie sie kurz mit einer Kollegin schwatzt, die Augen rollt und dann schon wieder lächelt. Nein, schimmert. Sie kommt ihm vor wie eine Quintessenz all der Frauen, die sein Leben geprägt haben. Pancrazia, Rosaria, Pina, Melina. Wenn er Helene ansieht, werden Zahlen und die Zeit bedeutungslos.
»Tut mir leid, ich bin verlobt«, erklärt sie ihm auf Italienisch, als er sie fragt, ob sie ihn in die Oper begleiten möchte. Aber ihr Lächeln und die Neugier in ihrem Blick ermutigen ihn.
»Wir haben den gleichen Nachnamen!«, ruft sie ausgelassen auf ihrem ersten Spaziergang an der Isar. »Köhler und Aschenbrenner.«
»Das ist praktisch, wenn wir heiraten«, erwidert Barnaba aus einem Impuls heraus. Er meint es nicht als Witz.
Sie lacht. »Aber wozu denn noch, wenn wir schon den gleichen Namen haben.«
»Helene Aschenbrenner«, wiederholt Barnaba ihren Namen wie eine Beschwörungsformel und erzählt ihr dann von den Eichhörnchen.
Wege gabeln sich, Entscheidungen müssen getroffen werden. Barnaba ist geübt darin, jeden Tag trifft er Entscheidungen, lässt sich leiten von den Farben und Düften der Zahlen. Aber wenn er mit Helene spazieren geht, dann riecht er nur sie und fühlt sich wie an einem Ort, an dem man für immer bleiben möchte. Und nicht kann.
Vier Monate später zieht sie bei ihm ein. Da ist sie bereits schwanger. Und nein, sie ist nicht Melina, und er ist kein Eber diesmal. Er ist nicht verhext, er ist verzaubert.
Versani hält ihre Beziehung sogar für eine gute Idee. Scheidungen sind in Italien immer noch ein schwieriges Unterfangen. Da Ehen zwischen Partnern unterschiedlicher Staatszugehörigkeit in Italien jedoch nicht gern gesehen sind und Barnaba glaubhaft machen könne, sich mit der deutschen Mutter seines Kindes verehelichen zu wollen, könne das ein gutes Argument für die Naturalisation sein, meint Versani.
Natürlich zerreißt man sich im Glockenbachviertel das Maul über die wilde Ehe, aber da mein Urgroßvater und Helene versichern, die Verbindung so schnell wie möglich zu legitimieren, und da Barnaba einen guten Ruf genießt, entstehen ihm keine Nachteile. Im Gegenteil, es dämpft sogar das Misstrauen einiger Nachbarn mit halbwüchsigen Töchtern vor dem älteren italienischen Dandy mit der lockeren Moral, und man behandelt Helene bald wie Barnabas Frau.
Das Glück hat ihn wiedergefunden, glaubt Barnaba, umständlich und kompliziert, diesmal will er es unbedingt festhalten. Aber wie immer vergisst er die kindlichen Götter.
Die kindlichen Götter, das sind wir, wenn wir uns Geschichten erzählen. Um zu beantworten, wer wir sind, vermessen wir das Gebilde eines Lebens mit groben Schritten. Piraten sind wir, wir segeln los, um zu plündern. Geblendete Zyklopen sind wir, unser Name ist Outis. Nymphen sind wir, an schattigen Quellen singen wir ein Lied von Liebe und Aufbruch.
Als mein Urgroßvater Barnaba Carbonaro seinen Sohn Franz am nächsten Tag zum ersten Mal im Arm hält und die Liebe zwischen ihnen hin und her pulsieren spürt, ahnt er, dass selbst dieses allerkleinste Glück nicht lange Bestand haben wird. Aber in diesem Moment mit Franz auf dem Arm erinnert er sich an seine Zukunft und betritt das Haus der Zeit. Es hat Flure mit Bildern und Säle mit hohen Fenstern. Es hat einen Garten mit blühendem Oleander und steinernen Bänken zum Verweilen und Seufzen. Ohne Hast durchschreitet Barnaba den Palazzo seines Lebens, durch Salons, möbliert mit Vergangenheit und Zukunft. Er sieht alles vor sich, klar und deutlich. Die Ereignisse tragen keine Jahresstempel, alles ist gleichzeitig um ihn herum, Staub hängt in der Luft.
Barnaba erinnert sich daran, wie seine Enkelin Maria ihm Mandarinen schälen wird, und an ein brennendes Flugzeugwrack. Wie er nach München zurückkehren wird, um das Lachen zu entdecken. Er erinnert sich daran, wie sein Vermögen wegschmelzen wird und es ihm nichts ausmacht, im Gegenteil. Wie Pinas Gedächtnis langsam zu Staub zerfallen wird und er für sie nach Sizilien zurückkehrt. Wie er Pina ins Vergessen pflegen wird. Cchiù scuru di mezzanotti nun pò fari. Wie sie ihn papà nennen wird, wenn er sie wäscht und füttert, Tag für Tag. Wie sie langsam vergehen und erlöschen wird. Wie er in Pinas Nachlass das Testament und die Vollmachten von Bianchini finden wird, die sie über Jahrzehnte vor ihm verborgen hat. Wie erst Pancrazia vierundneunzigjährig sterben wird und kurz darauf Pinas Mutter, zwei schwarze Vögel, die man morgens auf der Terrasse findet wie eine Mahnung des Himmels.
Er erinnert sich, wie erst Nino nach München kommen wird und dann Anna mit den beiden Kindern. Wie der in Geschäften wenig talentierte Nino sich überraschend schnell ins Großmarktgeschäft einfuchst, sich mit Versani anfreundet, aber nie mit Helene und Franz.
Im Haus der Zeit sieht Barnaba, wie sie alle in der Westermühlstraße zusammenleben. Wie er Franz am Stachus für zehn Pfennig durch das große Fernrohr des Heinrich Haas blicken lässt, damit er die Sonnenfinsternis sehen kann. Wie die Frau Lehner Anna warnen wird, dass sie die Musik abends aus dem Feindsender doch leiser drehen soll. Wie Franz und Toni sich eine Fantasiefahne malen und eine alte Münchnerin fragt, warum sie keine Hakenkreuzfahne gebastelt haben, wie die Buben erklären, dass ihre Fahne eben viel schöner sei, wie die Alte zu keifen anfängt und nach der Polizei ruft und die Jungen weglaufen. Wie sie alle durch das brennende München laufen werden. Und er erinnert sich an all die Bombennächte, die noch kommen werden. Wie der Großmarkt brennen wird. Wie sie Anna und die Kinder an den Tegernsee evakuieren, wie er mit Nino irgendwie versucht, das Geschäft aufrechtzuerhalten. Wie Toni jeden Tag nach der Schule verdroschen wird und man ihm androht, ihn nach Dachau zu deportieren, weil Italiener Verräter seien.
Er erinnert sich, wie Bianchinis Traum Wirklichkeit wird, wie der Brennkofer und drei andere Braune das Ehepaar Reis aus ihrer Wohnung zerren und noch auf der Straße totschlagen werden. Barnaba erinnert sich an ihre Schreie.
Er erinnert sich, wie er Ruggero wiederbegegnen wird, in seiner Fliegeruniform als Sondergesandter der faschistischen Partei. Und er erinnert sich auch an Rosaria. Die traurige Rosaria, die Ruggero als Gespenst folgt, seit er sie aus Eifersucht erschossen hat, aber das muss Barnaba gar nicht mehr wissen. Er erinnert sich, wie Ruggero ihn bitten wird, ihn zu erlösen und ihm zu verzeihen, damit Rosaria nur endlich geht. Er erinnert sich, wie Ruggero ihm gestehen wird, immer nur ihn geliebt zu haben, und auch, wie Ruggero sich Jahre später nach Mussolinis Absetzung vor seinen Augen in München erschießt. Und wie er dann kurz darauf mit vierundsechzig Jahren überraschend seine Einbürgerungsurkunde erhalten wird, aber sich nicht richtig freuen kann, weil es auf Ruggeros Empfehlung bei der NSDAP geschehen ist und weil er bereits weiß, dass er Helene verlassen wird. Er erinnert sich, wie er sich den Mercedes kauft und ihn nach dem Krieg mit den patruneddi zurücklässt, um die Toten endlich loszuwerden.
Und dann erinnert sich Barnaba an seinen Abschied von Franz auf Gleis 11. Als er achtundsechzig ist und Franz nicht mit ihm nach Sizilien gehen wird, weil Helene ihm androhen wird, dass er dann gar nicht mehr wiederzukommen brauche.
Barnaba Carbonaro, der Stamm eines Mandarinenbaums in steinigem Boden, erinnert sich an all die Früchte seines Lebens, die er noch tragen wird. An die Geschichte einer unglücklich glücklichen Familie, so verworren und unvollständig und zerbrechlich und wahr wie eine gestammelte Liebeserklärung.
An all das erinnert sich mein Urgroßvater mit Franz auf dem Arm in einem Wimpernschlag der Liebe. Als er aus dem Haus der Zeit hinaustritt, zurück in die Welt der Dinge, und leise die Tür schließt, erlischt die Erinnerung an seine Zukunft. Zurück bleibt nur der Duft von Mandarinenblüten. Als Franz an seinem Finger nuckelt, durchströmt ihn das Glück, das allerkleinste Glück.
»Willst du mich heiraten?«, fragt er Helene, obwohl er bereits ahnt, dass es anders kommen wird. Aber so ist das Leben, und er hat noch viel vor.