7. Kapitel

Auf das Klopfen an meiner Schlafzimmertür kann ich nur mit einem Grunzen antworten, das eines Neandertalers würdig gewesen wäre. Offenbar bin ich mit dem Gesicht aufs Kissen geplumpst, mein Körper liegt bleischwer hinter mir. Ich bin immer noch vollständig bekleidet, trage die Jeans, die ich gestern Abend nicht mehr ausgezogen habe, und ich weiß bereits, dass mein Kopfkissenbezug mit Make-up beschmiert ist. Der einzige Teil meines Körpers, den ich fühlen kann, ist mein Kopf, in dem ein so starker pochender Schmerz wütet, dass der Rest vom Hals abwärts taub zu sein scheint.

Mein Dad späht zur Tür herein. »Guten Morgen, Schönheit.« Nur ein Vater kann mich jetzt ansehen – mit Haaren, die mir zu Berge stehen und zugleich schweißnass an meiner ausgetrockneten Haut kleben – und mich Schönheit nennen. Ich kann nur mit einem erneuten Grunzen antworten. Meine Geisteskraft entspricht zurzeit der eines einjährigen Kindes im Körper und mit der Energie einer Leiche, aber mein Dad – der Mann, der gestern Abend um acht im Sitzen eingeschlafen ist – wirkt so frisch wie ein Gänseblümchen im Morgentau. Er tänzelt mit einer Tasse Tee ins Zimmer, wohl wissend, wie dringend ich sie brauche.

»Wie? Dir geht’s – gut? Uff«, grummele ich mühsam in mein Kissen. Dad setzt sich leise lachend ans Fußende meines Bettes.

»Ich habe eine Menge Übung. Zweiundzwanzig Jahre beim Militär, wo wir oft genug die Nacht durchzecht haben, und immer in der Lage, Punkt sechs zum Dienst zu erscheinen – die Stiefel gewienert, die Uniform gebügelt, die Zielsicherheit beim Schießen unbeeinträchtigt.« Er lacht, als ich abermals aufstöhne, und reicht mir meinen Tee zusammen mit zwei Schmerztabletten.

Ein »Danke« murmelnd, schlucke ich sie und muss innehalten, um sicherzugehen, dass sie mir nicht sofort wieder hochkommen.

»Du hast also jede Menge flüssiges Trinkgeld bekommen?«

»Sagen wir so: Jetzt weiß ich, warum Baz immer verkatert aussieht.« Ich reibe mir die Schläfen, tue alles, um den pochenden Schmerz zu lindern. »Ich musste sogar andauernd Pints in den Ausguss kippen, weil mir mehr spendiert wurde, als ich überhaupt trinken konnte. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie versucht haben, mich zu ersäufen.«

»Dir wird’s gleich besser gehen, wenn du zur Arbeit gehst.« Arbeit. Mehr Arbeit. Verdammt.

»Mir ist schon zum Kotzen zumute, wenn ich Kevin an einem guten Tag sehe. Heute brauche ich wohl nicht zu hoffen, dass es gut geht, oder?«

»Nein, aber wenn du kotzen musst, dann sieh zu, dass du ihn voll auf die Schuhe triffst.« Ich versuche zu lachen, aber das löst einen stechenden Schmerz in meinem Schädel aus. Dad schüttelt nur den Kopf und steht auf.

»Ich lasse dich jetzt allein, damit du dich fertig machen kannst.«

Ein bisschen zu lange verweile ich unter der Dusche, weil es so angenehm behaglich ist, mir vom heißen Wasser meinen Schweiß und das Make-up des gestrigen Abends abspülen zu lassen. Da ich aber auch nicht riskieren will, zur Arbeit rennen zu müssen, reiße ich mich schließlich widerwillig los. Mein armer Kopf verträgt heute keine zusätzliche Belastung mehr, also lasse ich meine Haare offen und versuche nur, sie möglichst glatt zu kämmen, damit sie wenigstens nicht in alle Richtungen abstehen.

Beim Anziehen stelle ich fest, dass Dad meine Uniform für mich gebügelt hat. Ein Morgen wie dieser wiegt die Schande, mit Mitte zwanzig noch bei meinem Dad zu leben, mehr als auf. Seit Mum tot ist, tut er solche kleinen Dinge für mich. Ich schätze, das ist seine Art, sich um mich zu kümmern – die Art eines zähen alten Veteranen. Alles, was er für mich im Alter von sechs und sechzehn hätte tun sollen, tut er jetzt für mich, seine sechsundzwanzigjährige Tochter, und macht so wieder gut, was er früher versäumt hat.

Als ich schließlich ins Freie trete, trifft mich eine willkommene kühle Brise und lindert ein wenig den Kopfschmerz. In letzter Zeit habe ich immer denselben Weg zur Arbeit gewählt, hinauf zum geheimen Durchgang und über den Innenhof – eine Entscheidung, die offensichtlich nichts mit etwaigen Versuchen zu tun hat, herauszufinden, ob ein ganz bestimmtes Garderegiment wieder da ist.

Natürlich schaue ich nicht nach – aber heute stehen noch immer die Coldstream-Gardisten Wache. Die Knöpfe an ihren Waffenröcken sind paarweise in senkrechter Reihe angeordnet. Die Federn an ihren Bärenfellmützen sind leuchtend rot, während die der Grenadiere weiß sind, und ihre Kragen sind mit dem Garter Star, dem Symbol des Hosenbandordens, bestickt. Und der leise Stich in meinem Magen ist definitiv eine Folge meines durchzechten Abends und hat nichts mit enttäuschter Hoffnung zu tun.

Der Anblick des Ticketverkaufs dreht mir fast den Magen um, und ich wünsche mir beinahe, ich wäre immer noch betrunken.

»Margaret, Margaret, Margaret.«

Ich verdrehe die Augen, mit dem Rücken zu meinem Boss, der sich um die Ecke schleicht und dabei wie ein Bösewicht in einem James-Bond-Film seine Fingernägel gegeneinanderklacken lässt. »Kevin«, nicke ich ihm zur Begrüßung zu.

»Du bist da.« Er klingt überraschend froh. Ein fieses Grinsen steht in seinem Gesicht, und ich kann mich nicht entscheiden, ob ich Angst haben sollte.

»Ja, das, ähm, ist üblicherweise so, wenn ein Boss einen seiner Angestellten zur Arbeit einteilt.« Wirklich, ich kann mich an diesem Morgen nicht mit ihm und seinen Spielchen herumschlagen. In meinem Kopf hämmert es gleich doppelt so hart, nachdem ich seine Stimme vernommen habe.

»Werde nicht frech, junge Dame.« Kevin ist nur drei Jahre älter als ich, aber er nutzt mit Begeisterung Verkleinerungsformen, die ihn so wirken lassen, als hätte er die Autorität und die Weisheit eines Lehrers. Dabei hat er wirklich nur eines mit einem Lehrer gemein – den nach Kaffee riechenden Atem. »Rachel in der Buchhaltung hat mir gesagt, dass du letzte Nacht an der Bar bedient hättest und Cameron von der Überwachung ihr erzählt habe, er habe dich heute Morgen um drei nach Hause wanken sehen.«

»Ach, hat er das?«, murmele ich leise und schüttele ungläubig den Kopf. Sollte das mehrere Millionen Pfund teure Sicherheitssystem nicht bessere Verwendung finden, als einer jungen Frau auf dem Weg nach Hause nachzuspionieren?

»Hmm? Egal. Wir haben gerade eine Wette gegen das Buchhaltungsteam gewonnen. Sie haben jeder zwanzig Tacken darauf gesetzt, dass du dich krankmelden würdest.«

»Nun, das ist doch genial, oder?«

»Ich und die Mädels gehen jedenfalls heute Mittag ins Wetherspoon, du wirst also hier allein die Stellung halten müssen.« Voller Schadenfreude in die Hände klatschend, hüpft er davon – wie ein Kind, das gerade einem schwächeren Klassenkameraden das Essensgeld abgenommen hat.

»Freut mich, behilflich gewesen zu sein.« Hinter seinem Rücken knickse ich sarkastisch. »Arschloch«, setze ich hinzu, als ich ihn außer Hörweite wähne.

»Was war das?« Kevin dreht sich auf dem Absatz um, sein Grinsen hat seiner üblichen niederträchtigen Miene Platz gemacht. Anscheinend habe ich unterschätzt, wie gut er hören kann.

Hastig rudere ich zurück, während in mir das nur zu vertraute Gefühl von Panik aufsteigt. »Nichts, gar nichts. Euch allen guten Appetit.« Ich versuche zu lächeln, aber es reicht nur für eine Grimasse.

Wenn ich mich nicht so fühlen würde wie frisch aus dem Grab geholt, hätte ich vielleicht mehr gesagt. Aber so nehme ich nur wahr, dass sich in meiner Brust eine kalte Leere ausbreitet, und mache mich an die Arbeit.

Um die Mittagszeit habe ich endlich wieder Ähnlichkeit mit einem funktionierenden Mitglied der Gesellschaft. Schon allein der Friede eines Büros ohne Kevin, Andy und Samantha reicht, um alles zu kurieren. Ich bin beinahe froh, dass sie auf meine Kosten essen gegangen sind. Vielleicht sollte ich ein Maggie-Roulette ins Büro stellen, um sie dazu zu ermuntern, jeden Tag essen zu gehen: Rot steht für »Heute sieht sie direkt mal wie ein Mensch aus«; Schwarz steht für »Seht nur, sie hat schon wieder einen Nervenzusammenbruch«. Sie würden immer Schwarz wählen und gewinnen, und je öfter sie mich in der Mittagspause allein lassen, desto wahrscheinlicher wird es, dass Rot gewinnt.

»Guten Morgen und willkommen im Königlichen Festungspalast Seiner Majestät, dem Tower von London. Wie viele Eintrittskarten hätten Sie gern?« Ich spule meine Standardbegrüßung für eine Kundin herunter, die etwa Mitte vierzig sein muss. Sie und ihre drei Kinder tragen alle die gleichen Parkas, und die kleinen Gesichter ähneln der Frau, die ohne jeden Zweifel ihre Mutter ist, wie Kopien im Miniformat.

»Ist der König heute zu Hause?«, fragt sie und ignoriert alles, was ich gerade gesagt habe.

»Ich bin mir nicht sicher, Madam«, erwidere ich, ein wenig verwirrt, weil sie anzunehmen scheint, dass ein Mädchen, das an einem der Ticketschalter bedient, den persönlichen Terminkalender eines Königs kennt.

»Wie können Sie nicht wissen, ob der König zu Hause ist? Sie sitzen doch den ganzen Tag vor seinem Haus?«

»Der König wohnt nicht im Tower von London, Madam, und er hat auch nie hier gewohnt. Vielleicht meinen Sie Windsor Castle? Oder den Buckingham-Palast?«

»Aber da drin steht ein Haus, das als King’s House bezeichnet wird. Ich habe mich informiert.« Ihre drei Kinder nicken, als wären sie ihre eigene kleine Hilfstruppe. Ich versuche, nicht die Fassung zu verlieren.

»Ah, ich verstehe. Das King’s House im Tower von London wird King’s House genannt, weil der Monarch dort übernachten könnte, wenn er wollte. Aber gebaut wurde es für den Lieutenant des Towers, und heutzutage wohnt dort der Konstabler des Towers. Unser derzeitiger König hat noch nie dort übernachtet. Vermutlich hat er von all den Gespenstern gehört, die dort spuken!« Ich zwinkere den Kindern zu, deren gelangweilter Gesichtsausdruck plötzlich Überraschung weicht. Eine Geistergeschichte weckt offenbar ihr Interesse, und sie tauschen aufgeregte Blicke.

»Nun, dann ist das irreführende Werbung«, schnaubt die Frau verärgert.

»Tut mir leid, Madam. Möchten Sie trotzdem heute den Tower besichtigen?«

»Hmm, eigentlich bin ich gekommen, um den König zu sehen …«, murrt sie. Ihre Kinder nicken eifrig. »Aber, na gut, geben Sie mir Karten für zwei Erwachsene und drei Kinder.«

Beim Blick über ihre Schulter sehe ich, dass Bob vom Sicherheitsdienst die Tore öffnet, um einen Militärtransporter einzulassen. Ein Mann in seiner legeren Kampfuniform springt aus dem großen gepanzerten Fahrzeug und reicht ihm ein Dokument. Nach einem Nicken von Bob und kurzem Händeschütteln hüpft der Soldat zurück in den Transporter und fährt ihn über die westliche Zugbrücke.

Sie wechseln also die Garde aus. Früher wurde das Garderegiment jeden Tag oder alle zwei Tage von seinen Pflichten entbunden. Aber inzwischen hat man wohl eingesehen, wie unpraktisch es ist, eine Gruppe junger Männer und einen Lastwagen voller Uniformen nur für eine Nacht hin- und herzufahren, und so bewacht jedes Regiment jeweils eine ganze Woche lang mein Zuhause. Wer als Nächstes dran ist, bestimmt der Zufall – für uns jedenfalls. Ich erfahre es immer erst am Montagfrüh, wenn ich verlegen schaue, wer der Nächste ist, der mich mit solcher Anmut zur Arbeit rennen sieht wie Captain Jack Sparrow – mit den Armen rudernd und so.

Ich kann nicht erkennen, ob es die Grenadiere sind, also Freddies Regiment. In ihren kakifarbenen Standarduniformen und Schiffchen lassen sie sich unmöglich aus dieser Entfernung auseinanderhalten. Außerdem interessiert mich das ja sowieso nicht …

»Ähm, Entschuldigung? Können wir bitte unsere Eintrittskarten haben?« Ich erwache aus meiner kurzen Trance und widme mich wieder meiner Kundin, die sich suchend umschaut, um herauszufinden, was mich gerade so gefesselt hat. Ein Riese von einem Mann taucht neben ihr auf und späht in meinen Schalter. Er steht so nah an der Scheibe, dass ich seine dunklen Nasenhaare sehen kann.

Ich huste. »Ja, tut mir leid, natürlich. Ich gebe sie Ihnen sofort.« Nach ein paar Tastenanschlägen auf meinem Computer drucke ich die Eintrittskarten aus und lasse die Familie ziehen. Dann beuge ich mich über meinen Tisch und drücke mein Gesicht an die Glasscheibe in der Hoffnung, noch einen Blick auf den Transporter zu erhaschen, aber der ist natürlich längst weg.

Plötzlich taucht vor mir eine künstlich gebräunte Hand auf und hämmert gegen die Scheibe. Erschrocken falle ich auf meinen Stuhl zurück. Die drei Deppen sind aus ihrer Mittagspause zurück und kringeln sich vor Lachen. Ich laufe rot an, aber es verschafft mir ein wenig Genugtuung, wie Samantha sich mit schmerzverzogener Miene die Hand reibt. Ihre dürren Hände vertragen sich offenbar nicht mit dem zweieinhalb Zentimeter dicken Sicherheitsglas. Das war’s dann wohl mit der friedlichen Stille am Arbeitsplatz.

Während des Nachmittags kann ich an nichts anderes denken als an den Wachwechsel. Dass Freddie hinten im Van gesessen haben könnte, die Bärenfellmütze in einer Schachtel auf dem Schoß, macht mich kribbelig. Ich bin nervös, aber auf angenehme Weise. So wie es einem in den Fingern kribbelt, wenn man etwas Erfreuliches in Aussicht hat, nicht so, dass man das Gefühl hat, sich gleich in die Hose machen zu müssen.

Es gibt nicht viel, was mich ablenken könnte, und so gerate ich ins Träumen, stelle mir alles Mögliche vor, was ich ihm sagen könnte, wenn er sich entschlösse, zu mir zu kommen und mich erneut aus der Hölle meines Arbeitsplatzes zu befreien. Ich würde ihm überschwänglich danken. Vielleicht könnte ich vorschlagen, wieder gemeinsam einen Kaffee zu trinken, um mich bei ihm zu revanchieren. Oder ich könnte ihm sagen, dass die Coldstream-Gardisten erheblich langweiliger sind und nur schwer stillstehen können. Das würde ihm vermutlich gefallen.

Aber was, wenn er gar kein Interesse daran hat, mein Freund zu sein? Er hat mich nie nach meiner Telefonnummer gefragt. Genau genommen, hat er nicht mal ansatzweise so etwas angedeutet. Was, wenn er einer dieser typischerweise von Hugh Grant gespielten Männer ist, die einfach nur vornehm sind und deren chronische Höflichkeit sie immer wieder in Situationen bringt, aus denen sie nicht allein herausfinden? Habe ich ihn gezwungen, sich neben mich zu setzen und sich all meine Probleme anzuhören? Oh Gott … was, wenn er in der Wachstube allen davon erzählt und sich mit den anderen Gardisten über mich lustig gemacht hat?

Die kribbelige Vorfreude verwandelt sich rasch in Nervosität, die mir fast den Magen umdreht …

Am liebsten hätte ich mir selbst eine Ohrfeige verpasst, um mich aus meiner Grübelei zu reißen. Er hat mich gefragt, ob ich einen Kaffee mit ihm trinken möchte. Obendrein ist es gut möglich, dass ich mich völlig unnötig verrückt mache und morgen früh Gardisten in den blaugrünen Uniformen des Royal-Air-Force-Regiments Wache stehen. Entspann dich, verdammt noch mal, Maggie!

Nach Feierabend bleiben mir noch ein paar Stunden Tageslicht, und ich beschließe, nach meiner langen Nacht etwas liegen gebliebene Hausarbeit zu erledigen und die kurze Zeit zu nutzen, in der wir von den neugierigen Touristen, die über die Mauer spähen, verschont bleiben, um Wäsche zu waschen und zum Trocknen aufzuhängen. Als die Beefeaters nach Hause trudeln, hänge ich meine Wäsche auf die Leine. In dieser Woche besteht sie vor allem aus Unterhöschen, die ich während meiner Periode trage. Sie sind so groß und bequem, dass ich sicher bin, einer der Raben könnte ein gutes Nest daraus bauen.

Ich bin gerade dabei, ein – vom Waschen und womöglich auch noch von anderen Dingen – leicht verfärbtes Höschen aufzuhängen, als mich Motorengeräusch aufschreckt. Als ich herumfahre, erblicke ich einen weißen Minibus, der lärmend über die Bodenschwelle direkt vor unserem Haus holpert. Aus Höflichkeit lächelnd für den Fall, dass ich den Fahrer kenne, starre ich hinüber, über mir die Wäscheleine mit ihrer peinlichen Fracht. Zwölf männliche Augenpaare starren zurück. Ohne nachzudenken, reiße ich das hässlichste Höschen von der Leine, sodass die Klammern nur so fliegen, und verstecke es hinter meinem Rücken. Eine der Wäscheklammern landet in meinen Haaren und verheddert sich in der wirren Mähne. Das Herz schlägt mir bis zum Hals, das Gesicht brennt mir vor Scham.

Es ist der Minibus, der die Gardisten von ihrem Stützpunkt in Westminster zu ihrem Stützpunkt im Tower fährt, und er fährt schrecklich langsam. Ganz offensichtlich hat das schwer gepanzerte Fahrzeug von heute Mittag nur ihre Uniformen oder ihre sonstige Ausrüstung transportiert, was man eben so braucht, wenn man eine königliche Festung bewacht. Und siehe da, Freddie sitzt ganz hinten, direkt am Fenster. Ärgerlicherweise – oder vielleicht auch glücklicherweise – ist er der Einzige, der mich nicht ansieht. Stattdessen gilt seine Aufmerksamkeit den Jungs vor ihm, und ich sehe, wie er einem von ihnen wegen einer Bemerkung, die ich nicht hören kann, einen spielerischen Klaps auf den Hinterkopf gibt. Um seine Lippen spielt beinahe ein Lächeln.

Dann sind sie an mir vorbei, und als sie bei Lindas Haus um die Ecke biegen, drehe ich mich zur Wäscheleine um und reiße sämtliche Höschen wieder herunter, sodass die Wäscheklammern kreuz und quer auf dem Betonboden landen. Voll beladen mit Unterwäsche, renne ich ins Haus zurück und entscheide, sie über das Metallgestell am Kopfende meines Bettes zu hängen; dort trocknen sie ebenso gut wie draußen … Allerdings ist das Kind bereits in den Brunnen gefallen; meine Wangen glühen leider immer noch in derselben Farbe wie das einzige rote sexy Spitzenhöschen, das ich besitze, und ich werfe mich frustriert stöhnend mit dem Gesicht voran auf mein Bett.