KAPITEL 4

LIAM

TAG 4: DI, 07:00 UHR,

WESTLICH VON SYDNEY, AUSTRALIEN

»Du schmollst wie ein Kleinkind«, sagte Jack mit einem flüchtigen Blick zum Beifahrersitz.

Liam saß dort mit auf den Rücken gefesselten Händen und einer Platzwunde auf der Stirn, wo Jack ihn mit dem Griff seiner Schrotflinte erwischt hatte. Sein verletzter Knöchel pochte und die vergangene Nacht saß ihm tief in den Knochen. Trotzig war er sicher nicht. Er war wütend.

»Tue ich nicht«, entgegnete er, ohne seinen Blick zu heben. Die Ironie seiner Worte war ihm durchaus bewusst. »Und selbst wenn, hätte ich allen Grund dazu.«

Er wand seine Hände in den Fesseln. Es war ihm gelungen, sie in der letzten Stunde etwas zu lockern. Frei kam er dennoch nicht. Unauffällig sah er zu Jack, der sich wieder auf die Straße konzentrierte.

Bei Tageslicht wirkte der Alte gar nicht mehr so geisterhaft wie noch am Abend zuvor. Man sah ihm seine Vorfahren an. Er stammte von den Ureinwohnern Australiens ab, hatte dunkle Haut, ergrautes Haar und tief in den Höhlen sitzende Augen. Den Lendenschurz hatte er gegen Jeans und ein kariertes Hemd getauscht und sich die Bemalung vom Gesicht gewaschen.

Was er dort draußen gemacht hatte und was er vorhatte zu tun, war Liam noch immer ein Rätsel. Er schielte zur Rückbank, wo die Schrotflinte lag, und fragte sich, warum er überhaupt noch am Leben war – warum Jack ihm seinen Namen verraten und ihn verschleppt hatte, statt seinen Worten Taten folgen zu lassen und ihn abzuknallen wie einen räudigen Köter.

»Dir geschieht schon nichts«, versicherte Jack.

Liam schnaufte verächtlich. »Ach ja? Dann ist das alles hier bloß ein dummes Missverständnis?«

Es war vielleicht nicht die beste Idee, so mit seinem Entführer zu sprechen, aber er war zu erschöpft und wütend, um diplomatisch zu sein.

Jack hob als Antwort bloß die Schultern. Er drosselte das Tempo, legte einen anderen Gang ein und bog in eine Seitenstraße ab.

Hier draußen, fernab der Zivilisation, war ihnen bisher noch kein anderes Fahrzeug begegnet und so schnell würde sich das auch nicht ändern. Bis zur Stone Creek Ranch war es allerdings nicht sehr weit. Vielleicht sollte er in der nächsten Kurve aus dem Wagen springen und versuchen, es zu Fuß bis nach Hause zu schaffen. Ob sein Bein dabei mitspielen würde, war allerdings fraglich.

»Was würdest du davon halten, wenn ich dich einfach laufen lasse?«, schlug Jack vor. »Du hast nichts gesehen und ich auch nicht.«

»Klar, halten wir die Polizei da raus«, höhnte er, verfluchte sein loses Mundwerk aber gleich darauf. Er hätte einfach zustimmen sollen, statt bescheuerte Antworten zu geben und sich damit selbst einen Strick um den Hals zu legen.

»Genau«, bestätigte Jack, als hätte er die Ironie in Liams Worten überhört. »Du vergisst, was passiert ist, und ich werde niemandem verraten, dass ich dich beim Viehdiebstahl erwischt habe.«

Liams Herz machte einen Satz. Kurz keimte die Hoffnung in ihm auf, das alles könnte tatsächlich ein Missverständnis sein, das sich einfach aufklären ließe.

»Das waren unsere Rinder«, beteuerte er.

Jack trat so plötzlich auf die Bremse, dass Liam nach vorne geschleudert wurde. Er fing sich mit den Beinen ab und sein verletzter Knöchel meldete sich daraufhin schmerzhaft.

Als er sich Jack zuwandte, fixierte der ihn durch schmale Augen. Sofort begann Liams Puls zu rasen und sein Blick huschte abermals zur Waffe auf der Rückbank. Es gab Leute, die Viehdiebe lieber erschießen würden, als ihnen auch nur ein Rind zu überlassen. Zu welcher Art Mensch Jack gehörte, wollte Liam nicht herausfinden.

»Ich bin kein Viehdieb«, schwor er und drückte sich gegen die Tür in seinem Rücken, um möglichst weit von Jack wegzukommen. »Von mir aus können wir zum Sheriff fahren. Dort wird sich alles aufklären.«

»Ich habe meiner Tochter versprochen, auf die alten Rituale zu verzichten«, sagte Jack eindringlich.

Liam kapierte kein Wort. Er versuchte, ruhig zu atmen und sich nichts anmerken zu lassen, konnte aber nicht aufhören, immer wieder zur Schrotflinte zu schielen.

»Sie muss nichts von dem, was ich da draußen getrieben habe, erfahren. Verstanden?« Jack folgte Liams Blick. »Was ist?«, fragte er und nickte ihm herausfordernd zu. »Angst, dass ich dich abknalle und hier irgendwo verscharre?«

Liam schluckte schwer. So etwas in der Art hatte er sich ausgemalt. Niemand würde ihn in der Wildnis finden. Höchstens die Wildschweine oder Dingos.

»Was sind das für Rituale?«, hakte er nach, um vom Thema abzulenken. Er sah sich schon als Opfergabe für irgendwelche heidnischen Götter an einen Pfahl gefesselt.

Jack lehnte sich im Sitz zurück. Er schien nicht vorzuhaben, bald weiterzufahren, also nutzte Liam seine Chance und versuchte, möglichst unauffällig nach dem Türgriff in seinem Rücken zu suchen.

»Meine Vorfahren waren viel enger mit der Natur verwurzelt, als wir es heute sind«, begann Jack zu erzählen. »Sie nahmen Kontakt zu den Geistern auf, um deren Rat einzuholen. Genau das habe ich getan. Und dann bist du wie aus dem Nichts aufgetaucht.«

Sein Blick durchforstete Liam, als wäre er für ihn ein Buch mit sieben Siegeln. Glaubte er wirklich, seine Geister hätten ihn geschickt?

Liam hatte eine ungefähre Vorstellung davon, wie man es anstellte, Visionen von Geisterwesen zu erhalten. Schließlich wussten schon die alten Schamanen, welche Kräuter man rauchen musste, um sich die Birne wegzuschießen. Kein Wunder, dass Jacks Tochter nichts von diesem Kram hielt.

Endlich hatte er den Griff gefunden, wagte es aber noch nicht, die Tür zu öffnen. Der Alte hätte sich die Flinte schneller geschnappt, als er den Straßengraben erreichen konnte. Und wenn Jack noch nicht ganz von seinem Trip runter war, würde er vielleicht wieder schießen.

»Aber jetzt, wo du nicht mehr auf Droge bist, ist dir schon klar, dass ich weder ein Viehdieb noch einer deiner Urahnen bin, oder?«, fragte er unsicher.

Jack lachte. »Es ist schon etwas komplexer als das Einnehmen irgendwelcher bewusstseinserweiternder Substanzen. Und es sind auch nicht meine Urahnen, mit denen ich versuche, in Kontakt zu treten. Es sind Naturgeister. Sie existieren und sie sind wütend. Wütend über das, was wir der Welt antun und worauf wir hinsteuern. Und du, mein Junge, du hast die Aura eines Naturgeistes. Ich werde dich gehen lassen, wenn du mir versprichst, die Klappe zu halten. Aber erst, wenn ich mir sicher sein kann, dass du wirklich ein Mensch bist.«

Das reichte Liam. Er musste, so schnell es ging, von diesem Irren weg! Der Alte hatte doch völlig den Verstand verloren.

Er zog am Griff, wollte die Tür aufstoßen und nach draußen stürzen, doch kaum, dass er sie einen Spalt geöffnet hatte, packte Jack ihn am Kragen und zerrte ihn zurück.

Panik stieg in ihm auf. Er war zu geschwächt, um sich gegen diesen Verrückten zu wehren. Jack beugte sich über ihn, drückte Liam seinen Arm gegen die Kehle und ihn dadurch fest in das Sitzpolster.

»Das hier muss nicht so hässlich enden, wie du dir das ausmalst«, zischte Jack.

Sein Atem legte sich dabei auf Liams Haut. Angeekelt von der erzwungenen Nähe, drehte er den Kopf zur Seite, während sich Jacks Hand zwischen ihn und die Rückenlehne schob. Er zog die Fesseln, die Liam in der letzten Stunde mühsam gelockert hatte, mit einem Ruck wieder fester. Dann lehnte er sich zurück auf den Fahrersitz.

»Du musst keine Angst vor mir haben«, meinte Jack wenig Vertrauen einflößend.

Liam schluckte schwer. So etwas in der Art sagten sicher alle Serienmörder, bevor sie ihre Opfer zu Tode folterten und häppchenweise an die Hunde verfütterten.

Er konnte nicht glauben, dass ihm das passierte. Er war die Geisel eines drogensüchtigen Schamanen, der mitten im Outback auf Geisterjagd ging und ihn für ein übernatürliches Wesen hielt. Da wäre es ihm lieber gewesen, mit einem Viehdieb verwechselt zu werden.

Jack wandte sich wieder der Straße zu und fuhr weiter.

»Okay«, sagte Liam nach einer Weile einsichtig. »Ich verrate es niemandem. Sag mir nur, was ich tun muss, um dir zu beweisen, dass ich ein Mensch bin.«

Er starrte Jack erwartungsvoll an, doch der ignorierte ihn. Der Mann war wirklich verrückt, und wer wusste schon, wie viele andere Unschuldige er bereits aufgegriffen und im Glauben, es mit Geistern zu tun zu haben, getötet hatte?

»Ich habe Familie«, beteuerte Liam. »Ich heiße Liam Hyland. Meine Eltern sind Harry und Ruby Hyland. Unsere Farm …«

»Es interessiert mich nicht, wer du vorher warst«, unterbrach Jack ihn.

»Vorher?«, fragte er mit sich überschlagender Stimme.

Jack reagierte nicht.

Liams Atemzüge gingen wieder schneller. Sein Herz pochte wild und wollte sich einfach nicht beruhigen und dazu kam das Dröhnen in seinem Schädel, was er der Platzwunde verdankte, die Jack ihm zugefügt hatte. Das alles zusammen verhinderte, dass er auch nur einen klaren Gedanken fasste.

Er versuchte, nicht in Panik zu geraten, doch das gelang ihm einfach nicht. Er hatte das Gefühl, nichts von dem, was er sagen könnte, würde Jack von dem Glauben abbringen, er hätte es mit einem Geist zu tun.

Mit bloßen Fäusten, ohne verletzt und gefesselt zu sein und mit einer Waffe bedroht zu werden, hätte er Jack überwältigen können. Aber so? Er starrte zu Boden. Das Seil um seine Handgelenke schnitt ihm die Blutzufuhr ab und so langsam wurden seine Finger taub.

»Wenn ich wirklich die Aura eines deiner Naturgeister hätte, warum wolltest du mich dann erschießen?«, fragte er nach einer Weile. »Ich dachte, diese Geister wären so etwas wie die Götter der Aborigines.«

»Götter?«, lachte Jack. »Nein, das sind sie nicht. Sie sind weder gut noch böse. Es sind körperlose Wesen, deren Energie durch unsere Welt fließt, durch Flüsse, Steine, Bäume. Hast du dich denn nie mit der Kultur dieses Landes auseinandergesetzt? Die Weisheit der Naturgeister hat meinen Ahnen immer gute Dienste geleistet, aber nie hat ein Naturgeist unsere Welt betreten. Das scheint sich jetzt zu ändern. Etwas geschieht. Etwas Schreckliches. Und die Vorzeichen zeigen sich uns schon seit Monaten. Überflutungen, Erdbeben, Tornados. Ich weiß nicht, was mit dir nicht stimmt, aber du bist tiefer in diese Sache verstrickt, als du ahnst.«

Liam fixierte weiter den Boden zwischen seinen Stiefeln. Hatte der Kerl nie etwas vom Klimawandel gehört? Liam war doch nicht schuld an der globalen Erwärmung! Das war das Werk skrupelloser Großkonzerne und nicht das irgendwelcher Geister.

Noch einmal versuchte er, sich vergebens von den Fesseln zu befreien. Wut mischte sich in seine Verzweiflung. Er war kein verdammter Naturgeist und er wollte nicht sterben, nur weil ein alter Sack an die Ammenmärchen seiner Vorfahren glaubte.

»Steig aus«, forderte Jack ihn auf.

Liam bemerkte erst jetzt, dass sie angehalten hatten. Er hob den Blick und sah sich um. Da war nichts außer wildes Land. Vielleicht war das hier in Jacks Augen und in denen seiner Vorfahren ja heiliger Boden. Oder er hatte hier irgendwo bereits ein Grab ausgehoben, in das er Liams Leichnam befördern wollte.

Jack streckte sich nach der Schrotflinte, aber sie rutschte ihm aus den Fingern und landete im Fußraum.

Jetzt oder nie! Liam stieß die Tür auf, sprang aus dem Wagen und fiel auf ein Knie, weil ihm der verletzte Knöchel wegbrach. Er biss die Zähne zusammen und war sofort wieder auf den Beinen. Der Schmerz kroch ihm bis hinauf zum Knie, doch das ignorierte er.

»Warte!«, rief Jack ihm nach.

Liam dachte nicht daran anzuhalten. Er rannte blindlings drauf los. Weg von der Straße, dem Auto und dem Mann mit der Schrotflinte. Wenn Jack ihm jetzt in den Rücken schießen würde, wäre er wenigstens beim Versuch zu fliehen gestorben und nicht auf den Knien um sein Leben winselnd.

Er brach durch dichtes Gestrüpp, schlug dahinter einen Haken, in der Hoffnung, Jack dadurch abschütteln zu können, und rutschte unverhofft eine steile Böschung hinab.

Gerade als er sich wieder auf die Beine kämpfen wollte, hallte ein Schuss durch die Luft. Er zuckte zusammen, hielt für einen Moment die Luft an, begriff dann aber, dass der Schuss in einiger Entfernung gefallen war.

Mühsam zog er sich wieder auf die Beine und schleppte sich hinter die nächste Anhöhe. Die ganze Nacht hatte er bereits so verbracht, nachdem es ihm in letzter Sekunde gelungen war, Jacks Flinte beiseitezustoßen und dadurch einem Kopfschuss zu entgehen. Er war geflohen, hatte sich versteckt und gehofft, seinen Verfolger abhängen zu können. Und am Ende war er ihm doch geradewegs in die Arme gelaufen.

Diesmal bot ihm die Dunkelheit keinen Schutz und zudem erschwerten ihm seine gefesselten Hände das Vorankommen auf dem unebenen Boden. Doch einen Vorteil hatte er: Von hier aus konnte er es zu Fuß nach Hause schaffen.

Liam konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Dem Schuss, der schon vor einer ganzen Weile gefallen war, war kein weiterer gefolgt. Ob Jack aufgegeben hatte?

Es war nicht mehr weit bis zur Stone Creek Ranch, doch wie er die letzte halbe Meile schaffen sollte, ohne zusammenzuklappen, wusste er nicht. Mühsam zog er einen Fuß vor den anderen. Den Schmerz in seinem Knöchel merkte er schon gar nicht mehr.

Die Sonne brannte bereits so früh am Morgen unerträglich heiß. Seine Lippen waren spröde und aufgeplatzt, seine Kehle trocken und die Glieder schwer. Wie in Trance lief er weiter.

Eigentlich hätte er froh sein müssen, entkommen zu sein, aber die Angst, die sich in ihm festgesetzt hatte, verschwand einfach nicht. Es stellte sich keine Erleichterung ein. Er fühlte sich weiterhin verfolgt und beobachtet.

Eine Bewegung in seinem Augenwinkel ließ ihn aufschrecken. Er wirbelte herum, strauchelte bedrohlich und fing sich gerade noch mit einem Ausfallschritt. Wenn er in seinem Zustand fallen sollte, wüsste er nicht, ob er es schaffen würde, wieder aufzustehen.

Liam ließ seinen Blick über das Land und die staubige Straße wandern. Doch da war nichts, also wandte er sich wieder nach vorne. Trotzdem blieb das Gefühl, beobachtet zu werden.

Er war kaum zwei Schritt weit gekommen, als er wieder etwas am Rande seines Sichtfeldes sah. Er schrak davor zurück, stolperte auf die Straße und ein lautes Quietschen ließ ihn erstarren. Vor ihm kam ein Auto zum Stehen.

Die Fahrertür flog auf und Liam taumelte einen Schritt zurück. Er sah zur Böschung, aber der seltsame schwarze Schatten, den er gesehen hatte, war verschwunden.

Jemand packte seine Schultern und schüttelte ihn.

»Scheiße, Liam!«, schrie Jones ihn an. »Du bist mir direkt vors Auto gesprungen!«

Liam fiel es schwer, seine Gedanken zu ordnen. Er sah zu Jones auf, dessen Stimme dumpf und fern klang, und versuchte, sich klarzumachen, dass er wirklich entkommen war. Alles war wie im Nebel. War es die Hitze, die Erschöpfung oder hatte er eine Gehirnerschütterung, die sich erst, nachdem das Adrenalin langsam nachließ, zeigte? Er wusste es nicht. Nur dass er stumpfsinnig zu seinem Freund aufsah und nichts sagen konnte.

»Was ist mit deinen Händen?«, fragte Jones.

Liam öffnete den Mund, brachte aber kein Wort über die Lippen. Seine Kehle war zu trocken.

»Komm mit«, forderte Jones ihn auf und führte ihn zur Beifahrertür. »Als dein Pferd plötzlich mitten in der Nacht gesattelt auf dem Hof stand, sind sofort alle los, um nach dir zu suchen, Mann.«

Liam sank auf den Sitz, nachdem Jones ihn von den Fesseln befreit hatte. Sofort drohte die Müdigkeit, ihn zu übermannen. Seine Lider flatterten und es fiel ihm schwer, die Augen offen zu halten.

Jones legte ihm die Hand auf die Stirn. »Du fühlst dich heiß an. Trink erst mal was.«

Er reichte ihm eine Thermoskanne. Mit zittrigen Händen nahm Liam sie an, trank einen Schluck und spuckte das Zeug gleich wieder aus.

Hustend sah er zu Jones auf. »Was ist das?«, krächzte er.

»Kalter Kaffee von gestern«, meinte Jones schulterzuckend. »Sorry, sonst hab ich halt nichts hier.«

»Kalter Kaffee mit Benzin?«, fragte Liam und wischte sich über den Mund. Der Alkohol brannte ihm in der ausgetrockneten Kehle.

»Mit Selbstgebranntem«, antwortete Jones und grinste schief. Er nahm Liam die Thermoskanne aus der Hand und umrundete das Auto.

Liam zog seine Beine in den Fußraum und lehnte sich zurück. Er hätte auf der Stelle einschlafen können. Doch er wurde das Gefühl nicht los, jemand säße auf der Rückbank und beobachtete ihn. Vorsichtig drehte er den Kopf, woraufhin eine undefinierbare schwarze Masse davonhuschte.

»Was …?!«, stieß er noch aus, doch das fremdartige Etwas war bereits wie Nebel durch die Fensterritzen verschwunden. Hatte er sich das nur eingebildet?

»Wirklich alles okay bei dir?«, fragte Jones besorgt.

Liams Atem hetzte. Er hatte keine Ahnung, was da vor sich ging. Was, wenn wirklich etwas Wahres an dem war, was Jack gesagt hatte? Wenn es diese Naturwesen gab und sie es auf ihn abgesehen hatten?

»Alles gut …«, behauptete er und lehnte sich wieder zurück. Er schloss die Augen und versuchte, diese Gedanken aus seinem Kopf zu verbannen. Es mussten Hitze und Alkohol sein, die seinen Sinnen einen Streich spielten. Anders konnte er es sich nicht erklären.