KAPITEL 8

ADDY

TAG 4: DI, 17:00 UHR, BIRMINGHAM, ENGLAND

Addy saß neben Patti auf dem Sofa und hatte die Stirn in die Hände gelegt. Vor ihr flimmerte der Fernseher, doch darauf achtete sie nicht. Sie konnte nicht fassen, dass sie Jared verloren hatten. Dass er freiwillig gegangen war, war ihr unbegreiflich, und was mit ihm geschehen war, nachdem sie die Schüsse gehört hatten, daran wollte sie gar nicht denken. Es zerfraß sie innerlich und immer wieder spielte sich die Szene vor ihrem geistigen Auge ab.

»Sie haben ihn nicht erschossen. Ganz sicher nicht. Man wird ihn verhören, feststellen, dass er keine Gefahr darstellt, und ihn einfach wieder wegschicken«, versuchte Patti, Addy und sich selbst zu beruhigen.

Addy schüttelte den Kopf, besann sich dann aber wieder. Es brachte niemandem etwas, wenn sie vom Schlimmsten ausging. Die Stimmung war ohnehin schon erdrückend genug. Sie rieb sich die Schläfen, sah zu Patti auf und schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln. »Wahrscheinlich hast du recht.«

Patti versuchte, das Lächeln zu erwidern, was ihr nicht wirklich gelang. Schließlich wandte sie sich wieder dem Fernseher zu und zappte durchs Programm.

Auf jedem Sender lief dieselbe Dauerschleife. In möglichst beruhigendem Tonfall warnte der Innenminister davor, die Häuser zu verlassen, und bat die Bürger um Kooperation mit Militär und Polizei. Von den Ursachen der Katastrophe war keine Rede.

Addy warf einen kurzen Blick zur Küche, wo Dave schon eine ganze Weile mit seiner Tante Blair am Tisch saß und ihr vom Bombenangriff auf London und den Erdbeben in Orsett berichtete.

Sie hatten Glück gehabt, dass Blair überhaupt noch da war und ihnen Unterschlupf gewährte. Obwohl sich Addy nicht mehr so sicher war, ob es sich bei ihr wirklich um seine Tante handelte. Sie hatte mehr als nur überrascht gewirkt, als Dave unangekündigt bei ihr aufgetaucht war, sah ihm nicht im Geringsten ähnlich und gab sich große Mühe, freundlich zu sein, während man ihr ihre Unsicherheit anmerken konnte.

Von draußen waren Sirenen zu hören und immer wieder fielen Schüsse. Auf dem Weg in die Innenstadt hatten viele Häuser leer gestanden, waren teils ausgebrannt, teils von Pflanzen überwuchert gewesen oder verbarrikadiert worden.

Die Natur rückte unaufhaltsam vor. Es war nur eine Frage der Zeit, bis man Birmingham nicht mehr von einem Urwald unterscheiden konnte. Dagegen konnten auch Pestizide, wie sie in Orsett zum Einsatz gekommen waren, nichts ausrichten.

Vielleicht hatte Jared ja recht gehabt. Was konnten sie schon tun? Es brauchte mehr als guten Willen, um die Mutter aller Dinge davon abzuhalten, der Ära der Menschen ein Ende zu setzen – mehr als eine Gruppe Oberschüler aus einer verschlafenen Kleinstadt.

Addy stand auf. Sie konnte einfach nicht mehr ruhig dasitzen und nichts tun. Gedankenverloren wanderte sie durchs Wohnzimmer. Sie betrachtete die schief hängenden Bilder an den Wänden und ließ ihre Finger über die Risse im Verputz wandern, die seit ihrer Ankunft und bei jeder weiteren Erschütterung, die auf die Aktivitäten der wuchernden Pflanzen hinwiesen, breiter geworden waren.

Ihr fiel ein Bilderrahmen auf der Kommode ins Auge. Das Foto darin zeigte Blair mit einem Mann, der Addy bekannt vorkam. War das nicht Daves Vater? Obwohl Blair seine Tochter hätte sein können, hielt er sie auf dem Bild im Arm, als wären sie liiert und nicht bloß Verwandte.

Noch einmal sah sie zu Dave und fragte sich, ob er ihnen wirklich die Wahrheit gesagt hatte.

Als erneut Schüsse fielen und lautes Gebrüll von der Straße zu ihnen in den zweiten Stock vordrang, verwarf Addy den Gedanken an Blair und Daves Vater und wandte sich Casimir zu.

Er stand an einem der Fenster und beobachtete die Umgebung. Addy lehnte sich ihm gegenüber auf der anderen Seite des Fensters an die Wand, schob den Vorhang beiseite und ließ ihren Blick ebenfalls über die Gegend schweifen. Das Gefühl, beobachtet zu werden, haftete noch immer an ihr wie ein hartnäckiger Geruch und jede kleine Bewegung in den Schatten der Seitenstraßen ließ sie nervöser werden.

Auch Casimir wirkte beunruhigt. Sie bezweifelte, dass er befürchtete, die Polizei könne ihnen gefolgt sein. Etwas anderes schien in ihm vorzugehen.

Sie wollte ihn darauf ansprechen, wusste aber nicht, wie. Seit sie ihm vorgeworfen hatte, von menschlichen Gefühlen nichts zu verstehen, wirkte er verschlossener denn je. Sie wünschte sich, diese Sache einfach zurücknehmen zu können, wusste aber, dass man mit Worten vieles anstellen konnte, nur nicht, sie einfach ungesagt zu machen.

Noch unschlüssig, öffnete sie den Mund. Casimir blickte zu ihr, doch bevor sie etwas sagen konnte, betrat Blair das Wohnzimmer.

»Kaum zu glauben, dass das vor wenigen Tagen noch eine stark befahrene Straße war, oder?«, fragte sie.

Addy betrachtete sie, wie sie da im Türrahmen stand und den Blick über ihre unerwarteten Gäste schweifen ließ. Blair war Anfang zwanzig, schlank, hübsch und groß, mit blonden Haaren und blauen Augen. In gewisser Weise erinnerte sie Addy an Sarah, was einen bitteren Beigeschmack bei ihr hinterließ. Wo ihre beste Freundin jetzt wohl war? Ob es ihr gut ging?

»Das Militär hat schon vor zwei Tagen begonnen, die Stadt zu evakuieren«, berichtete Blair. Ihr Blick fiel auf den Bilderrahmen, den Addy eben noch betrachtet hatte, und wie beiläufig legte sie ihn mit dem Foto nach unten hin, während sie durch den Raum schlenderte. »Keiner weiß, was hier eigentlich vor sich geht und wie es im Rest der Welt aussieht. Habt ihr etwas gehört, bevor das Internet ausgefallen ist?«

»Nein, nichts«, sagte Patti. »Und der Fernseher scheint jetzt auch den Geist aufgegeben zu haben.« Sie deutete auf den Bildschirm, der nur noch Rauschen zeigte.

Addy und die anderen wechselten stumme Blicke.

»Tut mir leid, ich bin unhöflich«, meinte Blair. »Ihr habt sicher Hunger!«

»Ich könnte ein ganzes Schwein fressen«, lachte Patti.

»Damit kann ich leider nicht dienen, aber wie wäre es mit Hühnchen?« Blair lief eilig zurück zur Küche und Patti folgte ihr.

»Was ist mit dir?«, fragte Addy an Casimir gerichtet. »Hast du Hunger?«

Trotz der unverfänglichen Frage war sie nervös. Ihr Herz klopfte wild und sie bereute es, die Gelegenheit verpasst zu haben, sich mit ihm auszusprechen.

»Geh du nur«, sagte er und wandte sich wieder dem Fenster zu.

Addy sah ihn lange an. Das Schweigen, das wie eine unüberwindbare Mauer zwischen ihnen lag, erdrückte sie schier. Sie konnte es einfach nicht ertragen, dass sie diese Sache entzweite – ein paar unüberlegte Worte, die unausgesprochen hätten bleiben sollen.

»Es tut mir leid«, sagte sie schließlich geradeheraus. »Ich hätte dir das mit den menschlichen Gefühlen nicht vorwerfen sollen und du hast jedes Recht darauf, böse auf mich zu sein.«

»Das bin ich nicht«, versicherte er, ohne sie anzusehen.

So konnte sie ihn nicht stehen lassen. Es war nicht zu übersehen, dass ihn etwas beschäftigte. Vielleicht hatten ihre Worte ihn mehr verletzt, als er zugeben wollte. Vielleicht war er längst zu einem Menschen geworden – mit all seinen Gefühlen und dem Drang, sie vor der Welt zu verstecken. Oder aber da war etwas ganz anderes, was er ihr nicht sagen wollte. Letzteres machte ihr am meisten Sorgen.

»Casimir«, sprach sie ihn vorsichtig an und diesmal sah er zu ihr auf.

»Es ist alles gut. Wirklich.«

Sie nickte, obwohl sie nicht ganz überzeugt war. Doch offensichtlich wollte er nicht darüber reden, also folgte sie Patti in die Küche und warf von dort aus noch einmal einen Blick zu ihm.

»Hundefutter?«, fragte Patti ungläubig.

Addy schaute verwundert zu ihnen.

Blair stellte mehrere Dosen auf den Küchentresen. Der ganze Vorratsschrank war damit gefüllt. Es mussten Hunderte sein.

»Die Supermärkte waren die ersten Läden, die geplündert wurden«, erklärte Blair. »Und mein Kühlschrank war zu diesem Zeitpunkt schon leer gefegt. Aber zum Glück bin ich Vertreterin für gesundes, natürliches Hundefutter aus 70 % Fleisch in Lebensmittelqualität. Es ist vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig, aber es macht satt.«

Sie reichte Patti und Dave jeweils eine Dose und bot auch Addy etwas an, aber sie lehnte ab. Eigentlich hätte sie Hunger haben müssen, spürte jedoch nichts davon. Nur dieses flaue Gefühl im Magen, das sie nicht loswurde, seit sich Casimir so abweisend verhielt.

»Und was ist mit eurem Freund?«, fragte Blair und nickte in Casimirs Richtung. »Er ist eher der schweigsame Typ, nicht wahr? Ich mag solche Männer.«

»Schweigsam ist gut!«, höhnte Patti.

»Ich würde ihn eher als den seltsamen Typen beschreiben«, meinte Dave abfällig.

Blair schmunzelte. »Ich frage ihn mal, ob er etwas essen will.« Sie zog sich ihr Top zurecht, fuhr sich durchs Haar und lief zu ihm ins Wohnzimmer.

Addy öffnete den Mund. Sie wollte Einspruch erheben, wusste aber nicht, was dagegenspräche, dass Blair ihm etwas zu Essen anbot. Ob Meliad oder nicht, er steckte im Körper eines Menschen und der brauchte sicher Nahrung. Dennoch fühlte sie sich nicht wohl dabei.

»Eifersüchtig?«, fragte Patti und stieß Addy den Ellbogen in die Seite.

»Nein!«, wehrte sie etwas energischer ab, als es nötig gewesen wäre. »Wieso sollte ich …?«

Sie sah zu Casimir und Blair, die sich unterhielten. Blair lachte, legte Casimir ganz beiläufig ihre Hand auf den Arm und er lächelte, genau so, wie er es bei Addy immer tat – auf diese sanfte, alles erhellende Weise.

Irgendwie hatte sie geglaubt, er würde nur sie so ansehen. Als wäre dieser Teil von ihm alleine für sie bestimmt. Sie fühlte sich dumm dabei, so etwas geglaubt zu haben, schämte sich dafür und konnte diese Gedanken dennoch nicht abschütteln.

»Genau, warum sollte sie?«, fragte Dave, ohne aufzusehen, und stocherte missmutig mit seiner Gabel im Hundefutter. »Er ist kein Mensch. Nicht wirklich. Er sieht so aus, aber er ist nur Energie, die durch den Körper eines Toten strömt. Wir wissen nicht einmal, ob er so fühlen und denken kann wie wir.«

»Energie sind wir aber auch«, entgegnete Patti. »Wir lenken unsere Körper doch auch nur durch Energie, die durch unsere Synapsen fließt, oder? Ich glaube, wir unterscheiden uns gar nicht so sehr von diesen Meliad.«

»Oh doch!«, erwiderte Dave. »Er kann vielleicht so aussehen, reden und handeln wie wir. Er kann lernen, so zu tun, als wäre er einer von uns, aber das ist er nicht und das wird er nie sein. Denn er ist nur Strom und wir haben eine Seele.«

»Und das definierst du wie?«, fragte Addy. »Du solltest ihn nicht verurteilen, nur weil du ihn nicht kennst. Anders zu sein, ist nichts Schlechtes.«

»Aber jemandem blind zu vertrauen, der dich jederzeit verraten könnte, ist richtig, ja?«, konterte er.

»Er hat mehr Gründe, uns zu misstrauen als wir ihm«, sagte Addy und sah Dave dabei zu, wie er das Hundefutter verunstaltete. Er schnaubte vor Verachtung, dabei glaubte sie, dass es gar nicht Casimir war, der ihn so wütend machte.

»Dave, wer ist Blair wirklich?«, fragte Addy.

Dave warf die Gabel auf den Tresen und schob die Dose von sich. »Ungenießbar, das Zeug«, brummte er.

»Ich habe ein Foto gesehen.«

»Meine Tante«, sagte er mit Nachdruck. »Glaubst du mir etwa nicht?«

»Was für ein Foto?«, fragte Patti.

»Von Daves Vater und Blair.« Addy deutete ins Wohnzimmer. »Sie sehen darauf aus, als stünden sie sich sehr nah.«

»Kannst du das essen?«, lenkte Dave vom Thema ab und deutete auf die Dose in Pattis Hand.

»Es ist gar nicht so schlecht, finde ich.«

»Dave?«, hakte Addy nach.

Wieder schnaubte er und plötzlich schlug er die Dose vom Tisch, sodass sie quer durch den Raum flog und gegen die Wand knallte. Addy wich vor Schreck zurück, als sich Schatten wie Adern über seine Hand zogen, gleich darauf aber wieder verschwanden.

Das bildete sie sich ganz sicher nicht ein. Irgendetwas beeinflusste Dave. Aber was?

»Seine Geliebte, okay?«, zischte er. »Mein Vater und sie hatten eine Affäre. Ich dachte, er wäre hier, aber offensichtlich haben sie Schluss gemacht. Gott weiß, warum sie noch ein Foto von ihm hat und wo er sich jetzt rumtreibt. Von wegen Geschäftsreisen. Er hat schon vor dem Tod meiner Mum in jeder Stadt eine andere gehabt.«

»Alles in Ordnung?«, rief Blair.

»Nur ein kleines Missgeschick«, versicherte Addy.

Patti hatte zu kauen aufgehört und wirkte verunsichert.

»Lass uns das wegräumen«, schlug Addy vor, griff sich einen Lappen und reichte ihn Dave.

Schweigend nahm er ihn an, nickte schließlich und lächelte trübe. Auszusprechen, was ihn die ganze Zeit beschäftigt hatte, schien ihm gutgetan zu haben. Von den Schatten war nichts mehr zu sehen und Addy hoffte, dass sie nicht zurückkehren würden.

Blair hatte ihnen Decken und Kissen gegeben, sodass sie es sich im Wohnzimmer gemütlich machen konnten. Dave gab sich mit dem Sessel zufrieden und überließ den Mädchen das Sofa. Nur Casimir stand noch immer am Fenster, als sie sich schlafen gelegt hatten.

Mit offenen Augen lag Addy unter ihrer Decke und versuchte, die Gedanken loszuwerden, die in ihrem Kopf Karussell fuhren. Die Risse, die sie im Verputz der Wände bemerkt hatte, zogen sich mittlerweile auch über die Decke und sie fragte sich, wie lange sie hier noch sicher waren.

Natürlich mussten sie zu Kräften kommen, bevor sie ihren Weg fortsetzten und es mit Elekreen aufnahmen. Aber was geschah, während sie hier seelenruhig schliefen? Würde Terra Mater das Kraftwerk und damit die halbe Stadt zerstören? War Sarah in Sicherheit oder hatte ihr Vater entschieden, nach Birmingham zu fliegen und sie mit ins Kraftwerk zu nehmen, wo sie Terra Mater hilflos ausgeliefert waren? Und wie viel Wahres steckte in Daves Behauptungen über Casimir?

All diese Fragen, die Gedanken an ihre Mum, an Jared und daran, wen sie noch verlieren würde, ließen Addy einfach nicht los.

»Casimir?«, flüsterte sie, bekam aber keine Antwort.

Patti stöhnte.

Vielleicht hatte er sich bereits hingelegt und sie war am Ende die Einzige, die nicht schlafen konnte. Vorsichtig richtete sie sich auf, sah zum Fenster, aber da war niemand. Auch sonst konnte sie ihn nirgends entdecken.

»Leg dich wieder hin«, murmelte Patti.

»Hast du Casimir gesehen?«

»Wahrscheinlich ist er nur zur Toilette.«

Dave lachte leise. »Meliad pissen bestimmt Pflanzendünger.«

Patti warf ein Kissen nach ihm.

»Autsch!«

Addy stand auf und lief zur Küche. Aber auch dort war er nicht. Langsam wurde sie nervös. In Blairs Schlafzimmer war es still, im Bad brannte kein Licht.

»Gib mir mein Kissen zurück«, zischte Patti.

Dave lachte. »Das hättest du wohl gern.«

Erst als Addy zurück zum Wohnzimmer lief, bemerkte sie die offen stehende Wohnungstür. Casimir war gegangen, ohne etwas zu sagen. Aber warum?

Sie schnappte sich ihre Jacke von der Garderobe, verließ die Wohnung und lehnte die Tür leise hinter sich an.

Auf der Straße angekommen, zeichnete sich ihr Atem neblig vor ihr ab. Es war bereits dunkel, die Straßenlaternen brannten nicht, obwohl Elekreen die Stadt mit Strom versorgte, und so still, wie es war, hörte man in der Ferne ein stetes Rauschen. Es klang wie das Meer, doch Addy wusste, dass es die Pflanzen waren, die unaufhörlich wuchsen und die Stadt Stück für Stück eroberten.

Auf der anderen Straßenseite machte Addy eine Bewegung aus. Sie ging sicher, dass sonst nirgends jemand war, dann lief sie über die Straße. Ihr Herz pochte wild, und als ihr ein vertraut süßlicher Geruch entgegenschlug, zögerte sie. Ein ungutes Gefühl machte sich in ihr breit und ihr war, als würde alle Wärme aus ihrem Körper weichen.

»Du wirst einer von denen«, hörte sie jemanden sagen. Die Stimme kam ihr bekannt vor, doch zuordnen konnte sie sie nicht.

Sie verengte den Blick, versuchte, etwas in den Schatten zu erkennen, und langsam gewöhnten sich ihre Augen an die Dunkelheit. Casimir stand dort mit einer weiteren Person. Der Fremde, der gerade gesprochen hatte, hielt ihn am Arm fest, doch Casimir riss sich los.

»Du weißt nicht, wovon du sprichst«, warf er ihm vor.

»Ben …« Die Erkenntnis, dass er es war, den sie dort sah, traf sie wie ein Schlag. Ihr Herz begann, ebenso zu rasen wie ihre Gedanken. Sie konnte es nicht fassen.

Casimir hatte sich mitten in der Nacht davongeschlichen, um sich ausgerechnet mit dem Mann zu treffen, der ihr das Leben gerettet hatte? Dem sie nur zufällig in London begegnet war. Oder etwa nicht? War das alles kein Zufall gewesen?

Sie tat einen Schritt rückwärts und im selben Moment wandten sich ihr die beiden zu.

Goldene Blitze zuckten in Bens Augen und Addys Atem stockte.