Er sehnte sich nach Stille. Das Brüllen des Windes verschmolz mit dem rauschenden Rhythmus der Wellen und erfüllte seinen Kopf. Jeden Morgen wachte Edward mit diesen Geräuschen auf, und wenn er am Abend mit schmerzenden Armen die Decke über sich zog, füllte derselbe Lärm seine Träume. Wann würde er Frieden finden?
Edward Foley kauerte auf dem kleinen Felsvorsprung, der Grenze zwischen der Wiese vor dem Haus und dem Meer. Wolken versteckten die Sterne und den Mond am Nachthimmel, wodurch sich die dunkle Haube aus Geräuschen noch undurchdringlicher anfühlte. Seine Tränen waren getrocknet, aber nun war sein Gesicht von dem salzigen Nebel aus Gischt benetzt, den die heranhämmernden Wellen versprühten. Hinter ihm waren gelegentlich Stimmen und das leise Schlagen einer Autotür zu hören.
Wenn er doch nur denken könnte. Er musste über die Zukunft nachdenken. Was sollte er als Nächstes tun? Niemand hätte ihn als jungen Mann bezeichnet, trotzdem konnte man sein Leben mit einundvierzig nicht für beendet erklären. Er dachte an seinen Bruder James, der vor langer Zeit von den Wellen verschlungen worden war. Er selbst hatte sich den Luxus aufzugeben nicht leisten können, aber genau das war es, was Edward jetzt wollte. Sitzen bleiben und seine Knie umklammern, bis die Flut kam und ihn mitnahm.
Durch das Prasseln des Regens und das Rauschen der Wellen hindurch hörte er einen Motor starten, und das nasse Gras um ihn herum leuchtete erst rot auf, dann blau. Er wandte den Kopf und sah, wie der Krankenwagen langsam auf dem Weg davonfuhr, am Obstgarten vorbei auf die Straße zu. Er kam sich so dumm vor. Welches Recht hatte er, Glück zu erwarten? Dies hier fühlte sich plötzlich an wie das Ende einer Geschichte, die schon vor langer Zeit für ihn geschrieben worden war.
Er stand auf und sah sich zum Haus um. Alle Lichter darin brannten, so sah es jedenfalls aus. Von einem Boot draußen auf dem Meer aus hätte man glauben können, sie feierten ein Fest. Hinter dem hellen Raster der Fenster konnte er den Schatten der Burgruine ausmachen, die dem Haus seinen Namen gab. Die unzähligen Jahrzehnte, in denen Foleys auf diesem Land gelebt hatten. So viel Geschichte, die nun nur noch an einem dünnen Faden an der Zukunft hing.
Er wusste, er sollte wieder hineingehen, aber er konnte den Gedanken nicht ertragen, seiner Mutter zu begegnen. Er stellte sich vor, wie sie am Küchentisch saß. Eine Tasse mit Untertasse vor sich. Sein Teebecher gegenüber. Ihr endloser Strom von Worten würde die Stille ausfüllen, aber es war ihr Gesicht, das ihm verraten würde, was sie wirklich dachte. Irgendwie war all das seine Schuld. Es wäre derselbe Gesichtsausdruck, mit dem sie ihn bedacht hatte, als James gestorben war. Ein Ausdruck, der besagte, dass sie ihn noch immer liebte, ihm aber niemals würde vergeben können.
Seine Mutter war keine Frau, die einen auf den Knien wippte oder an ihre tröstliche Brust zog, wenn einem alles zu viel wurde, aber sie war stark, einfallsreich und entschlossen. Er wusste, wenn er dies hier überstehen wollte, brauchte er sie. Er schlug seinen Kragen im heulenden Wind hoch und ging quer über das Feld auf die Lichter des Hauses zu. Eines war für ihn sicher.
Seine Mutter hatte einen Plan.