Sechstes Kapitel

Emma

Das Problem dabei, den eigenen Ehemann anzulügen, ist, dass es alles und gar nichts verändert.

Ich liebe Leo. Keine Teilzeit- oder Schönwetterliebe, nein, die große wahre Liebe. Eine unverzichtbare Liebe, so sehr Teil meiner biologischen Grundfunktionen wie Leber und Milz. Ich liebe seine Leoismen: die eigenartigen kleinen Snacks, die er sich zusammenstellt, die Sorgfalt, mit der er seine Wäsche faltet, die vielen Stunden, die er mit den erfolglosen Versuchen zubringt, die ersten Takte von Bruce Hornbys »The Way It Is« auf dem alten Klavier meiner Großmutter zu klimpern. Wie er mich im Bett ansieht, mit seiner langen, schmalen Nase, und sich versaute Limericks ausdenkt, ganz ernst, als verlese er den Seewetterbericht.

Ich glaube, man kann ohne Übertreibung behaupten, dass dieser Mann mir das Leben gerettet hat.

Als ich mit Ruby schwanger war, warnten uns viele Freunde, ein Kind werde unsere große Liebesgeschichte nach und nach zerstören. Was sie damit meinten, verstand ich erst, als unsere Tochter geboren wurde: das Chaos und der Schlafmangel, das Gefühl, nicht mehr hinterherzukommen – mit allem –, vernichteten jede Hoffnung auf ein Gespräch unter Erwachsenen oder irgendeine Form von Intimität, aber nach diesem ersten Jahr wusste ich noch bestimmter als zuvor, dass Leo das Beste war, was mir je hätte passieren können. Wir hatten eine Krebsdiagnose durchgestanden, ein Schwangerschaftswunder, eine schlimme postnatale Depression, und doch waren wir immer noch da, einander still liebend, einträchtig gemeinsam unseren Weg gehend. Wenn wir vor Erschöpfung nicht gerade im Stehen einschliefen, lachten wir abends vor dem Einschlafen im Bett immer noch, bis uns der Bauch wehtat. Wir küssten uns immer noch wie Frischverliebte.

Wie gerne wollte ich ihm alles sagen. Es riskieren, dass er erfuhr, mit was für einer Frau er da verheiratet war und was ich getan hatte.

Doch der Grund, warum ich das nicht kann, ist heute noch derselbe wie an dem Tag, als wir uns kennenlernten. Leo würde das niemals, könnte das niemals hinnehmen. Es gibt vielleicht eine Handvoll Männer, die das könnten, aber mein Mann gehört nicht dazu.

Und selbst wenn er ein ande­rer wäre, einer mit einer unkomplizierteren Vorgeschichte – einer, der mir verzeihen könnte, was ich getan habe –, nie würde er mir die Tricks und Lügen verzeihen, die es brauchte, um das alles zu vertuschen. Leo wurde vom Tag seiner Geburt an belogen, und Unehrlichkeit in jedweder Form ist für ihn unerträglich und unverzeihlich. Voriges Jahr hat er unser Kindermädchen hochkant vor die Tür gesetzt, weil sie behauptet hatte, mit Ruby im Park gewesen zu sein, während sie in Wahrheit zu Hause bei ihrem Freund gewesen waren. Als ich abends nach Hause kam, hatte er bereits einen Personaldisponenten konsultiert und sich bestätigen lassen, dass das Verhalten des Kindermädchens eine grobe Verletzung der Aufsichtspflicht darstellte, und sie dann umstandslos gefeuert.

Und recht hatte er. Wir konnten unser Kind schließlich nicht in die Obhut eines Menschen geben, dem wir nicht vertrauten. Aber die schiere Heftigkeit seines Zorns zerschmetterte alle Hoffnung, die ich vielleicht noch gehabt hatte, ihm eines Tages doch noch die Wahrheit gestehen zu können.

Tatsache ist: Wenn ich schon unfähig bin, mir zu vergeben, wird Leo es erst recht nicht können.

Dr. Moru sagt es uns, noch ehe wir durch die Tür gekommen sind.

»Gute Nachrichten!«, verkündet er strahlend und schließt mich herzlich in die Arme.

»Es ist alles gut? Es ist alles gut?«

»Alles ist gut. Zumindest fürs Erste.«

Leo flüstert: »Gott sei Dank«, pflückt Dr. Moru von mir ab und zieht mich fest in seine Arme.

»Der PET-Scan ist ohne Befund, und die Biopsie zur Stadienbestimmung des Tumors sieht auch gut aus. Genau wie Ihre Blutwerte«, sagt Dr. Moru und sitzt ganz ruhig an seinem Schreibtisch, als wäre er nicht gerade einer seiner Patientinnen stürmisch um den Hals gefallen. Er beginnt, über die kommenden Monate zu reden, muss aber schließlich aufhören, weil Leo ununterbrochen Taschentücher aus der bereitgestellten Schachtel zieht, um sich damit die Augenwinkel zu tupfen.

Ich halte die Hand meines Mannes, während er um Fassung ringt. Ich weiß natürlich, dass er sich Sorgen gemacht hat, aber das schiere Ausmaß seiner Angst, das jetzt sichtbar wird, ist kaum auszuhalten. »Es tut mir leid«, sagt er gefasst, als liefen ihm die Tränen nicht gerade in Strömen über die Wangen. »Ignoriert mich einfach.«

Ich solle jedes halbe Jahr zur Nachuntersuchung kommen, sagt Dr. Moru, aber fürs Erste dürften wir optimistisch in die Zukunft schauen.

»Sie sollten ein Statement dazu auf Ihrer Facebook-Seite posten«, meint er fröhlich und gesteht damit, dass er auf meiner Seite gewesen ist. »Ihre Fans werden außer sich sein vor Begeisterung!«

In den Jahren nach meiner Diagnose habe ich die Memoiren unendlich vieler Krebspatienten gelesen. Überlebensgeschichten mit sonnigem Happy End die einen, abrupt abbrechende Geschichten mit dem Nachwort eines trauernden Hinterbliebenen die ande­ren. Manche erzählen von Heilung und innerem Wachstum, andere von Kummer und Leid, aber jeder Bericht, jeder einzelne, erzählte von der Liebe. Darüber, dass wir uns unabdingbar, so wir uns dem Ende unseres Lebens nähern, jenen Dingen und Menschen zuwenden, die uns am meisten bedeuten, um dem Tod mutig und gelassen entgegentreten zu können.

Meine eigene Reise hat vor vier Jahren mit einer Obsession begonnen, die meine Ehe zerstören könnte. Sie hat sich um die Angst vor Entdeckung gedreht und um tief empfundene Reue. Eine Geschichte, die ich niemals zu Papier bringen könnte.

Wir fahren nicht gleich zu Rubys Kita, sondern legen zuerst einen kleinen Zwischenstopp am South End Green ein, wo wir an der Theke eines lauschigen Pubs ein Glas Wein trinken. Ich bestelle eine Käseplatte dazu, und wir machen uns mit einer stummen Entschlossenheit darüber her, die für Außen­ste­hende sicher verstörend ist.

Ich muss die ganze Zeit grinsen, während ich mir vorstelle, wie ein winzig kleiner Teil von mir irgendwo auf einem Gewebeprobenträger archiviert ist, frei von invasiven Zellen, in eine Datenbank eingetragen und längst schon vergessen. Selbst in den wunderschönen zellbiologischen Bildgebungsverfahren, die wir heutzutage haben, sind Lymphknotenkrebszellen einfach nur furchterregend.

»Was willst du jetzt machen?«, fragt Leo und strahlt mich an. Er ist so glücklich. Ich bin so glücklich.

Ich frage, was er damit meint.

»Du hast gesagt, du hast tausend Pläne, wenn du den Arschloch-Krebs besiegst. Tausend Dinge, die du dann machen willst.«

Ich denke eine Weile darüber nach. Eigentlich will ich nichts anderes, als ihn und Ruby aus ganzem Herzen zu lieben.

Das sage ich ihm.

Er küsst mich, und dann küsst er mich noch mal. Ich bemerke eine ältere Dame an einem Ecktisch, die uns zulächelt. Ich lächele zurück. Das ist mein Mann, möchte ich ihr am liebsten sagen. Ältere Damen lächeln Leo ständig zu. Ich glaube, das liegt an seinen unverschämt langen Wimpern. Oder vielleicht auch daran, wie seine Mundwinkel sich nach oben kräuseln, wenn er versucht, sich ein Grinsen zu verkneifen.

»Der Plan gefällt mir«, sagt er. »Aber was ist mit deinen Krabben? Wolltest du die nicht endlich dingfest machen?«

Ich lächle. »Klar! Ich fahre einfach nach North­umberland und mache die Kolonie ausfindig, jetzt, wo ich nicht mehr ständig im Krankenhaus sein muss. Ein Klacks!«

»Ach bitte«, erwidert er. Er winkt dem Barmann, uns noch zwei Gläser Wein zu bringen.

Vor beinahe zwanzig Jahren, als junge Studentin, habe ich an einem Strand in Northumberland eine tote Krabbe gefunden. Ich habe sie fotografiert, weil mir gleich klar war, was für ein ungewöhnlicher Fund das war, aber der Strandspaziergang nahm eine unerwartete Wendung, und der Tag endete für mich im Krankenhaus. Fünf Jahre vergingen, bis ich zufällig über den Film stolperte und ihn entwickeln ließ.

Als ich das Foto schließlich in der Hand hielt, studierte ich Meeresbiologie an der Plymouth University. Ich ging damit schnurstracks zu einer meiner Tutorinnen, einer Expertin für Zehnfußkrebse.

Sie schaute es sich eine ganze Weile an, dann setzte sie die Brille ab und sagte nur: »Wow.«

Es gab da eine Grapsidae-Art, in Japan heimisch, sagte sie mir, die wahrscheinlich im Ballastwasser eines japanischen Containerschiffs nach Europa eingeschleppt worden war. Die erste wurde 1993 in La Rochelle entdeckt. In den darauffolgenden Jahren verbreitete sie sich entlang der französischen und spanischen Küste und drang schließlich sogar in skandinavische Gewässer vor.

»Aber in Großbritannien ist sie bisher nicht verbreitet«, erklärte sie mir. »Es sei denn, du hast vor fünf Jahren das erste Exemplar entdeckt.«

Die Krabbenart hieß Hemigrapsus takanoi. »Aber diese hier passt nicht so recht auf die Beschreibung«, sagte sie. »Sie hat einige eher ungewöhnliche Merkmale.« Sie zeigte mir, dass die Hemigrapsus takanoi eigentlich kleine Borsten – oder Setae – auf den Scheren hat und versprengte Farbpunkte auf dem Panzer. Außerdem hatte sie drei deutlich erkennbare Grate.

»Aber deine hat vier! Schau mal! Vier Grate! Bemerkenswert! Die Borsten bedecken die gesamte Chelae, und die Flecken sind rot, so was habe ich noch nie gesehen. Das könnte ein bedeutender Fund sein, Emma.«

Ich wurde in zahllosen E-Mails zwischen meiner Tutorin und Dekapoden-Kollegen um die ganze Welt ins cc gesetzt. Vieles von dem, was da gesagt wurde, verstand ich nicht, aber in einem schienen sich alle einig zu sein: Es war gut möglich, dass ich unwissentlich einen neuen Phänotyp von Hemigrapsus takanoi entdeckt hatte. Einen Phänotyp, so deutlich anders, dass er vermutlich auf bestem Wege schien, sich zu einer eigenen Art zu entwickeln.

Ein ganz schön dickes Ding für eine Masterstudentin.

Kurze Zeit später fuhr ich wieder nach Northumberland, an denselben Küstenabschnitt, und weil ich nichts fand, kehrte ich wieder und wieder dorthin zurück. Im Laufe der Jahre bin ich bestimmt an die vierzig, vielleicht auch fünfzig Mal dort gewesen, um die Strände von Alnmouth, Boulmer und viele weitere mehr abzugrasen.

Meine Tutorin war überzeugt davon, dass, wenn dies wirklich eine neue Spezies war, sie sich nur in absoluter Isolation hätte entwickeln können, fernab der ande­ren Hemigrapsus-takanoi-Populationen in der Nordsee. Also durchkämmte ich auch die entlegensten Buchten – jeden wellengepeitschten Felsvorsprung, jeden unzugänglichen Steinstrand zwischen High Hauxley und Berwick. Aber alles umsonst.

Ich fahre auch heute noch gelegentlich dorthin. Wenn meine Stimmung im Keller ist, mache ich mich auf die Suche – und Leo hat mich darin immer unterstützt. Ich miete mich in einem winzigen Bed & Breakfast in Alnmouth ein und laufe und suche und laufe und suche. Außerdem führe ich im Labor in Plymouth eine eigene Studie durch, ich weigere mich standhaft aufzugeben. Ich werde »meine Krabbe«, wie Leo immer sagt, finden. Eines schönen Tages.

»Du hast recht«, sage ich, spieße das letzte Stückchen Tunworth auf und biete es Leo an, der es mit einem Happs vom Messer nimmt. »Es ist ewig her, seit ich das letzte Mal da war. Lass uns mal schauen, wann ich wieder hinfahren könnte.«

Ich esse den letzten Cracker, obwohl ich schon pappsatt bin. »Vielleicht könnten wir ja auch alle zu­sam­men hinfahren. Ruby wären meine endlosen Suchspaziergänge sicher zu viel, aber ihr beide könntet doch lustige Strandsachen machen, während ich unterwegs bin.«

Leo schluckt den Happen Käse herunter und küsst seine Fingerspitzen. »Klingt herrlich. Das sollten wir wirklich machen. Ach, weißt du was, fahren wir doch gleich nächste Woche! Ich muss mir ohnehin noch ein bisschen Urlaub nehmen.«

»Ich … Na ja, vielleicht. Ich muss das erst mit der Arbeit klären. Aber wenn nicht gleich nächste Woche, dann ganz bald.«

Den kurzen Panikanfall meinerseits bemerkt er nicht. Dazu ist er viel zu glücklich.

Mit Käse vollgefuttert holen wir unser kleines Mädchen schließlich aus der Betreuung ab und gehen mit ihr zu unserem sommerlichen Lieblingsort oben auf der Heide, wo London sich am staubigen Horizont verliert und das lange Gras endlose Verlockungen für die unbändige Abenteuerlust einer Dreijährigen bietet. Ich erkläre Ruby, dass ich nicht mehr ins Krankenhaus gehen und meine besondere Medizin nehmen muss, und sie sagt mir, sie sei ein Käfer namens Mr Cloris.

Leo schießt unentwegt Fotos von uns, aber das macht er schon, seit ich damals die Diagnose bekommen habe. In meiner Lymphom-Facebook-Gruppe beschweren sich alle immer, ihre Familien würden sie fast zwanghaft überall und ständig fotografieren. Als verstünden wir ihre Beweggründe nicht. Aber was sollten wir auch dagegen sagen? Wenn wir sterben, bleiben ihnen nur noch die Erinnerungen.

Als Ruby schläft, trinken wir im Garten noch ein paar Gläser Wein, und Leo sagt mir, wie glücklich er ist. Ich fühle mich quicklebendig und geliebt und ziemlich hübsch dazu, was ziemlich sicher darauf hindeutet, wie angeglimmert ich bin. Leo klampft leise auf dem Banjo, bis ihm irgendwann fast die Augen zufallen vor Erschöpfung. Um fünf vor zehn liegt er mit dem Gesicht nach unten im Gras und schläft. So was passiert öfter.

Ich schreibe meinen Freunden und Kollegen, Leos Bruder und Eltern, meiner alten Mitbewohnerin und guten Freundin Jill. Ich lege mich auf den Rücken und schaue hinauf in den Himmel, folge dem fahlen orangen Schein des Lichtersmogs der Großstadt, bis er vom tintenschwarzen All verschluckt wird, dem Juwelenfunkeln einzelner Sterne, bevor sie hinter ande­ren Sternenschleiern verschwinden. Erleichterte Antworten trudeln pingend auf meinem Handy ein. Noch mehr Sterne erscheinen am Himmel, weit, weit weg; verschwommene Lichtflecke.

Ich muss an meinen Vater denken, der mir einmal den großen Wagen gezeigt hat, kurz bevor er mit seiner Marineeinheit zu einem Rettungseinsatz nach einem Vulkanausbruch abkommandiert worden ist. Nach seiner Rückkehr erzählte er mir zwar, die Mission sei erfolgreich gewesen, schien sich aber nicht weiter unseren astronomischen Studien widmen zu wollen. Oft starrte er den ganzen Abend in den Himmel, reglos, wortlos.

Ich gehe zu Ruby, sehe nach, ob sie noch atmet, und gehe mit einer Decke für Leo zurück in den Garten. Das habe ich am Abend unserer Hochzeit auch machen müssen, nachdem ich ihn um 22:35 Uhr schlafend in einer Ecke entdeckt hatte.

Erst dann, als alles getan ist, nehme ich all meinen Mut zusammen und denke über den Anruf nach.

Er hat mich gestern in der Waterloo Station überrumpelt, den Kaffee noch ungetrunken in der Hand, während die Pendler mich umspülten. Er klang ganz weit weg, als riefe er von einem Berg an, Tausende Meilen entfernt.

Ich bat ihn, es noch einmal zu sagen, aber er wusste, ich hatte es ganz genau gehört. Ich wollte nur nicht wahrhaben, was er gesagt hatte.

Ich schaffte es nicht aus Waterloo Station hinaus, geschweige denn bis nach Poole Harbour. Die Abfahrttafel blätterte weiter und weiter, den ganzen Morgen hindurch, der Strom der Pendler verebbte, und ich stand da, mittendrin, mit pochendem Herzen, besorgt, verängstigt. Besorgt, verängstigt.

Erst mit Jills Hilfe schaffte ich es hinaus.

»Das könnte einen Stein ins Rollen bringen«, sagte sie mir am Telefon. »Du solltest auf das Schlimmste gefasst sein.«

Also ging ich rasch nach Hause, ehe Leo von der Arbeit kam, und leerte den Ordner mit meinen persönlichen Unterlagen.

Nur für den Fall.

Ich stopfte den Inhalt unter einen Stapel alter Musiknoten, Erbstücke meiner Großmutter, in einer Ecke des Esszimmers, weit weg von der Tür. Dort würde Leo nie danach suchen.

Nur für den Fall.

Sechsunddreißig Stunden später sitze ich, eine Frau ohne Krebs, in der samtweichen Dunkelheit meines Gartens und lese noch einmal die Nachrichten, die er mir nach dem Anruf geschickt hat. Ich habe sie per Screenshot gesichert und die Fotos in den Untiefen meines Handys versteckt.

Glaub bitte nicht, ich würde es dabei belassen, hat er geschrieben. Das werde ich bestimmt nicht. Wir müssen reden. Unter vier Augen.

Und dann, als ich darauf nicht antwortete: Das ist mein voller Ernst. Ich stehe bei dir auf der Matte, wenn’s sein muss.

Die ältere Dame von nebenan putzt sich am Bade­zimmerfenster die Zähne. Sie schaut hinaus auf das dunkle Gewirr der Bäume, das unsere Gärten überspannt, in Gedanken an eine andere Zeit, ein anderes Leben vielleicht.

Ich kann mich, ich darf mich nicht mit ihm treffen. Ich brauche kein weiteres Risiko in meinem Leben.

Und doch ertappe ich mich dabei, wie ich ihm ein paar Minuten später antworte: Okay. Von mir aus können wir uns sehen.