Ein anhaltendes Klopfen weckt Kate aus tiefem Schlaf. Sie wälzt sich in dem luxuriösen Kingsize-Bett auf den Rücken. Diese Matratze ist wirklich unglaublich, sie fühlt sich an wie ein riesiges Marshmallow.
Langsam öffnet sie die schmerzenden Augen und sieht, dass der Plasma-Bildschirm am Fußende des Bettes derzeit mitten in einer Episode von 30 Rock eingefroren ist. Jack und Liz klatschen sich darauf in Jacks Büro ab. Kate muss beim Einnicken auf Pause gedrückt haben.
Sie schaut auf den leeren Platz im Bett neben ihr, wo eigentlich Nick liegen sollte: Offensichtlich steht er gerade vor der Tür. Sie schaut auf ihre Armbanduhr. Er hat versprochen, dass er um 2.30 Uhr hier sein würde. Jetzt ist es 8.30 Uhr. Er hat es versprochen.
Sie schließt erneut die Augen und atmet tief durch. Die Sache mit dem Hotel war seine dumme Idee, es war ein Geburtstagsgeschenk, aber jetzt bleiben ihnen nur noch zwei Stunden bis zum Auschecken.
Nein – das ficht sie nicht an. Nick ist jetzt da, nur das zählt. Benommen schwingt sie die Beine aus dem Bett und schlurft zur Tür.
«Wie viel Uhr nennst du das?», fragt sie, so fröhlich sie kann, als sie die Tür aufmacht. «Oh.» Sie schreckt enttäuscht zurück. «Entschuldigung … ich hatte jemand anderen erwartet.»
Der Kellner schaut auf das aufwendig hergerichtete Sektfrühstück auf seinem Wagen und blickt wieder zu Kate auf, die im Nachthemd vor ihm steht.
«Ja, das ist wohl für mich … stellen Sie es einfach irgendwohin, danke», sagt sie eilig.
Sie schaut auf ihr Handy: drei Textnachrichten und eine Voicemail von Nick. Er hat es versucht, tatsächlich – nur nicht genug.
Bailey nimmt beim zweiten Läuten ab. «Bonjour, ma petite, Geburtstagskind, genießt du ein tolles Frühstück im Bett?»
«Ja. Nur ich selbst und ich», antwortet Kate erschöpft.
«Was? Es war doch nicht wegen dieser peinlichen Situation mit Cara, oder? Es tut mir leid, dass ich ihr Gelegenheit gegeben habe, Nick so vorzuführen.»
«Nein, das hat nichts damit zu tun. Und ich habe wirklich eine ausgezeichnete Plattensammlung, das kannst du mir glauben», sagt Kate und schüttelt beschämt den Kopf. «Ich bin vor fünf Minuten aufgewacht und von Nicks Nachrichten empfangen worden. Er hat bei der Arbeit die Zeit aus den Augen verloren und ist erst um fünf fertig geworden», erzählt sie seufzend. «Dann hat er mir ein paar Nachrichten geschickt, und als er nichts von mir hörte, weil ich verdammt noch mal tief und fest geschlafen habe, ist er heimgefahren. Ich soll ihn anrufen, wenn ich aufwache.»
«Warum ist er nicht einfach zu dir ins Hotel gekommen?»
«Keine Ahnung – weil er ein Idiot ist? Oder weil er todmüde war? Oder weil er dachte, ich würde mich ärgern, nachdem er ja versprochen hatte, bis halb drei hier zu sein, und sein Versprechen gebrochen hat?»
«Ach, Liebes, das ist … enttäuschend.»
«Nein, es ist okay. Ich meine, es ist eine totale Verschwendung dieses Zimmers, für das er sich meinetwegen ohnehin das Geld hätte sparen können, aber … na ja, es ist schon ein ziemlicher Mist, oder? Sie haben hier allerdings dieses süße Bleistiftset mit Hotelaufdruck, das man mit nach Hause nehmen kann …», sagt sie, nimmt die Stifteschachtel vom Nachttisch und schiebt sie auf und zu.
Baileys langes Schweigen kommt Kate bedeutsam vor; ihre Freundin ist im Zweifel immer bereit, Nick mit Nachsicht zu betrachten.
«Bailey – ich habe gar kein gutes Gefühl», sagt Kate, lässt sich ins Bett zurücksinken und reibt sich den dumpf schmerzenden Bauch. Sie blickt zu dem wunderschönen Fleur-de-Lys-Wandfries unter der Decke auf. «Ich verstehe es nicht. Er hat gesagt, dass er hier sein würde. Du bist wieder verstummt.»
«Bitte lass mich dir eine Fahrkarte nach Paris kaufen! Nimm den nächsten Eurostar, er fährt stündlich. Du könntest ein Museum besuchen, während ich auf der Messe bin, hinterher treffen wir uns, essen Steak mit Fritten und trinken literweise Rotwein.»
«Das Dinner mit Nick canceln und in einen Zug steigen?» Es ist die beste Idee, die Kate je gehört hat.
«Morgen könnten wir Falafel im Le Marais essen. Denk darüber nach … ob du Lust hast … ob du deine Pläne ändern möchtest.»
Nachdem Kate aufgelegt hat, googelt sie nach dem Eurostar. Den Zug um 11.01 Uhr könnte sie schaffen, aber, oh, aua, die Fahrt kostet 150 Pfund, und jeder Zug, der morgen Abend von Paris zurückfährt, 199 Pfund.
Was denkt sie sich eigentlich? Schon wieder eine totale Überreaktion. Letztes Mal versuchte sie, aus Frankreich zu flüchten, um von Nick wegzukommen, jetzt will sie nach Frankreich fliehen, um ihm zu entkommen.
Sie ist schlecht drauf, weil sie einen Kater hat, sie benimmt sich wie ein Baby, und dieses überteuerte Rührei auf dem Servierwagen wird kalt.
Sie schreibt Bailey eine Antwortnachricht:
Wenn der Zug nicht genauso viel kosten würde wie eine Woche Urlaub in Spanien, würde ich ja sagen – danke für dein unglaublich großzügiges Angebot –, aber ich freue mich, wenn du mir ein Croissant mitbringst. x
Die vergessene Geburtstagskarte nimmt Kate nicht übel. Aber das hier schon.