Kate hatte eigentlich abwarten wollen, bis sie Jerry überzeugt hätte, bevor sie Cecily von dem Buch erzählte, aber am folgenden Sonntag konnte sie sich nicht zurückhalten. «Sie wollen es nächsten Sommer herausbringen. Und sie werden Nigella Lawson bitten, das Vorwort zu schreiben. Sie glauben, dass sie begeistert sein wird.»

Cecily verschlägt es die Sprache – das kommt selten vor, und sie lauscht mit freudig hochgezogenen Augenbrauen, während Kate atemlos ihre Nachricht verkündet.

«Aber Jerry informiert bereits eine andere Autorin, und jetzt mache ich mir Sorgen, dass er sich für diese andere Frau entscheiden wird.»

Bei diesen Worten rutscht Cecily stirnrunzelnd in ihrem Sessel vor. «Wie könnte irgendjemand es besser machen als Sie?»

«Ich mache mir schon die ganze Woche Notizen.» Kate berichtet Cecily von der geplanten Struktur des Buchs und ihren Menü-Ideen. Während sie spricht, blickt Cecily konzentriert in die Ferne. Gelegentlich nickt sie leicht. Und hin und wieder huscht ein Lächeln über ihre Lippen, oder sie runzelt verwirrt die Stirn.

«Was meinen Sie?», fragt Kate mit einer Andeutung von Verzweiflung in der Stimme.

Cecily stößt einen lauten Seufzer aus. «Habe ich Ihnen je von damals erzählt, als Papa mich in der Schule demütigte?»

«Nein, Jahre früher, als ich noch auf die private Grundschule ging. Englisch war mein Lieblingsfach. Wir mussten jede Woche einen Aufsatz schreiben und ihn der Klasse vorlesen. Ich war recht gut darin, mir Dinge auszudenken.»

«Was Sie nicht sagen …»

«Und mir war aufgefallen, dass ich umso bessere Noten bekam, je öfter ich das Wort Gott verwendete, daher streute ich es freizügig ein. In dieser bestimmten Woche bestand die Hausaufgabe darin, einen Beileidsbrief an die Mutter eines Freundes zu schreiben, die ihren Mann verloren hatte. Was für eine Herausforderung!», fährt Cecily fort, und ihre Augen weiten sich. «In einem schwachen Moment bat ich Papa um Rat. Er sah mich ungeduldig über seine Brille hinweg an und sagte: ‹Schreib: Gott sei Dank ist sie gut versorgt zurückgeblieben›.»

Kate schüttelt peinlich berührt den Kopf.

«Ich begriff nicht, was das bedeutete – ich war erst sechs –, und so schrieb ich es Wort für Wort nieder, fest überzeugt, dass ich eine gute Note bekommen würde. Als man mir in der Schule dafür Nachsitzen aufbrummte, fragte ich Papa, wieso er mich so hereingelegt hatte, und er antwortete: ‹Um dir beizubringen, deinen eigenen Kopf zu benutzen.›»

Kate errötet. Cecily ist bissig wie eh und je. «Würden Sie mir wenigstens sagen, was Sie von den Kapitelüberschriften halten? ‹Zum zweiten Mal nehmen›? ‹Das Herz der Küche›? ‹Rezepte zum Heilen von Einsamkeit und Sehnsucht›…?»

Cecily öffnet den Mund zu einem gespielten Gähnen, das

«Ach, das ist schon in Ordnung. Ich bleibe eine Weile hier sitzen und lese.»

«Nein, meine Liebe», sagt Cecily und tätschelt Kates Knie sanft, aber entschieden. «Jetzt ist nicht die Zeit zum Lesen, sondern zum Schreiben.»

Auch wenn Cecily natürlich recht hat, sie so gebrechlich in ihrem Sessel sitzen zu sehen, besorgt Kate, und sie möchte nicht gehen. Sie hat das unbestimmte Gefühl, dass ihre gemeinsame Zeit bald vorbei sein wird.

Kate sammelt ihre Sachen ein, doch dann hält sie inne und wendet sich Cecily zu, die sie fragend anblickt. Kate hält ihren Blick fest, bis Cecily errötet.

«Mrs. Finn – danke.»

«Wofür?»

«Dass Sie mich gerettet haben.»

«Wovor?»

«Vor mir selbst. Danke, dass Sie mich dazu gebracht haben, mir das Buch von Ihnen auszuleihen. Und dass Sie mir das Copyright geschenkt haben.»

Cecily tut die Bemerkung mit einem Wink ab, als scheuchte sie einen unfähigen Kellner weg.

«Nein, hören Sie mir zu, Mrs. Finn, bitte. Ihr Buch hat mich zum Lachen gebracht, als ich niedergeschlagen war, und mich hungrig gemacht, als ich meinen Appetit verloren hatte. Es hat mein Leben zum Besseren gewendet, denn was auch immer als Nächstes geschieht, es hat mir etwas zurückgegeben, was ich vollkommen verloren zu haben meinte: die Hoffnung.»

Cecilys Lächeln erhellt ihr ganzes Gesicht, und einen

«Gern geschehen», sagt sie, streckt die Hand aus und berührt Kate am Arm. «Es ist schön zu wissen, dass ich etwas bewirkt habe. Ach, und, Kate, ich glaube, es wird Zeit, dass du mich Cecily nennst.»

 

Kate hat ihren Wecker auf fünf Uhr morgens gestellt und beginnt zu schreiben. Einen Wimpernschlag später ist es 7.30 Uhr, und sie hilft Bailey, die Mädels für die Schule fertig zu machen. Danach geht sie selbst zur Arbeit. Abends schreibt sie bis Mitternacht und muss sich zwingen, ins Bett zu gehen, um überhaupt noch Schlaf zu bekommen. Es ist ein bisschen, wie wenn man sich verliebt hat; das Buch nimmt sie ganz in Beschlag. Nur hat sie sich oft verloren, wenn sie verliebt war, weil sie versuchte, einen anderen Menschen glücklich zu machen, ohne genug auf ihr eigenes Glück zu achten. Doch wenn sie das Buch schreibt, spürt sie, dass sie sich endlich gefunden hat.

Dinner im Haus Ihrer Mutter nach einem überraschenden Beziehungsende im Urlaub

Ziel:

das Zusammensein mit Ihrer Mutter so kurz wie möglich zu halten, damit Sie ihr nicht die Schuld für die Nutzlosigkeit Ihres Liebsten in die Schuhe schieben

Ziel:

Ihrem Magen eine ausreichende Grundlage zu geben, damit Sie sich nicht zum Gespött machen – und damit der Alkohol Ihren Verstand nicht so weit vernebelt, dass Sie Ihren Ex anrufen, denn das wird nur zu Monaten weiterer unnötiger Schmerzen führen. Menü: Eier, Toast, mehr Toast, Kaffee, Toast

Nahrhaftes Abendessen für eine Frau, der das Herz gebrochen wurde

Ziel:

die perfekte Balance aus Ben-&-Jerry’s-Eiscreme und Netflix einerseits und dunklem Blattgemüse sowie Beeren andererseits, um Sie dabei zu unterstützen, sich zu trösten und nicht zu bemitleiden

Frühes Abendessen für zwei übermäßig aufgeregte Osterhäschen unter zehn
Späteres Abendessen für Ihre beste Freundin und deren wunderbaren Freund, um beider schon fünf Monate währende Beziehung zu feiern, während Sie sich selbst rarmachen …

 

Ihr kreativer Schub hat nur einen einzigen Nachteil: das Timing. Der nächste Dinner-Club ist für den Tag nach der Abgabe ihres Exposés geplant. Sie könnte ihn veranstalten, ja, aber sie möchte gut vorbereitet sein, das Essen soll perfekt sein. Eine Verschiebung ist nicht ideal, aber sie kennt die Kontaktdaten aller Gäste. Und so telefoniert sie sie ab. Nur vier von ihnen können am darauffolgenden Samstag nicht, und Kate bietet ihnen eine Rückerstattung an und ein kostenloses Ticket für das nächste Event. Die anderen Gäste bekommen Prosecco aufs Haus als Entschädigung für die Unannehmlichkeit. Kate wird diesmal nichts verdienen, aber wenn die Gäste einen schönen Abend genießen, werden sie wiederkommen.

Am Abend bevor sie Jerry ihre Arbeit schicken muss, sitzt Kate mit Bailey bei Pizza und Wein in der Küche und verfolgt, wie ihre Freundin die Seiten studiert. Cecily hat Kate ermahnt, nicht den Rat anderer Leute zu suchen, aber Kate hat so viel Hoffnung in das Projekt investiert, und nun fürchtet sie, etwas Grauenhaftes verfasst zu haben. Die Hand vor den Mund gelegt, beobachtet sie, wie Bailey die Seiten bis zum letzten Wort liest und das Dokument endlich auf den Tisch legt.

«Und …?», fragt Kate gespannt.

«Ich bin deine Freundin, und du wirst glauben, dass ich es so oder so sagen würde – aber ehrlich, der Text ist perfekt.»

Jetzt muss Kate nur noch warten. Sie hasst es zu warten, aber inzwischen beherrscht sie es recht gut.