Es wird niemals Rosen regnen; wenn wir mehr Rosen haben wollen, müssen wir mehr Rosen pflanzen.
GEORGE ELIOT
Ziel:
die Feier einer wundervollen Freundschaft in absentia
Menü:
Skandinavische Fisch-Pâté auf leicht geröstetem Challah-Brot, serviert mit einem kalten weißen Montrachet
Langsam gebratene Lammschulter mit Kumin und Rosmarin, denn Rosmarin ist zum Gedenken – serviert mit einem Rioja Reserva
Toffee-Torte mit Milchschokoladen-Ganache – serviert mit einem Passito di Pantelleria Dessertwein
Der Tisch ist mit Kates neuem alten Porzellan gedeckt. Der Fotostylist, der an dem Buchcover beteiligt war, hatte wunderbares Geschirr aus den 1950er Jahren aufgetrieben, und obwohl er behauptete, die Teller hätten ein kleines Vermögen gekostet, hatte er sie Kate letztlich für einen bezahlbaren Preis überlassen. Sie sind nicht perfekt – sie haben ein paar kleinere Macken, zudem sind nur fünf Teller kobaltblau, die drei anderen blaugrün –, aber Kate ist immer wieder entzückt, wenn sie ihre Schönheit sieht. Sieben Plätze sind gedeckt, obgleich nur sechs Personen sich zum Essen setzen werden: Kate, Bailey und Adam, Rita und Patrick sowie Ben.
Cecily hat Kate einmal vom Ritual des jüdischen Passah-Mahls erzählt, an dem ein zusätzliches Gedeck aufgelegt und ein Weinglas gefüllt wird, falls der Prophet Elias zum Fest hereinschaut. Kate fragte, ob dies das jüdische Äquivalent für die Mince Pies sei, die man für die Rentiere des Weihnachtsmanns auslegt, und zur Antwort einen vernichtenden Blick erhalten.
Kate ist nicht sicher, ob Cecily einverstanden wäre, aber sie hat trotzdem einen Platz für sie gedeckt und ihr Glas zur Hälfte mit Vintage-Champagner gefüllt. (Das ist einer der vielen Vorzüge, mit denen Ben ihr Leben bereichert – ausgezeichneter Wein zu jeder Gelegenheit.) Mit dem Dinner feiert Kate die Veröffentlichung des Buches – wie könnte sie versäumen, ein Glas für Cecily einzuschenken?
Der Tod der alten Dame liegt inzwischen neun Monate zurück, aber es vergeht kein Tag, an dem Kate nicht an sie denkt. Sie kann sich nicht vorstellen, wie ihr derzeitiges Leben wäre, hätte sie Cecily nicht kennengelernt – oder, besser gesagt, sie will es sich nicht vorstellen. Sie würde noch immer bei Fletchers arbeiten; und wahrscheinlich würde sie Nick gerade seine fünfte Chance einräumen, ihn noch immer entschuldigen und ihm noch immer gestatten, sie zu enttäuschen.
Kate setzt sich, trinkt einen Schluck Champagner und stößt dann leicht mit Cecilys Glas an. Ihr Magen gibt ein leises Knurren von sich. Das Lamm brät seit Stunden bei niedriger Temperatur im Ofen und hat die Wohnung mit einem tröstlichen Duft von Gewürzen erfüllt, in dem sie sich ganz zu Hause fühlt.
Sie fährt zusammen, als sie spürt, wie der kleine Kater Cecily sich an ihre Fußknöchel kuschelt. Sie greift nach ihm und setzt ihn sich auf den Schoß. Das Kätzchen ist inzwischen fünf Monate alt. Als Kate es gerettet hat, war es ein winziger, blauäugiger Fellball; inzwischen ist es ein wenig größerer, ein liebenswerter, verfressener Gefährte, der nichts dagegen einzuwenden hat, einen weiblichen Namen zu tragen, und der weit freundlicher ist als seine Namensvetterin. Sie kitzelt das Kätzchen am Ohr und trägt es zu seinem Spielbereich im Schlafzimmer.
Es ist beinahe acht, und ihre Gäste müssen jeden Moment eintreffen. Sie geht in die Küche, holt das Brot aus seiner Tüte und schneidet sechs großzügige Scheiben ab. Dann nimmt sie eine Zitrone aus der Obstschale. Der Verkäufer am Stand ihres Marktes vor Ort hat behauptet, diese Amalfi-Zitronen seien die besten der Welt. Wahrscheinlich hat er sie selbst im Supermarkt gekauft, aber er war so charmant, dass Kate trotzdem ein halbes Dutzend genommen hat. Sie reibt ein wenig Zitronenschale ab. Ein Hauch von Frische, den sie über das Lamm streuen wird. Im Kühlschrank wird die Schokoladen-Ganache über der Toffee-Creme steif. Kate muss sich zusammenreißen, um nicht mit dem Finger hineinzutauchen, weil das Dessert so lecker aussieht.
Sie setzt sich an den Tisch und trinkt noch einen Schluck Champagner. Ihr Leben hat sich nicht nach Plan entwickelt, aber andererseits, bei wem ist das schon so? Sie ist einundvierzig und hat eine winzige Wohnung gemietet. Kates Teller passen nicht zusammen, aber es ist ihr egal. Sie hat gute Freunde, die unter allen Umständen zu ihr halten, und ihr Leben hat einen Sinn. Sie hat alles, was sie für heute braucht.
Sie überprüft die Gedecke ein letztes Mal und rückt Cecilys Glas zurecht. Vor der Tür vernimmt sie Bewegung, und gleich darauf läutet die Türglocke. Kate geht zum Eingang, um ihre Gäste willkommen zu heißen.
Es gibt eine Zeit für Trauer und eine Zeit für Dankbarkeit – jetzt aber ist es Zeit zu essen.