Ich danke dir, dass du mich so herrlich und ausgezeichnet gemacht
hast! Wunderbar sind deine Werke, das weiß ich wohl.
Psalm 139,14
Ich könnte mir vorstellen, dass ein Mensch auf die Erde hinabblickt und behauptet, es gebe keinen Gott; aber es will mir nicht in den Sinn, dass einer zum Himmel aufschaut und Gott leugnet«, sagte Abraham Lincoln, der 16. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Denn das kann geschehen, dass einer im Alltagsgetümmel die Orientierung verliert. Das mag sein, dass einer im Vielerlei der Anforderungen durcheinanderkommt. Und das mag es schließlich auch geben, dass einer wegen seiner vielen Enttäuschungen mit Gottes Führungen in seinem Leben nicht mehr klarkommt. Es stimmt schon: Der Blick in die Welt kann in die Verzweiflung führen: die Unfähigkeit der Menschen, Frieden zu schaffen und Frieden zu halten; die Unfähigkeit, die für die ganze Weltbevölkerung ausreichenden Nahrungsmittel so zu verteilen, dass jeder genug hat und nicht die einen an Überfettung und die anderen am Hunger zugrunde gehen; die oft harten persönlichen Lebensführungen; das Zerbrechen von Freundschaften, Ehen und Familien; Krankheitsnöte; Arbeitslosigkeit; wirtschaftliche Nöte.
Darum brauchen wir täglich einen Blickwechsel. Nicht, um den Problemen zu entfliehen. Dem Zweifel und dem Verzweifeln unseres eigenen Herzens dürfen wir jedoch den Blick nach oben zum Gott des Himmels und der Erde entgegensetzen. So erhalten wir den rechten Überblick. Und dieser Einblick in die Größe und Herrlichkeit Gottes gibt uns den Durchblick in schwierigen Situationen, den Ausblick auf Gottes Führung und nicht zuletzt das rechte Selbstbewusstsein, das Bewusstsein für Wert und Würde unseres eigenen Lebens. Psalm 139,14 lehrt uns das Staunen über Gottes herrliche Schöpfung und dann auch das Danken!
Ich verstehe nichts vom Sternenhimmel. Aber es ist auch für den blutigen Laien ein gewaltiger Anblick, in einer klaren Sommernacht hinauszutreten vor das Haus. Haben Sie jemals versucht, die Sterne dort oben zu zählen? Nur in mathematischen Formeln kann man sich der unendlichen Anzahl annähern. David, von dem unser Psalm stammt, hat an anderer Stelle ausgedrückt, dass auch die Sterne von Gott selbst gemacht wurden. Vom Philosophen Immanuel Kant ist der Satz überliefert: »Die Unendlichkeit der Schöpfung ist groß genug, um eine Welt oder Milchstraße von Welten gegen sie anzusehen, wie man eine Blume oder ein Insekt in Vergleichung gegen die Erde ansieht.« Die Schöpfung Gottes ist ein einzigartiges Wunder. Die scheinbar wissenschaftlichen Erklärungen, wie das alles entstanden sein soll, durch Urknall und Evolution, hindern mich nicht im Entferntesten zu glauben und zu bezeugen: Der ewige Gott hat dies alles geschaffen, in Gang gesetzt, entworfen, geplant, kreiert – und niemand sonst, auch nicht der Genosse »Zufall«. Wunderbar sind deine Werke, das weiß ich wohl. Seine Schöpfungsherrlichkeit übersteigt alles, was wir denken und ahnen können.
Es gibt Menschen, die kümmern sich um die großen Linien. Und es gibt andere, die verstehen etwas davon, was es heißt, im Kleinen treu zu sein. Manchmal stehen sie aber auch in der Gefahr, sich im Klein-klein zu verlieren und die großen Perspektiven zu versäumen. Bei unserem Gott ist das anders. Der, der dieses ganze Universum in seiner für uns unvorstellbaren Unendlichkeit mit Millionen und Milliarden von Planeten, Sternen, Himmelskörpern, Milchstraßen geschaffen hat, der hat auch einen Blick bis hinein ins kleinste Detail.
Im Familienurlaub waren wir öfter in einem kleinen Haus mitten im Wald in Schweden. Nicht schlecht staunten wir über die meterhohen Ameisenhaufen. Ich habe keine Ahnung, wie viele Ameisen in einem solchen Bau arbeiten und leben. Ich nehme an, es sind mehrere Tausend. Einen Augenblick stellte ich mir vor, wie ich das meistern würde, einen einzigen solchen Ameisenhaufen zu beherrschen und mich um die Tausende von Ameisen einzeln zu kümmern. Ein hoffnungsloses Unterfangen für jeden Menschen. Aber vor Gott sind wir Menschen angesichts der Größe des Universums im Verhältnis noch viel, viel kleiner und doch kennt er jede einzelne »menschliche Ameise«, hat jedem einzelnen Menschen sein Gefüge gegeben. Unser Bibelwort redet nicht nur von der herrlichen Schöpfung insgesamt, sondern davon, dass du mich so herrlich und ausgezeichnet gemacht hast! Aus der Verschmelzung der so kleinen Ei- und Samenzelle entwickelt sich in wenigen Wochen ein Mensch mit allen Organen. Und dabei bestehen so unendlich viele verschiedene Variationsmöglichkeiten, dass es in der gesamten Menschheitsgeschichte nie dazu kommen kann, dass zwei Menschen die gleichen Gen-Zusammensetzungen haben! Ich komme nicht aus einer Serienproduktion. Ich selbst bin ein individuelles, von Gott geschaffenes Einzelexemplar. Jeder Mensch ist ein einzigartiges Original Gottes.
Ob wir uns mit dem großen weiten All des Universums befassen oder mit den kleinsten Elementen menschlichen Lebens: Wir stehen vor der herrlichen Schöpferkraft Gottes! Darum schreibt David Jaffin in seiner Psalmenauslegung: »Die klügsten Menschen waren gläubig und die einfachsten, beide. Die dazwischen, die waren immer die schwierigen! Weil sie groß sein wollten. Die wirklich großen Menschen waren zum großen Teil gläubig. Und die Einfachen, weil sie in einer demütigen Kenntnis lebten von Gottes Herrschaft.« So lassen Sie uns einfache Menschen bleiben, die treu dem Wort Gottes glauben und trauen und ihr Leben danach ausrichten. Oder lassen Sie uns zu den wirklich klugen durchstoßen, die suchen, forschen und nachfragen und dabei immer mehr entdecken, dass Gott noch viel größer ist, und die scheinbar Klugen, die in ihrem Denken über die Entwicklung des Universums und der Welt ohne Gott zurechtzukommen meinen, kritisch hinterfragen und ihnen widerstehen.
Weil dieser Gott, der alles geschaffen hat, auch mich geschaffen, gewollt und bejaht hat und ich von ihm geliebt bin, hängen mein Wert und meine Würde nicht von anderen Menschen ab. Ich finde mein Selbst, meine Identität gerade dort, wo ich mich darauf besinne: Du hast mich wunderbar gemacht! Und darum gibt es gar keine sinnvollere Lebensalternative, als mich unter Gottes Herrschaft zu stellen. Und das heißt zuerst: sich dessen bewusst zu werden, dass er der Geber meines Lebens ist. Es ist darum nicht mehr wichtig, ob ich von meinen Eltern gewollt, gezeugt und empfangen wurde. Ob die Menschen um mich her mich wirklich wollen, mich für gut finden, ich ihr Wunsch-Mensch bin, muss ich nicht mehr ergründen. Mein Leben hängt nicht von anderen ab. Wir verdanken – bei aller Ehrerbietung gegenüber unseren Eltern und vor allem unserer Mutter, die ihr Leben um unsretwillen aufs Spiel gesetzt hat – zuerst und zuletzt unser Leben dem lebendigen Gott. Darum dürfen wir ihm für alles danken. Er sorgt für uns. Er kennt uns durch und durch und deshalb darf ich ihm auch mein ganzes Leben anvertrauen. Wer sich auf diesen Gott einlässt, der ist auf der rechten Fährte seines Lebens. Er lädt uns kleine Menschen ein zur Gemeinschaft mit ihm. Unser Glück, unsere Lebenserfüllung brauchen wir nicht von Menschen und Umständen zu erwarten sondern alleine von ihm: jetzt, hier, heute, morgen und in Ewigkeit. Gott sei Dank!
• Wie stehe ich zu Gott? Erkenne ich ihn als den Schöpfer aller Dinge?
• Wie stehe ich zu anderen Menschen? Wenn auch meine Mitmenschen von Gott bejaht, von Gott gewollt, von Gott geliebt sind – was bedeutet das für meine Stellung zu ihnen?
• Wie stehe ich zu mir selbst? Kann ich danken für die Geschichte Gottes mit mir?
Hartmut Steeb, Jahrgang 1953, ist verheiratet und hat zehn Kinder sowie sechs Enkelkinder. Er ist seit 1988 Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz und Vorsitzender von Treffen Christlicher Lebensrecht-Gruppen.