Nach dieser Nacht voll Angst schreibt Anne in ihr Tagebuch: „In dieser Nacht wusste ich, dass ich eigentlich sterben sollte.
Ich habe auf die Polizei gewartet.
Aber jetzt, nach meiner Rettung, ist mein erster Wunsch nach dem Krieg: Ich will Niederländerin werden! Ich mag die Niederländer, ich liebe unser Land. Selbst wenn ich der Königin persönlich schreiben muss: Ich werde mein Ziel erreichen.“
Aber dann steht Peter wieder für sie im Mittelpunkt.
Sie sitzen oft zusammen zwischen dem Gerümpel auf dem Dachboden.
Sie haben sich den Arm um die Schultern gelegt.
So schauen sie durch das Dachfenster nach draußen. Sie betrachten die Vögel, den Kastanienbaum, den blauen Himmel.
Anne fühlt sich gut, denn ...
Sie hat endlich den Kuss bekommen, auf den sie gewartet hat!
Anne ist jetzt wirklich verliebt. Wenn sie bei Peter ist, sitzen sie eng beisammen. Sie reden nicht mehr so viel wie früher. „Es ist so aufregend, wenn wir Wange an Wange dasitzen“, schreibt sie.
Sie fragt sich aber, ob das wohl in Ordnung ist.
Wird Peter nicht weiter gehen wollen? Sollte sie ihn nicht davon abhalten? „Meine Freundinnen würden das schändlich finden“, schreibt sie.
Aber sie selbst denkt anders.
Sie sind eingesperrt und sind voller Angst und Sorge. Warum sollten sie warten, bis sie alt genug sind? Warum sollte sie sich und Peter nicht glücklich machen dürfen?
Eines Abends küssen sie sich auf den Mund.
„Wir schmiegten uns aneinander. Uns war schwindlig“, schreibt Anne. Aber sie zweifelt wieder.
Darf sie das denn, als Mädchen?
Darf ihr Verlangen so groß sein wie das von Peter?
Sie schreibt dazu ins Tagebuch: „Darauf gibt es nur eine Antwort: Ich sehne mich so ... schon so lange.
Ich bin so einsam und habe jetzt Trost gefunden.“
Kastanienbaum 2007
Wenn Anne und Peter aus dem Dachfenster schauen, sehen sie den Kastanienbaum.