Der Brief

Anne entschließt sich dazu, mit ihrem Vater über Peter zu reden. Sobald sie alleine sind, sagt sie zu ihm: „Papa, wenn Peter und ich zusammen sind, dann sitzen wir weniger als einen Meter auseinander. Findest du das schlimm?“

 

Annes Vater sagt zunächst, er findet das nicht schlimm. Aber am nächsten Tag ändert er seine Meinung. Er findet, dass Anne Abstand halten muss.

Er findet, Anne sollte nicht so oft zu Peter gehen.

„Männer sind in solchen Dingen immer aktiver“, sagt er. „Frauen können sie bremsen.“

Er möchte, dass Anne nicht mehr jeden Abend zu Peter geht.

 

Aber Anne will dem Vater nicht gehorchen.

„Ich bin gerne bei Peter. Und ich vertraue ihm“, schreibt sie. „Nein, ich gehe!“

 

Annes Vater ist darüber nicht glücklich.

Er ging davon aus, dass Anne auf ihn hören würde.

Aber das tut sie nicht. Anne ist sehr verärgert, weil sie jetzt auch noch vom Vater zurechtgewiesen wird! Sie schreibt ihm in ihrer Wut einen Brief.

Sie schreibt, dass sie ihm das nur erzählt hat, weil sie nichts verheimlichen wollte.

Und dass sie selbst sehr gut weiß, was in Ordnung ist und was nicht. Sie schreibt, dass sie sich seit Jahren ganz alleine fühlt.

Dass andere ihr nie geholfen haben.

Dass sie alles aus eigener Kraft schaffen musste.

Und dass er sie nicht wie ein kleines Kind behandeln kann. Sie sei zwar vielleicht erst 14.

Aber durch die ganzen Umstände sei sie eigentlich viel älter.

Sie steckt den Brief in die Jackentasche ihres Vaters.

 

Annes Vater ist sehr traurig über den Brief.

„Ich habe schon viele Briefe in meinem Leben bekommen“, sagt er zu Anne. „Aber das ist der hässlichste. Du hast so viel Liebe von deinen Eltern bekommen. Und du fühlst dich allein?

Nein, Anne, das haben wir nicht verdient.“

 

Anne bereut es furchtbar, den Brief geschrieben zu haben. „Ich war viel zu stolz auf mich selbst“, schreibt sie. „Es ist gut, dass ich wieder auf den Boden zurückgeholt werde.

Ich werde mir Vater als Vorbild nehmen.

Und ich werde versuchen, ein besserer Mensch zu werden.“