»Mannomann, der Bauernhof ist aber echt weit draußen!« Klößchen mühte sich ab, um mit seinen Freunden mitzukommen.
»Immerhin scheint die Sonne.« Gaby fuhr neben Klößchen, Oskar saß im Fahrradkorb.
TKKG waren zunächst ein ganzes Stück mit der U-Bahn gefahren und dann in die S-Bahn umgestiegen. Die Räder hatten sie für den Rest des Weges dabei.
»Was wissen wir eigentlich über Ralf?«, wollte Karl wissen.
Tim bremste ab, damit er neben den anderen fahren konnte. »Ich weiß nur, dass er auch ein Stipendium hat.«
»Da vorn ist die Einfahrt.« Klößchen trat jetzt so heftig in die Pedale, dass er als Erster auf den Bauernhof abbog. Ein altes Backsteinhaus lag auf der linken Seite. Rechts war eine Scheune, vor der ein Mähdrescher und ein Traktor standen. Ein kleiner Mischlingshund kam bellend angelaufen. Gaby nahm Oskar aus seinem Korb und setzte ihn ab. Die beiden Hunde beschnupperten sich kurz und tollten dann zusammen über den Hof. »Echt schön hier.« Gaby sah sich um.
Klößchen ging Richtung Scheune und erschrak. »Oh nein, ich werde verfolgt!«
Sofort kam Tim angerannt. »Was ist?«
»Blumenkohl«, sagte Klößchen mit aufgeregter Stimme und deutete auf einen Anhänger. »Ein ganzer Laster voll.«
»Da verdichten sich die Beweise aber jetzt deutlich.« Karl sah sich um. »Wo könnte Ralf sein? Im Haus vielleicht?«
Gaby pfiff Oskar zu sich. Als er schwanzwedelnd vor ihr stand, zog sie eine Plastiktüte aus ihrer Tasche und öffnete sie. »Oskar, nimm die Fährte von Ralf auf.« Oskar schnupperte an der Tüte und lief los.
Die vier Detektive rannten hinter ihm her.
»Was war denn in der Tüte?«, fragte Klößchen.
»Die Socke aus Ralfs Mülleimer«, antwortete Gaby.
»Ihhh!«, rief Klößchen.
»Der arme Oskar«, lachte Tim.
Sie folgten dem Hund durch die Scheune und kamen zu einer Holztür.
»Das ist bestimmt der Schweinestall«, vermutete Karl und öffnete die Tür.
Drinnen saß Ralf mit seinen drei jüngeren Brüdern auf Heuballen. »Jeder bekommt fünfzehn Schokomaskottchen. Aber ihr müsst sie gut vor Mama und Papa verstecken«, sagte er verschwörerisch.
Zwei Schweine weiter hinten im Stall grunzten. Oskar kläffte. Ralf sprang auf, als er TKKG entdeckte.
»Wer seid ihr?«, fragte einer der Jungen. Klößchen schätzte ihn auf sechs.
»Wir sind Mitschüler von Ralf«, erklärte Tim ruhig.
In Klößchen brodelte es. Was dachte sich dieser Stangenspargel eigentlich dabei? Er hatte seinen Vater erpresst und verteilte jetzt seelenruhig die Beute? »Das ist ja wohl das Allerletzte!« Klößchen riss dem kleinsten Bruder von Ralf das Schokoeichhörnchen aus der Hand.
»Ey, das ist gemein!«, jammerte der Junge.
»Ich würde mal sagen, was dein Bruder macht, ist ziemlich gemein!«, zischte Klößchen.
Tim legte seine Hand auf Klößchens Arm. »Ralfs Bruder kann doch nichts dafür.«
Klößchen schnaubte wütend.
»Kannst du uns mal bitte erklären, was das hier alles soll?«, fuhr Gaby dazwischen.
Ralf ließ die Schultern hängen. »Ach, ihr habt doch keine Ahnung. Unsere Eltern schuften den ganzen Tag auf dem Hof und wir dürfen immer nur Obst und Gemüse essen«, erklärte Ralf.
»Ja, wir bekommen nie Süßigkeiten«, jammerte einer der Jungen.
»Immer nur Grünzeug«, motzte der kleinste Bruder.
»Jeden Tag«, erklärte Ralf. »Und immer nur das, was gerade Saison hat. Und Blumenkohl kann man fast das ganze Jahr anbauen.«
»Darf ich das Eichhörnchen wiederhaben?«, fragte Ralfs kleinster Bruder mit Tränen in den Augen.
Klößchen sah Ralf an, der die Schultern hängen ließ. Schließlich gab er sich einen Ruck. »Na gut, jeder darf eines behalten, aber die anderen müssen wir wieder mitnehmen.« Klößchen gab dem Jungen die Schokoladenfigur zurück. »Nun rück aber auch das Medaillon von meiner Oma raus. Mein Vater ist ja deiner Forderung nachgekommen.« Klößchen hielt Ralf seine Hand hin.
»Und erklärst du uns auch, wie das Glasauge in die Schokolade gekommen ist?« Gaby ging zu einer Pappkiste, in der noch einige Schokomaskottchen waren, und begann, die bereits verteilten wieder in die Kiste zu stellen.
Ralf zog das Medaillon aus seiner Hosentasche. »Bei der Führung hab ich es deinem Vater aus der Hosentasche gezogen. Ich wollte es gegen das Auge austauschen, aber das hat nicht geklappt. Und dann ist das blöde Auge in die Schokolade gefallen, weil Leo mich geschubst hat«, erklärte Ralf und gab Klößchen den goldenen Anhänger zurück.
»Du und Leo seid nicht die besten Freunde, oder? Hast du ihm das Glasauge geklaut?«, wollte Tim wissen.
»Ich wollte mich rächen. Er hat meine Schokolade einfach aufgegessen. Die hatte ich mir von meinem letzten Taschengeld zusammengespart!« Ralf dachte nach. »Na ja, die Aktion war keine Glanzleistung. Aber du hast so mit der Schokolade angegeben. Da wollte ich es dir heimzahlen. Hast du den Blumenkohl bei euch zu Hause gefunden?«
Klößchen verschränkte die Arme vor der Brust. »Ja, hab ich. Wie bist du überhaupt reingekommen? Wir haben doch eine Alarmanlage.«
»Deine Mutter hat die Terrassentür offen gelassen, als sie in der Küche war«, berichtete Ralf. »Sie hat irgendwas gemurmelt, dass sie noch Rohkost für dich schneiden muss.« Ralf grinste.
»Oh Mann, meine Mutter im Rohkostwahn!« Nun musste auch Klößchen lachen. »Immerhin ist sie unschuldig. Ich weiß gar nicht, was ihr alle habt. Schokolade macht sehr glücklich. Und deswegen, weil ich so froh bin …«, Klößchen machte eine Pause, »Schwamm drüber, Ralf.«