46

Da der Sturm an Wucht zunahm, hatten Paul und die anderen Angehörigen der NUMA mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen, als sie die MS Rama enterten. Sobald sie sich jedoch an Bord befanden, entspannte sich die Lage ein wenig. Sie begaben sich zur Brücke und übernahmen das Kommando über das Schiff.

Danach führte sie der vietnamesische Kapitän ins Krankenrevier, wo Kapitän Winslow und vier Mitglieder der Orion-Crew untergebracht waren. Dort trafen sie außerdem mehrere russische Kommandosoldaten an, teilweise noch immer von Magenkrämpfen durchgeschüttelt und dehydriert.

»Schnappen Sie sich ihre Waffen«, sagte Paul zum Ersten Offizier der Gemini. Während dessen Männer ihre Holzflinten gegen echte Gewehre austauschten, spürte Paul, dass er allmählich die Kontrolle über das Geschehen zurückgewann.

Er ging zu Kapitän Winslow, der ihn mit einem seltsamen Gesichtsausdruck musterte.

»Paul?«, sagte der Kapitän mit einem Seitenblick auf die mit der australischen Flagge verzierte Armbinde. »Haben Sie den Job gewechselt?«

»So könnte man es ausdrücken«, sagte Paul. »Die Gemini ist für jede Hilfe bereit. Wie ist die Lage hier?«

Winslow berichtete vom Untergang der Orion und von der Rettung und Entführung der Überlebenden durch die Russen.

»Wie konnten Sie das Schiff unter Ihre Kontrolle bekommen?«, fragte Paul.

»Das haben wir ganz offensichtlich nicht geschafft.«

»Aber dieses Schiff ist während der letzten dreißig Stunden einem Kurs gefolgt, der das Sternbild Orion nachzeichnet«, sagte Paul. »Das kann wohl kaum ein Zufall sein.«

Winslow lächelte. »Kurt«, sagte er als Erklärung. »Er hat diese Russen ein wenig an der Nase herumgeführt und ist ständig zickzack gefahren. Er meinte, er wolle auf diese Art und Weise das eigentliche Ziel geheim halten. Wer hätte gedacht, dass er gleichzeitig eine Nachricht gesendet hat.«

»Wo ist er jetzt?«, fragte Paul. »Wir haben ihn nirgendwo gefunden.«

»Die Russen haben ihn mitgenommen, Joe, und diese junge Australierin ebenfalls. Sie wollen Heard Island überfallen. Dort befindet sich Theros Basis. Da versteckt er sich.«

Paul wandte sich an den vietnamesischen Kapitän. »Wie komme ich zu Ihrer Funkzentrale?«

Die Nachricht, dass Kurt Austin, Joe Zavala und wenigstens ein paar Angehörige der Orion-Mannschaft überlebt hatten, löste in Washington, D.C., angesichts der zahlreichen sonstigen Todesopfer nur verhaltene Freude aus. Gedämpft wurde diese Freude außerdem durch die Zeiger der Uhr. Bis zur angekündigten Stunde null dauerte es nur noch einhundertzwanzig Minuten.

Pitt sah sich Heard Island auf einer Landkarte an. Ausdrucke russischer Spionagefotos, auf denen Theros angenommener Unterschlupf markiert war, wurden in schneller Folge vom Faxgerät ausgespuckt. Je länger Pitt die Bilder studierte, desto bedenklicher erschien ihm die augenblickliche Lage.

»Alles, was dieser Kerl inszeniert hat, wurde von einer unterirdischen Basis aus gesteuert«, sagte Pitt. »Sieht ganz so aus, als folgte er einem bestimmten Muster. Ich muss diese Information an die NSA weiterleiten.«

Yaeger verzog das Gesicht. »Sie werden das Zielgebiet mit einem Raketenteppich bepflastern.«

»Ich weiß«, sagte Pitt ungerührt.

Yaeger beugte sich vor. »Wahrscheinlich halten sich Kurt und Joe zurzeit dort auf.«

»Auch dessen bin ich mir bewusst«, sagte Pitt.

»Demnach wurden sie von den Toten zurückgeholt, um von den Tomahawk-Raketen unserer eigenen U-Boote ausgelöscht zu werden?«

Pitt sah seinen Freund ohne das geringste Anzeichen von Ärger über diesen unmissverständlichen Vorwurf an. Er begriff, was Yaeger sagen wollte. »Diese Entscheidung fällt mir verdammt noch mal nicht leicht, Hiram. Aber wir haben keine andere Wahl.«

Er schaltete die Sprechanlage ein. »Verbinden Sie mich mit Jim Culver von der NSA