Jills Katze, Miss Chivis, war schwer damit beschäftigt, sich genüsslich im Garten der Nachbarin Sherry Angevine zu erleichtern. Sherry starrte wütend aus dem Fenster, als Miss Chivis gerade einige Piniennadeln zusammenkratzte, um ihr Häufchen zumindest teilweise zu verdecken. Sherry fragte sich, wie oft Jills Katze wohl schon ein Häufchen in ihren Garten gemacht hatte, während sie beim Buchclub war. Das war nur ein weiterer Grund, Jill Caulfield zu hassen.
Im Grunde genommen gab es sehr, sehr viele Gründe, Jill zu hassen. Das Laubgebläse, das jeden Samstagmorgen und an vielen Sonntagen lief. Die ach so perfekten Blumenbeete mit genau der richtigen farblichen Zusammenstellung an Springkraut und Stiefmütterchen. Die fünf Millionen Glühbirnen der Weihnachtsbeleuchtung, die schon zwei Wochen vor Thanksgiving angebracht und erst zwei Wochen nach Weihnachten wieder abgenommen wurden. Die ganze Nachbarschaft leuchtete in dieser Zeit wie ein Rummelplatz.
Aber Sherry hatte für sich einen Weg gefunden, um ihre Wut gegenüber Jill im Zaum zu halten und sich gleichzeitig an ihr zu rächen. Sie hatte ein Geheimnis.
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Willow trat in ihr Haus und setzte sich an das Ende ihres Sofas, auf dem sich sechs Katzen niedergelassen hatten, von denen die einen friedlich schliefen und die anderen sich das Fell putzten. Acht weitere Tiere waren im restlichen Haus verteilt und ein paar wildlebende Katzenfamilien hatten sich dauerhaft in ihrem Hof niedergelassen. Ihre fünf Hunde kamen bellend angelaufen, um sie zu begrüßen, und sie kraulte sie gedankenverloren hinter den Ohren.
Willow hatte die Sterne befragt und in ihren Teeblättern gelesen, aber sie hatte noch keine Antwort auf ihr Problem gefunden. Wie konnte sie ihre Schwester dazu bringen, Cullen Caulfield zu verlassen? Jill verschwendete ihr Leben mit Cullen. Willow dachte an Jills ehrenamtliche Arbeit und wie viel mehr sie doch schaffen könnte, würde Cullen nicht das ganze Geld versaufen, das sie mühsam zusammenkratzte. Er schüttete das Gift den ganzen Tag lang in seinen Körper wie in einen Gully.
Willow wusste außerdem, wie er Jill behandelte. Er schrie sie an, machte sie nieder und tat so, als wäre es ihr einziger Sinn im Leben, ihn von hinten bis vorne zu bedienen. Und jetzt hatte Jill auch noch halb Bradley eingeladen, um ihnen ihren zerrütteten Haushalt zu zeigen?
Cullen würde bereits Stunden vor der Party mit dem Trinken beginnen. Zudem war er niemand, der sich ruhig irgendwo im Haus zurückzog. Nein, er würde inmitten aller anderen stehen, er würde zu laut lachen, über Dinge stolpern, Gläser umkippen und seine Frau anschreien. Außer, Willow fand einen Weg, um ihn davon abzuhalten.
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Blanche kam von dem Buchclubtreffen vollkommen erschöpft nach Hause. Dieser Dinnerclub würde ein Desaster werden. Anstatt Jill Caulfield eineinhalb Stunden ertragen zu müssen, wären es nun... wie viele? Ganze drei oder vier Stunden? Das war unerträglich, dachte sie, als sie sich ihr Designer-Sweatshirt überzog und auf ihr Laufband stieg.
Aber welche Ausrede konnte Blanche vorschieben, um aus der Sache rauszukommen? Vielleicht wäre es besser gewesen, sie hätte sich ebenfalls gemeldet. Ihr Haus hätte ein bisschen mehr Platz geboten, um Jill aus dem Weg zu gehen, verglichen mit dem beengten Bungalow, den Jill mit ihrem Alkoholiker-Gatten bewohnte. Und wie sollte sie nur ein weiteres Treffen überleben, bei dem die ach so Heilige Jill gepriesen wurde? Das Buchclubtreffen war schon schrecklich genug, als Tippy Jills Putzarbeit lobte.
Es gab wirklich keinen Weg, diesem Dinnerclub zu entkommen. Immerhin war sie in Bradley, einer Kleinstadt. Sie konnte Jill Caulfield nicht dauerhaft entfliehen. Wenn sich nicht irgendetwas änderte, wäre Jill dauerhaft der spitze Dorn in ihrem Finger. Blanche konnte nur hoffen, dass Jill irgendetwas zustieß. Wenn sie doch einfach nur verschwinden könnte...
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Georgia war froh, dass Jill sich freiwillig für den Dinnerclub gemeldet hatte. Sie wäre ansonsten niemals in Jills Haus eingeladen worden. Das würde ihr die Gelegenheit geben, Jill gleich mehrmals in den Rücken zu fallen. Sie sah es schon vor sich: Oh, was für ein herrliches Barbecue. Aber ich bin doch lieber ein guter Mensch statt einer guten Köchin. Vielleicht konnte sie in Jills Badezimmer Post-It's verteilen, die sie als Nervensäge titulierten. Die Leute sagten immer: ,Arme Jill! Muss sich um diesen Versager-Gatten kümmern und hat gleich zwei Jobs!‘ Aber Georgia kannte die Wahrheit über Jill. Und sie war bereit, sie mit jedem, den sie kannte, zu teilen.
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„Wie bitte?“, fragte Simon Caulfield. „Jill richtet einen Dinnerclub bei ihr zuhause aus? Für wie viele Leute?“
Seine Frau Libba zuckte mit den Schultern. „Dreißig oder vierzig, würde ich sagen. Wir sind ungefähr fünfzehn im Buchclub und dann noch die ganzen Ehepartner... es wird eine große Gruppe.“
„Und sie hat sich freiwillig gemeldet, um den Hauptgang auszurichten? Das ist doch Wahnsinn! Herrgott, sie muss putzen gehen! Sie putzt manchmal sogar bei uns.“
Libba schüttelte frustriert den Kopf. „Mir wäre lieber, sie würde das nicht tun. Manchmal habe ich ein komisches Gefühl bei ihr. Und wir können es uns eigentlich nicht leisten.”
„Du brauchst Hilfe im Haushalt, Libba“, sagte Simon. „Vor allem falls der Krebs zurückkommen sollte. Solange wir uns die Hilfe leisten können, nehmen wir sie uns auch.“
Libba war kein Fan von Jill, aber sie sah sich gezwungen, auf einen wichtigen Punkt hinzuweisen: „Jill geht putzen, weil dein Bruder keiner Arbeit nachgeht. Und das Abendessen wird jetzt auch nicht so eine große Sache werden, wie es klingt, viele bringen Beilagen mit. Aber ich will da nicht hingehen. Cullen ist so peinlich. Er wird vermutlich die ganze Zeit nur betrunken umher wanken. Können wir nicht zuhause bleiben?”
„Nein, ich glaube, wir sollten hingehen und sicherstellen, dass Cullen sich nicht wie ein Vollidiot benimmt und uns noch mehr blamiert.“
Libba kratzte den letzten Rest pinkfarbenen Nagellack von ihren Nägeln, den sie erst heute Morgen aufgetragen hatte.