Kapitel 14

KNOX

Jake ist damit fertig, mir rechts die Handwickel anzulegen, und ich dehne und strecke Finger und Handgelenk, während er an der linken Hand weitermacht. Neben mir auf dem Tisch liegen meine Handschuhe mit dem BFC-Logo, einsatzbereit. Ich starre vor mich hin, ohne den zweiten lang gezogenen, rechteckigen Tisch auf der anderen Seite des Raums richtig wahrzunehmen. Da ich nie mit vollem Magen kämpfe, befinden sich darauf nur Wasserflaschen, Proteinriegel, Obst und weitere kleine Snacks, nichts zu Schweres. Neben dem Tisch, auf dem ich sitze, stehen ein langes Sofa und ein Couchtisch, umzingelt von ein paar Sesseln.

In dieser Privatgarderobe sind nur Jake und ich, so wie es mir am besten gefällt. Die ganze Woche war gerammelt voll mit irgendwelchen Veranstaltungen, die dem Event vorausgehen und meine Anwesenheit erforderten, und der ganze Promotion-Scheiß hat mir noch nie besonders gelegen – öffentlicher Work-out in einem der beliebtesten Casinos, spontane Pressekonferenzen, feierliche Wiegezeremonien, die offizielle Vorstellung der Stiftung. Die Interviews und die Veranstaltung, auf der auch Aufnahmen von Connors letzten Kämpfen gezeigt wurden, hatten eine bittersüße Note. Schön und schmerzlich zugleich. Zum Glück musste ich keine lange Rede halten, sonst gäbe es jetzt eine riesige Wagenladung Memes und GIFs, auf denen ich heulend zusammenbreche.

Eins ist mir klargeworden bei diesen ganzen Veranstaltungen, und zwar mit einer Wucht, als hätte mir jemand einen Baseballschläger über den Kopf gezogen.

Ich vermisse es nicht.

Kein bisschen.

Obwohl es meine eigene Entscheidung war, so viel früher als geplant Chicago zu verlassen, zähle ich von Anfang an die Wochen, die Tage, bis ich wieder nach Hause kann. Zu meiner Familie. Meinem Shop. Dem Tätowieren.

Eden.

Anfangs habe ich versucht, sie aus meinen Gedanken zu verbannen. Aber etwa fünf Minuten nach meiner Landung auf dem Reno-Tahoe International Airport wurde mir klar, dass dieses Unterfangen von vornherein zum Scheitern verurteilt war. Als wollte ich mit dem Essen aufhören. Oder mit dem Atmen. Oder mein Herz davon überzeugen, dass es aufhören soll zu schlagen.

Jake gibt mir einen Klaps auf den Handrücken und steht auf. »Alles okay?«, fragt er und mustert mich mit seinem messerscharfen Blick. »Bereit?«

»Ja.« Ich nicke und greife nach den Handschuhen.

»Gut.« Er klopft mir auf die Schulter. »Du hast zehn Minuten. Ich hol dich ab.«

Ich nicke noch einmal, und er dreht sich um und geht zur Tür. Friedliche Stille senkt sich über den Raum. Ich heiße sie dankbar willkommen. Springe vom Tisch, laufe hin und her, konzentriere mich auf den bevorstehenden Kampf. Die meisten Wettkämpfer sagen, dass die Vorbereitung im Kopf anfängt, und ich sehe es auch so. Gedanklich spiele ich Bewegungsabläufe durch, stelle mir mögliche Situationen vor und wie ich darauf reagiere. Tiefe Ruhe durchströmt mich. Ja, ich bin bereit.

Ich bin stärker als je zuvor. Konzentriert. Ausgeruht. Das hätte ich nicht immer von mir behaupten können. Doch ich habe mein Versprechen Eden gegenüber gehalten. Nach den ersten zwei Nächten hier, in denen ich keinen Schlaf fand, habe ich im Internet nach einem Therapeuten gesucht. Viel hab ich ihm nicht erzählt, aber schon das kleine bisschen hat das Ventil gelöst. Genug jedenfalls, damit ich schlafen konnte, ohne ständig aus Alpträumen hochzuschrecken. Also bin ich drei Tage später wieder zu ihm gegangen. Habe noch ein bisschen mehr geredet. Mehr geschlafen. Wenn ich nach Chicago zurückkehre, werde ich mir dort jemanden suchen, denn Eden sollte nicht mein Sicherheitsnetz sein. Sie hatte recht: Ich muss mich um meine eigene Heilung kümmern.

Es klopft laut an der Tür, und ich grinse schon, noch ehe sie sich öffnet. Jude und Simon haben noch nie einen meiner Kämpfe verpasst, und ihr Flieger ist vor zwei Stunden gelandet. Verdammt, wie ich sie vermisst habe.

»Wird auch Zeit, dass ihr …«

Scheiße. Es treibt mir die Luft aus der Lunge. Nein, meine Lunge stellt einfach die Arbeit ein. Mir ist zumute, als hätte mein Körper schlagartig dieselbe Temperatur wie die kalte Luft, die in der Klimaanlage der Arena zirkuliert. Alles in mir erstarrt zu Reglosigkeit. Bis auf mein Herz. Das schlägt so hart und schnell, dass es erstaunlich ist, dass man es von außen nicht deutlich sieht.

Eden.

Nicht Jude oder Simon.

Eden steht in der Tür.

»Hey«, sagt sie leise. »Darf ich reinkommen? Ich weiß, dass du gleich da rausmusst …« Sie verflicht die Finger miteinander, ihre Füße sind in der dritten Position.

»Ja«, sage ich, sobald ich meine Stimme wiedergefunden habe. »Ja«, wiederhole ich, »komm rein.«

Mit einem kleinen, verlegenen Lächeln auf ihren hübschen Lippen kommt sie herein, schließt die Tür hinter sich. Ich nutze diese Sekunden, um sie mit Blicken zu verschlingen. Es ist drei Wochen her, dass ich sie gesehen habe, und ich bin völlig ausgehungert.

Ihr langes, herrliches Haar fällt ihr auf die zierlichen Schultern und den schmalen Rücken, umrahmt das Gesicht, das mich bis in meine Träume verfolgt hat. Dieses Gesicht, hell erleuchtet von einem Lachen. Von Leidenschaft verzerrt, wenn sie kommt. Sanft und eindringlich, als sie mir erzählt hat, wie ich mit dem Sturm fliege.

Ausdruckslos, im Schock erstarrt, als ich ihr meine Liebe gestehe.

Ja, ihr hinreißendes Gesicht hat sich in mein Hirn eingebrannt, und doch sind die Erinnerungen nichts im Vergleich zur Wirklichkeit. Ihre dunklen Augen sind tiefer, die hohen Wangenknochen feiner, die vollen Lippen üppiger, sinnlicher. Und die Sommersprossen … niedlicher.

Als ich den Blick weiter nach unten wandern lasse, muss ich ein Aufstöhnen unterdrücken und bin höllisch dankbar für das Suspensorium, das meinen Schwanz in Schach hält. Ihre perfekten Brüste blitzen aus dem Ausschnitt eines goldenen Kleids heraus, das ihre zierliche Figur und die sexy Kurven betont und bis zur Mitte der Oberschenkel reicht. Durch die höllisch heißen Stilettos in derselben Farbe ist sie einen halben Kopf größer als sonst. Gut möglich, dass sie sich nicht auf die Zehenspitzen stellen müsste, um mich zu küssen.

Ich presse die Fingernägel tief in meine Handflächen. Der Schmerz ermahnt mich, dass es mir nicht zusteht, sie zu berühren.

Irgendwann im Lauf der letzten Wochen habe ich mich damit arrangiert. Ich meinte es ernst, als ich ihr gesagt habe, dass ich nicht länger eine Geisel meiner Gefühle für sie sein will. Und dass ich nicht will, dass sie an mich gekettet ist. Es ist nicht Edens Schuld, dass sie sich in meinen Bruder verliebt hat. Und es ist auch nicht ihre Schuld, dass sie mich nicht so lieben kann, wie ich es brauche. Tut es weh? Teufel auch, und wie. Doch ich werde sie nicht dafür bestrafen, indem ich sie aus meinem Leben ausschließe, es ihr im Laden so unbehaglich mache, dass sie schließlich geht.

Wir werden einen Weg finden, wie es funktioniert.

Aber ich muss in Bewegung kommen. Fünf Jahre lang habe ich einen wichtigen Teil meiner selbst auf Eis gelegt, und so kann ich nicht weitermachen. Ist es möglich, dass ich eine andere Frau finde, die mir so viel bedeutet wie sie? Ich weiß es nicht. Doch ich muss es versuchen, denn in den letzten drei Wochen habe ich noch etwas begriffen: Ich will nicht allein sein. Connor hat mir gezeigt, dass das Leben zu verdammt kurz ist, um nicht zu lieben, nicht sein Leben mit jemand anderem zu teilen. Und ich will genau das.

Weder dieser Beschluss noch eine meiner Entscheidungen helfen dagegen, dass es mir ein Loch in die Brust schlägt, dass sie hier ist, im selben Raum wie ich. Alles in mir schmerzt vor Sehnsucht, sie zu berühren, ihren Duft einzuatmen, sie an mich zu drücken.

»Was tust du hier?«, frage ich. Puh, das scheint inzwischen zu einer Standardfrage zu werden.

Ihrem leisen Lächeln nach denkt sie gerade dasselbe. »Woher nur wusste ich, dass diese Frage das erste sein wird, was du zu mir sagst?«, murmelt sie und bestätigt meine Vermutung. Ihr Lächeln schwindet, und Traurigkeit tritt in ihre Augen. Bei dem Anblick ziehen sich meine Eingeweide zusammen. »Hi«, sagt sie schlicht. Dann: »Ich hab dich vermisst.«

Ich antworte nicht. Ich kann nicht.

Ihr Blick wird noch trauriger, und sie schüttelt den Kopf. »Ich weiß, dass du das vielleicht nicht unbedingt gern von mir hören willst.« Sie lacht, leise und ein wenig nervös. »Vielleicht willst du mich gar nicht hierhaben. Und das verstehe ich, aber ich muss es trotzdem versuchen, denn …« Sie holt hörbar Luft. »… denn du bist diesen Versuch wert. Du bist es so was von wert.«

Es ist, als hätte ich einen harten Treffer in den Brustkorb abbekommen. Ja, Lunge und Stimme haben schon wieder ihre Funktion eingestellt.

Sie zögert, seufzt. »Als Allererstes muss ich dir dringend sagen, dass das, was du zu mir gesagt hast, also dass du für Connors Tod verantwortlich wärst, Blödsinn ist. Wie ich auch schon zu deiner Mutter gesagt habe, dieser Kampf war seine Entscheidung …«

Heilige Scheiße. Meine Mutter? Diese Worte haben auf meinen Körper dieselbe Wirkung wie ein Defibrillator. »Meine Mutter? Eden, wovon sprichst du?«, stoße ich heiser hervor.

»Dazu komme ich gleich. Aber erst musst du verstehen, dass du da eine Bürde trägst, die gar nicht deine ist. Niemand hätte Connor überreden können, diesen Kampf sausen zu lassen. Niemand. Und weshalb hättest du dein Match abblasen sollen? Damit hättest du für Connor deiner Karriere geschadet, und er hätte es dir nicht mal gedankt, sondern dir dafür die Hölle heißgemacht. Nein, daran gebe ich dir keine Schuld. Und du solltest das auch nicht tun. Knox …« Sie schüttelt den Kopf. »Du warst sein großer Bruder, nicht sein Vater, auch wenn du diese Rolle übernehmen musstest. Und du bist ganz bestimmt nicht Gott. Lass diese Schuld los. Bitte. Du bist ein zu guter Mensch, um das mit dir rumzuschleppen.«

Mein Herz donnert so ohrenbetäubend laut gegen meinen Brustkorb, dass die Schläge in meinem Kopf widerhallen. Aber das ist nichts gegen die Erleichterung, die Befreiung, als ich spüre, wie sich tatsächlich die Last auf meinen Schultern löst, so langsam wie ein Heißluftballon, der in den Himmel hochsteigt. Zum ersten Mal seit zwei Jahren bekomme ich wieder besser Luft. Zwar haben ihre Worte nicht wie durch Magie die ganze Last von meinen Schultern genommen, die mich niederdrückt. Nein, dafür schleppe ich das schon zu lange mit mir herum, es hat sich zu tief in mich gefressen, um es in Sekundenschnelle wieder loszuwerden. Aber … ich hole tief Luft. Es hilft. Shit, es hilft. Weil es ihre Worte sind.

»Zweitens kann ich nicht zulassen, dass du dort rausgehst, ehe du etwas weißt.« Sie reibt mit den Händen über ihre vom Kleid bedeckten Oberschenkel, senkt den Kopf. Gleich darauf nimmt sie die Schultern zurück und hebt das Kinn. Sieht mich an, zugleich herausfordernd und verletzlich. »Ich liebe dich. So sehr, dass es wehtut. Ich wünschte, ich könnte sagen, dass ich dich ebenfalls vom ersten Moment an geliebt habe, doch das ist nicht so. Und auch wenn ich keinen Augenblick mit Connor bereue, tut es mir leid, dass ich so lange gebraucht habe, dich zu sehen, dich wirklich zu sehen. Denn du verdienst es, gesehen zu werden.«

Sie kommt einen Schritt auf mich zu, und über ihr Gesicht zuckt Unsicherheit. Aber dann presst sie die vollen Lippen zusammen, und sie kommt zu mir, ohne noch einmal zu zögern, bleibt dicht vor mir stehen und legt eine Hand an meine Wange.

»Knox, du bist für mich nicht zweite Wahl. Du bist derjenige welche. Mein Trost. Meine Sicherheit. Meine Freude. Mein Herz.« Sie beugt sich vor und schmiegt die Stirn in meine Halsbeuge. »Mein Ein und Alles«, flüstert sie.

In mir gibt es einen solchen Ruck, dass ich es körperlich spüre. Ich gebe einen Laut von mir wie noch nie zuvor, eine Mischung aus Stöhnen und Aufschrei. Schließe sie in meine Arme, drücke sie so fest an mich, dass es mich nicht überraschen würde, wenn es ihr wehtut. Aber ich kann sie nicht loslassen. Nicht, solange ihre Worte noch in meinem Kopf widerhallen, in meiner Brust, in meinen Eingeweiden.

Mit beiden Händen greife ich in ihr Haar, reiße ihren Kopf nach hinten und drücke meinen Mund auf ihre Lippen, stoße die Zunge tief in sie, nehme sie in Besitz. Endlich.

Endlich.

Sie stöhnt in meinen Mund, ihre Zunge kommt mir entgegen, Eden erwidert jeden Stoß, jedes Knabbern. Ich bekomme nicht genug davon, sie zu schmecken, zu spüren, wie sich ihre weichen Kurven an mich schmiegen.

Hinter uns räuspert sich jemand, und dann höre ich Jakes raue, tiefe Stimme in Edens Rücken: »Ich sag’s ja echt ungern, aber da wäre noch dieser kleine Wettkampf, und der beginnt in zwei Minuten.«

In diesem Moment könnte mich nichts weniger interessieren als der Wettkampf. Ich halte die Frau in meinen Armen, die ich seit so vielen Jahren liebe, und ihre Worte hallen in meinem Kopf nach.

Mein Ein und Alles … mein Ein und Alles … mein Ein und Alles …

Ich werde diese Worte in mir tragen, solange ich lebe.

Ich gebe mich keinen Illusionen hin. Es wird Leute geben, die ihre Liebe zu mir und meine Liebe zu ihr ablehnen. Mom gehört auf jeden Fall dazu. Zumal ich das Versprechen breche, das ich ihr damals gegeben habe. Bei dem Gedanken schleichen sich Reue und Traurigkeit in meine Brust. Und fast hätte ich Eden gefragt, ob sie sicher ist, dass sie das – mich – wirklich will. Denn es wird sie der Familie entfremden, die sie liebt, die wir beide lieben.

Aber dann legt Eden den Kopf in den Nacken, ihr breites Lächeln leuchtet heller als die Lichter in der Arena, und ich schiebe meine Zweifel beiseite. Sie liebt mich. Und das ist in diesem Augenblick alles, was zählt.

»Er ist gleich da«, sagt sie, ohne sich zu Jake umzudrehen, und streicht mir über die Wange, den Nasenrücken, meinen Mund. »Er muss jemandem in den Hintern treten.«

Meine Mundwinkel zucken. »Siehst du zu?«

Sie schüttelt den Kopf, und kurz flackert Traurigkeit über ihr Gesicht. »Nein, das kann ich nicht. Tut mir leid.«

Ich gebe ihr einen kurzen, festen Kuss. Als müsste sie sich dafür entschuldigen. Ich verstehe gut, weshalb sie sich keinen Kampf mehr ansehen kann. »Bist du hier, wenn ich wiederkomme?«

Ihr Kummer schmilzt unter ihrem Lächeln dahin. »Nirgendwo wäre ich lieber. Los, mach ihn fertig. Für dich. Und für Connor.«

Ich ziehe sie noch mal an mich, schließe die Augen, spüre sie in meinen Armen. Dann lasse ich sie los und stürme hinaus. Je schneller ich diesen Kampf gewinne, desto schneller kann ich zu meiner Frau zurückkehren.

Mein.

Verdammt, wie gut es sich anfühlt, das endlich sagen zu können.

Ich umfasse Edens Hüften. Hebe sie hoch, bis nur noch die Spitze meines Schwanzes zwischen diesen wunderschönen Schamlippen liegt. Beiße die Zähne zusammen und senke sie wieder auf mich hinab, sehe zu, wie mein Schwanz, feucht von ihrer Lust, wieder in ihr verschwindet.

»Fuck«, ächze ich, als sich ihr Inneres zuckend um mich schließt. Gott, sie fühlt sich so vollkommen an. Schließt sich fest um meinen Schwanz wie eine Faust, saugt daran wie ein Mund. Meine Oberschenkel spannen sich, mein Hintern. Elektrische Impulse rasen von meinen Fußsohlen das Rückgrat hinauf, zischen wieder runter und schlagen kitzelnd in meine Eier ein, die sich fest zusammenziehen. Nicht mehr lange, dann werde ich der Verlockung nachgeben.

Ich habe sie drei Wochen lang nicht gesehen. Tja, lange halte ich nicht mehr aus.

Sie gräbt die Fingernägel in meine Schulter und fleht mit weit zurückgeworfenem Kopf und zuckenden Hüften: »Knox, bitte! Ich will kommen. So dringend. Bitte!«

Unmöglich, ihr zu widerstehen, wenn sie so hinreißend darum bettelt.

Ich greife zwischen uns, umkreise ihren Kitzler, während ich in sie stoße. Sie schließt sich fester um mich, zuckt, saugt mich tiefer ein. Ich lasse nicht von dem geschwollenen kleinen Bündel aus Nerven ab, reibe, massiere ihn. Mit einem heiseren Schrei bricht sie auf mir zusammen, ihre Pussy pulsiert, melkt mich, und es reißt mich mit in den Abgrund. Ich packe ihren Hintern, stoße tief in sie, ficke sie, kennzeichne sie als die meine.

»Mein«, knurre ich, als ich komme, ergieße mich so heftig und lange in ihr, dass ich fast fürchte, es würde nie wieder aufhören. Und zugleich fürchte ich den Moment, wenn es vorbei ist.

Als die wilde Lust langsam verebbt, stehe ich auf und entsorge eilig das Kondom im Bad. Nicht einmal für diese kurze Zeitspanne mag ich von Eden getrennt sein. Rasch steige ich wieder zu ihr ins Bett, nehme sie in den Arm, und sie wickelt sich um mich, birgt ihren Kopf an meiner Brust und legt das Bein über mich. Streicht mir mit einer Hand über die Brust, legt sie über mein Herz.

»Sag es noch mal«, wispere ich in die Dunkelheit.

Sanfte Lippen streifen meine Brustwarze, und mein leer gepumpter Schwanz zuckt. »Ich bin dein«, flüstert sie. »Und ich liebe dich.«

Ich rolle herum, komme auf ihr zu liegen, verschränke meine Finger mit ihren und schiebe ihre Arme nach oben. Senke den Kopf und küsse sie, schiebe die Zunge zwischen ihren Lippen hindurch, und sie öffnet den Mund, heißt mich willkommen. Ihr Geschmack, das leise Stöhnen, das sie von sich gibt, ihre Hände an meinem Gesicht, in meinem Haar – all das werde ich nie satthaben. Nie.

»Falls ich es nicht schon gesagt habe, dann tu ich es jetzt«, sagt sie leise. »Ich bin stolz auf dich.«

Ich spüre meinen Herzschlag, und mir wird ganz warm. Nein, sie hat es nicht über sich gebracht, beim Kampf zuzusehen, aber nachdem ich das Match in der fünften Runde ganz klar gewonnen hatte, bin ich in die Garderobe zurückgekehrt. Und niemand hat meinen Sieg mehr gefeiert als sie.

»Bist du sicher, dass du wirklich wieder aufhören willst?«, fragt sie und betrachtet mich.

»Ich hab dir schon gesagt, ich möchte mein Leben in Chicago wiederhaben. Mit dir.«

Lächelnd nickt sie. »Ich will nur nicht, dass du es irgendwann bereust.«

»Niemals.« Ich gebe ihr einen raschen Kuss. »So. Du hast mir noch gar nichts von deinem Gespräch mit meiner Mutter erzählt«, erinnere ich sie und verlagere zwischen ihren Beinen mein Gewicht. Mein Schwanz liegt direkt an ihrem Schritt, und obwohl ich eben erst gekommen bin, schiebe ich das Becken vor. Ich liebe es, wie ihre weichen, feuchten Schamlippen nachgeben.

Sie stöhnt auf, dann zucken ihre Mundwinkel. »Ist das dein Ernst? Du willst über deine Mutter reden? Jetzt?« Das Jetzt unterstreicht sie mit einem kurzen Hüftstoß.

»Eigentlich nicht, aber ja«, sage ich.

Sie kichert. »Na gut.« Sie atmet tief durch und fängt an zu erzählen, was sich beim letzten Sonntagsessen zugetragen hat. Als sie fertig ist, bin ich völlig platt … und ganz demütig.

Ich weiß noch genau, wie ich ihr sagte, dass ich niemals von ihr verlangen würde, sich zwischen der Familie und mir zu entscheiden. Wie sich herausgestellt hat, war das nicht nötig.

»Eden.« Ich schüttle den Kopf. »Es tut mir so …«

»Nein.« Sie legt drei Finger auf meinen Mund. »Mir nicht. Wäre ich glücklich darüber, wenn sie es akzeptieren könnte? Ja. In einer perfekten Welt wäre es so. Doch sie tut es nicht, und ich habe keine Ahnung, ob sie es jemals können wird. Deine Brüder scheinen damit klarzukommen, dass wir zusammen sind, aber wer weiß, wie andere darauf reagieren werden?«

»Ich will ganz ehrlich sein. Mom wehzutun, schmerzt mich auch. Fühle ich mich schlecht, ihr Vertrauen zu enttäuschen, indem ich mein Versprechen gebrochen habe, mich von dir fernzuhalten? Ja. Tut es mir weh, dass deine Beziehung zu ihr Schaden erlitten hat? Ja, auch das. Doch bin ich bereit, dich jemals wieder gehen zu lassen?« Ich packe ihre Hände fester. »Nein.«

»Ich lasse dich auch nicht wieder gehen«, antwortet sie. Zieht ihre Hand aus meiner und streicht mir mit den Fingerspitzen übers Gesicht. »Denn solange ich dich habe, habe ich alles.«

»Baby, darum musst du dir niemals Gedanken machen. Ich kann mich nicht mal daran erinnern, wie es ist, dich nicht zu lieben. Und nichts wird daran jemals etwas ändern.« Flüchtig streifen meine Lippen ihren Mund. »Ich bin dein.«

»Ich muss dich allerdings um einen Gefallen bitten«, neckt sie mich grinsend.

»Was immer du willst«, antworte ich, ohne zu zögern. Und ihr Grinsen wandelt sich zu einem Lächeln, in dem eine solche Liebe leuchtet, dass ich kurz die Lider schließe, damit sie nicht mit ansehen muss, wie einem erwachsenen Mann Tränen in die Augen steigen. Nachher vielleicht, wenn ich auf dem Balkon stehe. Ohne Zeugen. Aber hier und jetzt in diesem Bett, während mein Schwanz schon wieder hart wird? Auf gar keinen Fall.

»Wenn wir zu Hause sind – stichst du mir dann endlich dieses Tattoo?«

Mein Lachen hallt von den Wänden des dämmrigen Schlafzimmers wieder.

»Versprochen.«