Am nächsten Tag ließ sich Braden mit nur einer einzigen Aufgabe im Sinn an seinem Schreibtisch im Büro nieder. Schritt eins, um sich dafür zu befreien, mit ihr zu sprechen und ihr endlich reinen Wein einzuschenken.
Er nahm das Telefon ab und wählte die Nummer von Juliettes Vater, der schon nach dem ersten Klingeln abhob. »Mr. Collins, hier ist Braden Clark.« Er tat das Richtige, davon war er überzeugt.
»Das wurde ja auch Zeit! Ich hoffe, dass Sie mehr für mich haben, als dass es meiner Tochter gutgeht. « Er war offensichtlich sehr verärgert.
Und aus seiner Sicht durchaus zu Recht. Braden hatte ihn nicht mit Informationen versorgt, wie es seine Aufgabe gewesen wäre.
»Eigentlich rufe ich Sie nur an, um Sie wissen zu lassen, dass ich Ihnen Ihr Geld zurückgeben werde. Ich habe Ihre Tochter inzwischen kennengelernt und mag sie. Deshalb fühle ich mich mit diesem Auftrag nicht mehr wohl.«
Braden entschied sich für eine eher vage Erklärung, da er wusste, dass ihr Vater in die Luft gehen würde, wenn er mehr über Bradens Beziehung zu seiner Tochter erfuhr.
»Wie bitte?«, fragte Andrew mit erhobener Stimme. »Sie sind Privatdetektiv. Es ist Ihr Job, andere zu beschatten und Ihrem Auftraggeber dann Bericht zu erstatten! Und jetzt erzählen Sie mir, Sie hätten plötzlich ein Gewissen?« Sein Ton war höhnisch. »In welcher Beziehung stehen Sie eigentlich zu meiner Tochter?«
Braden antwortete nicht. Er verstand den Ärger und die Fragen des anderen. Es ergab eigentlich keinen Sinn, dass Braden plötzlich seinen Auftrag verweigerte. Doch die Tatsache, dass er sich in Juliette verliebt hatte, würde er Andrew Collins ganz bestimmt nicht erzählen, bevor er es Juliette nicht selbst gesagt hatte.
Sobald er ihr alles erklärt hatte, und wenn sie ihm vergab, könnten sie sich gemeinsam überlegen, wie sie es ihrem Vater sagten, dass sie zusammen waren. Ein Schritt nach dem anderen, dachte er.
Einstweilen hoffte er, der Umstand, dass er das Geld zurückgezahlt hatte, werde – wenn er es Juliette erzählte – den Schlag abmildern, dass sie anfangs ein Job für ihn gewesen war.
»Das ist ja lächerlich! Ich hätte sie niemals allein in diese gottverdammte Stadt gehen lassen dürfen. Ich werde sie selbst zurückholen. Danke für gar nichts, Mr. Clark! Und ich hätte mein Geld gefälligst so schnell wie möglich zurück!« Andrew Collins legte auf, ohne sich zu verabschieden.
Braden starrte das Telefon in seiner Hand an. Dass ihr Vater nach Rosewood Bay kommen würde, bereitete ihm Unbehagen. Denn dadurch schrumpfte das Zeitfenster, Juliette auf seine Art und in seinem Tempo zu erzählen, dass er für ihren Vater gearbeitet hatte.
An diesem Nachmittag war sie mit ihrer Schwester verabredet, deshalb würde er sie erst später am Abend sehen und mit ihr reden können. Er hoffte, nach seinem Geständnis immer noch mit ihr zusammen zu sein.
* * *
Juliette begleitete Phoebe zu einem neuen Haus, das diese zum Verkauf anbieten wollte. Den Einbruch erwähnte sie nicht, weil sie ihre Schwester nicht beunruhigen wollte. Sie kam schon alleine damit zurecht.
Sie betraten eine Villa mit einem wunderschönen Marmorboden und zwei Wendeltreppen zu beiden Seiten des Hauses, die im ersten Stock zu einer Brücke miteinander verschmolzen.
»Dieses Haus ist ja unglaublich!«, sagte Juliette und blickte hinauf zu dem Wandgemälde über der Brücke.
Phoebe nickte. »Allerdings.« Sie strich ihren elfenbeinfarbenen Rock glatt. »Hier fehlt nur noch ein bisschen Gemütlichkeit. Es soll familientauglich aussehen und nicht wie ein museales Vorzeigeobjekt.«
Nickend machte sich Juliette ein paar Notizen in ihrem Handy. »Das krieg ich hin.«
»Super! Wollen wir noch zusammen zu Mittag essen, bevor ich wieder zurück ins Büro muss?«, fragte Phoebe.
»Gerne. Aber lass uns vorher noch schnell einen Rundgang durch alle Räume machen, ich brauche noch ein paar mehr Notizen, was ich alles benötige, um das Haus einzurichten. Dann können wir los.«
»Nach dir.« Phoebe gab ihrer Schwester ein Zeichen, dass sie vorangehen solle.
Als Erstes besichtigten die beiden die Schlafzimmer und wollten gerade weiter in die Küche, als Phoebes Handy klingelte. Sie holte es aus ihrer Handtasche und ging ran. »Hallo?«
Juliette blieb stehen, um zu warten, bis das Telefonat beendet war.
»Hey, Halley! Juliette und ich sind gleich mit unserer Arbeit hier fertig. Hast du Lust, danach mit uns essen zu gehen?« Phoebe schwieg, dann fragte sie: »Was? Sie ist wo? « Eine weitere Pause verstrich, während der Juliette zu hören versuchte, was Halley sagte. »Nein, du wirst da nicht alleine hingehen! Wir sind gleich bei dir. Wir machen das zusammen. Wir alle drei!« Phoebe legte auf und sah Juliette an.
»Was ist denn los?«, fragte Juliette, beunruhigt wegen des Tonfalls ihrer Schwester und ihres besorgten Gesichtsausdrucks.
»Unsere Mutter wurde festgenommen und hat daraufhin Halley angerufen.« Während sie sprach, tickte ein Muskel in ihrem Kiefer.
»Ich weiß nicht, welcher Teil des Satzes mich am meisten überraschen sollte.« Dass ihre Mutter wieder einmal in Schwierigkeiten steckte oder dass sie ernsthaft glaubte, eines ihrer Kinder würde ihr helfen.
Phoebes ironischer Blick wäre unbezahlbar gewesen, wäre die Situation nicht so verdammt traurig gewesen. »Wir holen jetzt Halley ab und dann klären wir das mit unserer Mutter. Ein für alle Mal!«, erklärte Phoebe. »Sie kann nicht im Ernst glauben, dass wir ihren Mist ausbügeln oder die Kaution bezahlen, um sie aus dem Gefängnis zu holen.«
»Gemeinsam sind wir stark und all das?«, scherzte Juliette, obwohl sich ihr der Magen umdrehte, wenn sie an ihre Mutter dachte, die jetzt in einer Gefängniszelle saß.
Denn trotz all ihrer Fehler war sie schließlich immer noch ihre Mutter, die sie sich als kleines Mädchen immer als eine Frau vorgestellt hatte, die ihre Tochter über alles liebte, bis sie dann tragisch ums Leben kam. Aber die Realität sah völlig anders aus, und das tat weh.
»Alles okay mit dir?« Phoebe legte ihr eine Hand auf den Arm.
Seufzend zwang sich Juliette, ihre Melancholie abzuschütteln. Ihre Mutter hatte ihre Entscheidungen getroffen, und diese waren nicht zugunsten ihrer Kinder ausgefallen.
»Alles prima.« Sie straffte die Schultern und wappnete sich damit innerlich. »Ich bin bereit, die Angelegenheit mit unserer Mom zu klären.«
Kurze Zeit später hatten sie Halley abgeholt und fuhren in die Nachbarstadt zu dem Gefängnis, in dem Meg einsaß. Es war ein feuchtes Gebäude mit dämmriger Beleuchtung und Wänden, von denen die Farbe abblätterte – das alles passte zu Juliettes Stimmung, als sie darauf warteten, dass Meg zu ihnen in den Besucherraum gebracht wurde.
Nervös trat Halley von einem Fuß auf den anderen, während Phoebe ungeduldig mit dem Zeh auf den schmutzigen Fußboden klopfte. Juliette verdrehte in Erwartung der bevorstehenden Konfrontation die Hände ineinander, unfähig, ihre Nerven zu beruhigen.
Plötzlich öffnete sich die Tür hinter ihnen, und ein Polizist kam mit ihrer Mutter herein. Seine Hand lag auf ihrem Arm, als er sie in den Raum schob. »Zehn Minuten!«
Meg ging zu einem Tisch und setzte sich. Sie trug ein eingerissenes, schmutziges Oberteil und schäbige Jeans, ihr hellbraunes Haar war fettig und hing ihr in schlaffen Strähnen herunter. Optisch passte sie hierher. Ihre blauen Augen waren glanzlos, um ihren Mund hatte sie Falten.
Ihre Hände zitterten, als sie sich ihr Haar hinters Ohr klemmte. »Meine Mädchen! Ich wusste, dass ihr mir helft, wenn’s hart auf hart kommt.«
Als die Älteste und offensichtlich diejenige, die am konsequentesten war, wenn es um ihre Mutter ging, hatte Phoebe darauf bestanden, als Erste zu Wort zu kommen.
Sie trat an den Tisch und stützte ihre Hände darauf ab. »Gut gemacht, Meg! Du hast deine Bewährungsauflagen verletzt und musst jetzt länger einsitzen wegen einer weiteren Drogen-Verhaftung dank deines neuesten Typen. Du hängst ja echt mit den tollsten Leuten ab. Ich hoffe, dass sie dich jetzt aus der Patsche holen, weil ich es nämlich nicht tun werde!«
Meg blinzelte überrascht, als habe sie von ihrer ältesten Tochter Mitleid erwartet statt Verachtung.
Ihr Blick wanderte zu Halley. »Schatz?«
»O n ein!« Halley schüttelte den Kopf. »Ich habe an dem Tag aufgehört, dein Schatz zu sein, als du mir direkt vor der Nase meinen Ring geklaut hast! Du hast mich benutzt, unter dem Vorwand eine Beziehung zu mir aufbauen zu wollen. Also nein – ich bin nicht dein Schatz oder Liebling . Ich bin nicht einmal mehr deine Tochter!«
Die Fassade ihrer Mutter begann zu bröckeln, und echte Panik überzog ihr eingefallenes Gesicht.
Bei den Worten ihrer Schwestern stieg ein Kloß in Juliettes Kehle hoch. Trotz allem, was passiert war, war Meg doch trotzdem der einzige Elternteil, den ihre Schwestern noch hatten, und sie waren gerade dabei, die Verbindungen zu kappen. Ihrer Mutter den Rücken zuzukehren. Das war zwar richtig, aber Juliette wünschte sich, es wäre nicht so schmerzhaft gewesen.
Meg schaute nun ihre jüngste Tochter an. »Juliette? Du hilfst mir doch, oder? Du bezahlst im Notfall meine Kaution, oder? Du besorgst mir einen Anwalt?«
Juliette schluckte, nahm all ihren Mut zusammen und trat einen Schritt vor. Jetzt war sie an der Reihe. »Nein, das werde ich nicht. Als ich ein Kind war, warst du nicht für mich da. Geld und Drogen waren dir wichtiger. Du hast es nicht verdient, Kinder zu haben.« Die Worte blieben ihr fast im Hals stecken, aber sie zwang sich dazu, sie auszusprechen – und zwar laut und deutlich. Genau wie ihre Schwestern sagte auch sie ihrer Mutter die Meinung.
»Mädchen, ich bitte euch.« Meg stand auf und rang die Hände. »Ich weiß, dass ich Fehler gemacht habe, aber ich will mich ändern. Ich will …«
»Es interessiert uns nicht, was du willst«, fiel Phoebe ihr ins Wort. Sie griff nach Halleys Hand. Und diese nahm Juliettes Hand.
»Wir sind gekommen, um uns von dir zu verabschieden«, sagte Halley und ging zur Tür.
Juliette ließ Halleys Hand nicht los, drehte sich aber noch einmal zu ihrer Mutter um. Dann ging sie ebenfalls aus dem Raum und folgte ihren Schwestern.
* * *
Einige Stunden später saß Juliette in ihrer Wohnung, eine geöffnete Flasche Wein vor sich. Sie schaute aus ihrem Schlafzimmerfenster, von dem man über den Parkplatz blicken konnte. Nicht gerade der tollste Ausblick, aber sie brauchte keine herrliche Landschaft, wenn sie niedergeschlagen war. Die Traurigkeit dieses Tages saß ihr noch immer tief in der Seele.
Ihre Schwestern waren zu ihren Männern gegangen, aber Juliette wollte Braden nicht mit noch mehr ihrer Probleme belasten. Er hatte ihr schon geholfen, nachdem in ihren Wagen und in ihre Wohnung eingebrochen worden war. Sie wollte nicht immer wieder mit ihren Schwierigkeiten zu ihm kommen. Wegen der Krankheit seines Vaters hatte er ohnehin schon genug um die Ohren, da musste er sich nicht auch noch mit ihren Sorgen belasten.
Ihr Handy vibrierte und sie schaute darauf. Ihr Vater. Genau der Mann, mit dem sie jetzt nicht reden wollte. Und sein Ich hab’s dir doch gesagt wäre jetzt auch alles andere als willkommen. Sollte er erfahren, dass es zwei Einbrüche bei ihr gegeben hatte und sie im Gefängnis bei ihrer Mutter gewesen war, dann wäre es genau dieser Satz, den sie zu hören bekommen würde.
Vor ein paar Tagen hatte sie mit ihm gesprochen und erneut hatte er sie gebeten, nach Hause zu kommen. Aber sie hatte ihm unmissverständlich klargemacht, dass sie hierbleiben würde. Sie hatte ihm auch von ihrem Job bei Phoebe erzählt, der ihr ein Gefühl von Stolz und Unabhängigkeit verlieh – Gefühle, die ganz neu für sie waren. Außerdem war sie gerade dabei, sich ein Leben in Rosewood Bay mit ihren Schwestern und deren Familien aufzubauen.
Und dann gab es da auch noch Braden, von dem sie ihrem Vater allerdings nichts erzählt hatte.
Sie nahm einen Schluck Wein und ließ den fruchtigen Geschmack ihre Kehle hinunterlaufen. Sie hatte ihrem Vater nicht nur verschwiegen, dass ihr Wagen aufgebrochen worden war, sondern auch, dass sie einen Freund hatte. In Anbetracht seiner Überfürsorglichkeit würde er sie, sobald er davon erfuhr, mit Fragen löchern und mehr über Braden wissen wollen, als sie ihm erzählen wollte. Die Beziehung mit Braden bedeutete ihr viel, sie wollte sie schützen und sie zunächst für sich behalten. Schließlich musste sie ihrem Vater nicht alles erzählen.
Sie redete sich ein, es hätte nichts damit zu tun, dass er mit Braden nicht einverstanden gewesen wäre … was allerdings so wäre. Weil Braden ein Mann aus der Arbeiterklasse war, der den Vorstellungen ihres Vaters von dem perfekten Mann für seine kleine Prinzessin nicht entsprach.
Sie seufzte. Als sie ein Klopfen vernahm, war das fast eine Erleichterung, weil es sie von den Gedanken ablenkte, die zu ihrer im Gefängnis sitzenden Mutter abgeirrt waren. Sie wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel, stellte das Weinglas auf den Nachttisch und ging zur Tür.
Ein Blick durch den Spion verriet ihr, dass es sich bei dem Besucher um Braden handelte.
Sie freute sich, ihn zu sehen und öffnete die Tür, um ihn einzulassen. »Hi!«
»Hi!«, sagte er mit rauer Stimme.
Wortlos ging er an ihr vorbei in die Wohnung.
»Was ist denn los?«, fragte sie, irritiert durch seine Einsilbigkeit.
»Wir müssen reden.« Er sah sie an. »Warte mal. Hast du geweint?« Er fasste unter ihr Kinn und musterte ihr Gesicht.
Sie seufzte, denn sie wusste, dass sie es ihm erklären musste. »Bei mir gab’s heute ein kleines Drama.« Sie biss sich auf die Innenseite ihrer Wange. »Meine Mutter rief Halley aus dem Gefängnis an. Sie wurde festgenommen und wollte, dass eine von uns die Kaution für sie bezahlt.«
»Scheiße«, murmelte er. »Was ist denn passiert?«
Sie berichtete ihm von der Fahrt zum Gefängnis und der anschließenden Konfrontation. »Meiner Mutter, die im Gefängnis gelandet war, den Rücken zu kehren, tat unheimlich weh, obwohl ich sie nicht mal wirklich kenne.« Sie kniff die Augen zusammen und eine Träne löste sich.
Er fing sie mit seinem Daumen auf. »Das tut mir leid.«
Sie nickte. »Und meinen Schwestern dabei zuzusehen, wie sie ihr die Meinung sagten, bevor ich dasselbe tat? Das tat auch ganz schön weh.« Sie schüttelte den Kopf und rief sich die Erinnerung in lebhaften Details noch einmal ins Gedächtnis. »Und weißt du, was mich wirklich gewundert hat? Meine Mutter schien fassungslos zu sein. Als hätte sie ernsthaft geglaubt, wenigstens eine von uns würde ihre Kaution bezahlen.«
»Sie war nie eine richtige Mutter«, erwiderte er leise. Er war wütend auf Meg – wegen dem, was sie Juliette angetan hatte.
»Nein, aber als ich klein war, hatte ich wenigstens diese Vorstellung, wie es wohl wäre, wenn sie gelebt hätte. Dann stellte ich mir immer eine Mutter vor, die kochte und mir die Haare flocht und mich in den Armen hielt, wenn ich mal weinte. Aber als ich sie dann traf und mit der Realität konfrontiert wurde, war das eine Riesenenttäuschung.« Ihre Stimme brach.
Er spielte mit einer ihrer Haarsträhnen, beruhigte sie allein durch seine Anwesenheit. »Der heutige Tag war ein Schock, das ist alles.«
»Und wie geht es deinen Schwestern?«
Sie zuckte leicht die Achseln. »Ich denke, ungefähr so wie mir. Wir werden alle mit dem leben müssen, was wir getan haben. Auch wenn wir wissen, dass es am besten so war. Aber es tut trotzdem weh.«
»Du bist stark, und ich bin sehr stolz auf dich«, murmelte er.
Sie lächelte und lehnte sich an seine Brust. »Ich bin froh, dass du vorbeigekommen bist.« Sie ließ sich von der Stille einhüllen und lauschte seinem Herzschlag. »Ich bin so froh, dass ich dich habe.«
»Und ich werde nirgends hingehen«, versprach er ihr, nahm sie in seine Arme und hielt sie fest. Er bekräftigte damit sein Versprechen – sowohl körperlich als auch emotional.
Und sie glaubte ihm.
»Du hast gesagt, du willst reden?«, fragte sie, und neigte ihren Kopf nach hinten, um ihn anzusehen.
»Das kann warten. Du brauchst jetzt erst mal Zeit, um zu verarbeiten, was heute mit deiner Mutter passiert ist.«
»Danke, dass du mir gibst, was ich brauche.« Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Als ihre Lippen seine Haut berührten, kribbelte ihr ganzer Körper, der angenehme männliche Geruch, den sie mit ihm in Verbindung brachte, drang in ihre Poren.
Er hob sie hoch, und sie schlang ihre Beine um seine Taille, rieb ihre Muschi an seiner Erektion und unterdrückte ein Stöhnen bei dem intensiven Gefühl, das sie dabei durchströmte.
»Küss mich und lass mich alles andere vergessen«, bat sie ihn.
Sie fädelte ihre Finger durch sein Haar und presste ihre Lippen auf seine. Als ihre Münder sich berührten, sprang der Funke über, Flammen loderten auf, der Kuss schaukelte sich schnell hoch, wurde leidenschaftlich und raubte ihr schier den Atem. Er nahm ihren Hinterkopf in die Hand, hielt sie fest, während sein Mund ihren eroberte. Warme Lippen, suchende Zungen, ihr wurde ganz schwindelig von der Wucht dieser Vereinigung.
Er führte sie zum Sofa, legte sie aufs Polster und zog ihr das Oberteil über den Kopf. Ihre Shorts folgten als Nächstes, die er ihr mitsamt ihres Slips nach unten und über ihre Beine zog. Er entledigte sich seiner Schuhe und Socken. Danach entkleidete sie ihn, sein Shirt folgte ihrem, seine Jeans fiel zusammen mit den Retropants zu Boden.
Er ließ sich neben ihr nieder, während sie ihre Hand um seinen samtigen, harten Schwanz legte und pumpende Bewegungen machte, wobei sie mit dem Daumen über das Lusttröpfchen auf der Penisspitze fuhr.
Er stöhnte, neigte den Kopf und nahm eine ihrer Brustwarzen in den Mund. Als er daran saugte, zuckten ihre Hüften, ihre Muschi zog sich zusammen bei dem Sog seiner Lippen und der leichten Berührung seiner Zähne.
Sie fuhr weiter an seinem Schaft auf und ab, ihre Hand war mittlerweile schon ganz feucht.
»Verdammt«, stöhnte er, folgte mit seinen Hüften ruckartig und rhythmisch ihren Bewegungen, bevor er langsamer wurde. »Ich will nicht in deiner Hand kommen«, stieß er durch zusammengebissene Zähne hervor.
»Nein, ich will auch, dass du in mir kommst.« Sie erhob sich, schob ein Bein über seine Taille und setzte sich dann rittlings auf ihn und positionierte sich über seinem schon schmerzenden Schaft.
Dann ließ sie sich nach unten sinken, sodass er in sie eindringen konnte. Als sich ihre Körper vereinigten, rieb ihr Kitzler gegen sein Schambein. Der Stoß schoss geradewegs durch sie hindurch, eine köstliche Welle des Verlangens ergoss sich in ihrem Körper.
»Beweg dich«, forderte er sie auf, seine Hände ruhten auf ihrer Taille.
Sie begann, sich auf seinem dicken Schwanz auf und ab zu bewegen. Bei jedem Heben und Senken ihres Unterkörpers überspülten sie Wellen der Lust – höher und stärker als je zuvor. Sie bewegte sich schneller, versuchte zu kommen, aber Braden hinderte sie daran, brachte sie dazu, wieder langsamer zu werden, indem er ihre Hüften festhielt.
Was als wildes Verlangen begonnen hatte, wurde zu einer langsamen, gleichmäßigen und überwältigenden Erfahrung.
»Sieh mich an!«
Sie begegnete seinem Blick. Als sie einander in die Augen schauten, kam es zu einem tiefen emotionalen Verständnis zwischen ihnen. Die Liebe, die sie für ihn empfand, gab er ihr mit seinem Körper zurück. Die Wärme und die Verbindung zwischen ihnen überwältigten sie, als sie vollends ihr Herz an ihn verlor. Ihr Körper wurde mit ihrem Verstand mitgerissen. Seine Hände an ihrer Hüfte führten sie und brachten sie dazu, sich an ihm zu reiben. Wogen der Lust bauten sich kontinuierlich auf und brachten sie ihrem Höhepunkt immer näher.
»O mein Gott.« Ihr Körper verkrampfte sich, sie spürte, dass sie kurz davor stand. »Ich komme.« Dann erfasste sie die nächste Welle … Wogen einer unglaublichen Lust fegten über sie hinweg, als sie sich in seinen Armen förmlich in ihre Bestandteile auflöste.
Braden hatte seinen Höhepunkt kurz nach ihr, sein großer Körper verkrampfte sich, bevor er in ihr kam, was einen weiteren heftigen Orgasmus in ihr auslöste. Sie schrie vor Lust, als sie noch ein weiteres Mal kam.
An ihn gelehnt sackte sie zusammen, atmete schwer an seinem Hals, während sie nach Luft schnappte.
* * *
Braden hatte die Nacht für sich, da Lucy bei ihm zu Hause im Gästezimmer übernachtete. Als er aufwachte, war er allein in Juliettes Bett, und das, was er zu tun hatte, lastete schwer auf ihm. Er hatte sich in die einzige Frau verliebt, von der er sich hätte fernhalten müssen. Zumindest so lang, bis er frei war und kein schlechtes Gewissen mehr haben musste, weil er für ihren Vater arbeitete.
Stattdessen hatte er sich eingebildet, das schon irgendwie hinkriegen zu können. Er hatte nicht damit gerechnet, dass ihre Beziehung dermaßen wichtig für ihn werden würde, so echt und bedeutungsvoll, und dass er einmal an den Punkt gelangen würde, nicht mehr ohne sie leben zu wollen.
Und jetzt riskierte er, sie zu verlieren.
Juliette kam aus dem Bad. Ihr Haar war noch feucht und sie trug einen kurzen Bademantel aus Seide. Sie sah sexy und unwiderstehlich aus, aber er musste sich jetzt auf Wichtigeres konzentrieren, als auf die körperliche Anziehungskraft zwischen ihnen.
»Guten Morgen«, begrüßte sie ihn lächelnd.
»Guten Morgen.«
Sie setzte sich auf den Bettrand und begegnete seinem Blick. »Du hast mir noch gar nicht erzählt, ob irgendein Pflegeheim einen Platz für deinen Vater hat«, sagte sie, noch bevor er die Chance bekam, seinen Plan umzusetzen und ihr endlich reinen Wein einzuschenken.
Er schob eine Hand hinter seinen Hinterkopf und stöhnte. »Ich hoffe, dass diese Woche ein Bett frei wird. Natürlich wird das auf Kosten eines anderen Menschen gehen, der seinen Kampf gegen diese verdammte Krankheit verliert.« Wie immer machte ihn dieses Thema unendlich traurig. »Jedenfalls hoffe ich, dass er bald einen Platz bekommt.«
»Hast du ihm schon von den bevorstehenden Veränderungen erzählt?«
Braden schüttelte den Kopf. »Nein, er hat auch so schon Stress genug. Sollte er deshalb in Panik geraten, wird er an nichts anderes mehr denken— jedenfalls wenn er gerade in der Gegenwart ist –, und Stress kann Vergesslichkeitsschübe auslösen. Ich werde warten, bis ich einen Anruf bekomme und es ihm dann einen Tag davor erzählen. Ich habe Angst davor, ihm mehr als eine Nacht zu geben, um darüber nachzudenken.«
»Tut mir leid. Ich weiß, wie schwer das für dich ist.« Sie streckte ihre Hand aus und legte sie auf seine.
Er zwang sich zu einem Lächeln. »Ich mach mir nichts vor. Bis er einsieht, dass es das Beste für ihn ist, wird er gekränkt und wütend sein. Und ich muss damit leben.« Er ließ den Kopf sinken. »Er wird mich hassen.«
»Ich helfe dir, so gut ich kann«, versprach sie ihm, die Finger um seine Hand geschlungen.
»Ich weiß.« Er schaute auf ihre ineinander verschränkten Hände. »Juliette, ich muss mit dir reden.«
»Okay.« Neugierig blickte sie ihn aus ihren blauen Augen an.
»Es geht darum, wie wir uns kennengelernt haben …« Aber weiter kam er nicht, denn noch bevor er weitersprechen konnte, hörten sie, wie jemand laut an die Tür klopfte.
»Tut mir leid, warte mal kurz.« Sie stand auf und zog den Gürtel ihres Bademantels fester und ging aus dem Schlafzimmer.
Braden stieg aus dem Bett und griff nach seiner Jeans, als er Juliettes Stimme hörte.
»Dad! O mein Gott! Was machst du denn hier?«
Verdammte Scheiße , fuhr es Braden durch den Kopf. So viel zum Thema davonlaufende Zeit.