Sagen, Wandmalereien und Berichten aus der Antike zufolge gewöhnten am Wasser siedelnde Völker ihre Kinder bereits frühzeitig an das Wasser. Wasser gab den Inselvölkern Nahrung und Lebensqualität. Für die Griechen galt das frühe Schwimmenlernen als Zeichen der Bildung, die Kelten und Germanen nutzten das kalte Wasser für Tauchbäder zum Abhärten der Säuglinge. Aus dem Mittelalter ist wenig bekannt über die Konfrontation des Nachwuchses mit dem Wasser, mit Ausnahme der Praxis der Kindertaufe.
1897 bezeichnete Mumford die Bewegung der Säuglinge als Schwimmbewegungen. Er beobachtete, dass Säuglinge in der Bauchlage an Land rhythmische, auswärts und rückwärts gerichtete Streck- und Beugebewegungen mit Armen und Beinen ausführten. Wissenschaftliche Untersuchungen an Säuglingen im Wasser wurden bereits 1919 von Watson durchgeführt. Er beobachtete bei Säuglingen in der Rückenlage unkoordinierte Massebewegungen. McGraw berichtete 1939 von Reflexschwimmbewegungen in den ersten vier Lebensmonaten und einer reflektorischen Blockierung der Atmung beim Untertauchen von Säuglingen.
Die Schwimmbewegungen werden als koordinierte, geringfügige Fortbewegung beschrieben, die durch die Lateralflexion des Rumpfs und das rhythmische Beugen und Strecken der Arme und Beine ausgelöst wird. Mayerhofer (1952) und Peiper (1961) bezeichneten den angeborenen Schwimmreflex als phylogenetische[1] Erinnerung der Säuglinge an ihr vorgeburtliches Leben. Die kreuzkoordinierten Schwimmbewegungen beobachteten sie bis zum fünften Lebensmonat.
Bauermeister (19849) und Bresges & Diem (1972) bezeichnen die Schwimmbewegungen von Säuglingen als stimulierbare Instinktbewegungen, um das selbstständige Schwimmen ab dem dritten Lebensjahr vorzubereiten. Wielki & Houben (1983) stellten bis zum fünften Lebensmonat Reflexschwimmbewegungen fest, welche durch unkoordinierte Bewegungsmuster abgelöst werden und sich ab dem 11. Monat zu willkürlichen Schwimmbewegungen entwickeln.
Zu nennen ist vor allem die wissenschaftliche Untersuchung von Diem, Lehr, Olbrich & Undeutsch (1980) zur Wirkung der Frühstimulation im Wasser auf die Persönlichkeitsentwicklung des Kindes im dritten und vierten Lebensjahr. 183 wasserstimulierte Säuglinge wurden getestet mit dem Ergebnis, dass sich Säuglingsschwimmer gegenüber ihren Altersgenossen durch eine bessere situative Anpassung, größere Selbstsicherheit und Selbstständigkeit auszeichnen (ebd., S. 15).
Etwa zeitgleich verlief der Aufbau von Schwimmschulen und Schwimmprogrammen (u. a. Bauermeister). Die anschließenden Ausbau- und Modernisierungsmaßnahmen an Schwimmbädern zu so genannten Spaß- und Erlebnisbädern mit Warmwasserbecken führten allgemein zu wachsender Popularität und in ihrem Sog zur Verbreitung des Säuglingsschwimmens in Deutschland. Im Zusammenhang damit entwickelte sich auch das Interesse von Eltern an Programmen für Säuglinge und Kleinkinder im Rahmen der familiären Freizeitgestaltung der 90er Jahre.
Aus den wenigen statistischen Untersuchungen über die Wirkung des Säuglingsschwimmens auf die kindliche Entwicklung ist die von Plimpton (1986) zu nennen. Sie untersuchte den Einfluss von Bewegungsangeboten auf die motorische Entwicklung und das interaktive Verhalten des Kindes in Wasser- und Landsituationen über einen Zeitraum von sieben Wochen an Säuglingen mit einem durchschnittlichen Lebensalter von 9,5 Monaten.
Bewerterinnen beobachteten das Bewegungsverhalten des Kindes in den Dimensionen: Bewegen, Lächeln, Lautieren, Berühren, Greifen und Weinen. In der Studie wurden Trends deutlich: Die Kinder, die neben den Eltern-Kind-Gruppen an Land auch an Wasserprogrammen teilnahmen, zeigten das größere Bewegungsrepertoire und das positivere emotionale Verhalten.
Moulin (1997) untersuchte die Entwicklung der Selbstständigkeit bei 9-30 Monate alten Säuglingen in Abhängigkeit von der Wasseraktivität über einen Zeitraum von zwei Jahren. Die Untersuchungen wurden 4 × im Abstand von jeweils sechs Monaten anhand eines Fragebogens, systematischer Unterrichtsbeobachtungen, einer Interaktionsanalyse sowie entwicklungsdiagnostischer Testverfahren durchgeführt. Im Kindesalter von 30 Monaten wurden dabei signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen der Schwimmer und einer Kontrollgruppe hinsichtlich ihrer Motorik, der psychosozialen Stabilität und der Leistungsfähigkeit ermittelt. Bedeutsame Ergebnisse wurden dabei auch in der Interaktionsanalyse zu Gunsten der wasserstimulierten Kinder deutlich: Die Schwimmer kommunizierten und explorierten im Spielverhalten stärker als die Kontrollgruppe.
Numminen & Sääkslathi (1998) führten eine Studie durch, um den Wasserstimulus auf die motorische Entwicklung an Säuglingen im Alter von 5-6 Monaten über einen Zeitraum von neun Monaten anhand eines von Eltern geführten Tagebuchs zu überprüfen, das auf der Grundlage von motorischen Merkmalen der Entwicklungsdiagnostik zusammengestellt worden war. Dem Ergebnis zufolge wirkt sich insbesondere das frühe Schwimmen ab dem dritten bzw. vierten Lebensmonat förderlich auf die Fähigkeiten des Greifens, Streckens und Stützens der Arme sowie des Sitzens aus.
Des Weiteren hat die Autorin an der Deutschen Sporthochschule weitere Studien zu folgenden Themen durchgeführt:
Nachfolgend wurden Diplomarbeiten zum Thema qualitativer Bewegungsbeurteilung (Becker 2000), zur geschlechtsspezifischen Einstellung von Eltern zum Säuglingsschwimmen (Schmidt 2001), zum Körpertemperatur- und Herzfrequenzverhalten von Säuglingen und Müttern beim Schwimmen (Detrois 2001, Schmück 2002, Hoffmann 2003), zu den methodischen Ansätzen beim Säuglingsschwimmen (Schifflers 2002), zum Verhalten von Erstlings- und Mehrfachmüttern (Kühnert 2003), zur Entwicklungsdiagnostik (Horn 2003), zu Frühgeborenen (Baginski 2004), zur geschlechtsspezifischen Eltern-Kind-Interaktion (Knözinger 2004), zur Sprachförderung (Menz 2005) und zur Leistungsentwicklung beim Säuglingsschwimmen (Gräfen 2010) durchgeführt und betreut.
Im Säuglingsschwimmen sind zahlreiche Unterrichtsmethoden vorzufinden. Sie ergeben sich zunächst aus unterschiedlichen Ansätzen. Die Verschiedenartigkeit erklärt sich ferner aus unterschiedlichen Zielsetzungen der Anbieter und hängt von den räumlichen, organisatorischen und institutsgebundenen Möglichkeiten ab. Die fachliche Qualifikation und Vorbildung der Kursleiter und der eigene Unterrichtsstil vervollständigen das Bild. Inwiefern dabei stets klare, zielgerichtete Ausbildungskonzepte vorliegen bzw. befolgt werden, bleibt dahingestellt. Modeerscheinungen, auch internationale Einflüsse, bewirken ein Übriges.
Die Praxis zeigt ein sehr variables Spektrum an Gestaltungsmöglichkeiten: feste Kurszeiten und Kurse mit offener Terminauswahl, altershomogene und altersheterogene Säuglingsgruppen, zielgerichtete, inhaltliche Anregungen und offene Spielangebote, Einzel- und Gruppenbetreuung. Die Kurse werden entsprechend den Lehrmethoden geleitet oder beaufsichtigt.
Systematisiert man die wesentlichen methodischen Konzepte, was gewisse übergreifende Gemeinsamkeiten nicht ausschließt, so ergibt sich folgende, nach vorrangigen Motiven und Inhalten ausgerichtete Zuordnung:
Also Bewegungsangebote, die auf eine frühe sportliche Sozialisierung in der Gemeinschaft und Erziehung des Kindes zur Bewegungs- und Koordinationsförderung zielen, bei denen sich auch sportausübende und sportinteressierte Eltern als Vorbild in den Unterricht einbringen können.
Durch motorische Stimulation wird der Säugling angestoßen und aufgefordert, sich weiterzuentwickeln. Motorische Stimulation beinhaltet das Anregen, Auslösen, Anbahnen oder Herausfordern zu einer aktiven Bewegung. Letztere kann durch verschiedene Sinnesreizungen ausgelöst werden, wobei die Wirksamkeit des Reizes vom Zustand des Organismus abhängt. Indem das Kind diese Wahrnehmungen verarbeitet, werden sein Erkundungstrieb und sein Bewegungsbedürfnis ausgelöst, wird sein Selbstvertrauen in seine körperlichen Fähigkeiten gestärkt. Zudem lernt es, durch die Bewegungserfahrungen.
Dabei ist für das Kind nicht entscheidend, „(...) frühzeitig zu sitzen oder zu stehen, sondern daß es und wie es sich aus eigenem Antrieb aufrichten kann” (Diem, 1967, S. 19).
„Verweilen wir noch einen Augenblick beim Vergleich des Organismus mit der Entstehung eines Bildes aus dem Entwurf. Die Stadien des Werdegangs sind unfertig, sie schließen jeweils noch allerhand Varianten als Möglichkeiten ein, die im reifenden Bilde, in der Vollendung des einen Weges ausgeschaltet werden. So ist auch der werdende Keim auf dem Wege zu einer Endform unfertig und mahnt darum an andere Möglichkeiten der Ausgestaltung (...).“
(Portmann, 1972, S. 165)
Das heißt auch, die Entwicklung ist ein reifender Prozess mit lern- und übungsbedingt Moment. Folglich sind dem Kind Gelegenheiten anzubieten, Erfahrungen zu sammeln und sein Verhalten innerlich oder tatsächlich nachzubilden. Dies gilt sowohl für die aktive als auch für die passive Bewegungserfahrung des Säuglings durch die Transferwirkung und das Mitüben. Die Bewegungsfähigkeit und -tätigkeit des Säuglings zu entwickeln und aktiv Erkunden und Spielen zu entfalten, ist Ziel der Säuglingsförderung.
Es bedarf zwar auf Grund seiner biologisch bedingten Unbeholfenheit als „Nesthocker“ zunächst der elterlichen Hilfe und Fürsorge, aber die Art und Weise, wie dem Kind geholfen wird, befindet über seine Eigenaktivität und damit seine natürliche Entwicklung, die es sich selbst bahnen muss.
Es gilt, im Kind das Interesse zu wecken und – mit Geduld und Ausdauer – seine eigene Auseinandersetzung mit dem Umfeld zu vertiefen. Das Kind wird zu selbstständigem Denken und Handeln befähigt. Seine Lernerfahrungen verhelfen ihm zu mehr Selbstkontrolle und Selbstständigkeit.
Wahrnehmen und Bewegen bedingen einander. Das wird besonders deutlich mit steigender Sehfähigkeit. Dann wächst beim Säugling das Interesse am Gegenständlichen und an der Mimik, wodurch ein Fortbewegungsanreiz ausgelöst wird. Im weiteren Verlauf werden zur ganzkörperlichen motorischen Stimulation sowohl das Medium Wasser an sich als auch seine besonderen physikalischen Eigenschaften genutzt.
Im Verlauf der entwicklungsgemäßen und wiederholt variierenden Übungen im Wasser werden bewusst solche Reize integriert, welche die verschiedenen Sinne des Säuglings anregen, z. B. das Anströmen der Hand- oder Fußflächen, was ein eigenes Körperbetasten auslöst. Die Informationen werden aufgenommen und im zentralen Nervensystem entsprechend verarbeitet. „Jede Informationsverbesserung durch Wahrnehmungssensibilisierung bewirkt eine Verbesserung der Handlungsqualität. Umgekehrt führt jeder willkürmotorische Akt und jede adaptive motorische Reaktion zu einer besseren Wahrnehmung und damit zu einer Erhöhung der Organisation und Integration neurologischer Regelkreise” (Kiphard, 1981, S. 76).
Die Stimulation fruchtet besonders, wenn die Aktivitäten ein positives Echo finden und den Wunsch nach neuen Herausforderungen sowohl bei den Kindern als auch bei den Eltern wecken. Die Entwicklungsreihenfolge und das Entwicklungsniveau des Kindes sind für die Auswahl und ihre Wirksamkeit bestimmend. Die Anregungen werden in spielerischer Form angeboten, ihre Akzeptanz und Umsetzung wird quantitativ und qualitativ beobachtet und gegebenenfalls korrigiert.
Ein Kind nimmt sensomotorische Förderung in nachfolgend genannten Bereichen wahr, welche zwar im Einzelnen stimuliert werden können, aber nur in ihrer Gesamtheit eine Einheit bilden (vgl. Kiphrad, 1981). Die Übungen sind so ausgerichtet, um die nachfolgenden Fähigkeiten zu verbessern:
Wirksamkeit und Erfolg werden in erster Linie durch die methodisch passende Auslese der Reize auf die Sinnesorgane unter günstigen Rahmenbedingungen hinsichtlich Raum, Zeit, Personal und Temperatur bestimmt.
Das Kind entfaltet beim Spielen und Hantieren durch frühzeitige und vielfältige Anregungen mittels Gegenständen, mit Partner oder Gruppe seine Denk- und Erkenntnisprozesse. Es entwickelt Bewegungsaktivitäten, erweitert sein Repertoire, entdeckt seine Bedürfnisse und erlebt sich selbst. Indem sich das Kind mit dem Umfeld auseinander setzt, schöpft es seine persönliche Veranlagung nach eigenem Rhythmus aus steigert sein Selbstvertrauen. Und für Eltern, Erziehende, Ausbilder usw. gilt es, den Grundsatz zu beachten, dass die Bewegungsentwicklung nachhaltig von Umfeldfaktoren beeinflusst wird. Weiterhin gilt, dass sich die vielfältigen Angebote unseres Aktionsspektrums sowohl hinderlich als auch förderlich auf die Entwicklung auswirken können, wenn man nicht alle biogenetischen Faktoren und die individuellen Unterschiede berücksichtigt. Das Angebot zu vergrößern, bedeutet nicht zwingend Entwicklungsvorteile. Reizdauer und Reizstärke haben – ungeachtet aktueller Trends – dem Entwicklungsstand entsprechend und dosiert zu erfolgen.
Durch die motorische Frühstimulation von Säuglingen können auch Bewegungsstörungen, die infolge der Schwangerschaft, der Geburt oder anderer Einflüsse hervorgerufen worden sind, bereits in ihrer Entstehungsphase aufgefangen werden. Es wird davon ausgegangen, dass sich im Menschen als physiologisch Frühgeborenem, dessen Gehirnentwicklung erst zum Ende des ersten Lebensjahres abgeschlossen ist, Bewegungsmuster noch nicht zerebral festgelegt haben und deshalb therapeutisch beeinflussbar sind.
Eine gezielte Förderung koordinativer Fähigkeiten und elementarer Bewegungsformen kann nie zu früh einsetzen, weil die spätere Koordinationsfähigkeit vom Übungsmaß der ersten 22 Lebensmonate bestimmt wird (vgl. McGraw, 1975). Der Zeitraum zwischen sechster Lebenswoche und sechstem Lebensmonat gilt als sensible Phase des Säuglings in welcher der Organismus Anregungen und Übungsgelegenheiten erhalten sollte. Es handelt sich um einen Zeitraum, in welchem der Säugling immer bewusster wahrnimmt. An Säuglingen wurde nachgewiesen, dass tägliche halbstündige Bewegungsübungen einen 2-4-monatigen Entwicklungsvorsprung hervorbringen, d. h., motorische Entwicklung kann durch Lernvorgänge modifiziert werden. Diese Gewandtheit, die durch die frühe Bewegungsstimulation erreicht wird, drückt sich qualitativ nicht nur in spezifischen Fähigkeiten, sondern auch in der Gesamtmotorik aus.
Die Frühstimulation durch Säuglingsschwimmen geht in ihrem Unterrichtskonzept davon aus, dass
Säuglingsschwimmen darf nicht auf einen Reiz-Reaktions-Mechanismus begeschränkt werden, sondern ist vielmehr als ein interaktives Geschehen zwischen Kind und Eltern mit dem Kursleiter, Eltern und Kind zu betrachten.
Die verschiedenartigen kindlichen Entwicklungsbedingungen unterstreichen, dass sich dieses Angebot nur kontextspezifisch[2] förderlich auswirken kann. Das Säuglingsschwimmen ganzheitlich zu unterrichten, beinhaltet, sowohl die Motorik als auch die Wahrnehmung zu fördern, geistige Anregungen anzubieten und kreative Spielsituationen zu schaffen und auf der Gefühlsebene gemeinsame Eltern-Kind-Erlebnisse zu schaffen, in denen Bewegung positiv ausgelebt wird. Dabei entstehen auch Situationen ,die Überwindung kosten, die jedoch notwendig sind, um etwas Neues zu erfahren und zu lernen. Und nicht zuletzt erfordert gemeinschaftliches Tun Disziplin dahingehend, die Individualität von Verhaltensweisen und Erziehungsvorstellungen zu tolerieren.
Die Erwartungen lassen sich wie folgt umreißen:
Die pädagogisch-psychologische Betreuung von Eltern und Kind hilft, das Kind und seine körperlichen Anlagen kennen zu lernen und auch in Einzelheiten wahrzunehmen.
Ist der Entschluss einmal gefasst, am Säuglingsschwimmen teilzunehmen, ist dies der wohl schwierigste Part, stehen und fallen die effektiven Erfolgsaussichten für die motorische Hilfestellung des Säuglings mit der regelmäßigen, d. h. mindestens 1 × wöchentlichen Teilnahme. Mit anderen Worten: Der Erfolg hängt maßgeblich von der Bereitschaft zu regelmäßiger, d. h. wöchentlicher Teilnahme ab. Sporadisches Erscheinen, z. B. 14-tägig oder seltener, mindert die erwünschte nachhaltige Wirkung erheblich.
Welcher Nutzen aus der Teilnahme zu ziehen ist, belegt das Ergebnis der diesbezüglich durchgeführten Studie. Anhand der MUKi-Studie (Motorische Untersuchung von Kindern im ersten Lebensjahr), die von 1997-1999 in Köln mit einer Gesamtzahl von 215 Säuglingen durchgeführt wurde, konnte die Wirkung des Säuglingsschwimmens auf die Motorik überprüft sowie der Einfluss des mütterlichen Körperkonzepts untersucht werden. Das Resultat ergab, dass das Säuglingsschwimmen hinsichtlich der Körper- und Bewegungsstimulation die Sensorik und Motorik koordiniert. Die Kinder hatten in verschiedenen Altersphasen eine verbesserte Sitzhaltung. Verbesserte Körperkoordination in Form sensiblerer Gleichgewichtsreaktionen machte sich bei den Bewegungen des Krabbelns, Laufens und Hockens sowie der Beindifferenzierung bei Körperrotationen und wohl abgestimmten Balancereaktionen bemerkbar. Dieses Resultat ist darauf zurückzuführen, dass beim Säuglingsschwimmen vor allem die Rückenmuskulatur gekräftigt und das Gleichgewichtsorgan gereizt wird.
Die großen Differenzen und die ermittelten Zusammenhänge zwischen dem motorischen Entwicklungsstand des Kindes und den elterlichen Interaktionsformen bestätigen und erklären sich daraus, dass Eltern ihren Säugling verschieden bewegungsintensiv stimulieren.
Dies verdeutlicht, dass Grenzen sowohl hinsichtlich des motorischen Stimulierens des Säuglings als auch hinsichtlich der pädagogischen Beratung der Eltern gesetzt sind. Auch die Zufriedenheit der Mutter mit dem eigenen Körper im frühen Säuglingsalter und ihre körperkontaktbejahende Einstellung im späteren Säuglingsalter beeinflussen die kindliche Motorik positiv. Das schließt auch die mütterliche Einstellung zur eigenen Sportlichkeit und zur Zufriedenheit mit sich und dem eigenen Aussehen ein.
[1] Die Stammesgeschichte betreffend.
[2] Der das Kind umgebende soziale Zusammenhang (z. B. Lebens- und Erziehungsbedingungen).