Kapitel 2:
Das Ungleichgewicht
Ein Jahr nachdem ich zum ersten Mal ein Antidepressivum eingenommen hatte, sprach Tipper Gore – die Frau des ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore – mit der Zeitschrift USA Today über ihre kürzlich aufgetretene Depression. 1 »Es war mit Sicherheit eine klinische Depression, die ich ohne Hilfe nicht überwinden konnte«, sagte sie. »Man hat mir erklärt, dass unser Gehirn eine bestimmte Menge an Serotonin braucht, und wenn wir davon zu wenig haben, ist das wie bei einem Auto ohne Benzin.« Das Gleiche erzählte man Abermillionen von Menschen, darunter auch mir.
Als Irving Kirsch herausfand, dass die serotoninstimulierenden Medikamente nicht die Wirkung hatten, die ihnen in der Öffentlichkeit zugeschrieben wurde, begann er – zu seiner eigenen Überraschung –, sich für eine weitergehende Frage zu interessieren: Womit ist überhaupt bewiesen, dass Depressionen durch einen Serotoninmangel oder durch das Ungleichgewicht eines anderen chemischen Stoffes im Gehirn hervorgerufen werden? 2 Woher stammt diese Behauptung?
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Die Geschichte des Serotonins begann, wie Kirsch herausfand, eher durch Zufall in dem feuchtkalten Sommer des Jahres 1952 in einer Tuberkulosestation in New York, als einige Patienten plötzlich ohne ersichtlichen Grund zu tanzen begannen. 3 Die Ärzte hatten ein neues Medikament namens Marsilid entdeckt, von dem sie sich für ihre Tuberkulosepatienten Linderung versprachen. Auswirkungen auf die TB hatte es kaum – doch es zeigte sich etwas vollkommen anderes, was sich nicht ignorieren ließ: Es versetzte die Kranken in eine vergnügte, fröhliche, euphorische Stimmung – einige begannen sogar ungehemmt zu tanzen.
Daher dauerte es nicht lange, bis jemand den logischen Schluss zog, das Medikament versuchsweise auch depressiven Menschen zu geben. Scheinbar hatte es bei ihnen kurzfristig die gleiche Wirkung. Wenig später kamen – unter dem Namen Iproniazid und Imipramine – weitere Medikamente auf den Markt, die (ebenfalls vorübergehend) eine ähnliche Wirkung zeigten. 4 Was, so fragte man sich, hatten sie gemeinsam? Enthielten diese wie auch immer gearteten Stoffe den Schlüssel für die Heilung von Depressionen?
Da man jedoch rätselte, wo man zur Lösung dieser Frage ansetzen sollte, blieb sie zur Qual der Forscher ein ganzes Jahrzehnt offen. 1965 jedoch trat ein britischer Arzt namens Alec Coppen mit einer Theorie an die Öffentlichkeit: Könnte es nicht sein, mutmaßte er, dass alle diese Medikamente den Serotoninspiegel im Gehirn anhoben? Wenn dem so wäre, müsste man davon ausgehen, dass Depressionen womöglich durch einen Serotoninmangel ausgelöst wurden. »Es war ungeheuerlich, in welchem Maße sich diese Wissenschaftler damit aus dem Fenster lehnten«, stellt Dr. Gary Greenberg fest, der die Ereignisse dieser Periode in einem Buch zusammengefasst hat. 5 Fairerweise betont er allerdings auch, dass es zunächst als Idee – oder als Anregung – vorgetragen wurde. So meinte einer der Wissenschaftler, es sei »bestenfalls eine reduktionistische Vereinfachung«, die sich »auf der Grundlage des gegenwärtig vorhandenen Datenmaterials« nicht verifizieren lasse. 6
Einige Zeit später, in den Siebzigerjahren, war es schließlich möglich, diese Theorie zu testen. Man hatte entdeckt, dass man mithilfe eines chemischen Cocktails den Serotoninspiegel bei Menschen senken konnte. Wenn die Theorie richtig war und ein Serotoninmangel Depressionen hervorrief, konnte nur eins die Folge sein: Es war zu erwarten, dass sich als Auswirkung des Cocktails Depressionen einstellten. Also begann man mit einem Versuch. Man gab Probanden den Cocktail zur Senkung des Serotoninspiegels und beobachtete die Folgen. Doch sofern die Versuchspersonen nicht bereits in der Vergangenheit starke Medikamente eingenommen hatten, stellten sich bei ihnen keine Depressionen ein. 7 Bei der großen Mehrheit der Teilnehmer zeigte er sogar überhaupt keine Auswirkungen auf die Stimmung.
Ich besuchte Professor David Healy, einen der ersten Wissenschaftler, der diese neuen Antidepressiva erforscht hatte, in seinem Krankenhaus in der nordwalisischen Stadt Bangor. Er ist Autor der umfassendsten Geschichte der Antidepressiva, die uns vorliegt. Als wir auf das Konzept zu sprechen kamen, Depressionen seien durch einen Serotoninmangel hervorgerufen, sagte er: »Dafür gab es niemals einen Anhaltspunkt. Das war einfach nur eine Marketingstrategie. Damals, zu Beginn der Neunzigerjahre, als die Medikamente herauskamen, gab es keinen ernsthaften Experten, der sich aufs Podium gestellt und gesagt hätte: ›Menschen, die an Depressionen leiden, haben einen niedrigeren Serotoninspiegel‹ … Das konnte niemals nachgewiesen werden.« 8 Die Theorie wurde zu keinem Zeitpunkt widerlegt, weil »sie nie ›offiziell anerkannt‹ worden war. Wieso auch, wenn in jenen Tagen die Hälfte der Fachleute ohnehin daran glaubte? In der umfangreichsten Studie zu den Auswirkungen von Serotonin auf Menschen konnte kein direkter Zusammenhang zu Depressionen hergestellt werden.« 9 Der Princeton-Professor Andrew Skull hatte erklärt, Depressionen auf einen Serotoninmangel zurückzuführen sei »höchst irreführend und unwissenschaftlich«. 10
Nur in einer Hinsicht war die Theorie von Nutzen gewesen. Als es den Pharmaunternehmen darum ging, Menschen wie Tipper Gore und mir Antidepressiva zu verkaufen, bot sie eine großartige Analogie: leicht zu verstehen, verbunden mit der Illusion, Antidepressiva seien in der Lage, einen natürlichen Zustand wiederherzustellen – jenes Gleichgewicht, dessen sich alle anderen Menschen erfreuten.
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Nicht lange nach diesen Entdeckungen begannen führende Experten, ihre Patienten darüber zu informieren. Dr. Tom Bschor sagt dazu: »Nach wie vor gibt es viele Patienten, die glauben: ›Ach, ich habe einen Serotoninmangel im Gehirn. Könnten Sie den bitte ausgleichen?‹ Dabei wissen wir inzwischen, dass diese Darstellung falsch ist. Es gibt keinen Serotoninmangel. Niemand hat so was je bei einem Menschen gemessen.« Deshalb erklärt er seinen Patienten heute: »Ein Serotonindefizit [bei Depressiven] wurde bislang niemals nachgewiesen, und wir haben keine Möglichkeit festzustellen, wie viel Serotonin sich in Ihrem Gehirn befindet. Das können wir nicht. Wir könnten es in Ihrem Blut messen, aber das ist dann noch keine Aussage über den Zustand in Ihrem Gehirn.« Wie Kirsch weist er noch einmal darauf hin, dass Antidepressiva, die den Serotoninspiegel senken , die gleiche Wirkung zeigen wie Antidepressiva, die den Serotoninspiegel heben .
Dann spricht er jedoch von der außerordentlichen Macht der Pharmakonzerne in Deutschland. »Sie tragen die Hauptschuld daran, dass sich die biologische Erklärung für Depressionen in diesem Maße durchsetzen konnte. Das war ihr Anliegen, und das haben sie erfolgreich umgesetzt. Depressionen sind für einige Pharmafirmen deshalb so interessant, weil sie ein Massenphänomen sind und die Menschen die Tabletten anders als bei Antibiotika, die man nur eine Woche lang einnimmt, über lange Zeit hinweg brauchen. Sie hatten einen gewissen Einfluss auf die breite Bevölkerung und auf die Medien, aber am wirksamsten ist ihre Einflussnahme auf die sogenannten wissenschaftlichen und medizinischen Wortführer – indem man sie beeinflusst, sie subventioniert und für ihre Forschung bezahlt. Natürlich hat man ganz eindeutig ein Interesse an dem Glauben [bezüglich des Serotonins], wenn man Pillen herstellt und sie verkauft.«
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Sobald die Theorie vom Serotoninmangel als Ursache für Depressionen und Angstzustände von den Wissenschaftlern (nicht aber von den Werbestrategen der Pharmakonzerne) aufgegeben worden war, änderte sich in der Forschung die Ausrichtung, fand Irving Kirsch heraus. Wenn diese Probleme nicht von einem Serotoninmangel hervorgerufen werden, so überlegte man, muss der Mangel eines anderen Stoffes dafür verantwortlich sein. 11 Denn nach wie vor ging man von einem chemischen Ungleichgewicht im Gehirn aus, das durch die Gabe von Antidepressiva ausgeglichen werden könne. Wenn also nicht der eine Stoff diese lähmende Wirkung auf die Psyche hatte, sollte man sich auf die Suche nach dem nächsten machen. 12
Kirsch aber befasste sich mit einer heiklen Frage. Wenn Depressionen und Ängste durch ein chemisches Ungleichgewicht entstehen und Antidepressiva dieses Ungleichgewicht beheben können, erklärte dies noch nicht ein seltsames Phänomen, auf das er immer wieder stieß: Medikamente, die den Serotoninspiegel im Gehirn anhoben, zeigten in klinischen Tests die gleichen moderaten Auswirkungen wie Medikamente, die den Serotoninspiegel im Gehirn senkten. Außerdem war ihre Wirkung vergleichbar mit der von Medikamenten, die den Spiegel eines anderen Stoffes anhoben, des Noradrenalins. Und Gleiches galt für einen weiteren Stoff, das Dopamin. Anders ausgedrückt: Es war völlig egal, welchen dieser Botenstoffe man beeinflusste – am Ergebnis änderte es nichts.
Deshalb versuchte Kirsch herauszufinden, was all die Menschen, die diese verschiedenen Medikamente nahmen, gemeinsam hatten. Er fand lediglich ein verbindendes Element: den Glauben an die positive Wirkung ihrer Tabletten. Letztlich beruht deren Effekt also auf dem gleichen Prinzip wie John Haygarths Zauberstab: auf dem Glauben, betreut zu werden, und der Aussicht auf eine Linderung ihres Leidens.
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Nach zwanzig Jahren intensivster Forschung zu diesen Fragen gelangte Kirsch zu der Schlussfolgerung, dass die Idee, Depressionen würden durch ein chemisches Ungleichgewicht im Gehirn hervorgerufen, auf einem »Betriebsunfall« beruhte, entstanden durch einen Irrweg der Forscher, die die Phänomene, vor denen sie standen, falsch deuteten. Die Pharmaunternehmen legten diese Fehlschlüsse anschließend der Öffentlichkeit vor, um Kasse zu machen.
Und so, meint Kirsch, gerät das Fundament der in unserer Kultur dominierenden Erklärung für die Entstehung von Depressionen ins Wanken. Die Theorie, dass man sich wegen eines »Ungleichgewichts der Botenstoffe« schlecht fühlt, beruht auf einer Reihe von Irrtümern und Fehlschlüssen. Und über kurz oder lang werde sie nach wissenschaftlichen Maßstäben auch gänzlich widerlegt sein, zerstört am Boden liegen, wie ein zerbrochener Spielzeugclown mit einem traurigen Lächeln im Gesicht.
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Ich war Kirschs Darlegung über weite Strecken gefolgt, an diesem Punkt aber hielt ich verdutzt inne. Konnte das sein? Ich habe Sozialwissenschaften studiert und werde deren Herangehensweise auch in meinem weiteren Text verfolgen. In dem Bereich, auf den Kirsch sich spezialisiert hat, habe ich keine Vorkenntnisse. Hatte ich ihn vielleicht falsch verstanden, oder bewegte er sich womöglich im wissenschaftlichen Grenzbereich? Ich las alles, was ich finden konnte, und bat so viele weitere Forscher um Erklärungen wie möglich.
»Es gibt keinerlei Belege für ein chemisches Ungleichgewicht« im Gehirn von Menschen, die an Depressionen oder Angstzuständen leiden, erklärte mir Professor Joanna Moncrieff – eine der führenden Expertinnen in diesem Bereich – in ihrem Büro am University College London rundheraus. 13 Ihrer Ansicht nach sei schon der Begriff an sich sinnlos, schließlich wüssten wir nicht, wie ein »Gehirn in chemischem Gleichgewicht« beschaffen sei. Zwar suggerierte man den Patienten, mit Medikamenten wie Antidepressiva in ihrem Gehirn wieder eine natürliche Ausgewogenheit herzustellen, aber das sei nicht wahr – man erzeuge damit einen künstlichen Zustand. Die Vorstellung von einem »chemischen Ungleichgewicht« als Ursache für psychische Probleme sei, wie sie letztlich festgestellt habe, »ein Märchen«, das uns von den Pharmakonzernen aufgetischt werde.
Die klinische Psychologin Dr. Lucy Johnstone formulierte es sogar noch deutlicher: »Fast alles, was man uns erzählt hat, war Mist«, sagte sie, als wir bei einem Kaffee zusammensaßen. 14 Die Serotonin-Theorie »ist eine Lüge. Meiner Meinung nach sollten wir ihr nicht noch mehr Gewicht geben und erwarten: ›Ach, vielleicht gibt es ja doch Beweise, die sie stützen.‹ Die gibt es nämlich nicht.«
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Trotzdem erschien es mir schlichtweg unvorstellbar, dass etwas so Gewaltiges – immerhin eines der bekanntesten Medikamente der Welt, das zahlreiche Menschen in meinem Umkreis einnahmen – auf falschen Voraussetzungen basierte. Bekanntermaßen sind wir vor solchen Entwicklungen geschützt: Ein Medikament muss massive Hürden in Form wissenschaftlicher Tests bestehen, ehe es in unserem Badezimmerschrank landen kann. Ich kam mir vor, als hätte sich nach meinem Flug von New York nach Los Angeles herausgestellt, dass die Maschine den ganzen Weg von einem Affen geflogen worden war. 15 Gab es nicht Untersuchungen, die so etwas verhindern sollten? Wie konnten diese Medikamente den gesamten Genehmigungsweg überstehen, wenn ihre Heilwirkung tatsächlich so unbedeutend war, wie die neuesten Forschungsergebnisse andeuteten?
Ich besprach diese Frage mit einem führenden Wissenschaftler auf diesem Gebiet, Professor John Ioannidis, den die Zeitschrift Atlantic Monthly als »einen der vielleicht einflussreichsten Wissenschaftler unserer Tage« bezeichnet hatte. 16 Er fand es keineswegs überraschend, dass die Pharmaunternehmen Hinweise ignorieren und ihr Produkt nichtsdestotrotz auf den Markt bringen konnten, denn dergleichen geschehe fortwährend. Er schilderte mir sogar, welche Schritte die Antidepressiva vom Entwicklungsstadium bis zu mir als Verbraucher genommen hatten: »Die Unternehmen führen die Tests an ihren Produkten oft selbst durch.« Das bedeutet, sie gestalten die Versuchsanordnung und entscheiden letztlich, wer die Ergebnisse zu sehen bekommt. Mit anderen Worten, »sie beurteilen ihre Produkte selbst. Dazu bedienen sie sich all der armen Forscher, die keine anderen Geldquellen haben … [und die] kaum kontrollieren können, wie [die Ergebnisse] festgehalten und präsentiert werden.« Sobald die wissenschaftlichen Nachweise zusammengetragen wurden, sind es in den meisten Fällen nicht einmal die Wissenschaftler, die die Ergebnisse aufschreiben. »Normalerweise wurden die [veröffentlichten wissenschaftlichen] Artikel von Mitarbeitern des Unternehmens formuliert.« 17
Die Ergebnisse werden im Anschluss einer Regulierungsbehörde vorgelegt, die über die Freigabe eines Medikaments für den Markt entscheidet. Doch in den Vereinigten Staaten werden die Mitarbeitergehälter dieser Behörde zu vierzig Prozent von den Pharmaunternehmen bezahlt (in Großbritannien sogar zu hundert Prozent). Wenn die Öffentlichkeit vor der Frage steht, ob ein Medikament so sicher ist, dass es auf den Markt gebracht werden kann, treten zwei Teams gegeneinander an: der Arzneimittelkonzern, der sich dafür einsetzt, und die Aufsichtsbehörde, die die Interessen der Öffentlichkeit vertritt und eruiert, ob es auch die gewünschte Wirkung hat. Was Professor Ioannidis mir erklärte, bedeutete jedoch, dass die Behörde, die eigentlich so etwas wie ein neutraler Schiedsrichter sein sollte, von den Pharmaunternehmen bezahlt wird und deren Team das Match fast immer gewinnt.
Die von den Unternehmen ausgearbeiteten Regeln machen es ihnen ungeheuer leicht, ein neues Medikament einzuführen. Sie brauchen dazu lediglich zwei Testreihen, die jederzeit und überall auf der Welt durchgeführt werden konnten, vorzulegen, in denen das Medikament eine auch nur ansatzweise positive Wirkung hat. Die beiden Tests und eine gewisse Wirkung reichen. Und mag es auch neunhundertachtundneunzig Versuchsreihen geben, die dem Mittel keinerlei Wirkung attestieren – sobald zwei weitere auch nur den leichtesten Effekt verzeichnen, wird das Medikament in die Apotheke um die Ecke gelangen.
»Meiner Ansicht nach ist dieser Bereich wirklich marode«, sagte Professor Ioannidis in unserem Gespräch. »Das ganze System ist krank, es ist käuflich und korrupt, anders kann ich es nicht beschreiben.« Ich fragte ihn, was er empfindet, wenn er sich all dies vor Augen hält. »Es deprimiert mich«, stellte er fest. Ich fand die Antwort paradox und sagte es ihm auch. »Aber nicht so deprimierend«, fuhr er fort, »dass ich Antidepressiva nehmen würde.«
Ich hätte gern gelacht, doch das Lachen blieb mir im Halse stecken.
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Kirsch bekam immer wieder zu hören, es spiele keine Rolle, dass die Wirkung durch den Placeboeffekt zustande käme. Immerhin gehe es den Leuten unabhängig von den Wirkstoffen nach wie vor gut. Warum sollte man ihnen das kaputt machen? Doch er erklärte mir: Die Ergebnisse klinischer Studien führen die Wirksamkeit von Antidepressiva zwar auf einen Placeboeffekt zurück, doch ein Großteil der unter Umständen schweren Nebenwirkungen werden durch das Mittel selbst hervorgerufen.
»Zum einen«, sagte Kirsch, »ist da natürlich die Gewichtszunahme.« Ich ging ganz gewaltig in die Breite, was sich fast sofort verlor, nachdem ich das Medikament abgesetzt hatte. »Wir wissen, dass gerade die SSRI [Antidepressiva einer neuen Generation] mit sexuellen Funktionsstörungen verbunden sind und die meisten der [aus] SSRI [bestehenden Mittel] eine Rate von fünfundsiebzig Prozent behandlungsbedingter sexueller Funktionsstörungen nach sich ziehen«, fuhr er fort. Es fällt mir schwer, es zuzugeben, aber dies galt auch für mich. Solange ich Paxil nahm, hatte ich den Eindruck, meine Geschlechtsorgane seien weniger empfindsam, und es dauerte wirklich lange, bis ich zur Ejakulation kam. Dadurch wurde der Sexualakt schmerzhaft, was meine Lust verringerte. Erst als ich das Medikament abgesetzt hatte, konnte ich wieder Freude an der Sexualität empfinden, und mir wurde wieder bewusst, dass regelmäßiger Sex eines der besten Antidepressiva der Welt ist.
»Bei jungen Leuten steigt [durch die SSRI] die Selbstmordgefahr. 18 Und eine neue schwedische Studie verweist auf ein gestiegenes Risiko von Gewaltdelikten«, zählte Kirsch auf. »Bei älteren Menschen erhöht sich das Sterberisiko aus verschiedenen Ursachen, und es kommt häufiger zu Schlaganfällen. Für alle besteht ein größeres Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Bei Schwangeren kommt es häufiger zu Fehlgeburten [und] einer größeren Zahl von Kindern mit Autismus oder körperlichen Missbildungen. Dies alles wissen wir.« Wenn man diese Nebenwirkungen erst einmal am eigenen Leib spürt, ist es allerdings oft schwer, das Medikament wieder abzusetzen – ungefähr zwanzig Prozent haben dabei mit schweren Entzugserscheinungen zu kämpfen. 19
»Wenn Sie also etwas suchen, um den Placeboeffekt zu erzeugen, sollten Sie wenigstens ein Mittel nehmen, das ungefährlich ist«, sagte Kirsch. Wie etwa Johanniskraut, das ohne die beschriebenen Nachteile auskommt, aber alle positiven Eigenschaften des Placebos zeige. Allerdings besäßen die Pharmakonzerne darauf keine Patentrechte, und niemand würde groß daran verdienen.
Als ihm dies klar wurde, erklärte mir Kirsch leise, bekam er ein schlechtes Gewissen, diese Pillen jahrelang verschrieben zu haben. Er fühlte sich »schuldig«.
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1802 verriet John Haygarth die Wahrheit über seine Zauberstäbe. Einige Menschen seien dadurch wirklich eine Zeit lang von ihren Schmerzen befreit worden, erklärte er, doch das habe nicht an den Kräften des Tractors gelegen, sondern an den Kräften ihres Geistes. Es sei der Placeboeffekt, der wohl nicht von Dauer sein werde, weil er keine Lösung für die zugrunde liegenden Probleme sei.
Mit dieser Aussage brachte er fast jeden gegen sich auf. 20 Während sich viele Kunden von den Händlern übervorteilt fühlten, die ihnen die Stäbe für teures Geld verkauft hatten, waren andere wütend auf Haygarth selbst und warfen ihm vor, er würde Unsinn reden. »Die Aufklärung löste eine heftige Erregung aus; hinzu kamen Drohungen und Übergriffe«, schrieb er. »Eine große Zahl höchst angesehener Personen – darunter auch einige führende Wissenschaftler unserer Zeit – unterzeichneten eine Gegendarstellung, in der es hieß, der Stab entfalte eine Wirkung über Kräfte, die spürbar und real seien.«
Als Irving Kirsch seine ersten Ergebnisse veröffentlichte, die zur Grundlage seiner Arbeit in den folgenden Jahren wurden, erlebte er Ähnliches. Niemand bestritt, dass die der amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA vorgelegten Daten der Pharmaunternehmen den Antidepressiva über den Placeboeffekt hinaus kaum eine Wirkung zuschrieben. Und allgemein war bekannt, dass die Herstellerfirma des mir verschriebenen Medikaments Paxil nichtöffentlich erklärt hatte, das Mittel würde bei Menschen wie mir keine Wirkung zeigen, woraufhin sie für diese Täuschung gerichtlich zu Entschädigungszahlungen verurteilt worden war.
Und dennoch gibt es eine nicht unbeträchtliche Zahl von Wissenschaftlern, die Kirschs umfassende Schlussfolgerungen infrage stellen. Ich beschloss, mir ihre Argumente sorgfältig anzuschauen, denn letztlich hoffte ich, die alte Darstellung noch – irgendwie – retten zu können. Dazu wandte ich mich an einen Mann, der weit deutlicher als alle anderen heutzutage bei einer breiten Öffentlichkeit für Antidepressiva geworben hatte, und das nur, weil er von ihrer Wirkung überzeugt war: Von den Pharmafirmen bekam er nie auch nur einen Cent.
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In den Neunzigerjahren erlebte Dr. Peter Kramer in seiner psychiatrischen Praxis in Rhode Island, welche Wandlung seine Patienten erlebten, nachdem sie die neuen Antidepressiva verschrieben bekommen hatten. 21 Es ging ihnen nicht einfach nur besser, sondern sogar, wie er es nannte, »besser als gut«. Sie waren belastbarer und energievoller als der Durchschnitt. Das Buch Listening to Prozac [dt. Glück auf Rezept ], in dem er dieses Phänomen schilderte, wurde ein Bestseller und der am meisten verkaufte Titel zum Thema Antidepressiva. Ich las es, kurz nachdem ich mit der Einnahme meines Medikaments begonnen hatte, und war überzeugt, dass jener Prozess, den Kramer so eindringlich schilderte, auch bei mir stattfinden würde. Ich schrieb darüber und stellte den Psychiater und seine Arbeit in Artikeln und Interviews vor.
Als Irving Kirsch mit seinen Nachweisen an die Öffentlichkeit trat, war Kramer – zu jener Zeit Professor an der Brown Medical School – entsetzt. Deshalb machte er sich daran, Kirschs Kritik an den Antidepressiva in Büchern und einer ganzen Reihe hitziger Podiumsdiskussionen auseinanderzunehmen. 22
Sein erster Einwand lautet, Kirsch gebe den Antidepressiva nicht genügend Zeit. Die von ihm analysierten klinischen Studien – fast ausnahmslos jene, die auch der Regulierungsbehörde vorgelegt worden waren – erstreckten sich gewöhnlich über einen Zeitraum von vier bis acht Wochen. Doch das reiche nicht aus; Medikamente wie diese bräuchten eine längere Spanne, um eine spürbare Wirkung zu entfalten.
Das erschien mir als wichtiger Hinweis. Kirsch, der es ebenso sah, machte sich auf die Suche nach Medikamentenstudien, die eine längere Spanne umfasst hatten. Er fand lediglich zwei; in der ersten hatte das Placebo die gleiche Wirkung wie das Medikament, und in der zweiten schnitt das Placebo sogar besser ab. 23
Kramer aber verwies auf einen weiteren vermeintlichen Fehler in Kirschs Darlegung. In den analysierten Antidepressiva-Studien waren zwei Gruppen zusammengewürfelt worden: Menschen mit leichten und Menschen mit schweren Depressionen. Vielleicht schlagen die Medikamente bei Menschen mit leichter Melancholie nicht an, räumte er ein, wohl aber bei Menschen mit schweren Depressionen. Da Kirsch in seinen Analysen aus diesen beiden Gruppen einen Mittelwert errechnete, entstand der Eindruck einer geringen Wirkung der Medikamente. 24 Dabei sei die eigentliche Wirkung verwässert worden, so wie eine Cola ihren Geschmack verliert, wenn man sie immer weiter mit Wasser mischt.
Auch dies hielt Kirsch für einen wichtigen Einwand. Weil er der Sache auf den Grund gehen wollte, sah er sich noch einmal die Versuchsberichte an, aus denen er seine Daten bezogen hatte. Es stellte sich heraus, dass ihm mit einer einzigen Ausnahme nur Studien vorgelegen hatten, die an Menschen mit schweren Depressionen durchgeführt worden waren. 25
Dies aber führte Kramer zu seinem schlagkräftigsten Argument. Es steht im Zentrum seiner Kritik an Irving Kirsch und stützt seinen eigenen Einsatz für Antidepressiva.
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2012 wohnte Peter Kramer als Beobachter einigen klinischen Studien bei. Sie wurden in einem medizinischen Zentrum durchgeführt, das wie ein prächtiger Glaswürfel konstruiert war und Aussicht auf eine teure Wohnsiedlung bot. Wenn ein Unternehmen wie das dort ansässige Versuche mit Antidepressiva durchführen will, steht es vor zwei Problemen. Es muss Freiwillige finden, die bereit sind, über einen längeren Zeitraum hinweg ein potenziell gefährliches Mittel einzunehmen, darf dies aber vom Gesetz her nur mit bescheidenen Summen, nämlich einem Betrag zwischen vierzig und fünfundsiebzig Dollar, entlohnen. Zugleich müssen seine Probanden unter ganz bestimmten psychischen Störungen leiden – wenn sie beispielsweise an einem Test zu Antidepressiva teilnehmen, dürfen sie ausschließlich Depressionen haben, ohne andere Faktoren, die zu Komplikationen führen könnten. Unter diesen Umständen stoßen die Unternehmen bei der Suche nach Teilnehmern an ihren Studien immer wieder auf Schwierigkeiten und greifen deshalb oft auf Menschen in schwierigen Lebensumständen zurück, zumal sie ihnen einige andere verlockende Dinge bieten können. Peter Kramer sah, wie in Bussen Bewohner armer Viertel vom anderen Ende der Stadt hergefahren wurden, denen dann ein prächtiger Strauß von Leistungen zur Verfügung stand, die sie daheim bei sich normalerweise nie bekommen hätten: Therapie, eine ganze Ansammlung von Menschen, die sich ihre Geschichte anhörten, ein warmer Aufenthaltsraum tagsüber, Medikamente und eine Bezahlung, mit der sie ihre Sozialhilfe aufstocken konnten.
Als er dies sah, fiel Kramer etwas auf. Die Menschen, die in das Zentrum kamen, hatten einen starken Anreiz, eben jene Störung vorzuspielen, die dort zufällig gerade untersucht wurde – während gleichzeitig ein kommerziell orientiertes, auf klinische Versuche spezialisiertes Unternehmen starke Anreize hat, so zu tun, als würde es ihnen glauben. Beide Seiten machen sich also etwas vor. Wenn ein Proband gefragt wurde, auf welcher Skala er die Wirkung eines Medikaments einstufen würde, hatte Kramer oft den Eindruck, dass der Versuchsteilnehmer dem Interviewer die Antwort gab, die dieser gern hören wollte.
Dies bedeutete für Kramer, dass die Ergebnisse der klinischen Versuche mit Antidepressiva – also alle Daten, über die wir verfügen – wertlos seien. Kirschs Schlussfolgerung, dass die Medikamente (bestenfalls) nur eine geringe Wirkung haben, gründe sich also auf einen Haufen Schrott, fuhr Kramer fort. Die Tests seien eine Fälschung, und man dürfe ihren Ergebnissen nicht trauen. 26
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Das war niederschmetternd – doch so, wie Kramer es darlegte, recht überzeugend. Kirsch aber war irritiert, als er es hörte, und mir ging es ähnlich. Der führende Anwalt in Sachen Antidepressiva setzte sich für sie ein, indem er behauptete, die sie stützende wissenschaftliche Beweisführung sei Schrott.
In meinem Gespräch mit Kramer wies ich darauf hin, dass es kein Argument für die Antidepressiva sei, wenn seine Darlegung stimmt (was ich glaube), sondern gegen sie. Denn von Rechts wegen hätten die Mittel nie auf den Markt gebracht werden dürfen.
Als ich – in freundlichem Ton – mit meinen Fragen begann, reagierte Kramer gereizt und meinte, selbst schlechte Versuche könnten brauchbare Resultate erbringen. Kurz darauf wechselte er das Thema. Da er sich mit solchem Nachdruck auf seine Beobachtungen stützte, fragte ich ihn, was er den Menschen entgegenhalten würde, die von der Wirksamkeit von John Haygarths Tractor überzeugt waren – schließlich würden auch sie glauben, was sie mit eigenen Augen gesehen hätten. In diesem Fall, sagte er, »hatten wir es [damals] nicht mit einer derart kompetenten und zahlenmäßig starken Gruppe von Experten zu tun wie in den Fällen, von denen wir hier sprechen. Das wäre ein Skandal in einer vollkommen anderen Größenordnung, wenn es sich [in unserem Fall] um so etwas wie in Tüchern eingeschlagene Knochen handelte.«
Kurz darauf erklärte er: »Ich glaube, ich möchte dieses Gespräch jetzt beenden.«
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Selbst Peter Kramer hielt es für nötig, zu den Antidepressiva eine Warnung auszusprechen. Die Nachweise, die er gesehen habe, würden ihren Einsatz lediglich innerhalb einer Frist von sechs bis zwanzig Wochen rechtfertigen. Alles, was darüber hinausgehe, meinte er, sei nicht mehr ausreichend dokumentiert. »Ich verwende mich nicht so sehr für ihren Gebrauch in einer Langzeittherapie. Denn kann irgendjemand wirklich sagen, wie nach vierzehn Jahren die Nutzen-Schaden-Bilanz aussieht? 27 Meiner Einschätzung nach wissen wir darüber gar nichts.« Mir wurde mulmig bei diesen Worten, denn ich hatte ihm zuvor gesagt, dass ich mein Medikament in etwa so lange einnahm.
Weil er meine Sorge offenbar spürte, fügte er hinzu: »Obwohl ich finde, dass wir durchaus Glück gehabt haben. Leute wie Sie überstehen das, ohne Einschränkungen hinnehmen zu müssen.«
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Heute stützen nur noch wenige Wissenschaftler das Konzept des Serotoninmangels als Ursache für Depressionen, doch die Frage, ob chemische Antidepressiva – aus Gründen, die wir letztlich nicht verstehen – eine Wirkung haben oder nicht, wird weiterhin diskutiert. Es gibt dazu keinen wissenschaftlichen Konsens. Viele angesehene Experten stellen sich auf die Seite von Irving Kirsch, andere auf die von Peter Kramer. Ich wusste nicht, was ich von alldem halten sollte, bis mir Kirsch von einem weiteren Nachweis berichtete. Meiner Ansicht nach beleuchtet er die wichtigste Tatsache, die wir über chemische Antidepressiva wissen müssen.
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Ende der Neunzigerjahre machte sich eine Gruppe von Wissenschaftlern daran, die Antidepressiva aus der SSRI-Gruppe weder unter den Bedingungen eines Instituts noch einer Klinik zu testen. Sie wollten deren Wirkung eher im Alltagsumfeld beobachten und entwickelten zu diesem Zweck die sogenannte STAR*D-Studie. Ihr Aufbau war ganz einfach. Ein normaler Patient kommt zum Arzt und berichtet von seiner Depression. Der Arzt spricht die Möglichkeiten mit ihm durch, und wenn sie sich einig sind, verschreibt er ihm ein Antidepressivum. Von diesem Zeitpunkt an wird die Entwicklung des Patienten von den Wissenschaftlern der Studie verfolgt. Wenn das Antidepressivum bei ihm nicht anschlägt, bekommt er ein anderes, und hat auch dieses keine Wirkung, bekommt er das nächste – und so weiter, bis er ein Mittel erhält, das ihm seiner Einschätzung nach hilft. So ergeht es den meisten von uns auch im wahren Leben: Die Mehrheit der Menschen, denen Antidepressiva verordnet werden, probieren mehr als ein Medikament oder mehr als eine Dosierung aus, bis die gewünschte Wirkung eintritt.
Wie sich in der Studie zeigte, erfuhren die Patienten durch die Antidepressiva eine Linderung. So wie auch ich in jenen allerersten Monaten damals fühlten sich zwei Drittel der Patienten besser.
Aber dann zeigte sich etwas anderes. Nach Ablauf eines Jahres litt die Hälfte dieser Patienten wieder unter einer regelrechten Depression. Nur einer von dreien, die die Einnahme fortsetzten, wurde dauerhaft und vollständig davon geheilt. 28 Und selbst dies bedeutete eine Verzerrung der Bilanz: Wie wir wissen, hätten viele der Betroffenen die Depression ganz natürlich und ohne Medikation überwunden.
Punkt für Punkt fühlte ich mich an meine eigene Geschichte erinnert. Nach einer anfänglichen Besserung hatte sich eine Gewöhnung eingestellt; daraufhin versuchte ich es mit einer höheren Dosis, gewöhnte mich jedoch auch daran. Als mir bewusst wurde, dass mir die Antidepressiva, ganz gleich in welcher Dosierung, nicht mehr halfen, dass mich meine Traurigkeit immer wieder überfiel, kam ich zu dem Schluss, dass mit mir etwas nicht stimmte.
Doch beim Lesen der Ergebnisse der STAR*D-Studie erkannte ich, dass ich ganz normal war. 29 Ich hatte eine Erfahrung wie aus dem Lehrbuch gemacht: Ich war nicht das schwarze Schaf, sondern hatte die typische Antidepressiva-Entwicklung erlebt.
Der beschriebene Nachweis konnte seitdem mehrfach wiederholt werden. Der Anteil der Menschen, die trotz einer Medikation auch weiterhin an Depressionen leiden, liegt zwischen fünfundsechzig und achtzig Prozent. 30
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Dies ist für mich die entscheidende Feststellung zum Thema Antidepressiva: Die meisten Menschen, die diese Medikamente nehmen, bleiben nach einem anfänglichen Hoch auch zukünftig depressiv oder von Ängsten geplagt. Einige angesehene Wissenschaftler sind nach wie vor überzeugt, dass diese Medikamente bei einer Minderheit all jener, die sie einnehmen, eine reale, auf chemischen Reaktionen beruhende Wirkung zeigen. Das ist möglich. Chemische Antidepressiva können für eine kleine Gruppe depressiver und angsterfüllter Menschen eine Teillösung sein – und ich möchte bestimmt niemandem etwas ausreden, was ihm hilft. Wenn Sie dadurch eine Linderung erleben und sofern der Nutzen die Nebenwirkungen erträglich erscheinen lässt, sollten Sie damit weitermachen. (Wenn Sie damit aufhören möchten, tun Sie dies nicht über Nacht, denn Sie könnten in der Folge schwere Entzugserscheinungen und massive Panikattacken bekommen. Um dies zu vermeiden, habe ich selbst meine Medikamentendosis über sechs Monate hinweg Schritt für Schritt und ganz langsam ausschleichen lassen.)
Doch die Behauptung, dass sie für die große Mehrheit der unter Depressionen und Ängsten leidenden Menschen ihren Zweck erfüllen, wäre angesichts all dieser Nachweise vermessen. Es ließ sich nicht mehr ignorieren: Wir, die breite Masse, brauchten unbedingt eine alternative Erklärung für unser Leiden und einen anderen Katalog von Lösungen.
Verstört fragte ich mich, wie diese aussehen könnten.