Lena hatte sich aufs Bett gelegt und die Augen geschlossen und sah aus, wie ein kleines Mädchen, das sich seinen Tagträumen hingibt. Ich berührte sie an der Schulter, und sie setzte sich auf und fragte, woran ich dächte. An Magdalena, sagte ich. Und Sie?
Ein Mann in blauer Uniform kam den Gang entlang. Er schien erstaunt, uns zu sehen, und sagte etwas auf Schwedisch und dann, als wir ihn ratlos anschauten, auf Englisch. Das Geschäft schließe jetzt, ob wir die Durchsage nicht gehört hätten? Er begleitete uns zum Aufzug und blieb neben uns stehen, bis wir die Kabine bestiegen hatten. Schade, sagte Lena, während wir nach unten fuhren. Es war richtig gemütlich da oben. Haben Sie auch mal fürs Theater geschrieben? Fürs Fernsehen, sagte ich. Lena ging mir voraus zum Ausgang, wo der Verkäufer von vorhin stand. Er schloss die Tür für uns auf und wünschte uns einen schönen Abend und alles Gute. Vielleicht hatte er Lena tatsächlich geglaubt, dass wir ein frisch verheiratetes Paar seien.
Zum ersten Mal geküsst haben wir uns bei ihr zu Hause, sagte ich, als wir wieder vor dem Geschäft standen. Sie war krank. Ich habe ihr beim Lernen einer Rolle geholfen, Fräulein Julie von August Strindberg. Lena äußerte sich nicht dazu.
Wir gingen weiter die Straße entlang, langsamer jetzt als vorhin, es kam mir vor, als bewegten wir uns durch eine Traumwelt, in der alles möglich war, aber nichts von Bedeutung. Ich liebe dich immer noch, sagte ich schließlich leise. Erst glaubte ich, Lena hätte es nicht gehört, aber nach einer Weile sagte sie, Sie lieben Ihre Magdalena, nicht mich. Wir kennen uns ja gar nicht. Die Magdalena, die ich geliebt habe, war so wie Sie, sagte ich, jung und schön und unbeschwert. Wenn ein Mann mich nur jung und schön und unbeschwert fände, dann müsste ich ganz schnell davonlaufen, sagte Lena. Ich weiß nicht, wie sie heute ist, sagte ich, wie sie aussieht. Vielleicht hat sie mich längst vergessen. Unsinn, sagte Lena, sie hat Sie nicht vergessen, egal, was zwischen Ihnen geschehen ist. Ich wollte schon gestern mit Ihnen sprechen, sagte ich. Ich habe vor Ihrem Hotel gewartet, aber als ich Sie gesehen habe, war ich so überwältigt, dass ich es nicht geschafft habe. Es war ein noch größerer Schock als meine erste Begegnung mit meinem Doppelgänger. Ich bin Ihnen den ganzen Nachmittag lang gefolgt, wenigstens ein paar Stunden wollte ich in der Illusion leben, ich sei noch einmal jung und könne meinem Leben eine andere Wendung geben.