32. Die drei Feldscherer.

(Aus Zwehrn.) Die Gesta Romanor. (deutsche Ausg. 1489. Cap. 37. lat. Cap. 76.) enthalten ein ähnliches Märchen. Zwei geschickte Aerzte wollen, um allen Zank zu schlichten, ihre Kunst an einander erproben; der sich geringer zeigt, soll des andern Jünger werden. Der eine zieht durch Hülfe einer edlen Salbe ohne Schmerz und Verletzung dem andern die Augen aus, legt sie auf den Tisch und setzt sie eben so leicht wieder ein. Der andere will nun[30] dasselbe Kunststück auch vollbringen, zieht jenem mit seinen Salben nun die Augen heraus und legt sie auf den Tisch, als er sich aber bereitet, sie wieder einzusetzen, kommt ein Rabe durch das offene Fenster und holt schnell ein Auge weg und frißts. Der arbeitende ist in Noth, denn kann er das Aug nicht wieder einsetzen, wird er dem andern unterthänig; da schaut er sich um und erblickt eine Ziege, dieser nimmt er eilends das eine Auge und setzt es seinem Gesellen für das fehlende ein. Als er ihn fragt, wie es ihm vorkomme, antwortet er, Verletzung und Schmerz habe er nicht gespürt, aber eins seiner Augen schaue immer über sich zu den Bäumen (wie nämlich die Ziegen nach dem Laub thun), das andere unter sich. – Das eingesetzte Herz erinnert an Hrugnir's steinernes und das seinem Diener Mokurkalfr eingesetzte Pferdeherz u.s.w. Zu dem Einsetzen fremder Augen vgl. auch das Märchen von der Nachtigall und Blindschleiche (I. 6.) und nähere Einsicht müßte lehren, in wie fern ein altdeutsches Gedicht »von einem König der Katzenaugen gewann« (Schlegels Mus. IV. p. 416. Nr. 138.) hierher gehört.[31]