Die Fabel vom Affen- oder Schlauraffenland (die schlauen, klugen sind den dummen Affen, apar ósvinnir, mythischer Gegensatz) steigt ohne Frage in ein hohes Alter auf, da schon das gegenwärtige Märchen aus einem altdeutschen Gedicht des 13. Jahrhunderts herrührt. Bald wird sie spaßhaft, wie hier und meistentheils, gewendet, aber im Märchen von dem Zuckerhäuschen, das mit Fladen gedeckt, mit Zimmt gebalkt ist, (I. 16.) erscheint sie in gläubigem Kinderernst gleichwohl dieselbe und schließt sich an die noch tieferen Mythen von dem verlorenen Paradies der Unschuld, worin Milch und Honig strömen. Zu der ersten Art blos gehört Hans Sachsens bekannter Schwank (S. Häsleins Auszug S. 391.) und Fischarts Anspielung im Gargantua S. 96a »in dem Land kann ich nicht mehr bleiben, die Luft thut mich in Schlauraffen treiben, drei Meil hinter Weihnacht, da sind die Lebkuchenwände, Schweinebratenbalken, Malvasirbrunnen, Milchramregen,[49] Zuckererbsenhagel, da wird der Spaß bezahlt und der Schlaf belohnt, da gibts Bratwürstzäune, Honiggyps und Fladendächer.« Eben so hat man im altfranzös. Fabliaur von dem pays de Cocagne (Méon. 4. 176.) – Auf der andern Seite schlägt das Märchen in die vielen Sagen von den unmöglichen Dingen (Nr. 68.) und die gleichfalls alte Geschichte vom Finkenritter ein, dessen Fischart mehrmals gedenkt und woran er vielleicht selbst mitgearbeitet hat, (über das Volksbuch vgl. Kochs Grundriß 2.) Im Bienenkorb St. 4. Cap. 4. heißt es unter andern: »zur Zeit, da die Häuser flogen, die Thiere redten, die Bäche brannten und man mit Stroh löschte, die Bauern bollen und die Hunde mit Spießen herausliefen, zur Zeit des strengen Finkenritters.« Manches in der Zusammenstellung dieser unmöglichen Dinge deutet auf geheime, verloren gegangene Berührungen derselben dennoch hin und es ist hier, wie in den Traumdeutungen, die Reihe solcher ahnugsvollen Verwandtschaften (da ja uranfänglich alle Gegensätze verfließen) von den rohen und groben Lügen zu unterscheiden. Ein hölländisches Volkslied »de droomende Reyziger« wiewohl modernisirt hat aber noch viele alte Strophen und Uebereinstimmung mit dem Altdeutschen Gedicht, vgl. die Samml. Toverlantarn. S. 91 – 92. Vgl. das Dietmarsische Lied von den unmögl. Dingen, Walafrieds Strabo similitudo imposlibilium (Canis. II. p. 2. p. 241.) und Stellen bei Tanhäuser 2. 66. Marner 2. 172. und Boppo 2. 236. Das Lügenmärchen, das unter der Ueberschrift von den Wachteln sich in Handschrift (Nr. 119.) zu Wien befindet, hat auch eine mit unserm merkwürdig übereinstimmende Stelle.
Die hunt sint mit muz behut,
da sind kirchtür gut,
gemauert aus putern gotwaiz
und schaint die sunn als haiz,
daz schat im umb ain har.
ain aichen–phaff, daz ist war
ain puchain messe singet,
der antlaz im geben wirt,
daz im der ruck swirt,
den segen man mit kolben gab[50]
ze hant hub ich mich herab,
von dem antlaz ich erschrak:
sieben Wachteln in sak![51]