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Poole
Tag 5, 16.01 Uhr
Poole und Nash sprangen aus dem Wagen und rannten das letzte Stück zur Metro. Der Großteil des Personals stand draußen auf dem Gehweg. Ein paar waren in die Cafés und Restaurants in der Nachbarschaft geflüchtet, wo es wärmer war. Das SWAT bewachte die Tür, und es dauerte fast vierzig Minuten, ehe sie das Gebäude wieder betreten durften.
Beide Vernehmungsräume waren verwaist.
Bishop und Porter waren verschwunden.
Die Wände, Böden, Möbel – alles war nass. Was Porter auf das Whiteboard geschrieben hatte, war nicht mehr zu entziffern, und Poole musste sich zusammenreißen, um nicht mit der Faust auf die Wand einzudreschen, während Nash draußen auf dem Flur mit seinem Vorgesetzten telefonierte.
Er betrat den Vernehmungsraum. Die Ausrüstung hatte nicht überlebt. Er ächzte. Also würde er sich auch nicht die letzten Minuten vor der Flucht der beiden ansehen können. Die Elektronik in den Vernehmungsräumen war nicht mit dem Rest der Gebäudetechnik verbunden – die sich aber ohnehin als wertlos erwiesen hatte. Nach allem, was er bis hierher aufgeschnappt hatte, hatte jemand sich in ihr System gehackt. Genau wie bei den Überwachungskameras von Montehugh Labs, im Gefängnis in New Orleans und im Langham Hotel hatte auch hier ein Computervirus alles durcheinandergebracht – Zeitstempel, Bilder, alles. Nichts war mehr zu gebrauchen. Alles komplett im Eimer. Überdies hatte der Hacker jedes einzelne elektronische Schloss im Gebäude entriegelt und die Feuerlöschanlage manipuliert, um sich Deckung zu verschaffen. Poole hatte wenig Zweifel: Wer immer dahintersteckte, hatte entweder Bishop oder Porter befreien wollen – oder womöglich beide. Die Überwachungsbilder aus dem Stroger waren ebenfalls unbrauchbar gemacht worden. Vom selben Täter. Es musste einfach so sein.
Hier war es nicht einfach nur um Flucht gegangen; hier ging es auch darum, Chaos zu verbreiten. Noch mehr Hintergrundrauschen.
Er musste sich wieder aufs Wesentliche konzentrieren. All diese Todesfälle – sie mussten zusammenhängen.
Bishop. Porter. Beide.
Keiner von ihnen?
Der Gedanke war aus dem Nichts gekommen. Allenfalls als leises Wispern.
Konzentrier dich …
Er zog eine Schublade nach der anderen auf und fand schließlich einen Schreibblock. Machte die Augen zu, atmete tief durch und zwang sich zur Ruhe. Dann rief er sich Porters Whiteboard in Erinnerung, so wie er es zuletzt gesehen hatte, ein Schnappschuss seines Gedächtnisses. Poole zoomte das Board näher heran, konzentrierte sich einzig und allein darauf. Als er es endlich klar vor sich sehen konnte, schrieb er alles auf, und zwar in derselben Ordnung, die Porter gewählt hatte. Binnen weniger Minuten war er damit fertig.