Kapitel 62
Der Konvoi polterte die Schotterpiste zu Injas Heimstatt hinauf. Seine Frauen blickten aus den Türen ihrer Hütten, Kinder hingen ihnen an den Beinen. Als sie Inja in dem ersten Fahrzeug ausmachen konnten, scheuchten sie die Brut hinein und verschlossen die Türen. Inja schob den Gedanken beiseite, dass sie getanzt haben würden, wenn er tot hinten im Pajero gelegen hätte.
Seine Schwester kam die Stufen seines Hauses heruntergewatschelt. »Bruder, du blutest ja.«
Sie wollte ihn an der Stirn berühren, aber er schlug ihre fette
Hand beiseite. Sah zu dem Mädchen hinüber, das zwischen seinen beiden Männern in dem gelben Truck saß. »Schwester, du kümmerst dich um dieses Mädchen. Bleib bis morgen früh bei ihr dort drin.« Zeigte auf die gerade fertig gestellte Hütte. »Ich sperre euch beide dort ein. Du machst kein Auge zu. Pass auf sie auf. Falls sie pinkeln oder kacken muss, macht sie das in einen Eimer. Hast du mich verstanden?«
»Ja, Bruder.«
Inja verfolgte, wie die stämmige Frau das Mädchen in die Hütte schleifte. Er verriegelte die Tür hinter ihnen und drehte sich dann zu seinen Männern um. »Vier von euch bleiben hier und halten Wache. Wenn ich einen von euch beim Schlafen erwische, landet er bei den Fischen.« Er zog einen Finger quer über den Hals.
Die Männer nickten eifrig und postierten sich um die Hütte.
Inja sprach die zwei Übrigen an. »Nehmt die da«, zeigte auf die Leichen seiner beiden Soldaten, die hinten im Pajero lagen, »und begrabt sie.«
Die Männer sahen einander an. Der große schwere Mann mit dem eingedellten Schädel fand Mut zu sprechen. »Induna, sie haben Frauen und Kinder, die um sie trauern müssen.«
Inja trat vor seinen Soldaten, und obwohl er ihm kaum bis ans Kinn reichte, wich der Mann einen Schritt zurück und senkte den Blick zu Boden. »Und du? Hast du eine Familie?«, fragte Inja.
»Ja, Induna.«
»Dann tu, was ich dir sage, andernfalls werden die um dich trauern. Und wenn sie ihre Tränen geheult und ihre Rotze abgewischt haben, werde ich deine Frauen ficken und deine Söhne töten. Verstanden?«
Der Mann nickte, und Inja ging zu seinem Haus hinauf. Spürte, wie sich die Krankheit wieder in ihm regte, die Schwäche, die ihm die Kraft aus den Gliedern zog. Wartete, bis die Tür sich hinter ihm schloss, ehe er es sich schweißgebadet erlaubte, auf den Boden zu sinken, während der Raum sich um ihn zu drehen begann.