Hauptquartier der CIA
Konferenzraum in der vierten Etage
Langley, Virginia
Elf Uhr
Am nächsten Tag
Sie waren zu viert, begleitet von diversen Assistenten, die Kaffeetassen und Aktentaschen für sie trugen. Sie waren ernsthafte Männer, rosig, gut gekleidet. Bis auf einen, der einen Tweed-Look bevorzugte, ein Sportsakko und eine Fliege trug, steckten sie in Anzügen. Dieser Abweichler war auch der Einzige, der keinen Assistenten hatte und seine Aktentasche selbst trug. Aus langjähriger Disziplin drückten ihre Mienen ihre Persönlichkeiten aus, aber wenig mehr, als wären alle anderen Nuancen unter ihrer Herrschaft und Kontrolle. Einer wirkte grimmig, zwei wie Bürokraten und der Letzte – der Akademiker – gütig.
Swagger sah, wie sie den faden grünen Konferenzraum betraten. Anhand von Susans Beschreibungen konnte er schon beinahe erkennen, wer wer war.
Walter E. Troy, »der Stellvertreter«. Er war der stellvertretende Direktor, ein langjähriger Agent, seit 30 Jahren bei der CIA, ein Spezialist für Terrorabwehr und ein einflussreicher Mann, der angeblich enttäuscht war, weil nicht er den Chefsessel bekommen hatte, sondern ein ehemaliger Kongressabgeordneter mit guten Kontakten nach ganz oben.
Jackson Collins, »die Afghanistanabteilung«. Er war der Grimmige, ein Ex-Navy-SEAL, der Feindseligkeit ausstrahlte, dessen Gesicht zu rot und dessen Frisur zu barsch wirkte. Seine Körpersprache war durch und durch militärisch und er hatte winzige Schweinsäuglein. Weil er ein Froschmann war, stand er allein deshalb schon auf Swaggers Feindesliste. Sein Anblick verhieß nichts Gutes.
Arthur Rossiter, »Planung«, der Kopf der Abteilung für Geheimoperationen, der Mann, der all die schmutzigen Tricks koordinierte und durchführte. Er war tückisch, eigensinnig und doch beinahe gesichtslos, hatte keinerlei persönliche Verschrobenheiten, keinerlei Färbung. Er hätte ebenso gut Enzyklopädien verkaufen, Kinderpornos sammeln, Romane schreiben oder schlechte Bilder malen können.
Und schließlich Ted Hollister, der Einzige der Anwesenden, der nicht zur CIA gehörte. Er war der Director of National Intelligence, technisch gesehen der Chef und Koordinator von ihnen allen. Aber er war auch ein Mann mit einem Job, der bis vor kurzer Zeit noch nicht existiert hatte, weshalb noch niemand genau wusste, was er tun konnte und was nicht, ob sie mit ihm sprechen mussten oder nicht. Offenbar hatte man Hollister zum Nachfolger des vorigen, nicht sonderlich erfolgreichen Director of National Intelligence gewählt, weil er ein echter Washington-Insider war und über Charme, Takt und Diskretion verfügte. Er war voll und ganz das Produkt der Washingtoner Kreise, die sich mit Außenpolitik und Geheimdiensten befassten, und war dort über die Jahre gediehen, wenn er nicht gerade an irgendeiner prestigeträchtigen Universität gelehrt hatte. Hollister hatte zehn Jahre für die CIA gearbeitet, dann für das Außenministerium, war nach Princeton gegangen, nach Yale und Hopkins, dann wieder zum Ministerium. Er war ein bekannter Leitartikelschreiber für die Post und die Times gewesen. Jetzt hatte er die hohe Position als Chef-Einflüsterer des Präsidenten. Im Film hätte seine Liebenswürdigkeit ihn sofort zum Verdächtigen Nummer eins gemacht.
Aber sie hatten alle den Finger am Abzug. Jeder Einzelne von ihnen hatte die Macht, zu einem Computer oder einem Handy zu gehen, einen Zahlencode einzugeben, ein Codewort zu sagen oder was auch immer und auf diese Weise einen Anschlag am anderen Ende der Welt zu befehlen, ohne Rechtfertigung, Erklärung oder Schuldzuweisungen. Ein Wort von ihnen, und irgendwo in weiter Ferne steuerte First Lieutenant Wanda Dombrowski 220 Kilogramm thermobarischen Sprengstoffs in irgendeine Gesäßtasche, sodass ein Gebäude, eine Villa, ein Dorf, ein Hangar, eine Höhle in einen Krater verwandelt wurde und sogar die Luft in der Umgebung explodierte. Diese vier waren die wahren Scharfschützen.
»Viel Glück dabei, diese Claudiusse zu durchschauen, Hamlet«, flüsterte Nick Bob zu, bevor er aufstand, um den Männern ein Friedensangebot des FBI zu unterbreiten.
Bob saß in seinem Anzug von der Stange und mit seiner schwarzen Krawatte neben ihm am Kopfende des Tischs, als Nick sich erhob.
»Meine Herren, ich danke Ihnen für Ihr Kommen«, begann er. »Ich weiß, wie beschäftigt Sie sind – es herrscht schließlich Krieg –, und ich weiß Ihre Zeit zu schätzen. Ich bin Assistant Director Nicholas Memphis vom FBI, der Chef der Task Force Zarzi und verantwortlich für die Koordination mit Ihnen und dem Secret Service. Ich werde versuchen, mich kurzzufassen. Ich bin aus zwei Gründen hier. Erstens wollte ich Sie, da Sie alle mit Ibrahim Zarzis Staatsbesuch zu tun haben, über unsere Bemühungen auf dem Laufenden halten, die Bedrohung für ihn abzuwenden. Diese haben wir identifiziert als Gunnery Sergeant Reyes Fidencio Cruz, USMC, der sich unerlaubt vom Dienst entfernt hat und aus unbekannten Motiven handelt. Zweitens, ich weiß, dass über unsere Nachforschungen gewisse Gerüchte im Umlauf sind, und ich möchte Ihnen versichern, dass wir weder vorhaben, eine Hexenjagd auf die CIA zu veranstalten, noch irgendwelche Ermittlungen zu professionellem Verhalten in den Wirren des Kriegs gegen den Terror einzuleiten. Bei unseren Nachforschungen sind wir zwar auf Sicherheitsprobleme gestoßen, aber diese Probleme sind nicht gravierend. Ich werde alle Fragen beantworten, die Sie haben, knapp oder ausführlich, jederzeit.«
Er wartete ab und beobachtete sie, um herauszufinden, ob sie den Köder schluckten, aber ihre Blicke blieben ausdruckslos. Die Assistenten schienen diejenigen zu sein, die für Reaktionen zuständig waren. Mehrere schnaubten, verdrehten die Augen, schüttelten den Kopf oder gaben andere feindselige Signale von sich. Die großen Männer saßen einfach nur freundlich und reglos da.
»Lassen Sie mich …«
Aber dann hob jemand die Hand.
Es war der alte Mann mit der Fliege, der Director of National Intelligence, Ted Hollister.
»Ja, Sir.«
»Da ich ja hier der einzige alte Hase zu sein scheine, möchte ich die Gelegenheit nutzen, meine jüngeren Kollegen darüber aufzuklären, wer der schlaksige Kerl neben Assistant Director Memphis ist. Heute Morgen, als Sie zur Arbeit gekommen sind, kamen Sie alle am CIA-Museum im Erdgeschoss vorbei. Wären Sie hineingegangen, hätten Sie dort ein russisches Scharfschützengewehr gesehen, das im Jahr 1975 aus Vietnam geborgen wurde. Es war das erste Mal, dass wir einen Blick auf diese Waffe werfen konnten, hinter der wir schon jahrelang her waren. Damals war ich gerade neu in der Agency, aber ich war in Saigon, und ich weiß, dass wir diese Waffe einem Marine-Corps-Scharfschützen namens Bob Swagger zu verdanken hatten. Und ich glaube, dass Mr. Swagger heute hier anwesend ist.«
Swagger nickte.
»Sie scheinen sich besser dran zu erinnern als ich«, sagte er. Die Anwesenden lachten höflich.
»Ich erwähne das, weil ich will, dass die CIA-Leute und die FBI-Leute sich daran erinnern, dass wir alle auf derselben Seite sind und das gleiche Ziel haben. Ich glaube, da spreche ich auch für den Präsidenten, und ich spreche in meiner offiziellen Kapazität als Director of National Intelligence, obwohl ich natürlich keine Ahnung habe, was das eigentlich heißt. Ich weiß, dass es unvermeidlich ist, dass Feindseligkeiten zwischen unseren Behörden entstehen. Aber ich möchte anhand dieses Gewehrs im Museum alle daran erinnern, dass wir in der Vergangenheit sehr erfolgreich zusammengearbeitet haben. Und wenn wir anständig bleiben und Ego-Themen wie ›Zuständigkeitsbereiche‹ und ›Vergünstigungen‹ außen vor lassen, kriegen wir das auch diesmal wieder hin.«
»Gut gesagt, Sir«, erwiderte Nick. Er war erleichtert, dass er noch nicht auf Widerstand gestoßen war.
Dann fuhr er mit seiner Geschichte fort: die Bedrohung. Die Reaktion. Der erste Zusammenstoß, bei dem es einen Toten gegeben hatte. Der Versuch in Baltimore: »Das war Swagger«, sagte Nick, »er hat Mr. Zarzi das Leben gerettet, da gibt es keinen Zweifel.« Schließlich sprach er über die Pläne für die Ansprache in Georgetown am Freitagabend und die Medaillenverleihung im Weißen Haus am Sonntagabend.
»Wir haben Mr. Zarzi angefleht, beide Veranstaltungen abzusagen. Aber er ist ein sturer und mutiger Mann und besteht darauf, seinen Zeitplan und seine Verabredungen einzuhalten. Ich möchte hinzufügen, dass der Secret Service hervorragende Arbeit geleistet und den Großteil der Leute vor Ort gestellt hat. Wir haben geholfen, aber wir sind vor allem für Festnahmen zuständig, nicht für den Personenschutz.«
Er fasste die bisherigen Ermittlungen zusammen: wie viele Agents wie viele Stunden gearbeitet hatten; die Berichte von den Außenstellen über Leben und Handeln von Ray Cruz – »sogar spät letzte Nacht kamen noch welche vom Naval Investigative Service auf den Philippinen herein« –; die Versuche einer frühzeitigen Festnahme, etwa bei der Razzia im Haus in Baltimore; die landesweite Verteilung von Fotos und Details über Cruz an die Polizeibehörden.
»Mr. Memphis, Sie haben die Öffentlichkeit bisher weder über die von Cruz ausgehende Bedrohung informiert noch öffentlich seinen Namen genannt. Er kann sich immer noch frei bewegen. Darf ich fragen, warum, Sir?«, erkundigte sich einer der Assistenten.
»Natürlich. Wir sind zu der Ansicht gelangt, dass der Wert solcher Verlautbarungen immer mehr abnimmt. Wir leben im Internetzeitalter, wo es einen solchen Überfluss an Informationen gibt, dass es schwer ist, überhaupt einen Eindruck zu hinterlassen. Daher hat die weite Verbreitung von Fotos und Warnungen nicht unbedingt das gewünschte Resultat, während die Gefahr von Überreaktionen beträchtlich steigt. Deshalb zögern wir heutzutage, Details über gesuchte Verbrecher öffentlich preiszugeben.«
»Kann mir jemand erklären, weshalb FBI-Agents auf der Creech Air Force Base in Nevada aufgetaucht sind und dort Air-Force-Reaper-Piloten befragt haben, die zu einem gemeinsamen Programm der CIA und der Air Force gehören?« Die Frage kam vom feindseligen Jackson Collins, »Afghanistanabteilung«.
Diesmal antwortete Swagger. »Das war meine Idee, Sir. Ich habe aus den Aufzeichnungen vom 2. Recon erfahren, dass in der Stadt Qalat in Afghanistan eine Explosion stattfand, kurz nachdem Sergeant Cruz per Funk durchgegeben hatte, dass er vor Ort sei. Diese Explosion scheint den Kern seines Motivs zu bilden. Das und ein früherer Hinterhalt, in dem sein Spotter umkam. Anscheinend glaubt er, dass die CIA eine Rakete oder ferngesteuerte Bombe benutzt hat, um …«
Falls Swagger auf einen Hamlet- Moment gehofft hatte, wurde er enttäuscht. Noch bevor er den Satz beendet hatte, überfiel ihn Collins mit einem anderen Argument.
»Ist Ihnen bewusst, dass wir veranlasst haben, dass eine sehr gute Beamtin, Miss Okada, diesen Anschuldigungen auf den Grund geht und alle Beteiligten befragt? Wissen Sie, dass sie zu dem Schluss gekommen ist, dass diese Vorwürfe angesichts der in das System eingebauten Sicherheitsmaßnahmen absurd sind?«
»Ich habe ihren Bericht gelesen, Sir. Ich wollte nur noch einmal nachhaken und sehen, ob der eine oder andere sich vielleicht mittlerweile etwas genauer erinnern kann.«
»Und Sie haben nichts gefunden?«, fragte ein anderer.
»Nein, Sir, in Creech überhaupt nichts«, erwiderte Swagger und sagte damit technisch gesehen die Wahrheit.
Der Fragende war natürlich der farblose Mann von der Planungsabteilung, ein wacher, konzentrierter Staatsanwalt. Seine abrupte Art ließ keinen Zweifel daran, was er von diesen Ermittlungen hielt.
»Wir mussten alle Möglichkeiten abdecken, Sir«, fuhr Swagger fort. »Also, falls irgendjemand von Ihnen etwas über eine CIA-Beteiligung an dieser mysteriösen Explosion weiß, wäre ich …«
»Für mich hört sich das an, als hätte dieser Cruz eine Kriegsneurose«, schaltete sich Collins wieder ein. »Er ist übergeschnappt und lebt in einer Fantasiewelt. Unglücklicherweise sind aber seine Fähigkeiten als Schütze intakt geblieben und er agiert auf einem sehr hohen Level. Darf ich fragen, ob Sie bereit wären, den tödlichen Schuss abzugeben, wenn Sie die Gelegenheit hätten?«
»Ja, Sir«, antwortete Bob.
»Es geht mir hier nicht nur um meine Karriere«, sagte Collins. »Selbst wenn alle das glauben. Falls gewünscht, trete ich am Tag nach Zarzis Wahl zurück, und ich werde auch nie ein Buch schreiben oder in irgendeiner TV-Sendung auftreten. Dieser Zarzi kann uns trotz all seiner Fehler und seiner zwielichtigen Vergangenheit dabei helfen, ein wichtiges Ziel zu erreichen, damit alle Marines, nicht nur die Scharfschützen, wieder nach Hause können. Das kann ich gar nicht genug betonen.«
»Das ist uns bewusst, Sir«, erwiderte Nick.
Aber Collins konnte es nicht dabei belassen, obwohl sein milchgesichtiger Assistent sich peinlich berührt auf seinem Stuhl wand. Er war ein stämmiger, barscher Mann, zu 105 Prozent militärisch mit seinem Bürstenschnitt und dem roten Gesicht, das früher vielleicht durch lange Tage auf See, heute wahrscheinlich eher durch lange Tage auf dem Golfplatz gerötet war, dazu die gebrochene Nase und der stets verbissene Gesichtsausdruck. Durch und durch ein Seemann, noch dazu war er ein SEAL gewesen, also war er vielleicht auch schon einmal durch den Schlamm gekrochen wie ein Marine.
»Ich weiß, wie Leute wie Sie vorgehen. Sie geben sich mit Abschaum ab, gewähren Immunität, drehen Leute um und bringen sie dazu, gegen Familie und Freunde auszusagen, während Sie schwören, sie zu verstecken und zu schützen. Tja, genauso ist es hier. Wir müssen mit Abschaum zusammenarbeiten, mit den Leuten, die wir verachten. Zarzi war ein Drogendealer, ein Enthaupter, ein Taliban-Sympathisant, aber durch all das ist er für uns mehr wert, nicht weniger. Er ist der Sammy ›The Bull‹ Gravano von Afghanistan. Dass er weiterlebt und gedeiht, ist ein Verbrechen, ein Affront gegen die moralische Ordnung. Aber durch ihn schützen wir die moralische Ordnung und hindern noch größere Ungeheuer daran, weiterzuleben und zu gedeihen. Ich möchte nur, dass Ihnen das bewusst ist, damit Sie nicht denken, dass wir durchgedreht sind oder dass ich ihn benutze, um an einen höheren Posten zu kommen.«
»Ich verstehe«, sagte Nick.
Memphis erläuterte dann die Sicherheitsvorkehrungen für den Auftritt von Zarzi an der Georgetown University, die verschiedenen Verbindungen mit dem Secret Service, die Nutzung der Luftüberwachung und so weiter.
»Aber, Mr. Memphis, es stimmt auch, dass Cruz ein außerordentlich einfallsreicher Mann ist, nicht? Der lebende Beweis dafür, wie effektiv die Marine-Corps-Ausbildung ist. In Baltimore hätte er beinahe Erfolg gehabt. Auch wenn Sie sich die größte Mühe geben, wie können Sie sicher sein, dass er nicht einfach besser ist als Sie?« Diese Frage kam vom stellvertretenden Direktor, der bis jetzt noch kein Wort gesagt hatte.
Nick antwortete: »Nun, er ist ein großartiger Scharfschütze, aber er ist nur der zweitbeste auf der Welt. Mr. Swagger hier ist der beste. Daher würde ich mein Geld auf uns setzen.«
Das war mehr oder weniger alles.
Als die bewilligte Stunde vorbei war, lehnte Nick sich zurück. Er sah zu, wie die Männer und ihre Assistenten der Reihe nach hinausgingen. Swagger sprach mit dem Director of National Intelligence, dem professoralen Ted Hollister. Die zwei schienen sich angeregt und amüsiert über Saigon in der alten Zeit zu unterhalten. Sie waren die Einzigen, die diesen uralten, verlorenen Krieg miterlebt hatten. Es war ein Bild, als würden sich Hektor und Agamemnon auf dem Olymp bei einem hellenischen Bier Witze erzählen. Zwei alte Krieger mit ihren verblassenden Erinnerungen an stinkende Dschungel, Dörfer und Bauern in Pyjamas, die starben, starben, starben. Swagger beugte sich über den Tisch und hob Hollisters Aktentasche für ihn auf. Dann gingen sie zur Tür. Es wirkte, als könnten sie noch stundenlang weiterreden, also ging Nick schließlich zu ihnen und sagte: »Bob, wir müssen los.«
Er bedankte sich bei Hollister für seine einleitenden Worte, die aus seiner Sicht viel dazu beigetragen hatten, die Gemüter zu besänftigen. Dann schüttelte man sich die Hände, und Hollister machte sich allein und in guter Stimmung auf den Weg zum Aufzug und zu seinem Auto, mit dem er zum Executive Office Building zurückkehren würde.
Sie ließen ihn gehen. Ihre CIA-Eskorte kam und führte sie denselben Weg entlang, vom Fahrstuhl ins Erdgeschoss, am Denkmal für die gefallenen Agents vorbei und durch die Tür zur Einfahrt, wo der Wagen wartete, der sie zurück zum Hoover Building bringen würde.
»Immer wenn ich hier bin, läuft mir ein Schauer über den Rücken«, sagte Nick.
»Mir auch.«
»Habt ihr zwei alten Vietnam-Kumpels euch nett unterhalten?«
»Sehr interessanter Kerl. So schlau. Er erinnert sich viel besser an Vietnam als ich. Aber er hat im Gegensatz zu mir wahrscheinlich auch keine 20.000 Liter billigen Whiskey getrunken, um es zu vergessen.«
»Und sind Sie zu irgendwelchen Schlüssen gekommen, Dr. Hamlet? Hat der König sein schlechtes Gewissen offenbart? Irgendwelche Verdachtsmomente? Fortschritte? Irgendwas?«
Bob schüttelte den Kopf.
»Ich konnte überhaupt nichts finden, und dieser gottverdammte Collins konnte einfach nicht aufhören zu quatschen. Ich mag den Kerl nicht. Er steht bei dieser Sache im Fadenkreuz. Das gefällt ihm kein bisschen. Das meiste, was er gesagt hat, war für die anderen im Raum bestimmt, nicht für uns. Jedenfalls haben die sich alle gut unter Kontrolle. Um aus denen was rauszukriegen, bräuchte man so einen ›Verhaltensspezialisten‹ wie in den Filmen oder im Fernsehen. Collins hat mir ein bisschen zu sehr den ›harten Kerl‹ markiert. Wer mir wirklich Angst eingejagt hat, war ›Planung‹. Er hat nicht viel gesagt, aber er hatte so ein Killertemperament, unnachgiebig wie einer, für den oder mit dem zu arbeiten schwer ist und in dessen Nähe man nicht gern ist. Also muss er wirklich gut sein, sonst hätte er nicht so einen hohen Posten bekommen. Die anderen zwei schienen mir einfach bürokratische und politische Affen einer höheren Stufe zu sein. Und der alte Mann war so gottverdammt charmant und kokett, dass man ihm gegenüber nicht den geringsten Verdacht schöpfen konnte, außer vielleicht, dass er der eigene Großpapa sein könnte.«
»Vielleicht war das seine Methode. Einem Honig ums Maul zu schmieren und dadurch seine wahren Motive zu verschleiern.«
»Darüber habe ich auch nachgedacht, aber das glaube ich nicht. Zu offensichtlich. Eine Einladung zum Herumschnüffeln. Als ob er wollte, dass wir das tun. Nein, ich habe es eher als absolutes Selbstvertrauen wahrgenommen, ein Wissen darum, dass er als einer der Großen völlig unberührbar ist, sodass er es sich erlauben konnte, als Einziger für ein bisschen Stimmung zu sorgen. Die anderen wollten sich alle nicht in die Karten schauen lassen, weil sie was zu verlieren hatten.«
»Also hat es dir keine Einsichten zu unserem Problem gebracht.«
»Keine einzige.«
»Gut«, sagte Nick, »ich hab da nämlich eine Idee.«
»Gott, steh uns bei«, erwiderte Bob.