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Also bin ich wieder da, auf dem Campus, unterwegs zum Vorlesungssaal.

Heute werde ich Sophia wiedersehen.

Schon allein bei dem Gedanken fängt mein Herz an zu pochen.

Diese Besessenheit muss aufhören.

Ich habe sie geküsst …

Ja, das habe ich. Ich habe meine Studentin im Theater geküsst, als ich sie unterrichten sollte. Ich konnte ihr nicht widerstehen, aber so etwas wird mir nicht noch einmal passieren. Sie wird mir kein zweites Mal so nahekommen. Einzelstunden werde ich ihr nicht mehr geben, ab sofort wird Denise die Aufgabe übernehmen.

In einem Vorlesungssaal voller Studenten werde ich mit der Situation schon klarkommen, auch wenn es mir nicht leichtfallen wird.

Ob sie an mich gedacht hat, während ich weg war? Instinktiv weiß ich, dass es so ist.

Für sie wird es ähnlich schwer sein, mich wiederzusehen. Auch das weiß ich. Aber sie ist jung und schön, und sie wird ihr Leben weiterleben. Es wird bestimmt noch eine Menge Männer geben, denen sie näherkommen wird. Für mich wird es jedoch nur sie geben, keine andere mehr.

Denise hat mir erzählt, dass sich um mein plötzliches Verschwinden alle möglichen seltsamen Gerüchte ranken. Eines davon besagt, ich hätte mich in eine Studentin verliebt.

Ich habe mir nichts anmerken lassen. Denise hat zwar eine gute Intuition, aber ich bin ein außergewöhnlich begabter Schauspieler.

Ich laufe durch den Gang.

Vor dem Vorlesungssaal steht eine Gruppe von Studentinnen und Studenten. Ich weiß, dass Sophia unter ihnen ist, halte aber nicht nach ihr Ausschau.

Erst kurz vor der Tür entdecke ich sie. Ihre Augen sind weit aufgerissen, als sie mich sieht. Sie wirkt gekränkt. Aber dann wendet sie den Blick ab und starrt auf den Boden. Gespielt tapfer.

Mein Herz zieht sich zusammen.

Überstehe die erste Vorlesung. Danach wird es einfacher werden.

Ich stehe vor den Studenten und warte darauf, dass sie sich setzen.

Natürlich hat sich Sophia einen Platz in der ersten Reihe ausgesucht. Ihren Stammplatz. Es wäre seltsam, wenn sie heute woanders sitzen würde. Vielleicht wären neue Gerüchte die Folge.

Ich schaffe das schon.

Ich hole ein paar Unterlagen aus meiner Laptoptasche und runzle die Stirn.

Ich darf sie nicht ansehen. Ich darf auch nicht auf andere Weise mit ihr kommunizieren. Und das mache ich auch nicht.

Während der Vorlesung tue ich so, als wäre Sophia unsichtbar – irgendeine Studentin, die ich kaum kenne. Ich liebe sie nicht. Ich will nicht mit ihr ins Bett. Ich bin völlig gefühllos.

Allerdings fällt es mir schwer zu übersehen, wie nervös Sophia ist. Ihre Hände zittern so stark, dass sie sich kaum Notizen machen kann. Als ich das bemerke, fährt mir ein Stich durchs Herz. Ich möchte sie in meinen Armen halten und alles wiedergutmachen. Aber das wäre alles andere als passend.

Ich sehe sie nicht an. Rede nicht mit ihr. Weiche ihrem Blick aus, als ich ein Skript verteile. Ich bin eiskalt.

Ich stelle Fragen, rufe aber Sophia nicht auf.