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Als wir ins Freie treten, schlägt uns schwülwarme Luft entgegen. Ich halte einen gewissen Abstand zu Cassandra, wie es sich für einen Gentleman gehört.

Der Türsteher blickt auf die Uhr. »Sieht aus, als hätte jemand das große Los gezogen. Und es ist noch nicht mal zehn Uhr. Viel Glück mit ihr, Kid. Sie wird dich bei lebendigem Leib verschlingen.«

In dem Moment entdecke ich Ria in der VIP-Schlange. Sie starrt mich gekränkt aus großen Augen an.

Scheiße.

»Ria …« Ich will ihr die Hand geben, doch sie weicht zurück. Sie trägt ein silberfarbenes Kleid, dessen Ausschnitt bis zum Nabel reicht.

»Ich begleite sie nur nach Hause«, sage ich. »Mehr nicht.«

»Wer ist das?«, will Ria wissen.

»Ich habe dir nie etwas versprochen«, sage ich leise.

Ria schüttelt den Kopf. »Vergiss es. Ich bin selbst daran schuld. Du bist sechzehn. Natürlich kannst du deinen Schwanz nicht in deiner Hose lassen. Aber ich verzeihe dir, okay? Vergiss sie und komm mit mir auf die Party.«

»Warum sprechen wir nicht morgen darüber, Ria?«

»Nachdem du sie gevögelt hast?«

»Ich habe doch schon gesagt, dass ich sie nur nach Hause bringe.«

Der Türsteher schnaubt.

»Bring lieber mich nach Hause«, bettelt Ria. »Ich verspreche dir die Nacht deines Lebens.«

»Ich glaube nicht, dass das so eine gute Idee ist, Ria. Ich hatte viel Spaß mit dir, aber …«

»Spaß!«, kreischt Ria und will mich ohrfeigen.

Ich packe sie am Handgelenk. »Hör auf, du bist betrunken.«

»Ach, fick dich, Marc Blackwell.« Sie windet sich aus meinem Griff und greift sich einen gut aussehnenden blonden Mann, der vor ihr in der Schlange steht.

Gemeinsam gehen sie in die Bar. Der blonde Mann sieht aus, als hätte er im Lotto gewonnen.

Cassandra schüttelt den Kopf. »Sehr gut gemacht, junger Mr Blackwell. Aber merk dir eines: Sag einer Frau nie, dass du Spaß mit ihr hattest.«

»Ich werde in Zukunft daran denken.«

Cassandra hängt sich bei mir ein. »Hör mal«, sie führt mich vom Club weg, »so wie sie sich gerade verhalten hat – so bin ich nicht. Ich will keinen festen Freund. Ich will keinen Mann, der mir Blumen schenkt. Ich werde dich nicht um drei Uhr nachts tränenüberströmt anrufen. Ich will nur, was ich will. Verstanden?« Sie wirft mir einen brennenden Blick zu.

Meine Güte – ich brauche weiß Gott ein Ventil. Den ganzen Tag hat wie alle Tage das Chaos in mir gewütet, und ich muss mich abreagieren.

»Ich begleite dich heim«, sage ich.

»Und du kommst noch auf einen Drink zu mir hoch?«

»Ja.«

Cassandra wohnt in einem silberfarbenen Apartmentblock, nicht weit von dem Club entfernt.

Als wir in den Aufzug treten, werde ich nervös. »Hör mal«, sage ich, als die Lifttür aufgeht. »Nur ein Drink, okay? Dann gehe ich.«

»Wie du meinst«, erwidert sie und führt mich in den Flur. »Nur ein Drink. Aber eines würde ich dir gern noch zeigen.«

»Was denn?«

»Eine Überraschung.«