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Ich gehe mit Louise zu einem Diner gleich um die Ecke. Es ist berühmt für seine Hamburger und Chili-Fritten, aber es gibt auch Steak und Eier in sämtlichen Variationen.
Meine Mitbewohner sagen mir immer wieder, dass ich zu meinen Zufallsbekanntschaften zu nett bin. Aber ich kann doch nicht eine Frau vögeln und sie dann ohne Frühstück aus der Wohnung werfen. Ich respektiere Frauen. Jedenfalls dachte ich das bislang.
Als wir uns in eine der mit Leder gepolsterten Nischen setzen, stelle ich bedrückt fest, dass mich Louise mit großen, glasigen Augen und schiefem Lächeln anschmachtet.
»Dir ist schon klar, was gerade passiert ist, oder?«, frage ich und reiche ihr eine laminierte Speisekarte.
»O ja. Ja, ja, ja.« Sie stützt die Arme auf, legt das Kinn in die Hände und starrt mich an.
»Nein, ich glaube, du hast es nicht kapiert. Ich habe dich gerade extrem respektlos gevögelt.«
»Das stimmt«, erwidert sie atemlos und überfliegt die Karte.
Ich nehme sie ihr weg. »Du kapierst es immer noch nicht. Aus uns wird nicht die Liebesgeschichte des Jahrhunderts. Hast du das verstanden?«
»Aber es könnte doch …«
»Nein, das wird es nicht. Ich will dir nichts vormachen. Die meisten Männer sagen den Frauen nicht die Wahrheit, ich schon. Männer haben gern Sex. Es bedeutet ihnen nichts, egal wie gut der Sex war.«
»Aber er war wirklich sehr gut.«
Ich senke die Stimme. »Egal wie gut er war, es hat überhaupt nichts zu bedeuten, okay? Es wird kein weiteres Mal dazu kommen.«
Louise’ Miene verdüstert sich. »Aber warum lädst du mich dann zum Frühstück ein?«
»Weil ich dafür sorgen wollte, dass du etwas zu essen bekommst. Du bist die ganze Nacht auf gewesen. Du siehst nicht gerade so aus, als ginge es dir gut.«
»Ach so.« Sie beschäftigt sich wieder mit der Karte.
Mein Magen verkrampft sich. »Es tut mir leid«, sage ich, »dass ich dir das antue, aber …«
»Es hat mir gefallen«, erklärt sie der Speisekarte. Sie atmet tief durch, sieht mich an und schenkt mir ein herzzerreißend zerbrechliches Lächeln. »Was nimmst du?«
»Ein Steak und Rührei. Das solltest du auch tun, es schmeckt gut.«
»Kommst du oft mit Frauen hierher?«
»Hierher nicht. Du bist die erste.«
Ich bemerke, dass sie sich darüber freut. Sie richtet sich ein bisschen auf und lächelt.
»Aber das hat nichts zu bedeuten, Louise, okay? Glaub mir, ich bin nicht der Richtige für dich.«
»Gibt es denn ein anderes Mädchen?«
»Nein. Ich bin für keine der Richtige.«