Der Schatten des Gebäudes war länger geworden und erstreckte sich über den Sandstrand zum Meer hin. Weit draußen glitten zwei Boote in großem Abstand voneinander südwärts. Parker stand auf und ging hin und her, und Lesley sah ihm zu. Nach einer Weile blieb er stehen, legte die Hand auf das Balkongeländer und schaute aufs Meer hinaus. »Das Haus von dieser Mrs. Fritz«, sagte er. »Ich stelle mir vor, dass es am Meer liegt, aber keinen eigenen Strand hat.«
»Nein, hat es nicht.« Es klang ein wenig überrascht. »In dem Bereich gibt es eine Ufermauer. Es ist nicht weit von der Stelle, wo vor ein paar Jahren ein führerlos treibendes Frachtschiff auf eine Terrasse aufgelaufen ist.«
»Ich kenne diese Typen«, sagte Parker. »Die haben es gern knallig. Denen wird das Haus von Mrs. Fritz zusagen, weil es kein kommerzieller Bereich ist, der sich nie ganz kontrollieren lässt. Es wird ihnen gefallen, weil sie vom Meer her kommen und wieder aufs Meer hinaus verschwinden können, um dann sofort in ihrem eigenen Haus unterzukriechen, während die anderen den ganzen Atlantik nach ihnen absuchen.«
»So einfach ist das nicht«, beharrte sie.
»Die rechnen nicht damit, dass es einfach wird. Die rechnen damit, dass es ein hartes Stück Arbeit wird, und das ist der Grund, warum es knallig zugehen wird. Ich weiß nicht, was genau sie vorhaben, aber es wird einschlagen wie eine Bombe.«
»Wenn Sie damit meinen, dass die Leute Angst kriegen«, sagte Lesley, »muss ich Ihnen sagen, dass es schon einiges braucht, um die Leute von Palm Beach in Angst und Schrecken zu versetzen. Vor nicht allzu langer Zeit hatten wir hier am Strand so eine Miliz von Achtzigjährigen, die in ihren weißen Hosen und mit ihren Großwildjagdgewehren auf dem Sand exerziert haben und Castro zurückschlagen wollten.«
»Ihr Glück, dass sich Castro nicht hat blicken lassen«, sagte Parker. »Aber der springende Punkt ist, dass nicht ich die Klunker klauen werde, sondern Melander und seine Komplizen. Ich brauche keinen Plan, ich muss nur wissen, wie denen ihrer aussieht. Aber ich kenne sie, ich weiß, in welcher Branche sie sind, ich weiß, dass sie sich ihrer Sache sicher genug sind, um ihr ganzes Geld dafür einzusetzen, und ich weiß, wie sie ticken. Die werden sich nicht mit Banktresoren rumärgern und auch nicht versuchen, mitten in einem riesigen Hotel auf seinem riesigen Grundstück loszuschlagen. Ein gepanzerter Wagen auf dieser Insel ist hoffnungslos — wohin sollte man ihn bringen? Also bleibt nur Mrs. Fritz übrig, in einem Privathaus am Meer mit einer Ufermauer davor. Dort werden sie’s machen, die Frage ist nur, wann.«
»Wenn alle heimgegangen sind«, mutmaßte Lesley, »und bevor der Schmuck wieder in den gepanzerten Wagen umgeladen wird.«
»Nein. Ich sag Ihnen doch, das sind Typen, die’s gern krachen lassen, die schleichen sich nicht rein und wieder raus. Eine Menge aufgebrezelter reicher Leute an einem Ort, die ihre eigenen teuren Juwelen tragen. Das ist der richtige Zeitpunkt, um zuzuschlagen — wenn man den größten Ärger machen, die größte Panik auslösen kann. Was tun ein paar Wachleute, wenn tausend wichtige Leute schreiend hin und her laufen?«
»Ich weiß nicht«, sagte sie.
»Jedenfalls werden sie nicht wild herumballern.«
»Nein, wahrscheinlich nicht.«
»Zeigen Sie mir Mrs. Fritz’ Haus.«
»Ich kann Sie da nicht reinbringen«, sagte sie überrascht. »Es steht nicht zum Verkauf.«
»Fahren Sie mich dran vorbei.«
»Da werden Sie nicht viel sehen, aber von mir aus. Wir nehmen meinen Wagen. Aber vorher sollten Sie Ihren irgendwo in den Schatten stellen.«
»Gut.«
Sie stand auf und schaute aufs Meer hinaus. »Was meinen Sie, werden die das wirklich durchziehen? Vom Meer her?«
»Das ist ihr Stil.«
»Wie James Bond.«
Er schüttelte den Kopf. »Mehr wie Der weiße Hai«, sagte er.