»Hey, Percy, komm hierhin! Fuß!«
Wie gesagt, Percy hält sich für den Größten, was daran liegen könnte, dass ich ihm von früh bis spät erzähle, wie großartig er ist. Hinzukommt, dass er ein ausgesprochen freundlicher Hund ist und vorbehaltlos auf alles, was zwei Beine hat, zustürmt, um gekrault oder bespielt zu werden. Auch bei Mordverdächtigen macht er da keine Ausnahme. So auch nicht bei Reginald Travers, der im Licht einer Laterne rauchend im morgendämmrigen Innenhof der Schule saß und bis jetzt ungestört in seiner Zeitung gelesen hatte.
»Lass das, geh weg! Ich will nicht angeschnuppert werden! Los verzieht dich«, knurrte er Percy an, wobei er mit der, wie ich annahm, neuesten Ausgabe des Ashford Daily vor seiner Nase herumwedelte, als sei Percy eine aufdringliche Wespe.
»Percy!«, versuchte ich erneut mein Glück.
An dieser Stelle möchte ich noch mal betonen, dass mein Percy aufs Wort hört. Eigentlich fast immer. Weil er aber ein Irish Terrier ist, muss der Befehl in seinen Augen jedoch auch einen nachvollziehbaren Sinn ergeben. Diese Grundvoraussetzung erfüllt ein Befehl in Percys Welt zum Beispiel selten, wenn ein interessanter Hund, ein Mensch, ein rennendes Häschen oder eine davonfliegende Möwe auf verführerische Art und Weise seinen Weg kreuzt. Und auch in diesem Moment konnte Percy die Sinnhaftigkeit meines Rückrufs absolut nicht nachvollziehen, wo ihn doch der nette Herr so freundlich mit der Zeitung zum Spielen aufforderte.
»Kannst du wohl mal deinen Hund hier wegholen?«, schimpfte Mr Travers ärgerlich. Deshalb rannte ich schnell zu ihm, fasste Percy am Halsband und entschuldigte mich.
»Jaja, der will nur spielen. Nicht wahr?« Der war aber heute Morgen unversöhnlich. »Das ist doch die Dauerausrede von allen Haltern schlecht erzogener Hunde.«
»Davon abgesehen, dass er wirklich nur spielen wollte, tut es mir trotzdem leid.«
»Seit wann dürfen Hunde überhaupt in die Schule mitgebracht werden?« Mr Travers schnippte achtlos seinen Zigarettenstummel auf den Kiesweg.
»Seitdem er als Detektivhund für Mauds und Olivias Theaterstück engagiert worden ist«, trällerte Willow wie ein Rotkehlchen in der Frühlingssonne, bückte sich, hob den Stummel auf und präsentierte ihn Mr Travers wie ein Pralinenkonfekt. »Ich glaube, Sie haben da gerade etwas verloren. So ein Stummel ist eine ökologische Vollkatastrophe und gehört in den Müll. Ihr Freund Mr Portland hält interessante Vorlesungen zu dem Thema. Umweltschutz, meine ich. Aber das wissen Sie ja.«
Mit einem Blick, als ob er Willow gleich mit Haut und Haaren verputzen wollte, beugte Reginald Travers sich vor, nahm ihr den Stummel ab und steckte ihn zähneknirschend zu den Zigaretten in seine Packung. Durch seine Bewegung hatte sich die Zeitung, die mittlerweile auf seinem Schoß gelandet war, verschoben und ein Blatt hatte sich vorwitzig zwischen den Zeitungsseiten hervorgedrängt. Vergilbt. Stockfleckig. Trotz Fotokopie beides zu erkennen. Eine kantige Jungmädchenhandschrift. Mir stockte der Atem.
»Darf ich mal?« Um jeglicher Verneinung zuvorzukommen, streckte ich schnell die Hand nach dem Papier aus und zog es heraus. Kommentarlos nahm Mr Travers die Zeitung auf und setzte seine Lektüre fort. Sein Kopf war schon längst wieder hinter der aufgeschlagenen Zeitung verschwunden, als er deutlich versöhnlicher murmelte: »Du kannst das Werbeblättchen behalten. Aber tut mir einen Gefallen und lasst mich jetzt in Ruhe!«
»Was ist das?«, flüsterte mir Willow über die Schulter zu, während Percy ungeduldig am Halsband zerrte. Auf die Gesellschaft dieses schlecht gelaunten Zweibeiners hatte er keine Lust mehr.
Weil es mir im Moment alle Worte aus dem Hirn gewirbelt hatte, hielt ich Willow stumm das Papier entgegen. Leise raunend, begann sie zu lesen:
»Mein größtes Geheimnis. Ich vertraue es dem Gral der Erkenntnis als Zeichen meiner Treue an.«
Die Zeitung knisterte, als Mr Travers sie langsam in seinen Schoß sinken ließ. »Lies lauter!«, krächzte er.
Und Willow las lauter:
»Teddy war unser Kater. Zu Hause. In den letzten Ferien habe ich ihn gehen lassen. Alle haben gedacht, Teddy sei weggelaufen. Weil Katzen das nun mal gerne tun, hat mich niemand verdächtigt. Ich weiß nicht, ob meine Eltern und vor allem Sue, meine jüngere Schwester, mich verstanden hätten. Verziehen hätten sie es mir niemals. Tag für Tag hat der arme Teddy vor der verschlossenen Balkontür gesessen und sehnsüchtig den Bienen zugesehen, wie sie von Blumenkasten zu Blumenkasten, von Nelkenblüte zu Nelkenblüte gesummt sind, bis sie genug hatten und mit freudigen Kapriolen in den Garten abgedüst sind. Er hat mir so leidgetan. Was er wollte, war das, was die Bienen hatten: Freiheit. Und wer waren wir, ihm die vorzuenthalten? Er wollte durch das hohe Gras schleichen, Mäuse und Vögel jagen. Was Katzen seit Jahrtausenden eben so tun. Eines Tages konnte ich seine traurigen Augen einfach nicht mehr ertragen und da habe ich die Balkontür aufgestoßen und er hat nicht lange gezögert, sondern ist mit großen Sätzen auf und davon. Die Welt erobern. Er ist nicht zurückgekommen. Ich habe ihm die Freiheit geschenkt, weil ich ihm das schuldig war. Sue hat wochenlang geweint.
Maud Wilkins«
Plötzlich kicherte Reginald Travers los. Seine Schultern bebten, Tränen liefen ihm über die Wangen. Er schüttelte sich förmlich aus vor Lachen. »Das war Mauds Geheimnis? Sie hat einen Kater freigelassen? Das ist ja lächerlich!«
Er ist erleichtert, musste ich augenblicklich denken. Er hat befürchtet, dass ich sein Geheimnis in Händen halten würde. Deshalb diese überspannte, geradezu irre Reaktion.
»Verglichen mit den anderen Geheimnissen wirkt das hier wirklich relativ harmlos«, machte Willow sich an die Analyse und warf ihre Locken über die Schulter. »Ich würde sagen, normaler, wenn man bedenkt, wie alt Sie alle damals gewesen sind. Sechzehn?«
»Wann sind Sie in Ashford angekommen, Mr Travers?« Es war gewagt, ihm diese Frage zu stellen. Das wusste ich, aber ich ahnte auch, dass sich mir nie wieder eine bessere Chance bieten würde, ihn zu überrumpeln.
Er wischte sich mit dem Handrücken die Tränen unter den Augen weg. »Das weißt du doch. Montagfrüh.«
»Zu diesem Zeitpunkt sind Sie im Little Treasure zum Frühstück gewesen. Und Sie waren ganz bestimmt nicht schon viel früher hier? Am Sonntag vielleicht? Oder noch früher?«
»Sag mal, auf was willst du eigentlich hinaus?« Mr Travers’ gute Laune hatte sich ziemlich rasch in Luft aufgelöst, sein Gesicht war mit einem Wimpernschlag wie zu Stein erstarrt. »Hältst du mich etwa für einen Mörder?«
Seine eiskalten Augen bohrten sich in meine und ich tat alles, um nicht einzuknicken, nicht wegzugucken. Auch wenn mein Atem raste, als ob ich gerade einen Marathon hinter mich gebracht hätte, ich musste ruhig wirken, gelassen, selbstsicher. Willow trat angespannt von einem Fuß auf den anderen. Percy hatte aufgehört, am Halsband zu ziehen, sondern saß jetzt vor mir, gespannt wie ein Flitzebogen. Zur Verteidigung bereit. Hunde und vor allem mein Percy reagieren unglaublich sensibel auf Stimmungen.
»Ich beweise es dir!«
Ich hatte gewonnen. Seine linke Hand war in eine der Seitentaschen seiner Motorradlederjacke gefahren. Als er sie wieder hervorzog, fischte er mit der rechten zwischen Kaugummipapier, einer Büroklammer und einem Taschenmesser ein zusammengeknülltes Papierchen hervor. Nachdem er die anderen Dinge wieder zurückgesteckt hatte, strich er das Papierchen auf seinem Oberschenkel glatt, bevor er es mir reichte. »Die Quittung von der Tankstelle, bei der ich auf meinem Weg von London hierher getankt habe. Wie du siehst, war das gegen halb acht Uhr morgens. Und zwar am Montag. Wie bitte, hätte ich da schon am Sonntag hier sein können?«
Unbeeindruckt betrachtete ich die Tankquittung, bevor ich sie ihm wortlos zurückgab.
Was er offensichtlich als Zugeständnis interpretierte, denn er schnaubte: »Noch mal so ein Spruch von dir und du hast schneller ’ne Verleumdungsklage am Hals, als du gucken kannst. Ja?«
Obwohl ich zustimmend nickte, dachte ich genau das Gegenteil. Die Quittung bewies nämlich gar nichts, wie ich später auch Willow darlegte. Klar, er hatte kurz vor halb acht am Montagmorgen in Exeter getankt. Vielleicht war er wirklich mitten in der Nacht aufgestanden und von London hierhergefahren. Vielleicht hatte er wirklich in Exeter tanken müssen. Vielleicht war er aber schon längst hier gewesen, hatte irgendwo übernachtet und war dann von hier aus zu nachtschlafender Zeit nach Exeter aufgebrochen, um sich dort diese Tankquittung als Alibi zu beschaffen. Dann war er wieder hierhergekommen, diesmal ins Little Treasures, um uns vorzuspielen, wie erschöpft und müde er nach der nächtlichen Motorradfahrt von London war, damit wir sein Alibi später bestätigen konnten. Alles andere als wasserdicht, würde Tante Clarissa urteilen, wäre sie jetzt hier, und da musste ich ihr zustimmen.
»Wie bitte?«, fragte ich irritiert. Seinem fordernden Blick nach zu urteilen, hatte er etwas zu mir gesagt, auf das er eine Antwort erwartete.
»Du solltest dich besser fragen, wer diesen Wisch und warum ausgerechnet mir in die Zeitung gesteckt hat. Ich war es nämlich ganz bestimmt nicht selber«, wiederholte Mr Travers wutschnaubend. »Falls es das ist, was du denkst.«
»Berechtigte Frage«, stimmte Willow ihm zu und schlang den Mantel fest um sich. Heute Morgen war es echt fies kalt.
Mit einem »Das ist ja hier das reinste Irrenhaus!« stand er auf, riss mir Mauds Geständnis aus der Hand, bevor ich ihn daran hindern konnte, und stampfte entschlossen ins Schulgebäude.
»Hinterher!«, zischte ich und schärfte Percy noch mal schnell ein: »Du bleibst jetzt schön bei Fuß, mein Freund.«
Ungefähr zehn Meter von uns entfernt hallte uns Mr Travers’ erzürnte Stimme über den Korridor entgegen. Er musste direkt in die Arme von Inspektor Elliott und Mr Plunkett gelaufen sein. »Hier! Diesen Scheiß hat jemand in meine Zeitung gesteckt, Herr Inspektor.« Wütend fuhr er sich über die kurz geschorenen Haare.
Blitzschnell schob ich Willow vor mir in eine der vielen Fensternischen. Percy hatte meine Ansage von eben total verinnerlicht, weshalb er auch ohne jedes Kommando an meinem Bein klebte wie Kerzenwachs. Guter Percy!!!
»Wollen Sie sich das nicht mal genauer ansehen?«
Vorsichtig spähte ich um die Ecke und sah gerade noch, wie Inspektor Elliott einen kurzen Blick auf das Papier in Mr Travers’ Hand warf, um dann zur wortlosen Erklärung seine rechte Hand hochzuheben, in der er einen ganzen Stapel Papiere hielt.
»Wie? Was soll das? Mauds Geständnis in zigfacher Ausfertigung?«, stammelte Mr Travers überfordert. Das hatte er wohl nicht erwartet.
»In jeder Ausgabe des Ashford Daily, die wir hier in der Schule finden konnten, steckte eine Fotokopie von Mrs Wilkins’ Geheimnis«, löste Inspektor Elliot das Rätsel auf.
Willow und ich sahen uns an. Ich glaube, ich hatte bestimmt vor Erstaunen die Augen so weit aufgerissen wie Mühlräder, während Willow dazu noch den Mund zu einem riesengroßen, leisen, runden »OH!« geformt hatte.
»Tss!«, stieß Mr Travers ungläubig aus. »Wie …?«
»Ganz einfach, Reginald«, mischte sich jetzt Mr Plunkett in das Gespräch ein. »Der Zeitungsbote wirft jeden Morgen ein Paket Zeitungen vor die Portiersloge. Normalerweise bin ich derjenige, der es reinholt, weil ich ein Frühaufsteher bin. Heute Morgen war es nicht da, wo es sein sollte. Sondern es lag da vorne …« Gerade noch rechtzeitig konnten Willow und ich abtauchen, bevor einer der drei Männer uns entdeckte. Denn Mr Plunkett hatte in unsere Richtung genickt und die zwei anderen waren seinem Blick gefolgt.
»… auf der Truhe in der Fensternische.«
Langsam drehte ich meinen Kopf zu der Truhe in unserem Rücken. Wenn die reden könnte …
»Die Kordeln waren durchtrennt, das Paket geöffnet. Ich habe mir nur dabei gedacht, dass jemand nicht warten wollte und sich schon seine Zeitung vor dem Frühstück geholt hat.«
Die nächsten Sätze gingen in dem Tumult unter, den ein Pulk jüngerer Schüler aus dem Südturm auf ihrem Weg zum Speisesaal veranstaltete. Zum Glück wunderte sich keiner von ihnen darüber, dass wir uns in einer der Fensternischen an der Wand plattdrückten wie die Flundern. Kaum war der Schwarm Schüler genau zwischen uns und den drei Männern (ein perfekter Sichtschutz), packte ich Willow und rief: »Komm, wir müssen mit Maud sprechen. Vielleicht weiß sie noch gar nicht, dass ihr Geheimnis keines mehr ist! Wenn wir uns beeilen, schaffen wir es, vor Inspektor Elliott bei ihr zu sein.«
Immer zwei Stufen auf einmal nehmend, rasten wir die Treppe bis zur ersten Etage hoch, dann weiter über den breiten Gang vorbei am Musiksaal, die nächste Treppe wieder runter, die paar Meter bis zum Aufgang zum Westturm und dann die Stufen hoch. Der Einzige, dem die Rennerei am frühen Morgen richtig Spaß zu machen schien, war Percy. Mit hängender Zunge, aber übermütig wie ein junges Fohlen sauste er neben Willow und mir den Flur entlang, der zu dem Abzweig mit der Zimmerflucht führte, in der Maud untergebracht war.
»Pssst! Was soll denn der Radau?«, bremste Sergeant Oaks uns schon aus, da sprangen wir gerade erst die fünf Stufen zu dem kleinen Gang mit den vier Zimmern und der Rumpelkammer hoch. »Mrs Wilkins schläft noch.«
Jede Wette, dass er das bis gerade auch getan hatte. Gähnend rieb er sich den Schlaf aus den Augen und richtete sich in dem breiten Sessel auf, der ihm während seiner Wache als Sitzgelegenheit diente. Oder besser als Schlafplatz, wie ich ihn kannte.
»Sicher?« Willow warf einen fragenden Blick auf die Uhr. »Dann verpasst sie ja das Frühstück.«
In diesem Moment öffnete sich die Tür mit einem markerschütternden Kreischen und Maud steckte ihren Kopf hinaus. »Ich habe mir doch gleich gedacht, dass ihr das seid. Guten Morgen, Sergeant Oaks!«
»Madam!« Mit für ihn absolut untypischer Schnelligkeit sprang Sergeant Oaks auf die Füße, setzte sich seinen Helm auf und salutierte.
Maud trat zur Seite, damit wir durch die Tür schlüpfen konnten. »Kommt doch rein. Was führt euch denn so früh zu mir? Bitte, setzt euch!«
Mit ausgestreckter Hand deutete sie auf ihr gemachtes Bett. Während wir uns setzten, schaute ich mich um. Mauds Zimmer sah aus wie das Spiegelbild von Olivias Zimmer. Bett, Schreibtisch, auf dem eine Lampe den zugeklappten Laptop beschien, Waschbecken mit Spiegel, Waschzeug und Schminkutensilien, der große Schrank an der Wand. Alles da. Nur eben seitenverkehrt.
Auffordernd schaute sie uns an. »Ihr seid doch nicht grundlos hier raufgestiegen.«
Plötzlich wäre es mir sehr viel lieber gewesen, hätte ich es Inspektor Elliott überlassen, ihr zu eröffnen, dass nun auch ihr Geheimnis gelüftet worden war.
Zu meiner Überraschung preschte Willow vor, als ich mir noch die passenden Worte zurechtlegte. »Wir sind gekommen, um dir zu sagen, dass jetzt auch dein Geheimnis bekannt ist.«
»Ach, herrje!« Maud ließ sich auf den verschrammten, schlichten Schreibtischstuhl sinken, griff sich mit beiden Händen ins Haar und raufte es kopfschüttelnd. »Teddy.«
»Ja«, bestätigte ich, um auch etwas zu sagen.
»Na ja, meine Eltern leben nicht mehr und ich denke, Sue, also meine Schwester, wird schon eine Weile ziemlich sauer auf mich sein, aber sie sollte heute erwachsen genug sein, um mir zu verzeihen. Damals hätte sie besser nichts davon wissen sollen.« Als hätte sie sich die Hand an einer heißen Herdplatte verbrannt, schüttelte sie sie und stieß dabei hörbar Luft aus.
»Teddy war Sues Kater?« Mit zwei Sprüngen hopste Willow auf der Matratze nach hinten, bis sie die Wand im Rücken spürte, und schlug die ausgestreckten Beine übereinander.
»Genau. Sue ist ein kränkliches Kind gewesen, das viel Zeit im Bett verbringen musste. Zur Gesellschaft haben meine Eltern ihr Teddy gekauft. Und natürlich wurde der Kater schnell zu ihrem Ein und Alles. Und ja …« Entschuldigend zog Maud die linke Schulter hoch. »Vielleicht oder besser: wahrscheinlich hätte ich Teddy nicht die Freiheit schenken sollen. Wenn man bedenkt, wie untröstlich Sue war, als er nicht zurückkam. Aber auf der anderen Seite: Das ist doch kein Leben für einen Kater. Eingesperrt in einer kleinen Wohnung. Ich fand es einfach nicht gerecht, dass die Liebe und die Zuwendung, die er Sue schenkte, mit lebenslang bestraft wurde.«
Vor der Tür hörten wir Stimmen, kurz darauf wurde geklopft.
»Das wird wohl der Inspektor sein«, überlegte Maud, stand auf und öffnete. »Guten Morgen, Herr Inspektor!«
»Guten Morgen, Mrs Wilkins.« Als er uns auf Mauds Bett sitzen sah, verdrehte Inspektor Elliott kopfschüttelnd die Augen, um sie dann auf Maud zu richten. »Die beiden Klatschbasen sind mir zuvorgekommen?«
»Wenn Sie damit meinen, dass die Mädchen mich darauf vorbereit haben, dass seit heute Morgen alle über Teddy Bescheid wissen, dann ja.«
»Wir müssen los«, entschuldigte ich uns schnell. »Unser Workshop fängt gleich an.« Was nicht gelogen war.
Eilig schoben wir uns an dem Inspektor vorbei, sodass wir ihn gerade noch sagen hören konnten: »Der Mörder treibt seine Spielchen mit uns. Aber da hat er sich den Falschen ausgesucht.« Dann schloss Sergeant Oaks mit gewichtiger Miene die Tür hinter uns und wir rannten los, um es noch rechtzeitig zum Umweltworkshop zu schaffen.