Einstimmung – um zu heilen, müssen wir auch dem Unbequemen Platz machen

Wer sehnt sich nicht danach, glücklich zu sein? In Frieden mit sich und der Welt? Frei von Angst? In den sozialen Medien hören wir oft, dass wir uns einfach auf das Gute fokussieren sollten: good vibes only. Glücklich zu sein – so wird es uns verkauft – erreichen wir am besten, indem wir das Unbequeme und Negative ausschließen.

Viele wissen inzwischen, dass es auch kontraproduktiv sein kann, jemanden zu einem Lächeln zu zwingen oder Ängste kleinzureden. Doch die wenigsten wissen, dass es sogar einen positiven Effekt haben kann, wenn wir uns erlauben, unsere »negativen Vibes« auf eine passende Weise auszudrücken.

Dafür gibt es viele Beispiele aus der Forschung und aus der Therapie, doch eine Studie fand ich besonders spannend. Leider empfinden insbesondere Jungs Scham, wenn sie weinen. In einer Studie an der Indiana University Bloomington mit Football-Spielern5 fand ein Forscherteam heraus, dass diejenigen Spieler, die sich und anderen nach einer Niederlage erlaubten zu weinen, besser mit Druck umgehen konnten. Außerdem hatten sie ein höheres Selbstwertgefühl. Manche Emotionen bauen in uns einen unangenehmen Druck auf, weil wir uns für sie schämen. Doch wenn wir aufhören, uns selbst zu zensieren, können wir sie besser verarbeiten.

Der Weg zu Glück und Zufriedenheit führt auch durch emotionale Täler: Wir sind nur dann mutig, wenn wir uns unseren Ängsten stellen. Wir können nur etwas anders machen, wenn wir uns unserer Vergangenheit, unseren Triggern und unseren Mustern bewusst sind.

In diesem ersten Teil geht es um die inneren Blockaden, die uns zurückhalten und sabotieren. Manchmal verletzen wir andere, indem wir blockieren; doch aus meiner Erfahrung liegen in diesen Blockaden auch Lernaufgaben und Ressourcen für gesunde Beziehungen. Wir haben die Wahl, ob wir uns durch unsere Vergangenheit, unser Unwissen oder unsere Schuldgefühle gegenseitig verletzen, oder ob wir sie nutzen, um mehr übereinander zu erfahren und ehrlichere Verbindungen zu kreieren.