Ein anderes Gemach.
Manfred. Hermann.
HERMANN.
Ihr hießt um Sonnenuntergang mich warten;
Sie neigt sich hinter das Gebirge.
MANFRED.
Schon?
Ich will sie sehn.
Er tritt ans Fenster.
Glorreicher Ball! der Abgott[43]
Der jungen Welt, der starken, unerkrankten
Urmenschheit, – Riesensöhn' aus der Umarmung
Von Engeln und von Weibern, welche, schöner
Als Engel, die verführten Geister lockten
Zur Erde, bis sie nie rückkehren konnten.
Glorreicher Ball! du wurdest angebetet,
Eh' deiner Schöpfung Rätsel offenbart war.
Du frühster Bote des Allmächtigen!
Du machtest auf Chaldäas Bergeshöhn
Das Herz der Hirten fröhlich, bis in Psalmen
Sie sich ergossen. Du sichtbarer Gott
Und Stellvertreter jenes Unbekannten,
Der dich zum Schatten wählte! – Haupt der Sterne
Und Centrum vieler Sterne, das der Erde
Bestand verleiht und mildert Farb' und Herz
All derer, die in deinen Strahlen wandeln!
Vater der Jahreszeiten! Fürst der Zonen
Und dessen, was drin lebt! – Denn fern und nah
Hat eine Färbung unser Geist von dir,
Wie unser äußrer Leib. – Du gehest auf
Und scheinst und sinkst in Herrlichkeit! – Lebwohl;
Ich seh' dich heut zuletzt. Mein erster Blick
Voll Lieb' und Staunen war für dich, – so nimm
Den letzten auch! nie wirst du Einem leuchten,
Dem das Geschenk des Lebens und der Wärme
Verhängnißvoller war. – Sie ist hinab...
Ich folge.
Er geht.[44]