Jared
N ur am Rande nehme ich wahr, dass Sam mit einer Kippe im Mund auf dem künstlichen Wasserfall über uns sitzt und uns beobachtet.
Die anderen sind alle unterwegs, außer Sam, Simona, Liv und ich. Frost hat Sarah vor zwei Stunden zu ihrem Termin in Milas Praxis gefahren. Eigentlich hatte Sam diesen Job übernehmen wollen, doch Sarah hatte auf ihren Halbbruder bestanden, da sie sich sicher gewesen war, dass Sam sie am Ende nicht alleine hoch in die Praxis gehen lassen würde.
Wieder sehe ich kurz zu ihm hoch und muss Sarah zustimmen. Obwohl Simona und Liv gerade die Show ihres Lebens vor uns im Wasser aufführen, sind seine Augen zwar auf die beiden gerichtet, aber mit den Gedanken ist er ganz woanders.
»Jared, komm schon«, wispert Simona und versucht mich mit ihrem feurigen Blick und dem langen, nassen Haar, das über ihren Brüsten liegt, zu sich zu dirigieren. Nur ihre steifen Nippel blitzen darunter hervor.
Ich löse meine Arme vom Beckenrand und gehe im Wasser langsam auf die beiden zu. Liv hat die Augen geschlossen, während Simonas Finger im Wasser Dinge mit ihrer Muschi anstellen, die sie stöhnen lassen. Mein Kopf ist so durch, seit Sarah und Frost gefahren sind, dass ich es war, der vorschlug eine kleine Session in unserem Schwimmbad zu starten. Jetzt sehe ich den beiden seit geschlagenen dreißig Minuten zu, habe einen Ständer und kann doch nur an Mila denken. Es ist zum kotzen!
»Baby«, flüstert Simona, als ich sie hinter Liv hervorziehe, die ihre Augen aufreißt und mich vorwurfsvoll ansieht.
Ich nehme ihr Kinn in meine Hand, während ich Simona neben mich ziehe. »Sei nicht sauer, Sweetheart. Du kommst auch gleich dran.« Simonas Hand wandert zu meinem Schwanz und ihre Zunge fährt über meinen Hals.
»Du hast es ganz schön nötig im Moment, Jared«, keucht sie, als ich meine Finger ohne Vorwarnung in sie schiebe. »Fuck, Baby!« Sie lässt ihren Kopf in den Nacken fallen und massiert mich heftiger.
»Dreh dich um.« Sofort kommt sie meiner Aufforderung nach und ich packe ihre Hüften mit meinen Händen. Noch während Liv sich vor ihr aufbaut, und ihr die Zunge in den Mund steckt, dringe ich in sie ein.
»Stören wir?«
Shit! Sarah und … Mila.
Die beiden sehen zu mir und den Ladys und ich schnalle es im ersten Moment gar nicht richtig und stoße weiter in Simona, die sich in keiner Weise von dem unerwarteten Besuch stören lässt. Einzig Milas weit aufgerissene dunkle Augen nehme ich wahr. Plötzlich klatscht Sam über uns in die Hände und fängt dunkel an zu lachen. Erst da ziehe ich mich aus Simona zurück und übergebe sie an Liv. Fuck, fuck, fuck!
»Wir warten dann mal draußen«, ruft Sarah, schüttelt unmerklich den Kopf und zieht Mila mit sich hinaus.
»Was soll die Scheiße denn?«, fluche ich und kraule zur Treppe hinüber. Zeitgleich mit Sam erreiche ich die Tür.
»Das kann nicht ihr verdammter Ernst sein«, knurrt Sam.
»Lass Sarah in Ruhe.« Ich reiße die Tür auf und sie und Mila stehen an der Brüstung, während sie sich unterhalten. Fuck!
»Fire«, raunt Sam warnend. »Wir zwei müssen uns unterhalten.« Sie dreht sich zu ihm um, und in ihren Augen liegt ebensolch ein Feuer wie in Sams Blick.
Aber ich weiß, was Sams Problem ist. Ins Mothers bringen wir keine Fremden mit. Egal aus welchen Gründen. Ich weiß nur gerade nicht, ob ich mich darüber, oder überhaupt über die Tatsache, dass Mila hier steht, aufregen sollte. Sollte ich mich überhaupt aufregen?
Als Sam und Sarah von der Dachterrasse verschwunden sind, lege ich meine Hand auf Milas Schulter, die immer noch unbeirrt runter auf den Verkehr sieht. »Warum hast du meine Termine gestrichen?«
Langsam dreht sie sich zu mir und sieht mich von oben bis unten an. »Vielleicht, Mister Clark …«
»Lass doch diesen Mister-Clark-Scheiß«, raune ich. So langsam werde ich echt wütend.
»Trotzdem würde ich darauf bestehen, dass du dir erst etwas anziehst, bevor wir reden.« Ihre Augen fahren nach unten und erst in diesem Moment wird mir klar, dass ich völlig nackt vor ihr stehe, mit einem halb erigierten Penis.
Ich könnte sie jetzt einfach nehmen, ob sie will oder nicht. Könnte ihr tausend Emotionen entlocken und nicht dieses leere Gehabe.
»Jared?«
»Warte hier«, schnauze ich sie an, gehe rüber zur Sauna und greife mir einen der Bademäntel. Als ich wieder zu ihr komme, sitzt sie auf einem der Sessel. »Was willst du hier?«
»Mich entschuldigen. Hätte ich allerdings gewusst, dass du beschäftigt bist, wäre ich nicht gekommen.«
Meine Augen gleiten kurz rüber zum Schwimmbad. »Lass uns zu mir gehen.«
»Wir können uns auch gut hier unterhalten.«
»Können wir nicht! Es sei denn, du willst gleich mitmachen, wenn die beiden aus dem Wasser steigen und hier rauskommen.«
Sie verzieht den Mund, steht auf und folgt mir zum Aufzug. Kaum, dass wir uns darin gegenüberstehen, würde ich sie am liebsten an mich ziehen und mich von diesem Bademantel befreien. Zeitgleich möchte ich ihr den Hintern versohlen, weil sie sich so teilnahmslos gibt. Diese Frau ist ein einziges Mysterium.
»Denk nicht mal daran«, sagt sie und sieht mich fast von oben herab an.
»Ganz die Psychotante, was? Als ob du wüsstest, woran ich denke.«
»Das ist mehr als offensichtlich«, antwortet sie und deutet auf meine Mitte.
»Das ist nichts«, erkläre ich und lache. »Nur die Reste von gerade.« Ihre ausdruckslose Miene und ihre Art bringen mich auf die Palme. Warum denke ich überhaupt ständig an diese Frau? Sie hat nichts, was mich sonst anziehen würde. Außer ihren Körper. Die Türen öffnen sich, und von Frosts Seite hallt uns Sober von MADANII und Llucid entgegen. Geschmack hat er ja, der Durchgedrehte.
»Vielleicht ist das Timing schlecht«, höre ich Mila hinter mir, während ich auf meinen Gang zuhalte.
»Er war nie besser!« Ich stoße meine Tür auf, die zu meinen Zimmern führt, bleibe stehen und bedeute ihr, an mir vorbeizugehen. Kaum, dass sie auf meiner Höhe ist, und ich den Songtext des Stücks, das tierisch laut zu uns dringt, in mich aufsauge, weiß ich wieder, was mich so an dieser Frau fasziniert. Es sind ihre dunklen Augen. Dazu das verdammte Kribbeln, das nicht nur durch meinen Schwanz geht, wenn sie mir nah ist. Es ist das Gefühl, sie vor irgendetwas schützen zu wollen und ihr zeitgleich jeden Schmerz zuzufügen, den ich ihr mit meinem Körper zufügen kann. Süßen Schmerz. Geilen Schmerz. Schmerz, den sie genauso will wie ich.
Sie steht unbeeindruckt vor mir und sieht mir in die Augen. Ihre vollen, feuchten Lippen, dieser dunkle Blick, dazu Frosts Musik, die uns einhüllt … Als ich meine Hand ausstrecke, geht sie weiter.
Fuck! Wütend lasse ich die Tür zufallen und schließe Musik, Gier und Gefühle aus. Du willst spielen, Sweetheart? Dann spielen wir. »Die nächste rechts.«
Mila drückt die Tür zum Wohnzimmer auf, sieht sich kurz um und setzt sich dann auf einen der roten Ledersessel. »Ungewöhnlich.«
»Was?«, frage ich, während ich den Bademantel fallen lasse und mir meine Jeans von der Couch nehme. Scheiß doch drauf, ob es ihr widerstrebt, mich nackt zu sehen.
»Deine Einrichtung.«
»Sessel, Sofa, Computer. Was ist daran ungewöhnlich?« Nur in meiner Jeans werfe ich mich auf das Sofa ihr gegenüber und lege die Beine auf den Tisch. Was wird das hier überhaupt? Ich hoffe, Sam wird Sarah dafür kräftig den Hintern versohlen.
»Hier siehts aus wie im Puff«, sagt sie ohne die geringste Regung.
»Warst du schon im Puff? Kann ich mir kaum vorstellen.«
»Da hast du sicher recht.« Sie leckt sich über die Lippen und ich überlege, ob es wohl eine Strafe für sie wäre, wenn ich ihr jetzt und hier meinen Schwanz in den Mund schiebe.
»Wohnen die aus dem Schwimmbad auch hier?«
»Würde es dich stören?«
Sie zieht die Stirn kraus und schüttelt mit dem Kopf. »Nicht im Geringsten.«
»Warum interessiert es dich dann?«
»Ich habe Sarah versprochen, dass ich etwas gutmache. Es tut mir leid, Jared. Ich hätte selbst anrufen sollen, um dich darüber aufzuklären, dass ich beschlossen habe, dich an einen Kollegen zu verweisen.«
Ich lache spöttisch und greife nach der Kippenschachtel auf dem Tisch. Sams Schachtel. Ich rauche eigentlich nicht. Habe ich mir vor Jahren abgewöhnt. Jetzt brauche ich eine. Ich muss meine Finger beschäftigen. »Das wäre nicht nötig gewesen.«
»Nicht?«, fragt sie scheinheilig und schlägt die Beine in ihrem lächerlich kurzen Kleid übereinander.
»Es wäre nicht nötig gewesen, mich von deiner Liste zu schmeißen. Es war nicht der Rede wert, was an dem Abend passiert ist. Ich war nur aufgewühlt, wegen der Sache mit meinem Bruder und du warst gerade da.«
Nichteinmal jetzt zeigt sie eine Regung. Es scheint ihr völlig egal, dass ich unsere kurze Liaison runterrede. Vielleicht juckt es sie ja wirklich nicht.
»Egal wie es ist, ich halte es so für besser. Aber Sarah hat mich überzeugt. Aus ärztlicher Sicht war es nicht korrekt und genau deshalb bin ich hier.«
»Kennst du das Fest der ungebetenen Gäste?«, frage ich kalt und stecke mir die Kippe in den Mund.
»Was?«
Ich stehe auf, gehe zu der normalerweise selten genutzten Bar hinüber, und schenke mir einen Cognac ein. »Ich brauche keine Almosen, Mila. Niemand zwingt dich, mich zu therapieren, und erst recht habe ich nicht darum gebeten, dass du mir hier zu Hause eine Abschiedssitzung gibst.« Ich drehe mich zu ihr, lehne mich an die Bar und nehme einen großen Schluck. »Außer natürlich, du bist aus einem ganz anderen Grund hier, Sweetheart.« Meine Augen fahren über ihre Brüste, die sich wie immer deutlich unter ihrem engen Kleid abzeichnen. Scheiße ist sie heiß! Aber ich habe auch eine Scheißwut auf sie.
»Du bist ein noch größeres Arschloch, als ich dachte«, faucht sie und zum zweiten Mal erkenne ich Leben in diesem toten Gesicht.
»Keine Angst, ich habe eh gerade schon genug«, sage ich und deute auf meinen Schwanz. Diese Frau bringt mich echt auf die Palme.
»Es war wohl keine gute Idee, hierherzukommen. Ich rufe mir ein Taxi.« Sie steht auf und kramt in ihrer Tasche herum.
Ich leere das Glas aus, und als sie ihr Handy in der Hand hält, trete ich neben sie, nehme es kommentarlos an mich und werfe mich wieder auf die Couch. »Ich habe es mir anders überlegt. Du hast recht und schuldest mir etwas. Eine letzte Sitzung. Allerdings nach meinen Regeln, Mila.«
»Gib mir mein Telefon, Jared!«
»Eine volle Stunde. Danach fahre ich dich sogar persönlich nach Hause und du musst mich nie wiedersehen.«
»Ist das ein Versprechen?«, fragt sie seelenruhig und lehnt sich zurück.
»Eine Drohung, Mila. Aber das wirst auch du noch erkennen.«
Sie lacht leise. »Niemand droht mir und nach Hause komme ich schon alleine.« Ihr Blick fällt auf ihre Armbanduhr. »Eine Stunde und wir sind quitt.«
»Eine Stunde«, wiederhole ich und ziehe an der Kippe.
»Erzähl mir von dem Treffen mit deinem Bruder.«
Ich drücke die Zigarette in dem Blumentopf hinter mir auf der Fensterbank aus und sehe wieder zu ihr. »Er wurde rangenommen. Jeden verdammten Tag«, sage ich ebenso ausdruckslos wie sie.
Kurz geht eine Regung durch ihr Gesicht, die sofort wieder verschwindet. »Das ist furchtbar. Wie geht er damit um?«
»Ich sagte, das läuft nach meinen Regeln. Du stellst eine Frage, dann gebührt mir eine.«
»Weshalb sollte ich mich darauf einlassen?«
Ich grinse. »Weil du zum einen etwas gutzumachen hast und zum anderen würden die Behörden sich sicher dafür interessieren, dass du Termine nach dem Befüllen deiner Kaffeekasse gibst.«
»Du bist ein Schwein, Jared Clark.«
»Man hat mir schon schlimmere Namen gegeben. Also, Frau Doktor. Wie geht es unserem Freund Phil?«
Ihre Augen blitzen mich an, als würde sie mich mit ihnen töten wollen, doch dann atmet sie einmal tief durch und leckt sich über die Lippen. »Ich weiß es nicht. Nach dem Abend im Flow hat er mich in meinem Haus erwartet. Ich bin abgehauen. Seitdem geht er nicht mehr ans Telefon.«
»Was wollte er bei dir?« Was hat dieser Mistkerl in ihrer Wohnung gemacht, während ich sie an der Tür gefingert habe? Shane hatte doch gesagt, er wäre nach Hause gefahren.
»Du beherrschst dein eigenes Spiel nicht, Jared«, sagt sie brodelnd leise. »Die nächste Frage gehört wieder mir. Was ist aus eurer Pflegemutter geworden?«
Sie fühlt sich mir völlig überlegen. Wenn ich sie nur einmal in meinem Bett hätte. Nur einmal mit meinem Messer an ihr spielen dürfte. Dann würde sie sehen, wer hier das Sagen hat. Leider spüre ich instinktiv, dass ich mich damit selbst belüge. Ich will sie nicht bloß ficken. Ich will sie glücklich machen. Auf eine ganz bestimmte und irgendwie auch egoistische Weise. »Lebt noch dort, wo sie immer war. Shane hat sie genauso wie ich niemals angezeigt.«
»Warum nicht? Er ist ein erwachsener Mann.«
»Wo sind deine Eltern?« Ich erwarte eine besondere Regung, etwas, das sie von sich preisgibt, doch da kommt nichts.
»Ich habe schon lange keinen Kontakt mehr zu ihnen.«
»Das ist schade.«
»Nicht wirklich«, sagt sie fast kaltschnäuzig. »Und deine Familie?«
»Die lebt hier. Eine andere hatte ich nie.«
»Hat dich nie interessiert, wer deine Eltern sind?«
»So viel wie dich interessiert, was deine Eltern heute machen.«
»Wozu ist das hier eigentlich alles gut, Jared?«
»Ich war wieder dran.«
»Das war keine Frage zu deinem kindischen Spiel.«
»Etwas anderes verbindet uns aber nicht mehr.«
Sie sieht mich an und irgendetwas geht in ihrem Kopf vor. »Vergiss dieses Spiel und lass uns wie Erwachsene miteinander sprechen.«
»So erwachsen, wie mich von deiner Liste zu streichen? Bloß, weil meine Finger in dir waren?« Ich stehe auf und schenke mir einen weiteren Cognac ein. »Für dich auch eins?«
»Heute nicht, danke.«
Ich zucke mit den Schultern und leere das Glas. »Eine Sache würde mich interessieren, Doktor. Und zwar brennend.«
»Die da wäre?«
»Was erwartest du dir von der Zukunft, Mila? Gibt es etwas, für das du brennst?« Ich stelle mich dicht neben ihr auf und gehe in die Hocke. »Was schlummert da verborgen in dir, das dich antreibt?« Ich berühre sie nur mit meinem Atem und sehe, wie die Ader an ihrem Hals schneller schlägt. »Wir alle haben etwas, das wir niemand anderem sagen würden, für das wir aber fast alles tun würden. Mila.«
»Menschen helfen«, kommen die Worte leise und abgehakt aus ihrem Mund. »Nichts weiter, ich will nur den Menschen helfen.« Sie springt auf und der intime Moment ist vorbei. »Ich muss zurück in die Praxis, Jared.«
Auch ich stehe wieder auf und bin mir jetzt mehr als sicher, dass es nicht nur die Erfahrungen mit ihrem Vater sind, die sie tief in sich vergraben hat. Da ist noch etwas, und ich werde es aus ihr herausbekommen. Ob sie will oder nicht. Ich schnappe mir mein Achselshirt und streife es über. »Dann komm, wir wollen deine Patienten nicht warten lassen und ich verzichte auf die restlichen fünfzig Minuten.«