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wei Mal stand der Mond über dem Glas, zwei Mal war sie schon nicht mehr bei mir.
Zwei Tage und zwei Nächte, in denen weder meine Icelady noch sonst wer hier war. Dazu kein Paket, was im Umkehrschluss heißt: Kein Essen, kein Wasser, kein Nichts! Selbst die Wasserzufuhr im Bad haben sie mir gekappt. Ich weiß nicht, was mich wütender macht. Dass sie sich hier nicht blicken lässt, oder dass sie mich wie einen Gefangenen halten. Sogar Zweifel an meinen Jungs kommen in den letzten Stunden auf, seit ich wach geworden bin. Warum finden sie mich nicht? Ich weiß, wäre es Sam, Frost, Zuzanna, egal wer … ich würde Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um sie zu finden.
Ein Geräusch von der Eisentür. Ich springe auf und weiß eigentlich gar nicht, was ich machen will. Dicht hintereinander erscheinen Tiff, Pat und Paula. Ihr Grinsen könnte nicht größer sein und ich weiß nicht, ob es meinem halb nackten Körper gilt, oder einfach, weil sie mich hier gefangen halten.
»Baby«, züngelt Tiff, während die anderen ihr folgen. »Ich hätte ja andere Ideen für dich gehabt, aber die Chefin hat ihren eigenen Kopf.«
Chefin … Mila ist vieles, aber sie mir als Chefin der Germains vorzustellen, ist immer noch völlig irre. Kaum dass
Tiffs Gebrabbel endet, öffnet sich die Tür ein zweites Mal und zwei mir unbekannte Frauen plus Mila treten ein. Obwohl die fremden Mädchen in Hotpants und knappen dunklen Shirts eintreten, habe ich nur Augen für sie.
Die Frauen stellen einen großen Karton vor mir ab und platzieren sich um Tiff und ihre Gefolgschaft. Und Mila … sie scheint über alles erhaben. Ihre Black Jeans ist so eng, dass ich jeden Zentimeter ihrer Haut ausmachen kann. Dazu trägt sie Kampfstiefel. Das Shirt ist ebenfalls schwarz und schimmert. Als ich zu ihren Augen blicke, meine ich das Funkeln in den dunklen Teichen erkennen zu können. Fast identisch mit ihrem Shirt, das gerade mal ihre Brüste bedeckt. Das Haar trägt sie offen und es fällt in dicken Wellen über ihre Schultern. Fuck, Alter,
denke ich. Seit wann juckt es dich, was eine anhat. Normalerweise interessiert mich nur, wie schnell sie nackt ist.
»Durst?«, fragt Pat und Mila setzt sich auf den Stuhl vor der Liege, auf der ich sitze.
Ich lasse mir meine Nervosität nicht anmerken. Auf den Unterarmen abgestützt betrachte ich die Germains, als würde es mich eher belustigen, was sie hier versuchen, mit mir abzuziehen. Aber im Augenwinkel habe ich nur Mila. Shit! Jedes Mal, wenn ich sie sehe, macht sie mich mehr an.
»Er hat keinen Durst«, äußert Tiff und lehnt sich hinter Mila auf die Lehne. »Vielleicht fehlt ihm das Zwischenmenschliche mehr.« Sie deutet mit ihrer Zunge eine Sauerei an, doch ich lächle nur und hefte meine Augen wieder auf Mila.
»Fang an«, schallt ihre rauchige Stimme über das Feld und Pat und Paula beugen sich zu dem Karton.
»Was jetzt? Wieder Drogen?«, frage ich lässig. »Ihr wisst, wie ihr mir den Aufenthalt versüßt.« Fuck! Bitte nichts mehr von irgendwelchem Dreckszeug.
Mila beobachtet mich starr, ohne jeden Ausdruck und wieder stelle ich mir vor, wie ich sie mit einem von Sams Spielzeugen bestrafen könnte. So lange, bis sie mich darum
anfleht, in sie einzudringen. Sie zu lecken, ihren Kitzler …
»Freu dich nicht zu früh«, mault Paula und hievt mit Pat einen Schlauch aus dem Karton.
»Wollt ihr duschen, Ladys? Dafür hättet ihr keinen Schlauch mitbringen müssen«, sage ich und grinse. Was wird das jetzt wieder?
»Waterboarding«, sagt Mila und ich sehe sie schockiert an.
»Wenn du das überlebst und redselig bist, Baby«, säuselt Tiff, »gehe ich danach liebend gerne mit dir unter die Dusche.
»Macht ihn bereit.«
Den ersten Tritt kassiert Pat und ich bin nicht zimperlich. Scheiß auf Frauen schlägt man nicht!
Das kann nicht ihr verfickter Ernst sein! Pat krümmt sich kurz, richtet sich aber viel zu schnell wieder auf, und die anderen Frauen umkreisen mich. Alle bis auf Mila.
»Ich drehe J.E.D.E.R von euch den Hals um!«
Als ich ein Laden höre, gleiten meine Augen wieder zu Mila. Die Glock zielt wieder genau auf meinen Kopf. »Das machst du nicht«, knurre ich.
»Und ob sie das macht«, sagt eine der mir Unbekannten und während ich meine Icelady, die sie gerade voll verkörpert, anstarre, spüre ich hinter mir Hände, die mich an Armen und Beinen fesseln.
»Schließt den Schlauch an«, befiehlt Mila kalt und als Tiff den Hahn im Bad aufdreht und drei Frauen mich zusätzlich zu den Fesseln festhalten, beschließe ich, nichts zu tun.
Ich lasse mich sacken, sodass zwei der Frauen mich unter den Armen greifen, als ich mich auf die Liege fallen lasse. »Das ist eine riesige Scheiße, Mila«, knurre ich und behalte sie im Auge. »Eine Scheiße, die ich bei aller Scheiße in meinem Leben noch nie erlebt habe.«
»Fangt an«, sagt sie unbeeindruckt und deutet auf die zwei fremden Frauen, von der eine den Schlauch in der Hand hält.
»Egal, was du denkst zu wissen, du könntest nicht falscher
liegen«, raune ich. »Und diesen Moment hier, Mila! Den wirst du dein Leben lang nicht mehr vergessen.« Die andere tritt hinter mich und will meinen Nacken nach hinten durchbiegen, doch mit all meiner Kraft wehre ich mich dagegen. »Macht was ihr wollt, aber meine Augen, die bleiben bei dir!« Meine Stimme ist so kalt wie das Herz der Frau, die ich liebe und die ich anstarre.
Sie nickt und die Frauen packen meine Beine, drehen mich einmal um die eigene Achse und legen sie über die Lehne des zweiten Stuhls, den sie hinter die Liege gezogen haben. Doch egal, was sie machen, egal, ob ich jetzt meine Augen verrenken muss, um sie zu sehen, ich starre sie an und kann nicht glauben, was sie mit mir macht. Paula erscheint über mir und legt mir einen nassen Lappen über Mund und Nase.
»Hast du uns etwas zu sagen?«, fragt sie.
Ich rege mich nicht. Antworte nicht. Ich sehe in Milas Augen, und egal, was sie hier vorgibt, ich sehe, dass sie das hier eigentlich nicht will.
»Los«, höre ich ihre Stimme und eiskaltes Wasser strahlt auf meinen Kopf. Zuerst ist es nur kalt und mein Körper gaukelt mir vor, dass er das Wasser, das in einem starken Strahl und unaufhörlich auf mich schwallt, zum Leben braucht. Dass ich trinken muss. Doch das Tuch über meinem Mund und meiner Nase macht es mir unmöglich, auch nur einen Tropfen aufzunehmen. Mila sehe ich schon lange nicht mehr. Nichts mehr sehe ich. Ich spüre nur, dass mein Körper auf diese Art der Folter reagiert, wie er nun mal nicht anders kann. Ich fange automatisch an, nach Luft zu schnappen, die nicht da ist. Da ist nur Wasser. Wasser, Atemnot und Mila.
Ich fange an, mich zu wehren. Versuche mit Armen und Beinen aus dieser Lage herauszukommen, doch die Fesseln und das Gewicht der Frauen halten mich an meinem Platz. Ich schnappe einen Laut auf, und als das Wasser stoppt und der Lappen von meinem Gesicht genommen wird, ringe ich heftig
nach Atem.
»Irgendwelche Ideen?«, höre ich Paula oder Pat oder eine der Frauen fragen.
»Ich bin Jared Clark«, keuche ich. »Und das hier wirst du auf ewig bereuen, Mila.« Im nächsten Moment habe ich den Lappen erneut auf dem Gesicht. Das Wasser läuft wieder und ich bekomme Panik. Ich fange an zu würgen, als sie den Strahl nicht ausstellen, und nach gefühlten unendlich langen Minuten wird mir der Lappen wieder abgenommen.
»Und?«, fragt eine der Frauen.
Ich brauche einen Moment, bis ich die Luft und den Willen habe, etwas zu sagen. »F.I.C.K. dich M.I.L.A.!«
Wieder Stoff. Wieder Wasser. Immer länger. Doch meine Antwort bleibt bei jedem Mal dieselbe. F.I.C.K. dich M.I.L.A.!