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Die Tränen flossen in endlosen Strömen, sodass sie kaum sah, wohin sie ging.

Aber sie musste weg.

Wohin, wusste sie nicht.

Ebba öffnete die Türen zur Kreuzung der Torstenssonsgatan mit der Riddargatan und stolperte aus ihrem Arbeitsplatz heraus.

Dort stieß sie mit jemandem zusammen, der ihr etwas Böses hinterherrief, aber sie antwortete nicht. Sie hastete einfach weiter, ohne eine Ahnung, wohin sie eigentlich wollte.

Zuerst irrte sie planlos mitten auf der Straße herum und wurde beinahe von einem Radfahrer umgefahren.

Sie blieb stehen und fasste sich an die Stirn, während sie sich die Tränen aus dem Gesicht wischte. Obwohl die ganze Zeit neue kamen.

Mama eine Terroristin.

Nein, das konnte nicht stimmen. Natürlich nicht.

Aber sie glaubten es, die deutsche Polizei glaubte es.

Und das war fast genauso schlimm.

Jetzt würden jede Menge Polizisten alles daransetzen, Sara totzuschießen.

Ebba stolperte weiter. Sie brach durch eine kleine Hecke und ließ sich auf eine Parkbank fallen.

Der nahe Autolärm verriet ihr, dass sie sich an der kleinen Grünfläche am Strandvägen befand. Aber sie konnte nichts sehen. Wollte nichts sehen.

Aus ihrer Handtasche holte sie das Bild der Heiligen Madonna, das Jane ihr gegeben hatte.

Sie stellte das Bild auf die Bank und sank auf dem Boden davor auf die Knie.

Und faltete die Hände.

Dann betete sie für ihre Mutter. Dass sie überleben sollte und dass die Wahrheit ans Licht käme.

Sie betete für ihren Vater, dem es so schlecht ging. Ebba war klar, dass er drogenabhängig war, aber sie hatte sich geweigert, es sich selbst einzugestehen. Hatte sich zu sehr geschämt. In ihrer Sehnsucht nach dem perfekten Leben war sie blind gewesen für das Leiden ihrer Nächsten.

Sie würde Martin helfen.

Und Sara die besten Anwälte besorgen.

Und eine großartige ältere Schwester für Olle sein.

»Bitte, du starke, gute, heilige Jungfrau Maria, lass meine Familie das alles überleben. Ich werde alles dafür tun.«