Wissenswert, wichtig und praktisch
So wird der Alltag zum Kinderspiel
Neben den großen Feldern der Partnerschaftlichkeit, der medizinischen Behandlung und der ergänzenden Maßnahmen stellt sich für viele Patientinnen auch ganz sachlich die Frage: Wie bewältige ich den Alltag, um was muss ich mich eigentlich kümmern? Darauf geben die folgenden Kapitel kompakt, konkret und alltagstauglich Antwort.
Ob eine Rehabilitationsmaßnahme für Sie überhaupt in Frage kommt, hängt von Ihrem Beschwerdebild ab. So kann Sie nach einer durchgeführten Operation verordnet werden, nach einer Hormontherapie oder aber auch begleitend während Ihrer Medikamentenbehandlung.
Kriterien, die Sie zu einer Reha berechtigten Patientin machen könnten, sind beispielsweise
• größere oder kompliziertere Operationen,
• Komplikationen, die einen weiteren operativen Eingriff nötig gemacht haben,
• zahlreiche, über das Bauchfell verteilte Endometrioseherde,
• Störungen in der Wundheilung oder auch
• Eingriffe am Darm.
Das heißt also, nur mit der Diagnose Endometriose haben Sie nicht automatisch Anspruch auf eine Rehabehandlung, sondern nur, wenn bestimmte Voraussetzungen vorliegen. Hier sprechen Sie am besten mit Ihren behandelnden Ärzten darüber, ob das bei Ihnen der Fall ist. Kommt eine Reha in Frage, so müssen Sie einen Antrag stellen. Dafür existieren Formulare, die Sie ausfüllen müssen, erhältlich sind sie bei Krankenkassen, Rentenversicherungsträgern oder auch Versichertenbeamten, mittlerweile können Sie den Antrag jedoch auch online stellen. Hierfür werden Befundberichte oder ärztliche Gutachten benötigt, und zwar abhängig vom Träger. Versicherte der Deutschen Rentenversicherung Westfalen erstellen ein Gutachten, das dann für den Antrag verwendet wird, alle anderen Träger arbeiten mit Befundberichten des behandelnden Arztes.
Einen Unterschied gibt es auch in der Frage, an welche Stelle Sie Ihren Antrag richten müssen. Hat die Reha das Ziel, Pflegebedürftigkeit zu verhindern oder die Gesundheit wiederherzustellen, dann ist meist die Krankenkasse der Kostenträger. Geht es um die Sicherung Ihrer Erwerbsfähigkeit, so wird die Rentenversicherung zuständig. Das bedeutet, dass auch die Art Ihrer Beschwerden ausschlaggebend sein kann für die Notwendigkeit einer Reha-Behandlung. Haben Sie beispielsweise eine komplizierte OP hinter sich und benötigen eine Anschlussbehandlung, so wird voraussichtlich die Krankenkasse aktiv, wenn hingegen regelmäßige und starke Schmerzen es unmöglich machen, einer geregelten Arbeit nachzugehen, so übernimmt die Rentenversicherung die Kosten für eine Behandlung, die darauf abzielt, Sie in einen Zustand zu versetzen, der Ihnen die Teilnahme am Erwerbsleben erlaubt.
Die passende Reha-Klinik finden
Ist Ihre Reha bewilligt, haben Sie grundsätzlich Anspruch darauf, eine passende Klinik selbst zu wählen. Eingeschränkt wird dieses Recht durch Indikation und auch Ihren jeweiligen Kostenträger, das heißt, abhängig davon, inwiefern Kliniken genau für Ihre Behandlung geeignet sind und wer Ihre Reha finanziert. Grundsätzlich sollten Sie auf jeden Fall eine Klinik aufsuchen, die als „Zertifizierte Endometriose-Rehabilitationseinrichtung“ anerkannt ist und damit entsprechende spezifische Behandlungskonzepte anbietet.
Hier sind dann spezialisierte Ärzte, Physiotherapeuten, Diätassistenten, Sozialarbeiter und weitere Fachkräfte im Team tätig, um eine auf Endometriose zugeschnittene Behandlung zu gewährleisten. Die Wahl einer solchermaßen zertifizierten Klinik ist deshalb dringend zu empfehlen, da das Beschwerdebild sowie die allumfassenden Herausforderungen der Erkrankung eine hochspezifische Behandlung verlangen, für die in allgemeineren Reha-Einrichtungen die Kompetenz meist nicht vorhanden ist. Eine Liste dieser Kliniken finden Sie beispielsweise auf der Seite der Endometriose-Vereinigung Deutschland e. V.
https://www.endometriose-vereinigung.de/home.html
Schauen Sie sich dann die Internetseiten der einzelnen Kliniken an, informieren Sie sich über Angebote und Konzepte und überlegen Sie sich, welche Einrichtung Ihnen am meisten zusagt.
Alles rund um den Schwerbehindertenausweis
Wie der Name schon deutlich macht, kommt der Schwerbehindertenausweis nur für tatsächlich schwere Fälle von Endometriose in Frage. Er ist für Menschen gedacht, die aus welchen Gründen auch immer für voraussichtlich länger als sechs Monate so stark von einer Erkrankung oder Störung betroffen sein werden, dass sie daran gehindert werden, gleichberechtigt an der Gesellschaft teilzuhaben.
Abhängig von der Ausdehnung und der Betroffenheit unterschiedlicher Organe wird von einem Behinderungsgrad von 10 bis 60 ausgegangen, als Schwerbehinderung wird alles ab 50 bezeichnet.
Grundsätzlich geregelt ist das im Hinblick auf die Endometriose wie folgt: Im Gegensatz zu etwa dem Verlust eines Körperteils ist bei der Endometriose der Nachweis darüber, wie eingeschränkt eine Patientin im Alltag tatsächlich ist, natürlich deutlich schwieriger zu erbringen. Das gilt insbesondere hinsichtlich der Tatsache, dass die Schmerzintensität nicht notwendigerweise mit der Größe oder Menge der Herde zusammenhängt.
Wichtig ist deshalb für den Antrag eine möglichst präzise Diagnose mit genauen Angaben über Infiltrationstiefe und Lokalisation der Herde, besonders leicht geht das mit einer Klassifizierung nach der ENZIAN-Methode, über die Sie ja bereits in den einleitenden Kapiteln gelesen haben. Wo Sie den Antrag auf einen Schwerbehindertenausweis stellen müssen, erfahren Sie beim Bürgeramt Ihrer Stadt, oft ist das mittlerweile auch online möglich, das Portal www.einfach-teilhaben.de stellt Ihnen hier eine Liste zur Verfügung.
Wenn die Schwerbehinderung festgestellt wird, erhalten Sie einen Ausweis, der in der Regel zunächst fünf Jahre gültig ist. Danach muss er – wenn noch immer Grund besteht – verlängert werden, hier ist theoretisch auch eine Anpassung des Schweregrads möglich. Und was hat man nun davon? Als Mensch mit Schwerbehinderung stehen Ihnen eine Reihe sogenannter Nachteilsausgleiche zu, abhängig von Grad und Art der Behinderung. So gibt es etwa Steuererleichterungen, Zusatzurlaub, besonderen Kündigungsschutz oder die Möglichkeit eines früheren Renteneintritts. Was genau für Sie in Frage kommt, wird mit der genauen Feststellung der Art Ihrer Behinderung geklärt.
Hat der Schwerbehindertenausweis auch Nachteile? Kommt darauf an. Rein rechtlich gesehen nicht, allerdings existieren vielfach Vorurteile, insbesondere was die Arbeitsfähigkeit angeht. Hier müssen Sie sich im Vorfeld klar darüber werden, ob das für Sie ein Risiko darstellt und ob Sie es eingehen möchten.
Starker Partner: Der Sozialverband Deutschland
Wenn Sie von Endometriose schwerer betroffen sind, dann kann sich für Sie eine Mitgliedschaft beim VdK lohnen, dem Sozialverband Deutschland (sovd).
Hier bekommen Sie im Bedarfsfall Informationen, Hilfe und Unterstützung bei allen sozialrechtlichen Belangen, also unter anderem auch dabei, wenn Sie einen Schwerbehindertenausweis beantragen möchten oder dem Ablehnungsbescheid widersprechen. Auch, wenn etwa Ihre Krankenkasse bestimmte Maßnahmen nicht bewilligt, kann der VdK sich für Sie einsetzen und Ihnen auch rechtliche Beratung anbieten.
Die monatlichen Mitgliedsbeiträge belaufen sich abhängig vom Bundesland zwischen fünf und acht Euro, Mitglied werden kann jeder. Gerade, wenn Sie damit rechnen, immer wieder einmal mit Anträgen zu Kostenübernahme oder Ähnlichem konfrontiert zu sein, kann sich die Mitgliedschaft auf jeden Fall lohnen und Sie haben jederzeit einen Ansprechpartner für sämtliche rechtliche Fragen rund um Ihre Erkrankung an Ihrer Seite.