Über Kopfhörer lauschte Phoebe dem unheimlichen Chor der auf- und abschwellenden Rufe und scharfen Schreie. Sie hallten aus dem abgestorbenen Wald hervor und stiegen von der schimmernden und leuchtenden Lichtung herauf.
Hin und wieder waren gedämpfte Detonationen zu hören. Sie wusste nicht, ob das ein Feuergefecht war oder ob es Vulkanausbrüche waren. Sie schaute nach oben. Ihr kam es so vor, als sei die Außenwelt unendlich weit entfernt. Deren Probleme wirkten auf einmal klein und belanglos. Mit dieser stillen, friedvollen Tiefe hatten sie nichts zu schaffen.
Datuk stieß mit dem Fuß gegen ihre Sitzlehne.
Sie nahm den Kopfhörer ab. »Was gibt’s?«
»Der Nanopore-Sequenzierer hat wieder die gleichen anomalen Resultate ausgespuckt«, sagte er. »Vielleicht wurde der MinIon durch den Druck oder die Strahlung beschädigt.«
»Wie hoch ist die Strahlung draußen?«, fragte Adam.
Datuk lehnte sich zurück und zuckte leicht zusammen. »800 Rem. Das ist unmittelbar tödlich.«
»Und hier drinnen?«
»160.«
Phoebe schluckte. Ich war ein wenig übel, doch sie wusste nicht, ob das die Folge der Strahlenvergiftung oder ihrer Anspannung war.
Bryan schnitt eine Grimasse. »Wir nähern uns den 14 000 Metern. In Anbetracht des Drucks und der Strahlung sollten wir nicht länger als eine Viertelstunde hierbleiben. Anschließend tauchen wir wieder auf.«
Sein Tonfall ließ erkennen, dass er sich nicht umstimmen lassen würde.
Niemand versuchte es auch nur.
Keiner wollte länger hier unten bleiben als unbedingt nötig. Seit einer Stunde ächzte und knackte der Rumpf der Cormorant besorgniserregend.
Ihrer aller Nerven lagen blank.
Phoebe hatte sich abzulenken versucht, indem sie dem Wald zuhörte und Trost in dessen leisem Chor suchte. Aus demselben Grund wandte sie sich zu Datuk um.
»Haben Sie ein Problem mit dem Sequenzierer? Vielleicht kann ich helfen.«
Datuk schüttelte gefrustet den Kopf. »Der gleiche Fehler wie zuvor. Normalerweise arbeitet der MinIon sehr präzise und unterscheidet zwischen einzelnen DNA - und RNA -Basen. Desgleichen bei Polypeptiden und anderen Polymeren. In der DNA der Probenexemplare wurden Adenin, Guanin, Cytosin und Thymin gefunden.«
Phoebe zuckte mit den Schultern. Diese vier Basen – abgekürzt AGCT – bilden den Vier-Buchstaben-Code der meisten Lebewesen auf dem Planeten. »Und wo liegt das Problem?«
»Die Analyse ergibt einen Anteil von 98 Prozent an der DNA . Ich habe den Test wiederholt, mit demselben Ergebnis. Plus/minus ein paar Dezimalstellen.«
»Und die übrigen zwei Prozent?«
Datuk runzelte die Stirn. »Genau das ist es. Auch hier werden AGCT gefunden, aber trotzdem als anomal gekennzeichnet.«
Phoebe legte die Stirn in Falten. »Ist das überhaupt möglich?«
»Vielleicht. Im Labor haben wir Mikroorganismen erschaffen, die Silizium in ihre Moleküle einbauen und sogar RNA - und DNA -ähnliche Basen bilden.« Datuk seufzte. »Der Fehler könnte aber auch auf eine Kontamination mit Schlick oder Sand zurückzuführen sein. Silizium gibt es überall. Es macht dreißig Prozent der Erdkruste aus. Es ist hundertmal häufiger als Kohlenstoff. Theoretisch sind Lebensformen auf Siliziumbasis denkbar, aber Kohlenstoff ist vielseitiger, und deshalb basiert das Leben auf der Erde auf diesem Element.«
»Vielleicht nicht alles Leben.« Phoebe schaute ins Wasser hinaus. »Könnte es sich bei dieser Lebensform um eine Art Chimäre handeln? Die beide Arten von Basen beinhaltet, teils auf Kohlenstoff-, teils auf Siliziumbasis?«
»Das kann ich nicht sagen. Aber es könnte erklären, weshalb diese Wesen hier unten überleben können. Nur wenige Fische halten einer solchen Tiefe stand, denn bei einem so hohen Druck funktionieren die von der DNA codierten Proteine nicht mehr. Vielleicht produzieren Gene auf Organosiliziumbasis Proteine, die ihnen das Überleben ermöglichen.«
»Vielleicht«, sagte Phoebe.
Datuk lehnte sich seufzend zurück. »Das ist alles Spekulation. Wir müssen weitere Untersuchungen durchführen.«
»Schauen Sie mal nach rechts«, unterbrach Datuk.
Phoebe sah aus dem Fenster. Dahinter bewegte sich etwas Schimmerndes. Ein leuchtender Strang wanderte über den dunklen Wald. Er wogte und wand sich. Die Tentakel schnellten vor und zogen sich wieder zusammen. In ihrem Innern blitzte und leuchtete es, als stünden sie in Flammen.
»Vermutlich ist das Tier irrtümlich in das verstrahlte Gebiet hineingeraten«, meinte Phoebe. »Dann ist es in die falsche Richtung geflüchtet. Immer weiter in die Todeszone hinein.«
Das polypenartige Wesen schwamm aus dem Wald ins offene Wasser hinaus. Mit umherpeitschenden Tentakeln kam es immer näher.
»Es hält auf unsere Lichter zu«, sagte Datuk.
Das Tier raste auf sie zu und umkreiste die Cormorant . Der Kopf war patronenförmig, eine Mischung aus Kalmar und Oktopus. Vier kugelförmige Augen säumten den Rand und musterten den Fremdkörper. Das Tier schlang seine acht Arme um die Glaskuppel, als flehte es die Insassen an, es hereinzulassen.
Ihnen aber waren die Hände gebunden.
Das Wesen klammerte sich fest, blitzend, blinkend, flehend. Unter der durchscheinenden Haut schlugen die vier Herzen in heller Panik. Nach und nach wurde das Leuchten schwächer. Die Herzen pumpten immer langsamer, während das Tier der Strahlung erlag.
Phoebe legte die Hand aufs Glas.
Es tut mir leid.
Schließlich erlosch das Leuchten, das Tier löste sich, ging auf in der Finsternis.
Datuk fuhr den hydraulischen Arm der Cormorant aus, um eine Probe zu nehmen.
Phoebe wandte sich zu ihm um. »Bitte nicht.«
Datuk nickte und fuhr den Arm wieder ein.
Eine Weile herrschte Stille.
Datuk brach das Schweigen. »Das Tier besitzt Merkmale eines rudimentären Oktopus. Vielleicht handelt es sich tatsächlich um einen Vorläufer dieser Spezies. Um das Missing Link. Das würde die Besonderheiten des Tieres erklären, das mit seiner Anatomie, Physiologie und Intelligenz den Evolutionsforschern Rätsel aufgibt.«
»Aber was ist mit den Anteilen an Organosilizium-DNA ?«, fragte Phoebe.
Datuk schnaubte. »Vielleicht sollten wir die Forschungsarbeit, auf die ich beim ersten Tauchgang Bezug genommen habe, nicht vorschnell abtun. Ich meine die These, die Oktopusse stammten aus dem Weltall.«
Adam reagierte skeptisch. »Was steht in dem Artikel?«
»Das Hauptargument ist, im Kambrium könnten durch Kometen extraterrestrische, stark mutagene Retroviren auf die Erde gelangt sein. Die vorliegenden Daten passen zum Auftauchen von Retroviren im Genom der Wirbeltiere, die scheinbar aus dem Nichts gekommen sind. In dem Artikel wird spekuliert, die mutagenen Retroviren könnten die kambrische Explosion ausgelöst haben – ein Ereignis vor 500 Millionen Jahren, als plötzlich fast alle heutigen Tierstämme aufgetaucht sind. Auch die einzigartige und unerklärliche Biologie der Oktopusse könnte darauf zurückzuführen sein.«
»Dann verdanken wir die Oktopusse also außerirdischen Viren?«, fragte Adam spöttisch.
Datuk zuckte mit den Schultern. »Was ich im Nachhinein am interessantesten finde – besonders im Hinblick auf unsere aktuellen Beobachtungen –, ist die These, der Auslöser der kambrischen Explosion sei ein Wendepunkt gewesen. Ein entscheidender Fortschritt, der es dem Leben ermöglichte, sich im Wasser und zu Land auszubreiten. Er ging dem Auftauchen von Oktopussen und Kalmaren unmittelbar voraus.«
»Und was war so entscheidend daran?«, fragte Adam.
Phoebe kannte die Antwort. Sie schaute zum dunklen Wald hinaus. »Das Auftauchen von harten Körperteilen bei den Tieren. Angefangen mit dem Skelett der Korallen.«
Adam behielt die Tiefenanzeige im Auge. »Wir nähern uns den 14 000 Metern.«
»Ich werfe Ballast ab«, sagte Bryan. »Gehe in einen Schwebezustand über.«
Gewichte lösten sich vom Rumpf der Cormorant . Der Sinkvorgang kam zum Erliegen.
Adam sah auf die Tiefenanzeige.
13 978 Meter.
Passt schon.
»Was zeigt das Sonar?«, wandte Adam sich an Phoebe.
Sie sandte einen Ping aus. »Das Halo von gerade eben ist noch zu sehen, aber deutlicher als zuvor. Ein Teil des Meeresgrunds liegt anderthalb Kilometer unter uns. Aber ich sehe noch immer viele weiße Flecken, Lücken in der Sonarortung.«
»Dann sollten wir uns das mal genauer ansehen«, meinte Adam.
Bryan richtete die Flügelkameras nach unten aus. Während des Tauchvorgangs hatte er sie nach oben gedreht, um die Linsen zu schützen. »Ich schalte den Kamerafeed ein.«
Er betätigte ein paar Schalter, worauf der große Monitor aufleuchtete. Er war in vier Fenster unterteilt, eines für jede Kamera. Die verschiedenen Ansichten waren zu einem einzigen Bild zusammengefügt.
Es war verschwommen, doch Bryan zoomte hinein und heraus und fokussierte die Linsen, bis der Meeresgrund scharf abgebildet wurde.
Überraschungsrufe waren zu hören.
Mit einer solchen Höllenlandschaft hatte Adam nicht gerechnet. Der Boden der Höhle erinnerte an eine mottenzerfressene Ruine. Riesige Löcher, Risse und Schründe taten sich auf. Vom Sonar wurden sie anscheinend als weiße Flecken dargestellt. Wenn es die dunkle Tiefe nicht zu durchdringen vermochte, musste sie weit hinabreichen, womöglich sogar durch die Erdkruste hindurch.
Adam schob den Gedanken beiseite und konzentrierte sich auf das, was er sah. Die intakten Stellen des Meeresgrunds erinnerten an eine rauchende Kraterlandschaft.
Phoebe zeigte darauf. »Was ist das?«
Adam kannte die Antwort vom Geologiestudium her. »Meeresvulkane. Aber sie speien kein Magma. Stattdessen stoßen sie flüssiges Kohlendioxid aus. In der Philippinensee gibt es einen, den Eifuku. Die Umgebungstemperatur beträgt über 200 Grad. Aber in dieser Tiefe und bei dieser Größe, wer weiß schon, wie heiß die werden?«
»Was sind das für dunkelgelbe Flecken da am Boden?«, fragte Datuk. Er langte über Phoebes Schulter hinweg und deutete auf mehrere giftgelbe Stellen, die an einer größeren gelben Fläche endeten.
»Das weiß ich nicht«, antwortete Adam.
Er kniff die Augen zusammen. Der größte Fleck hatte einen Durchmesser von fast zwei Kilometern. Der Rand war dunkelbraun verkrustet und wurde zur Mitte hin immer heller.
Phoebe beugte sich vor. »Das sind Seen aus flüssigem Schwefel. Ich habe Fotos davon gesehen, aber nie welche beobachtet, schon gar nicht so große. Bei den größten Seen sieht es so aus, als befinde sich in der Mitte geschmolzenes Gestein.«
Bryan zeigte auf die untere rechte Ecke des Monitors. »Ist das da das Heck des U-Boots?«
Allen wurde wieder der eigentliche Zweck ihrer Tauchmission bewusst.
»Können Sie die Kameras umjustieren?«, fragte Adam.
Bryan richtete die vier Linsen neu aus. Nach und nach gelangte das gesamte U-Boot in Sicht. Es sah aus wie ein kaputtes Kinderspielzeug, halb bedeckt mit Korallenstämmen und abgebrochenen Ästen. Der Rest des zerstörten Waldes war vermutlich in die bodenlosen Abgründe gestürzt oder in den Vulkanen und geschmolzenen Seen verbrannt.
Schade, dass das U-Boot nicht das gleiche Schicksal ereilt hat.
Wie aufs Stichwort kam etwas aus dem umliegenden Wald hervor. Es verbarg sich unter den Trümmern. Hin und wieder erhaschte man einen Blick auf eine sich windende schwarze Masse mit rauen Stellen, die aussah, als schleppe sie einen Gesteinspanzer mit sich herum. Das Wesen war gewaltig und hatte den dreifachen Durchmesser des U-Boots, das im Vergleich auf einmal klein erschien.
Plötzlich bäumte es sich auf und warf die Hülle aus abgebrochenen Korallen ab. Hellere Flecken pulsierten auf der dunklen Haut. Das war nicht die leuchtende Biolumineszenz der Waldbewohner. Das Tier wirkte uralt und sandte das Licht einer sterbenden Sonne aus. Es leuchtete tief aus seinem Innern.
Trotzdem war ein Irrtum ausgeschlossen.
»Das ist ein Tentakel«, sagte Phoebe.
An mehreren Stellen des Waldrands bewegten sich ähnliche Tentakel. Der vorderste erreichte das U-Boot und stieß es zur Seite. Dann rollte er sich auf, als habe er einen Schlag bekommen. Das inwendige Leuchten wurde schwächer. Auch dieses Tier hatte mit der Strahlung zu kämpfen.
Ein weiterer Tentakel schlängelte sich aus der Deckung. An manchen Stellen haftete Gestein. Trotz der schweren Last schob er das U-Boot langsam durch die Höllenlandschaft.
Phoebe ahnte, welche Absicht die Tiere hatten. »Sie versuchen, das U-Boot in den Schwefelsee zu schieben. Sie wollen es zerstören.«
Adam blickte Datuk an, der gemeint hatte, die örtlichen Erdbeben seien kein Zufall, sondern Absicht, nämlich der Versuch, den heißen Splitter im Wald zu entfernen. Als das nicht funktionierte, hätten sie die Erdkruste aufgebrochen und den Störenfried in diese Höllenlandschaft gestürzt.
Ist das die Erklärung?
Datuk glaubte es anscheinend. »Das sieht aus wie ein Großreinemachen.«
»Aber was steckt dahinter?«, fragte Adam herausfordernd. »Die Tentakel da. Sie scheinen zu einem oktopusartigen Lebewesen zu gehören, einem übergroßen Korallenpolyp. Doch es gibt Unterschiede.«
»Das Tier muss sehr alt sein«, sagte Phoebe. »Vielleicht ein riesenwüchsiger Vorläufer. Es könnte Hunderte Millionen Jahre alt sein.« Sie wandte sich an Datuk. »Wenn Sie seine DNA analysieren, würden Sie vermutlich auch wieder siliziumhaltige Abschnitte finden.«
»Wie meinen Sie das?«, fragte Adam.
Phoebe schaute nach unten. »Ich glaube, wir haben es hier mit einer Verschmelzung von Geologie und Biologie zu tun. Mit einer Mischung aus silizium- und kohlenstoffbasiertem Leben.«
Adam hoffte, Datuk werde Einwände erheben, doch er wurde enttäuscht.
»Im Lauf vieler Jahrtausende«, fuhr Phoebe fort, »haben die Polypen des Korallenwalds vermutlich angefangen, das Silizium in ihrer DNA , das inkorporierte Gestein, loszuwerden, haben sich weiterentwickelt und sind beweglicher geworden.«
»Bis nur noch Spuren von Silizium in der DNA enthalten waren«, murmelte Datuk. »Gerade genug, um in dieser Tiefe leben zu können.«
»Dann wurden auch die letzten Reste eliminiert. Als das Leben sich freischwamm und in weniger lebensfeindliche Umgebungen vordrang, wurden die Silizium-DNA und die von ihr synthetisierten Proteine nicht mehr gebraucht.«
»Bis die Wesen sich in die erstaunlichen Kuriositäten verwandelten, die wir kennen«, sagte Datuk. »In die Oktopusse.«
»Vielleicht sind sie auch der Ursprung allen Lebens«, führte Phoebe ihren Gedanken fort. »Jedenfalls haben einige von ihnen überlebt. In der Tiefe des Meeres. Und ich vermute, dort unten gibt es noch größere Geheimnisse, die wir vielleicht nie ergründen werden.«
Adam vergegenwärtigte sich eine Formulierung Phoebes.
Eine Verschmelzung von Geologie und Biologie.
Die Gesteinstentakel rollten das U-Boot endlich in den See. Es brach durch die dunkle Kruste am Rand, sank in die Tiefe und verschwand im geschmolzenen Schwefel.
Adam stellte sich vor, wie es immer tiefer sank und sich dem flüssigen Gestein in der Mitte näherte. Auf einmal kam ihm ein Gedanke, der ihn aufschrecken ließ. »Wir müssen von hier verschwinden.«
»Wir haben noch ein paar Minuten Zeit«, meinte Bryan, fasziniert von dem Anblick.
»Nein. Haben wir nicht.«
Bryan sah ihn an.
Adam zeigte nach unten. »Das chinesische U-Boot hat vermutlich ballistische Raketen an Bord.« Er blickte in die Runde. »Ausgerüstet mit nuklearen Sprengköpfen.«
Datuk starrte ihn an. »Könnten die detonieren?«
»Das ist unwahrscheinlich, aber wir sollten es nicht drauf ankommen lassen.«
Bryan schaltete die Kameras ab und drückte eilig ein paar Knöpfe. »Ich werfe Ballast ab.«
Die Cormorant begann zu steigen.
Phoebe schaute nach oben. »Wir haben noch einen weiten Weg vor uns.«
Vierzehn Kilometer.
»Wir schaffen das«, sagte Adam. Unklar war allerdings, was sie oben erwartete. Zur Titan X hatten sie noch immer keine Verbindung.
Ein tiefes Grollen war zu hören, als die Tauchkapsel in die Höhe schoss. Es ließ die Cormorant erbeben und wurde immer lauter. Alle wechselten besorgte Blicke.
Ein weiteres Beben.
»Wie weit noch bis zum Riss?«, fragte Adam.
»Ich schicke mal einen Ping hoch«, antwortete Phoebe.
Adam wartete mit angehaltenem Atem.
»800 Meter«, meldete Phoebe.
Adam beugte sich zum Monitor vor. Er zeigte die Felsspalte von unten. Wenn sie dort anlangten, mussten sie noch weitere 3000 Meter steigen, um den Gefahrenbereich hinter sich zu lassen. Er hoffte, dass seine Befürchtungen bezüglich der nuklearen Sprengköpfe nicht wahr werden würden.
Aber wenn doch, sollten wir nicht mehr hier sein.
Phoebe scannte weiterhin das Dach der Höhlung.
Adam lehnte sich zurück, denn es gab nichts für ihn zu tun. Sie waren dem Auftrieb und dem Druck ausgeliefert.
»Nein, nein, nein«, stieß Phoebe mit einem Stöhnen aus.
Adam beugte sich wieder vor. »Was ist los?«
Sie schüttelte den Kopf, drückte den Knopf des Sonars und löste einen weiteren Ping aus.
Adam betrachtete das Bild und machte einen kleinen Fleck aus, der sich von der Unterseite der Decke gelöst hatte. »Was ist das?«
»Kann ich nicht sagen. Vermutlich herabfallende Trümmer. Gestein, das sich gelöst hat.«
»Ein verdammt dicker Brocken«, sagte Adam.
»Ist egal.« Sie sah auf den Bildschirm. »Wir haben ein noch viel größeres Problem.«
»Und das wäre?«
»Der Riss.« Sie sah ihre Kollegen an. »Durch das Beben hat er begonnen, sich zu schließen.«
Datuk ruckte nach vorn. »Was?«
Adam schaute nach oben. »Wenn das stimmt, müssen wir schneller aufsteigen.«
Alle Blicke richteten sich auf Bryan, der den Kopf schüttelte. Sie hatten die maximale Steiggeschwindigkeit bereits erreicht.
»Können wir den Riss noch rechtzeitig erreichen?«
»Ja«, sagte Phoebe, »aber das wird uns nichts nützen.«
Datuk runzelte die Stirn. »Warum nicht?«
»Der Riss ist über 3000 Meter lang«, rief sie ihm in Erinnerung. »Bei dem Tempo, mit dem er sich schließt, kommen wir nicht rechtzeitig raus.«