Den Rucksack locker über die Schulter geworfen, das weiße Hemd halb offen. Anregender Wind kitzelte meine Brustwarzen. Mit dem MP3-Player in der engen Jeans und den Stöpseln in den Ohren lief ich gut gelaunt durch die City. Ich war auf dem Weg zum Schwimmbad und wippte ständig mit dem Körper hin und her. „Gimme more“, sang die Sängerin, und ich leierte dauernd mit, doch statt „Gimme More“ trällerte ich „Gimme Gays.“ Wahrscheinlich sahen mich einige meiner Mitmenschen seltsam an, doch das war mir wurscht. Bei diesem schönen Wetter konnte mir keiner die gute Laune nehmen. 28 Grad zeigte das Außenthermometer an, und ich war bereit ins Becken zu springen. „Gimme Gimme … Gimme Gays“, hauchte ich und zog einen Stöpsel aus meinem Ohr, damit ich die Frau am Eingang verstehen konnte.
„Fünf Euro“, verlangte sie.
„War auch mal billiger“, murmelte ich und zahlte den Eintritt. Lächelnd ging ich zu den Umkleidekabinen und schielte gleich mal zu einem heißen Typen in knappen Badepants. Mann! , dachte ich. Sexy! Ich machte die Musik aus und zog mich in der Umkleidekabine komplett aus. In meinem Rucksack war nicht viel drin, bis auf ein großes Liegehandtuch, eins zum Abtrocknen und meine neue Badehose. Das Teil war echt rattenscharf und hätte mir zur falschen Zeit großen Ärger einhandeln können. Zum Glück mussten die meisten Jugendlichen um diese Zeit in der Schule sitzen. Mit meinen 23 Jahren hatte ich diese längst hinter mir gelassen und da ich heute frei hatte, wollte ich einfach mal relaxen, und das konnte ich am besten im Wasser. Mein neues Höschen war aber auch krass! Eine Mini-Shorts mit verdeckter Kordelschnürung. Sie war seitlich angebracht. Einfach ein perfekt-sportlich-maskulines Outfit mit tiefem Hüftansatz und hochgeschnittenem Bein. In der Front war eine Schlaufe eingenäht, die eine fette Wölbung der Frontpartie bewirkte. Als ich sie anhatte, bekam ich gleich mal eine Latte, die aber schnell wieder erschlaffte. Schnell schmierte ich mir noch ein wenig Sonnenmilch auf meinen leicht gebräunten Körper. Ein wenig Herzklopfen hatte ich schon, als ich die Kabine verließ, denn es gab ja immer irgendwen, der einen blöd von der Seite anmachte. Manchmal ging mir das echt auf die Nüsse. Warum mussten die Menschen immer so gehässig sein? Wieso musste man sich für sein Outfit rechtfertigen? Scheiße, ey! Wir sind doch alle nackt geboren und Kleidung ist doch rein zum Schutz da – und um gut auszuschauen. Noch nie hatte ich die Aufregung deswegen verstanden, aber das ist wohl etwas, was ich nie kapieren werde.
Ich verstaute meinen Rucksack in einem Schließfach und band mir den Schlüssel um den Fußknöchel. Mit den Handtüchern ging ich nach draußen und das erste, was ich bemerkte, war, dass mich zwei Erwachsene ganz bescheuert angafften. Ohne darauf zu reagieren suchte ich mir ein schönes Plätzchen in der Sonne und legte mein Badetuch auf die Wiese. Das Schwimmbad war am frühen Morgen noch recht leer, was mich natürlich erfreute. Aufgeregt rieb ich die Hände aneinander und ging zur Dusche, um mich abzukühlen. „Brrr“, zitterte ich und rannte prompt zum großen Becken. Mit einem Satz machte ich einen Köpper und tauchte hinab in das wohltuende Wasser. Ich kraulte mehrere Bahnen, ehe ich mich auf dem Rücken treiben ließ. Es war so erholsam – einfach wunderschön. Zwar spürte ich immer wieder, wie meine Pants tiefer und tiefer rutschten, aber das störte mich nicht – sah ja auch niemand. Als ich aus dem Wasser ging, um ein wenig auf dem Badetuch zu entspannen, zog ich mir die Shorts allerdings schnell wieder hoch. Musste ja nicht jeder meinen entblößten Hintern sehen, auch wenn es mir egal gewesen wäre – zumindest dann, wenn es keine prüden Spinner auf der Erde gegeben hätte. Nach einer kurzen Pause sprang ich zurück ins Becken. Ich konnte einfach nicht genug von dem Nass bekommen. Als jedoch immer mehr Besucher ins Schwimmbad kamen, wollte ich wieder hinaus, da ich bei großen Menschenansammlungen einfach nicht entspannen konnte. „Noch eine Bahn“, flüsterte ich und schwamm los. Auf einmal packte mich etwas an den Beinen und zog mich hinab in die Tiefe! Wasser strömte in meine Lungen, Panik machte sich breit. Nichts konnte ich erkennen. Alles war so dunkel! Es fühlte sich an, als ob zehn Hände an meinen Beinen ziehen würden. Sie griffen nach meinen Füßen, meinen Oberschenkeln, meiner Shorts. Voller Angst versuchte ich, die Klauen von mir zu nehmen, doch ich hatte keine Chance. Es ging immer weiter nach unten – zu weit! Ich war mir sicher, dass das Becken niemals bodenlos sein konnte. Mit all meiner übrig gebliebenen Kraft bewegte ich die Arme, um wieder hoch zu gelangen. Was geschieht nur mit mir?! Meine Kräfte ließen nach, und es ging weiter hinab in eine unendliche Tiefe. Ich verlor mein Bewusstsein …