Langsam öffnete ich die Augen und hustete eine Menge Wasser aus den Lungen. „Oh, Scheiße!“, fluchte ich und atmete mehrmals tief durch, ehe ich aufblickte. Alles um mich herum war dermaßen finster, dass ich rein nichts erkennen konnte. Wo bin ich nur? Was ist geschehen? Ich traute mich gar nicht aufzustehen. Mit einem Mal erschienen nur einige Meter von mir entfernt zwei Lichtbalken. Der eine war wunderschön blau und der andere angenehm braun. „Was ist das?“, rätselte ich leise und beschirmte die Augen gegen das Licht. Der Glanz verblasste und es wurde um mich herum etwas heller. Fragend schaute ich um mich. „Wo bin ich hier?“
„Hallo, Chris“, vernahm ich plötzlich eine freundliche Stimme.
Mein Herz klopfte stark. Langsam drehte ich mich um und sah hinauf zu zwei Menschen, die nur einige Schritte von mir entfernt standen und auf mich herab guckten. Sie hatten einen freundlichen Ausdruck auf den Gesichtern. „Wer seid ihr?“
„Entschuldige bitte“, sagte der Mann, der eine glänzend-braune Tunika trug. Ein goldener Rand schimmerte an den Ärmeln und braune Armbänder schmückten seine Unterarme. In seinem goldenen Haar steckte eine weiße Feder, und seine Augen funkelten wie zwei hellbraune Juwelen. Er reichte mir die Hand. „Wir wollten dir keinen Schrecken einjagen, aber einen anderen Weg gab es nicht, um dich hierher zu holen.“
Ich zögerte und blickte zu der wunderschönen Frau, die langes, gelocktes Haar hatte. Die Farbe war mir irgendwie fremd. Es wirkte fast so, als ob ihre Haarfarbe aus mehreren Blautöne bestünden: Biskayablau und Orientblau. Ihr Kleid war leicht durchsichtig und man konnte deutlich ihre straffen Brüste erkennen. Eigentlich wollte ich nicht weiter nach unten schauen, da es sich einfach nicht gehört, einer Dame dorthin zu gaffen, doch wanderte mein Blick anstandslos zu ihrer heiligen Zone. Zum Glück sah ich nichts von ihrem Intimteil, denn das Kleid war untenrum dunkler.
Sie kicherte. „Nun nimm schon Uranus‘ Hand“, verlangte sie freundlich.
„Uranus?“, wiederholte ich fragend und blinzelte zu der ästhetischen Hand des Mannes. Auf seinen Lippen lag ein charmantes Lächeln. Mit Bedacht ergriff ich seine Hand und ließ mir aufhelfen.
„Alles in Ordnung?“, wollte die Lady wissen.
Ich nickte. Mir hatte es echt die Sprache verschlagen.
„Fehlt dir auch wirklich nichts?“, hakte der Kerl nach, während er sich wieder neben der Frau stellte.
Wortlos schüttelte ich den Kopf.
„Ich bin Neptun“, stellte sie sich vor.
Neptun?
Neptun zeigte auf den Kerl. „Und das ist Uranus.“
Uranus?
„Wir sind die Götter von den Planeten Uranus und Neptun“, erzählte sie. „Vor uns brauchst du wirklich keine Angst zu haben“, versicherte sie mir.
Das war zu viel für meine Nerven. Unwillkürlich musste ich lachen. Ich bekam mich gar nicht mehr ein. Meine Lache wurde immer lauter. Ja, ich fiel sogar zu Boden, während ich mich kaputt gackerte. „Uranus und Neptun“, grölte ich enthemmt und rollte auf dem Boden hin und her. Mir tat schon der Bauch weh, doch konnte ich einfach nicht aufhören. Einige Zeit verstrich, ehe ich mich wieder beruhigte. „Der war echt gut“, sagte ich, als ich mir Tränen aus den Augen rieb. „Echt gut gemacht.“ Langsam stand ich auf und bemerkte erst jetzt, dass meine Shorts völlig zerrissen waren. Mein halber Po war zu sehen und ein Hoden war ebenfalls entblößt. Man konnte sogar ein Stückchen von meinem Schwanz erkennen! Peinlich berührt hielt ich mir hastig die Hände vor meinem besten Stück.
Uranus schmunzelte. „Das brauch dir nicht peinlich zu sein. Du hast nichts an dir, was wir noch nicht gesehen haben.“
„Was?“
„Uranus hat recht“, stimmte Neptun ihm anmutig zu. „Wir sind doch alle nackt geboren worden, und jeder weiß, wie ein Mensch unten rum ausschaut, nicht?“ Frech blickte sie mich an.
„Der eine ist eben etwas besser ausgestattet“, schwafelte Uranus, „der andere eben ein bisschen weniger. Doch jeder ist einzigartig – nicht wahr, Neptun?“
Was das etwa eine Anspielung auf meine Schwanzgröße?!, meckerte ich im Geiste. Ich habe eben nur 14 Zentimeter. Kann ich auch nicht ändern!
„14 Zentimeter sind doch gut“, meinte Neptun mit erregendem Unterton.
Habe ich laut gedacht?, fragte ich mich sofort.
Uranus schmunzelte erneut. „Nein, hast du nicht“, erklärte er. „Wir sind Götter und können deine Gedanken hören.“
Erschrocken wich einen Schritt zurück. Götter? Ich dachte immer, dass ein Gott nur männlich sein kann.
Oh, Mann! , dachte Uranus seufzend. „Ein Gott kann sowohl männlich, als auch weiblich sein. Das Geschlecht spielt dabei absolut keine Rolle.“
Allmählich bekam ich echt Schiss in der Buchs. Wenn sie meine Gedanken hören können, dann …, und schon hatte sich mein Gehirn verabschiedet.
„Dann?“, hakte Uranus nach.
Scheiße, ist der heiß!
„Dankeschön.“ Uranus deutete einen Knicks an.
Neptun kicherte. „Wo er recht hat ...“
„Wer, wer, seid ihr?“, fragte ich vorsichtig.
„Wie wir schon sagten“, kam es von Neptun. „Wir sind Götter.“
„Götter?“ Erstaunt sah ich die beiden an. „Wie, ihr seid Götter?“
„Wir haben die Zeitströme verändert und dich aus deiner Welt geholt“, erzählte Neptun.
„Aber wozu?“ Ich verstand echt nur noch Bahnhof.
„Hör zu“, sagte Uranus mit etwas kräftigerer Stimme. „Wir mussten es tun. Von dir geht ein unglaublich starkes Licht aus. Eine uns nicht bekannte Energie, und wir können dich nicht sterben lassen, bevor wir nicht wissen, wieso du so viel Energie ausstrahlst.“
„Sterben?“, fragte ich verwundert. „Werde ich etwa sterben?“
„Im Jahr 2021“, klärte Neptun mich nachdenklich auf, „hätte dich eine Horde homofeindlicher Jugendliche brutal zusammengeschlagen. Du hättest es nicht überlebt, wenn wir dich nicht hierher geholt hätten.“
„Aber wieso?“ Was wollen sie nur von mir?
„Du brauchst vor uns keine Angst zu haben“, erinnerte Uranus mich mit tröstlicher Stimme. „Wir sind nicht deine Feinde.“
„Und wo bin ich jetzt?“
„In einer veränderten Zukunft“, erwiderte er.
„Veränderten Zukunft?“, plapperte ich verwirrt nach.
Neptun nickte, „Wir schreiben das Jahr 2050.“
„2050?“, gab ich bestürzt von mir.
„Die Welt“, sagte Uranus, „wie du sie kanntest, existiert nicht mehr.“
„Was soll das heißen?“
„Wir mussten eingreifen, ehe es zu spät gewesen wäre.“
„Was meinst du?“
Neptun trat einen Schritt nach vorn. „Dreh dich um“, verlangte sie.
„Umdrehen?“ Zerstreut schaute ich über die Schulter und bekam gigantische Angst! Wo zur Hölle stand ich drauf?! Weit unter mir waren Städte. Schwebte ich etwa oder stand ich auf etwas Durchsichtigem? Aus Panik verlor ich irgendwie das Gleichgewicht und dachte für einen Moment, dass ich in die Tiefe fallen würde, doch es geschah nicht. Stattdessen fühlte es sich an, als ob ich auf einen Boden geknallt wäre – doch wo war dieser?!
„Du brauchst wirklich keine Angst haben“, sagte Neptun, die auf einmal hinter mir stand und in die Hocke ging. Sie berührte meine Schulter und sah mich freundlich an. „Dir geschieht schon nichts.“
„Sei kein Weichei“, kam es von Uranus, der sich neben mich stellte und hinauf blickte. „Schau dort“, sagte er.
Schwer schluckte ich, bevor ich nach oben blickte. Ich konnte meinen Augen kaum Glauben schenken. „Was ist das?“
„Das ist die Erde“, meinte Neptun und half mir hoch. „Es ist eure Geschichte. Die Geschichte der Menschheit.“
„Die Geschichte der Menschheit?“ Gespannt sah ich zu diesem riesigen Hologramm. Es war eine grausige Ansicht. Kriege, Tot, Leid, Hass … „Wieso zeigt ihr mir das?“
„Wären wir nicht gekommen, dann wäre die Welt, so wie du sie kennst, nicht mehr lang erhalten geblieben. Ihr Menschen seid so dumm …“
„Uranus!“, meckerte Neptun leise.
„Was denn? Ist doch so. Ihr zerstört euch selbst, seid eifersüchtig auf andere, gönnt dem anderen nichts.“
„Aber es sind doch nicht alle Menschen so“, wisperte ich.
„Nein, aber die Mehrheit von euch hat einen Knacks weg.“
„Hatte“, korrigierte Neptun ihn.
Fragend schielte ich zu ihr. „Wieso hatte?“
„Nachdem euer Erdengott vor Hunderten von Jahren das Weite gesucht hat, weil ihr Menschen ihm weiße Haare geschenkt habt, die er im Übrigen niemals haben wollte, beschlossen Uranus und ich, eines Tages auf die Erde zu kommen und euch einen kleinen Anstupser zu geben.“
„Einen kleinen ist gut“, brummelte Uranus dezent.
„Wovon redest du?“ Ich verstand einfach nicht, was das alles zu bedeuten hatte.
„Warst du glücklich?“, fragte sie mich auf einmal.
„Ja, natürlich“, antwortete ich. Ihr Blick fraß mich ja fast auf. „Eigentlich schon …“
„Aber?“, fragte sie.
„Nun ja …“ Verlegen kratzte ich mich am Hinterkopf. „Nun ja …“
„Dein Schwulsein war das Problem, nicht?“
„Irgendwie schon“, gestand ich schweren Herzens. „Ich meine … Es gibt so viele Menschen, die den Schwulen den Tod wünschen.“ Ungewollt erinnerte ich mich zurück. „Es fing in der Schulzeit mit Hänseleien an und ging dann immer weiter. Sie lachten einen aus, pöbelten herum, riefen irgendeinen Scheiß, wurden brutal.“ Tief atmete ich durch.
„Und das hat dich geschafft, nicht?“, wollte Uranus wissen.
„Es war die Hölle …“
„Und ist es immer noch“, sagte er gewiss.
„Ja, es ist immer noch so. Es hat sich eigentlich nicht viel verändert. Ich meine, in manchen Ländern werden Schwule gehängt, weil sie eben schwul sind, und ich werde weiterhin – nicht immer – blöd angemacht. Nie darf man das anziehen, was man will. Dauernd kommen irgendwelche Spinner daher und reden von: „Schützt unsere Kinder vor den Perversen!“ Was ist bitteschön pervers daran, wenn man die Hand seines Geliebten hält oder ihn auf der Straße küsst? Wo ist der Witz dabei? Was zum Henker ist so Verwerfliches daran, wenn man gerne nackt ist oder knappe Shorts anzieht, wenn es draußen warm ist? Ich verstehe das alles einfach nicht. Warum sind die Menschen so? Warum sind wir so?“
„Weil ihr euren Verstand nicht einsetzt, den man euch geschenkt hat!“, sagte Uranus leicht gehässig.
„Uranus!“, fluchte Neptun.
„Entschuldige, Neptun, aber es ist doch so. Schau dir die Menschen in der Dead-Zone an. Bekriegen sich selbst …“
„Dead-Zone?“, laberte ich verwirrt dazwischen. „Was ist denn die Dead-Zone?“
„Wir haben eure Welt neu geschaffen“, erzählte Neptun. „Schau hinauf zu den Sternen.“
„Wie jetzt?“, stutzte ich und kam ihrer Aufforderung nach. Das, was ich sah, war wunderschön. „Was ist das?“
„Die Erde, und zwar so, wie sie jetzt ist. Es gibt kein Leid mehr, kein Hass und für jeden Menschen ist Platz auf diesem wunderschönen Planeten.“
Da liefen zig Männer halb nackt durch die Straßen, manche sogar komplett entblößt. Einige der Herren befriedigten sich sogar gegenseitig. „Das ist ja …“
„Ein Paradies auf Erden“, sprach Uranus meine Gedanken aus. „Wir haben den Hass, all das Leid und den Tod ausgerottet.“
„Nicht ganz“, verneinte Neptun. „Den Tod haben wir nur abgewandelt.“
„Wie jetzt?“ Ich hatte echt ein Mühlrad im Kopf.
„Ihr Menschen“, sagte Neptun zu mir, „werdet alle 80 Jahre alt, bevor ihr das Zeitliche segnet und in eine andere Galaxie wandert.“
„Es gibt also ein Leben nach dem Tod?“
Neptun nickte zustimmend. „Keiner braucht sich mehr Gedanken darüber zu machen, vor dem 80. Lebensjahr zu sterben.“
„Es gibt keine Krankheiten mehr“, erzählte Uranus. „Wir haben eure Welt komplett erneuert. Natürlich könnt ihr weiterhin bluten und euch die Knochen brechen, aber sterben wird keiner von euch.“
„Zumindest nicht vor dem 80. Lebensjahr“, fügte Neptun hinzu. „Sex ist keine Sünde mehr und niemand muss hungern.“
„Wir haben zwei neue Kontinente erschaffen“, sagte Uranus und zeigte auf das Hologramm.
Das, was ich sah, ließ mein Herz aufblühen. Es war einfach wunderschön. Männer liebten sich. Fuck! Überall waren nur Männer!
„Und die Menschen, die uns nicht gehorchen wollten, haben wir in die Dead-Zone verbannt.“
„Dead-Zone?“, rätselte ich.
„Schau dort“, sagte Neptun.
Ein grausames Bild! Irgendwie erinnerte mich das Ganze an die alte Welt, nur dass dort die Sonne zu sehen war.
„Eine ewige Dunkelheit“, erzählte Uranus, „herrscht über der Dead-Zone. Kein Ausweg, nur die Einsicht kann sie retten.“
„Über 1,7 Milliarden verlorene Seelen, die das Leben der anderen 7,7 Milliarden erschweren wollen.“
Sofort rechnete ich im Kopf aus, wie viele Menschen das waren. „9,4 Milliarden Menschen?“, stutzte ich. „Wir hatten doch nur sieben oder so …“
„Du lebst im Jahr 2050“, erinnerte Uranus mich. „Die Anzahl der Menschen ist ein wenig gestiegen.“
„Ist ja der Wahnsinn“, gestand ich. „Das werden ja immer mehr.“
„Nein“, meinte Neptun. „Jetzt, da wir alles geregelt haben, werden keine weiteren mehr hinzu kommen – beziehungsweise es wird sich in Grenzen halten.“
„Wieso habt ihr mich hierher gebracht? Doch nicht, weil ich immer so ein netter und gutherziger Mensch war?“
„Nein, das mit Sicherheit nicht“, stimmte Uranus mir ohne Bedenken zu.
„Uranus“, kicherte Neptun. „Sei doch nicht immer so unfreundlich.“
„Bin ich nicht. Ich lüge einfach nicht.“
„Wieso dann?“, wollte ich endlich wissen.
„Weil von dir“, sagte Neptun, „eine unglaubliche Energie ausgeht und wir herausfinden müssen, warum das so ist.“
„Und was, wenn ihr es herausgefunden habt? Schickt ihr mich dann wieder zurück in meine Welt? Oder kommt es gar nicht dazu, weil ihr mich auseinandernehmen müsst, um es herauszubekommen?“
„Keine Angst“, sagte Neptun mit sanfter Stimme. „Wir werden dir nichts tun. Wir haben dich aus deiner Zeit geholt und du wirst nie wieder dorthin zurückkehren können.“
„Was ist mit meiner Familie? Meinen Freunden?“
„Hattest du denn welche?“, fragte Uranus mich.
Schwer schluckte ich. Zwar hatte ich keine wirklichen Freunde, aber ich hatte immerhin noch Familie. „Meine Mutter, meine Geschwister …“
„Sie sind zwar alle noch am Leben“, sagte Neptun zögernd, „aber sie denken, dass du tot bist.“
„Was?“
„Wir hatten leider keine andere Alternative. Ein Zeitsprung wäre für sie niemals gut ausgegangen. Außerdem hätte es den Lauf der Dinge zu sehr verändert.“
„Es wäre unmöglich gewesen“, fügte Uranus hinzu. „Du kannst froh sein, dass du noch lebst.“
Mit diesen Worten hatte Uranus mir einen Schrecken eingejagt. „Wie jetzt?“
„Wir hätten dich auf dem Weg hierher verlieren können.“
„Aber das“, sagte Neptun, „ist nicht eingetroffen, und wir sind froh, dich hier zu haben.“
„Wenn sie noch leben“, überlegte ich laut, „wie alt sind sie denn jetzt?“
„Rechne einfach 36 Jahre drauf“, erwiderte Uranus.
„Was?!“, sagte ich laut. „Meine Mutter ist jetzt schon 79?“
„Wenn sie dich mit 20 bekommen hat, dann ja“, stimmte er mir locker zu.
„Das bedeutet, dass sie in einem Jahr sterben wird!“
„Es ist in vier Monaten so weit“, korrigierte Neptun mich zurückhaltend.
„Oh mein Gott!“, fluchte ich. „Ich muss auf der Stelle zu ihr!“
„Sie denkt seit 36 Jahren, dass du tot bist“, meinte Uranus. „Es wäre für sie nicht gut, wenn du sie besuchen würdest.“
„Ich kann meine Mutter doch nicht einfach so sterben lassen, ohne mich vorher zu verabschieden!“
„Es könnte zu Erschütterungen von Zeit und Raum führen“, sagte Uranus. „Es geht nicht.“
„Es tut uns vom Herzen leid“, entschuldigte Neptun sich. „Doch Uranus hat recht. Jeden, den du von früher kanntest, darfst du nie wieder sehen.“
„Auch nicht meinen Bruder?“
„Auf keinen Fall“, verneinte Uranus.
Mir kam prompt eine Frage in den Sinn. „Wenn ihr doch Götter seid, dann könnt ihr mir doch sicherlich sagen, wer mein leiblicher Vater ist, nicht?“
Neptun schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, aber über ihn haben wir keinerlei Informationen, was recht seltsam ist.“
„Ich verstehe das alles nicht“, murmelte ich. Ich war total durcheinander.
„Wir werden dich jetzt zur Erde schicken“, sagte Uranus.
Es war zu früh. Zu viele Fragen waren noch offen. „Nein, ich will noch einiges wissen, bevor ich …“
Uranus war dagegen. „Nein!“
„Warum nicht?“
„Weil wir keine Zeit verlieren können!“
„Uranus!“, sagte Neptun mit einem strengen Blick.
„Wir haben ihm doch schon alles gesagt.“
„Dass du immer so ungeduldig sein musst“, kicherte sie. Neptun sah zu mir. „Du wirst alles schon noch verstehen. Wir haben ein schickes Häuschen für dich in der Bare-Street.“
„Bare-Street?“, rätselte ich. „Nackte Straße?“
„So kann man es auch interpretieren“ schmunzelte Uranus.
„Du wirst einige Infos von deinen Mitmenschen bekommen, doch erwähne niemals, dass du aus der Vergangenheit kommst. Dies könnte zu Chaos führen und wir müssten wohlmöglich immer mehr Menschen in die Dead-Zone verbannen.“
Ich verstand echt nicht, was das Ganze sollte. „Aber ich …“
„Du wirst“, unterbrach Uranus mich, „ein paar Prospekte auf dem Küchentisch finden. Schau Nachrichten, erkundige dich unauffällig und genieße dein neues Leben.“
„Mein neues Leben genießen?“
„Niemand wird sich darüber aufregen, dass du in zerrissener Shorts vor der Haustür stehst.“
„Aber ich stehe doch gar nicht …“ Einen Augenschlag später war ich plötzlich ganz woanders. Vor mir war eine Straße und auf der gegenüberliegenden Seite viele schicke Einfamilienhäuser. Verdutzt sah ich nach rechts, dann nach links. Alles war so märchenhaft. Eine Straße wie aus den schönsten Träumen. Obendrein ein wolkenloser Himmel und schön warm war es auch noch.
„Hallo!“, grüßte mich auf einmal ein Typ auf einem Fahrrad. Er hob die Hand und lächelte. Fuck! Der Kerl hatte gar nichts an!
Instinktiv schaute ich an mir herunter. Beschämend hielt ich mir hastig die Hände vor meiner zerrissenen Shorts, denn wirklich alles baumelte heraus. Langsam schielte ich nach links.
„Hallo!“, grüßte mich ein halb nackter Typ, der mit dem Gartenschlauch seinen Rasen wässerte. „Ein herrlicher Tag, nicht?“
Ich nickte überirdisch schnell, drehte mich um und blickte auf eine Haustür. Irgendwie hatte ich das Gefühl, als ob das mein Haus sein würde und stürmte einfach hinein. Voller Wucht schlug ich die Tür hinter mir zu und lehnte mich an diese an. Tief atmete ich durch. Was geschieht hier nur mit mir?