Ich wollte nicht mehr mit ansehen, wie der Gott der Heterosexuellen, dessen Namen man kaum aussprechen konnte, die schwulen Männer folterte. Es war einfach zu viel für meine Nerven. Was hatte er nur davon, wenn er Homosexuelle quälte? Tränen flossen meine Wangen entlang.
„Ihr sollt alle sterben!“, lachte er schadenfroh und tötete einen Schwulen nach dem anderen. „Sterbt, ihr Missgeburten!“
Aufhören , flehte ich im Geiste.
„Sterbt!“ Es schien ihm unermesslich viel Spaß zu bereiten, einen schwulen Mann auseinander zu nehmen. Wieder und wieder dröhnte seine abscheuliche Lache in meinen Ohren.
Aufhören , bat ich. Nicht – bitte!
„Weg mit euch! Und mit dir!“ Das Blut spritzte, Körperteile flogen umher.
So hör doch endlich auf. Es war zu viel für meine Nerven. Als ich dann auch noch mit ansehen musste, wie er das Herz eines jungen Boys aus der Brust riss, brach ich noch heftiger in Tränen aus.
„Macht das einen Spaß!“ Hetoaepahihja warf mit Innereien um sich, badete in Blut.
Plötzlich durchfuhr mich eine unglaubliche Macht. Ein unfassbares Gefühl! Mit Gewalt riss ich die Lippen auseinander und brüllte: „Aufhören!“ Helles Licht schoss aus all meinen Poren. All meine Wunden heilten, die Schwulen wurden erlöst und die beiden bestraften Götter befreit und geheilt.
„Was ist das?!“ Der Gott der Heterosexuellen hielt sich schützend die Hände vors Gesicht. Die Dunkelheit wurde durch mein Licht erhellt. Langsam schaute er wieder hinter seinen Händen hervor und geschockt in meine Richtung. „Was bist du?“
Aus mir sprach eine Stimme, die ich nicht kontrollieren konnte. „Unser Leid soll dein Verderben werden!“ Ich streckte die Hand aus und ließ Hetoaepahihja erstarren.
„Was machst du mit mir? Wer zur Hölle bist du?!“
„Ich bin der Sohn Gottes!“
Uranus und Neptun schienen erstaunt. „Der Sohn Gottes?!“, sagten sie zur gleichen Zeit.
„Jesus?!“, dachte Hetoaepahihja.
„Nein“, meinte ich leise. „Chris. Chris Raw!“, brüllte ich ihm dann entgegen und ließ ihn in farbenfrohen Flammen schmorren.
Der Gott der Heterosexuellen schrie auf. Lichtstrahlen knallten aus ihm. „Nein, nein!“ Voller Wucht explodierte er. Zurück blieb nur glitzernder Staub.
Uranus und Neptun verneigten sich vor mir, griffen nach meinen Händen und drückten ihnen einen Kuss auf.
„Wir hatten ja keine Ahnung“, sagte Neptun. „Es tut uns so leid.“
„Wir hätten es wissen müssen“, fügte Uranus hinzu.
„Seid keine Narren und steht auf!“, befahl die Stimme aus mir.
Die beiden Götter erhoben sich und sahen mich wortlos an.
„Ihr habt Gutes getan. Kümmert euch bitte weiterhin um die Menschen, denn ich soll ein normales Leben führen. So wünscht es mein Vater.“
„Aber natürlich“, bejahte Uranus achtungsvoll.
„Bitte, ihr müsst den Planeten wieder heilen und all diejenigen verbannen, die einen Fehler im Gehirn haben. Meine Kräfte reichen leider nicht mehr aus.“
„Wir werden unser Bestmöglichstes tun, Sohn des Erdengottes.“
„Und lasst den Chris vergessen. Er soll nicht abheben, nur weil er der Sohn des Erdengottes ist.“
„Werden wir“, versprach Uranus. „Aber da wir schon mal beim Thema sind – wo ist er?“
„Genau“, stimmte Neptun ihm zu. „Wo ist der Erdengott?“
„Wenn ich das nur wüsste. Aber ihr werdet ihn schon noch finden.“ Plötzlich verschwand das Licht um mich herum, und ich hatte wieder die Kontrolle über meinen Körper erlangt. Ganz schwindelig wurde mir. Erschöpft ging ich zu Boden.
„Macht des Uranus‘“, hörte ich den Gott rufen.
„Macht der Neptun!“, rief die Göttin.
„Was zur Hölle?“, murmelte ich verwirrt und sah nur noch, wie alles immer heller wurde. Für einen Moment dachte ich, dass ich blind werden würde. Panisch hielt ich mir schützend die Hände vors Gesicht. Nach einigen Sekunden der Stille traute ich mich, die Augen wieder zu öffnen.
„Sieh einer an“, schmunzelte Uranus. „Chris ist also einer der Söhne Gottes.“
„Und ich dachte immer“, sinnierte Neptun, „dass er gar keine hätte.“
Fragend schaute ich zu den beiden auf. „Kann mir mal jemand erklären, was ich hier mache?“
„Er scheint sich an nichts erinnern zu können“, flüsterte Uranus ihr zu.
„So, wie es sein sollte.“
„Häh?“, stutzte ich. „Wie sollte was sein?“
„Komm“, meinte Uranus und reichte mir seine Hand. „Ich helf dir auf.“
„Was ist geschehen?“, wollte ich durcheinander wissen und erhob mich. Ganz wackelig war ich auf den Beinen.
„Ach, nichts Besonderes“, behauptete Neptun. „Du hattest dir beim Sport den Kopf angeschlagen und wir haben dich zur Erholung zu uns gebracht.“
„Den Kopf?“
„Du bist gegen einen Baum gerannt“, feixte Uranus.
„Bin ich das?“ Ich konnte mich wirklich nur noch daran erinnern, dass ich es mit einer ausdauernden Sau vor einer Uranus-Kirche getrieben hatte.
„Sah lustig aus“, kam es höhnisch von Neptun. „Aber jetzt geht es dir wieder gut.“
„Wohin gehen wir denn jetzt?“
„Wir bringen dich zurück nach Hause“, antwortete sie.
„Ja, ich bitte drum.“ Ich ging mit den beiden mit. Laut rumorte mein Magen. „Mann, habe ich einen Kohldampf!“
Die beiden Götter kicherten. „Ja, das ist unser Chris“, sagte Neptun freudig.
„Immer hungrig“, fügte Uranus hinzu.
„Und ständig geil.“
Jupp , dachte ich und nickte zustimmend. Einen Wimpernschlag später stand ich plötzlich vor meinem Haus. Fragend schaute ich an mir herab. Hatte ich nicht vorhin noch etwas anderes an?, rätselte ich und fasste an das Berlin Suit von Slick It Up. „Seltsam“, murmelte ich.
„Hallo!“, grüßte mich plötzlich eine freundliche und angenehm zarte Stimme.
Fragend drehte ich mich um und war begeistert! Wer in Gottes Namen ist das?! Dieser hübsche Bengel mit dem mittellangen, blonden Haar, in dem sich ein paar schwarze Strähnchen befanden, guckte mich mit seinen wunderschönen, blauen Augen an und hatte ein sanftes Lächeln auf den Lippen. Vorsichtig schielte ich auf sein Outfit. Mann, wurde mir heiß, als ich auf seine engen Lederchaps äugte.
„Alles in Ordnung?“, erkundigte er sich liebevoll.
„Ähm … ja …“ Eindringlich sah er mich an. Dieses fremde Gefühl, das in mir aufkam, fühlte sich mehr als nur erregend an. „Kennen wir uns?“
Er schmunzelte. „Nein, noch nicht, aber es wundert mich, dass du mich nicht erkennst.“
Mit meiner Antwort zögernd betrachtete ich ihn. „Ähm …“
Kichernd hielt er sich die Hand vor den Mund. „Du bist süß.“
Ganz verlegen wurde ich. „Danke dir.“
„Ich bin der Alec“, stellte er sich vor.
Alec? Etwa der Alec?! Ich machte große Augen. Jetzt verstand ich, warum jeder ihn so begehrte. Fuck, war das ein Bild von einem Mann! Auf der Stelle war ich in ihn verknallt! „Hi! Bin der Chris.“
„Hey, Chris“, lächelte er. „Wohnst du hier?“
„Ja, gleich hier.“
„Gut zu wissen“, meinte er und ging mit einem frechen Grinsen an mir vorbei.
Fragend schaute ich ihm nach.
Alec blieb stehen und blickte über die Schulter. „Bei diesem Hintern könnte ich eines Tages noch schwach werden“, sagte er und zwinkerte mir zu. „Vielleicht treffen wir uns ja mal.“
„Klar, gerne“, erwiderte ich schüchtern.
„Dann bis die Tage“, verabschiedete Alec sich und lief weiter.
Wahnsinn! , dachte ich nur noch, während ich ihm auf die strammen Arschbacken starrte, die so schön von rechts nach links wackelten. „Voll der Burner“, schwärmte ich leise und gaffte ihm fast schon sabbernd hinterher.