Seine geistliche Musik wurde in den letzten Jahrzehnten wiederentdeckt. Seine Oratorien sind ein Beispiel für den italienischen Einfluss: Sie übertragen die in Italien entstandene Gattung der Vertonung biblischer Geschichten in die französische Musikkultur.
Er wurde in Paris geboren, studierte 1663 bis 1667 in Rom bei Carissimi – einem Meister des frühen italienischen Oratoriums. Ab 1670 wirkte er in höfischen Diensten, ab 1672 in Zusammenarbeit mit Molière, am Theater. Das führte zu einer Rivalität mit Lully und hemmte seine weitere Karriere. Nach dem Tod Molières (1673) arbeitete Charpentier sowohl für das Theater als auch für adelige und geistliche Auftraggeber, vor allem für die Jesuiten und ihr geistliches Theater. 1698 wurde er musikalischer Leiter der Sainte Chapelle – eine angesehene Funktion im Pariser Musikleben, die er bis zu seinem Tod ausübte.
Das Fernsehen förderte seine Wiederentdeckung, seit der einleitende Marsch seines Te Deum als Signation für Eurovisionssendungen verwendet wurde. Sein weltlich wirkendes Temperament ist auch in der Kirchenmusik spürbar. Die Werke für das Musiktheater sind weithin vergessen, doch seine geistliche Musik war der Wiedererweckung wert. Darunter finden sich neben dem berühmten Te Deum zahlreiche Messen, Psalmen, Motetten, Kantaten und 18 Oratorien, darunter eines zum Weihnachtsfest. Eine Messe de Minuit, für die Christmette unter Verwendung von volkstümlichen Weihnachtsliedern seiner Zeit, ist von besonderem Charme.
Ohrwurm: der Eröffnungsmarsch des »Te Deum«